Corona-Virus: Wie schlimm wird es? [Keine politischen Diskussionen! Der Thread wird sonst kommentarlos geschlossen!!]

[Vogel]

Infektionen im Umfeld von Schlachthöfen und deren Arbeiter (Coesfeld, Bad Bramstedt) haben glaube ich wenig mit den Lockerungen zu tun. Oder vielleicht indirekt, weil es irgendwann da mal eingeschleppt werden muss, dass es dazu kommt, aber die Größe des Ausbruchs hängt davon dann nicht ab.
[...]

Haben die beiden Fälle soviel Einfluss auf die Reproduktionszahl in Gesamt-Deutschland??

[Reinhard]

Bei aktuell +1251 Fälle am Tag würde so ein 100-Personen-Ausbruch 8% ausmachen, oder ~0,09 an der Reproduktionszahl (ob das tatsächlich so linear in diese Berechnung eingeht, weiß ich nicht).

Es bleibt die Frage, wie man solche potentiellen Großinfektionsherde besser vor einem Ausbruch schützt. Kann ja nicht die Lösung sein, dass man sich damit beruhigt, dass es leicht ist, diese Stätte in Quarantäne zu schicken. Bevor man es merkt, waren die Infizierten wahrscheinlich schon sonstwo und haben weiter angesteckt.

[uhu72]

Bei aktuell +1251 Fälle am Tag würde so ein 100-Personen-Ausbruch 8% ausmachen, oder ~0,09 an der Reproduktionszahl (ob das tatsächlich so linear in diese Berechnung eingeht, weiß ich nicht).

Woher beziehst du die Zahl 1251?
Oft wird das Meldedatum publiziert. Auch bei JHU. Entscheidend ist aber das Infektionsdatum und das steht nirgendwo. Beim RKI kann man ja wenigstens seit einiger Zeit das Erkrankungsdatum sehen. Davon muss man nochmals etwa sechs Tage in die Vergangenheit blicken und dann hat man das Infektionsdatum.

[Reinhard]

Bei aktuell +1251 Fälle am Tag würde so ein 100-Personen-Ausbruch 8% ausmachen, oder ~0,09 an der Reproduktionszahl (ob das tatsächlich so linear in diese Berechnung eingeht, weiß ich nicht).

Woher beziehst du die Zahl 1251?

Vom Dashboard des Robert-Koch-Instituts bei + X zum Vortag.

Ich muss noch den Wert vom Samstag (also die Zunahme von Freitag auf Samstag?) erwischt haben, aktuell steht da "+ 667".

[Axolotl]

Ich bin optimistisch - in anderen Ländern geht es trotz Lockerung auch runter.

Was man aber im dem Kontext sehen muss, dass andere Länder viel striktere Maßnahmen ergriffen haben (bis hin zu Ausgangsperren und rigorosen Kontaktverboten). Lockern bedeutet dort, dass sie jetzt auf Maßnahmen zurückschalten, die wir hier bis vor zwei Wochen hatten.

[uhu72]

Bei aktuell +1251 Fälle am Tag würde so ein 100-Personen-Ausbruch 8% ausmachen, oder ~0,09 an der Reproduktionszahl (ob das tatsächlich so linear in diese Berechnung eingeht, weiß ich nicht).

Woher beziehst du die Zahl 1251?

Vom Dashboard des Robert-Koch-Instituts bei + X zum Vortag.

Ich muss noch den Wert vom Samstag (also die Zunahme von Freitag auf Samstag?) erwischt haben, aktuell steht da "+ 667".

Ah, Danke für die Erklärung. Hatte mich schon gewundert. Ja, die kleinen Zahlen sind tückisch.

[Vogel]

Was man aber im dem Kontext sehen muss, dass andere Länder viel striktere Maßnahmen ergriffen haben (bis hin zu Ausgangsperren und rigorosen Kontaktverboten). Lockern bedeutet dort, dass sie jetzt auf Maßnahmen zurückschalten, die wir hier bis vor zwei Wochen hatten.

Ich bezog mich hier z.B. auf Dänemark. Allerdings habe ich gerade mal Anzahl Neuinfektionen und Bevölkerungszahl im Vergleich zu Deutschland angeschaut- und merke gerade selber, schlechtes Beispiel.

