Zwerg hat geschrieben: ↑31 Mär 2020 11:57
Tania hat geschrieben: ↑30 Mär 2020 21:18
Der Fehler in dem Plan ist: wir haben KEINE AHNUNG, wie viele Menschen wirklich infiziert sind.
Das ist doch nicht der einzige Fehler an diesem Plan. Das Zurückverfolgen von Infektionsketten ergibt ab einem bestimmten irgendwann ganz unvermeidlich erreichten Punkt keinen Sinn mehr. Ob der bei geschätzten 100.000 Infizierten in Deutschland oder bei 1 Mio. erreicht ist sei dahin gestellt.
Wenn es zeitnah tatsächlich gelänge, die korrekte Zahl von Infizierten zu bestimmen - also ausnahmslos jeden Infizierten zu erkennen - wäre ein Verfolgen der Ketten gar nicht mehr nötig. Da dies aber aktuell nicht möglich ist, verfolgt man parallel zwei Strategien: einerseits Rückverfolgen der bekannten Fälle, um so viele potentielle Virenverbreiter wie möglich isolieren zu können - und andererseits Minimierung der sozialen Kontakte, um sicherzustellen, dass sich die Ketten nicht unbegrenzt fortsetzen. Oder, in Zahlen: dass
pro Erkranktem weniger als eine Ansteckung erfolgt. Ist das erreicht, geht die Fallzahl von selbst zurück.
Insofern ist es schon sinnvoll, nur ausgewählte Personen mit vielen beruflichen Kontakten zu testen. Ein erkrankter Arzt kann innerhalb einer Woche drei Seniorenheime infizieren. Ein erkrankter Home-Office-Arbeiter kann maximal noch seine Familie anstecken, dann ist theoretisch Schluss. Praktisch gibt es leider noch das Schlupfloch "eine weitere Person". Wird es genutzt, um einsam lebenden Menschen wenigstens noch einen Sozialkontakt zu ermöglichen, funktioniert das Konzept immer noch. Wird es genutzt, damit sich ein Schüler Montag mit Kumpel A zum Basketball spielen trifft, Dienstag mit Kumpel B Inlinern geht und Mittwoch mit Kumpel C eine Radtour macht, hat diese eine Person das Potential, 3 andere anzustecken, die dann zu Hause ihre Eltern und ggf. Geschwister infizieren, welche wiederum Montags mit Kumpel A ....
Treffen sich hingegen zwei allein lebende Personen immer nur miteinander, dann kann A vielleicht B anstecken, B aber niemand anderen mehr als A (der es eh schon hat). In Zahlen: Infiziert durch A: 1, infiziert durch B: 0. Durchschnitt: 0.5 - Ziel erreicht.
Das funktioniert sogar noch, wenn sich eine größere soziale Gruppe immer nur untereinander trifft. A steckt dann vielleicht B und C an, B steckt D und E an - C, D und E haben niemanden mehr, den sie anstecken können. A: 2 B: 2, C,D,E: 0 - Durchschnitt 0.8. Immer noch kleiner als 1.
Eigentlich müsste sich an den Neuinfektions-Zahlen in 1-2 Wochen ablesen lassen, ob das Ganze so klappt, oder ob man die "1 Person außerhalb des Haushalts"-Regel noch verschärfen muss. Nur haben wir eben keine verlässlichen Neuinfektionszahlen ... es werden ja nur vorselektierte Gruppen getestet, aus denen nur bedingt Rückschlüsse auf die Gesamtsituation gezogen werden können.