[Axolotl]

Ich bezog mich hier z.B. auf Dänemark. Allerdings habe ich gerade mal Anzahl Neuinfektionen und Bevölkerungszahl im Vergleich zu Deutschland angeschaut- und merke gerade selber, schlechtes Beispiel.

Achso. Gut, die Skandinavier gehen da sehr eigenwillige Wege. Vor allem Schweden.

Na ja, ich bin gespannt wie das jetzt weitergeht. Die neuesten Zahlen vom RKI sind besorgniserregend. Aber Leute die in den letzte zwei Wochen gemahnt haben, wurden ja als Spinner und Aluhutträger verunglimpft. Der Trend bei der Reproduktionszahl deutet aber derzeit eher darauf hin, dass diese Spinner und Aluhutträger recht hatten. Mal gucken ob sich der Trend bestätigt und wir demnächst einen zweiten, deutlich längeren Lockdown durchstehen müssen.

[Vogel]

[...] Aber Leute die in den letzte zwei Wochen gemahnt haben, wurden ja als Spinner und Aluhutträger verunglimpft. Der Trend bei der Reproduktionszahl deutet aber derzeit eher darauf hin, dass diese Spinner und Aluhutträger recht hatten. [...]

War das nicht anders herum?

[Tania]

Ich beobachte gerade amüsiert die Auswirkungen der Obergrenze-Regelung. Da scheint es den Trend zu "ach, wieso den ganzen Kreis dicht machen, das war doch nur ein Ausbruch in einem einzigen Werk/Pflegeheim/Krankenhaus, das haben wir im Griff" zu geben.

Wann wird man wohl eine Notwendigkeit sehen, einen ganzen Kreis dicht zu machen? Wenn bei 50 nicht miteinander verbundenen Ärzten im Kreis Patienten mit so schweren Symptomen aufgetaucht sind, dass sie getestet werden, das Ergebnis nach paar Tagen vorliegt und nach paar weiteren Tagen beim RKI angekommen ist? Oder heisst es dann "die waren ja schon letzte Woche krank und sind inzwischen alle wieder gesund oder im Krankenhaus, das ist doch echt kein Grund, wir testen einfach nur die Kontaktpersonen" ?

Abwarten....

[Reinhard]

Warum eigentlich betonen alle die Leute, die sich gegen Grundrechtseinschränkungen wie beispielsweise Impfpflicht oder Versammlungsrecht einsetzen, dass Covid-19 ihrer Ansicht nach so harmlos sei?
(Zumindest diejenigen, die mir so bei meinem Informationsweg über den Weg kreuzen.)


a) bei mir verlieren sie auf diese Weise Glaubwürdigkeit, weil ich das eben nicht für so harmlos halte.

Im Kopf weiß ich zwar, dass die Glaubwürdigkeit im einen und im anderen Bereich nicht unbedingt was miteinander zu tun haben müssen. Aber trotzdem geht bei mir das innere Seufzen los. "Noch so einer ..."


b) sie schaden damit doch ihrer eigenen Argumentation. (Aus meiner Sicht zumindest.) Wenn das Versammlungsrecht das übergeordnete Recht ist, dann es kann es nicht wegen einer Gesundheitsverordnung aufgehoben werden. Mit Gesundheitsauflagen versehen, ja, das schon, aber dabei bleibt es dann auch. Aber dann hat die Gefährlichkeit der Epidemie doch nur Auswirkungen auf diese Auflagen und nicht auf das Versammlungsrecht. Wenn Ebola epidemisch ausgebrochen wäre, dann wären halt Ganzkörperkondome vorgeschrieben oder 6 Meter Abstand oder Überdruckanzüge oder was auch immer. Auf das Grundrecht selbst hat es aber keinen Einfluss.

Wenn jemand hingegen daherkommt und die Rechtmäßigkeit der Einschränkung mit der Gefährlichkeit verbindet, dann rechtfertigt derjenige, der die Maßnahmen kritisiert sie eigentlich. Dann wird es ja Abwägungsangelenheit ab welcher Gefährdungslage die Einschränkungen möglich sind. Und über die Gefährlichkeit kann man offensichtlich immer noch unterschiedlicher Meinung sein, und auch ab wann ein Umschalten vom Vorsicht- in einen Mehr-Oder-Weniger-Normal-Modus stattfindet kann man andere Ansichten haben, und es wird einigermaßen schwierig, jemandem Überschreiten seines Ermessensspielraums nachzuweisen und so. Das ist doch schon im Ansatz zum Scheitern verurteilt.

Auf die Weise verteidigt man doch nicht seine Rechte.

[Reinhard]

Ich beobachte gerade amüsiert die Auswirkungen der Obergrenze-Regelung. Da scheint es den Trend zu "ach, wieso den ganzen Kreis dicht machen, das war doch nur ein Ausbruch in einem einzigen Werk/Pflegeheim/Krankenhaus, das haben wir im Griff" zu geben.

Das hat übrigens Kekulé in einem der Podcasts auch schon angemerkt, dass es einen Unterschied macht, ob man 20 Fälle bei einem Ausbruch in einem Hotel entdeckt (das war sein Beispiel IIRC) und weiß wo es herkommt und die nimmt man dann alle in Quarantäne, oder ob man 20 Fälle irgendwo verteilt im Landkreis sieht, die erstmal keinen erkennbaren Bezug miteinander haben.

Bei solchen Großausbrüchen ist halt die Frage, wie rechtzeitig man es bemerkt hat. Wenn man jetzt halt beispielsweise 100 Leute in Quarantäne hat, ist es nur ein kleiner Blip in der Statistik. Wenn aber vorher jeder von den hundert noch einen angesteckt hat, die weiter frei herumlaufen, dann hat man ein Problem. (Und wenn es Altenheim betrifft, werden voraussichtlich ein paar der Infizierten in die Totenstatistik eingehen. )

Wann wird man wohl eine Notwendigkeit sehen, einen ganzen Kreis dicht zu machen? Wenn bei 50 nicht miteinander verbundenen Ärzten im Kreis Patienten mit so schweren Symptomen aufgetaucht sind, dass sie getestet werden, das Ergebnis nach paar Tagen vorliegt und nach paar weiteren Tagen beim RKI angekommen ist? Oder heisst es dann "die waren ja schon letzte Woche krank und sind inzwischen alle wieder gesund oder im Krankenhaus, das ist doch echt kein Grund, wir testen einfach nur die Kontaktpersonen" ?

Abwarten....

Das Problem mit dieser mistig hohen Dunkelziffer ist, dass man annehmen muss, dass für jeden, der sich krankmeldet noch 2 oder 3 oder 4 Infizierte frei herumlaufen. Oder wie groß halt die Dunkelziffer ist. (Aber trotzdem ist eine hohe Dunkelziffer besser als eine hohe Infektionssterblichkeit.)

[Tania]

Weiß eigentlich jemand, wie die Infizierten im Landkreis gezählt werden? Also falls jetzt 1500 Hamburger beschließen, ihren Urlaub auf Rügen zu verbringen (für gewöhnlich sind es mehr) und dort 10% anfangen zu husten, getestet werden und kurz nach Ende ihres Urlaubs ein positives Ergebnis zugeschickt bekommen? Wird dann der Landkreis Vorpommern/Rügen (220.000 Einwohner) geschlossen? Oder Hamburg - obwohl dort 150 Infizierte weit unter der Grenze sind? Oder beide? Oder keiner?

[knopper]

Ich beobachte gerade amüsiert die Auswirkungen der Obergrenze-Regelung. Da scheint es den Trend zu "ach, wieso den ganzen Kreis dicht machen, das war doch nur ein Ausbruch in einem einzigen Werk/Pflegeheim/Krankenhaus, das haben wir im Griff" zu geben.

Wann wird man wohl eine Notwendigkeit sehen, einen ganzen Kreis dicht zu machen? Wenn bei 50 nicht miteinander verbundenen Ärzten im Kreis Patienten mit so schweren Symptomen aufgetaucht sind, dass sie getestet werden, das Ergebnis nach paar Tagen vorliegt und nach paar weiteren Tagen beim RKI angekommen ist? Oder heisst es dann "die waren ja schon letzte Woche krank und sind inzwischen alle wieder gesund oder im Krankenhaus, das ist doch echt kein Grund, wir testen einfach nur die Kontaktpersonen" ?

naja aber wenn es nun wirklich nur in einer einzigen Einrichtung war und man deshalb, übertriebenermaßen, den ganzen Kreis dicht macht wäre auch nicht so toll. Das ist das Problem daran.
Ich würde den Kreis erst dicht machen wenn in mehreren Einrichtungen (Schulen usw..) gleichzeitig überall Fälle auftauchen, aber bei Einzelfällen wäre ich vorsichtig.

[Lazarus Long]

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Meines Wissens: Wohnort.

[Antonia]

Würdet ihr euch mit eurer besten Freundin/eurem besten Freund treffen, der euch darum gebeten hat, die/der aber zur Risikogruppe 1 gehört mit Vorerkrankungen und die/der bei Ansteckung mit Corona mit 100% Wahrscheinlichkeit sterben würde? Auch mit Abstandeinhaltung und Maske gibt es ja immer noch ein Restrisiko.

[Cavia]

Würdet ihr euch mit eurer besten Freundin/eurem besten Freund treffen, der euch darum gebeten hat, die/der aber zur Risikogruppe 1 gehört mit Vorerkrankungen und die/der bei Ansteckung mit Corona mit 100% Wahrscheinlichkeit sterben würde? Auch mit Abstandeinhaltung und Maske gibt es ja immer noch ein Restrisiko.

Ja, es ist ihre Entscheidung. Manche Leute halten die Einsamkeit vielleicht einfach nicht mehr aus. Vor allem, weil kein Ende in Sicht ist.

[uhu72]

Würdet ihr euch mit eurer besten Freundin/eurem besten Freund treffen, der euch darum gebeten hat, die/der aber zur Risikogruppe 1 gehört mit Vorerkrankungen und die/der bei Ansteckung mit Corona mit 100% Wahrscheinlichkeit sterben würde? Auch mit Abstandeinhaltung und Maske gibt es ja immer noch ein Restrisiko.

Ja, wenn ich die Möglichkeit habe, das Restrisiko auf ein vertretbares Mass zu reduzieren, könnte ich mir das gut vorstellen.
Bei 2m Abstand, Mund-Nasemasken, am besten beide etwas mit FFP und im Freien sollte das Restrisiko nahezu Null sein.

[Reinhard]

Würdet ihr euch mit eurer besten Freundin/eurem besten Freund treffen, der euch darum gebeten hat, die/der aber zur Risikogruppe 1 gehört mit Vorerkrankungen und die/der bei Ansteckung mit Corona mit 100% Wahrscheinlichkeit sterben würde? Auch mit Abstandeinhaltung und Maske gibt es ja immer noch ein Restrisiko.

Bei niemandem ist die Wahrscheinlichkeit wegen der Vorerkrankungen so groß. In der Hinsicht darf man Vorerkrankungen plus Infektion auch nicht als sicheres Todesurteil ansehen.

(Außer wenn die Sterbewahrscheinlichkeit in nächster Zeit sowieso schon SEHR hoch ist, und da denke ich an Hospizbewohner oder so. Aber dann freut sich derjenige vielleicht mehr über den Besuch als dass es das Leben verkürzt.)

[desigual]

Würdet ihr euch mit eurer besten Freundin/eurem besten Freund treffen, der euch darum gebeten hat, die/der aber zur Risikogruppe 1 gehört mit Vorerkrankungen und die/der bei Ansteckung mit Corona mit 100% Wahrscheinlichkeit sterben würde? Auch mit Abstandeinhaltung und Maske gibt es ja immer noch ein Restrisiko.

Würde ich von dem eigenen Risiko erkrankt zu sein, abhängig machen. Ich hatte in den letzten zwei Wochen (beruflich bedingt, zusätzlich einige nicht vermeidbare privat-organisatorische Termine) viele soziale Kontakte und bezweifle, dass die Maßnahmen im Falle des Falls eine Ansteckung verhindert hätten. Daher könnte ich mir gerade nicht vorstellen, jemanden aus Risikogruppe 1 zu treffen.
(Ich gehe davon aus, dass sich die Zahl meiner Kontakte in der nächsten Zeit wieder verringert und würde auf dann vertrösten. Bzw. so handhabe ich das jetzt auch mit meiner Mutter.)