Ehemaligen Mobbern begegnen

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Finnlandfreundin
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Re: Ehemaligen Mobbern begegnen

Beitrag von Finnlandfreundin »

Einsamer Igel hat geschrieben: 02 Sep 2021 16:40 Ich habe viel häufiger über die Lehrer nachgedacht. Was die sich dabei gedacht haben. Ich würde denen gerne meine Sichtweise mitteilen. Aber das ist zu lange her, die sind wohl fast alle schon unter der Erde. Und sie wären vermutlich der Ansicht, nix falsch gemacht zu haben. Na danke, das brauche ich nicht.
Ich würde sagen, sie haben es nicht wahrgenommen, wenn nichts dagegen unternommen wurde.

Ich hatte mich bspw nicht den Lehrern anvertraut und meine Mobber hatten mich immer beleidigt oder etwas weggenommen und / oder kaputt gemacht, wenn kein Lehrer dabei war. Und da ich sie nie verraten hatte, da ich Angst vor ihnen hatte, waren sie sich sicher, dass ich den Mund halte.

Ich kann mich nicht daran erinnern, ob wir Sensibilisierungskurse hatten, in denen bspw mit der Klasse besprochen wird, wie sich jemand fühlt, der ausgeschlossen wird, der beleidigt wird, der geschlagen wird. Wo aufgezeigt wird, was man tun kann, wenn man Mobbing mitbekommt. Dazu zählt auch, einem Lehrer, dem man vertraut, sich anzuvertrauen. Aber auch Mitschüler können sich an Lehrer wenden, wenn sie etwas bemerken. Einzelne Schüler der Klasse werden dabei nicht an den Pranger gestellt.

Erst, wenn man sich Hilfe holt oder jemand Anderes es tut, kann etwas dagegen getan werden.

So war es bei mir auch. Mit Lehrern wollte ich nicht reden, aber mit meinem Vater konnte ich über alles reden. Ich wollte aber auch nicht, dass er mit den Lehrern redet. Irgendwann hatte der eine Idee und schlug mir einen Deal vor - wenn ich mich irgendwann gegen das Mobbing wehren, bekomme ich 50 DM. Es dauerte eine Weile, aber irgendwann war es mir zu viel. Als einer der Hauptmobber wieder anfing mich zu beleidigen, schlug ich auf ihn ein. Ich konnte kaum gebändigt werden. Das blieb von den Lehrern natürlich nicht unentdeckt. Ich musste zur Schulleitung und meine Eltern wurden angerufen. Nach dem Elterngespräch wurde mit den Eltern von ihm gesprochen und meine Mitschüler sollten sich äußern. Meine Freunde und fast alle anderen Mitschüler bestätigten das Mobbing. Ich wurde danach größtenteils von den Anderen in Ruhe gelassen, aber mein Vertrauen in das Gute war weg. Ich war nicht in der Lage auf meine Mitschüler zuzugehen. Ich hatte paar Freunde, größtenteils aber aus anderen Klassen.
Auch wenn das Mobbing in der 11. Klasse vorbei war und ich durch das Kurssystem auch mit Anderen zusammen kam, fiel es mir auch weiterhin schwer, Kontakte zu knüpfen. Das änderte sich erst zum Studium. Vielleicht ging es mir da leichter von der Hand, da ich zum Einen mit Kampfsport begonnen hatte und zum Anderen durch den Verein Kontakt zu Anderen hatte, die nichts von meiner Mobbingvergangenheit wussten.
Kleiner Mann

Re: Ehemaligen Mobbern begegnen

Beitrag von Kleiner Mann »

Finnlandfreundin hat geschrieben: 02 Sep 2021 21:32
Einsamer Igel hat geschrieben: 02 Sep 2021 16:40 Ich habe viel häufiger über die Lehrer nachgedacht. Was die sich dabei gedacht haben. Ich würde denen gerne meine Sichtweise mitteilen. Aber das ist zu lange her, die sind wohl fast alle schon unter der Erde. Und sie wären vermutlich der Ansicht, nix falsch gemacht zu haben. Na danke, das brauche ich nicht.
Ich würde sagen, sie haben es nicht wahrgenommen, wenn nichts dagegen unternommen wurde.

Ich hatte mich bspw nicht den Lehrern anvertraut und meine Mobber hatten mich immer beleidigt oder etwas weggenommen und / oder kaputt gemacht, wenn kein Lehrer dabei war. Und da ich sie nie verraten hatte, da ich Angst vor ihnen hatte, waren sie sich sicher, dass ich den Mund halte.

Ich kann mich nicht daran erinnern, ob wir Sensibilisierungskurse hatten, in denen bspw mit der Klasse besprochen wird, wie sich jemand fühlt, der ausgeschlossen wird, der beleidigt wird, der geschlagen wird. Wo aufgezeigt wird, was man tun kann, wenn man Mobbing mitbekommt. Dazu zählt auch, einem Lehrer, dem man vertraut, sich anzuvertrauen. Aber auch Mitschüler können sich an Lehrer wenden, wenn sie etwas bemerken. Einzelne Schüler der Klasse werden dabei nicht an den Pranger gestellt.

Erst, wenn man sich Hilfe holt oder jemand Anderes es tut, kann etwas dagegen getan werden.

So war es bei mir auch. Mit Lehrern wollte ich nicht reden, aber mit meinem Vater konnte ich über alles reden. Ich wollte aber auch nicht, dass er mit den Lehrern redet. Irgendwann hatte der eine Idee und schlug mir einen Deal vor - wenn ich mich irgendwann gegen das Mobbing wehren, bekomme ich 50 DM. Es dauerte eine Weile, aber irgendwann war es mir zu viel. Als einer der Hauptmobber wieder anfing mich zu beleidigen, schlug ich auf ihn ein. Ich konnte kaum gebändigt werden. Das blieb von den Lehrern natürlich nicht unentdeckt. Ich musste zur Schulleitung und meine Eltern wurden angerufen. Nach dem Elterngespräch wurde mit den Eltern von ihm gesprochen und meine Mitschüler sollten sich äußern. Meine Freunde und fast alle anderen Mitschüler bestätigten das Mobbing. Ich wurde danach größtenteils von den Anderen in Ruhe gelassen, aber mein Vertrauen in das Gute war weg. Ich war nicht in der Lage auf meine Mitschüler zuzugehen. Ich hatte paar Freunde, größtenteils aber aus anderen Klassen.
Auch wenn das Mobbing in der 11. Klasse vorbei war und ich durch das Kurssystem auch mit Anderen zusammen kam, fiel es mir auch weiterhin schwer, Kontakte zu knüpfen. Das änderte sich erst zum Studium. Vielleicht ging es mir da leichter von der Hand, da ich zum Einen mit Kampfsport begonnen hatte und zum Anderen durch den Verein Kontakt zu Anderen hatte, die nichts von meiner Mobbingvergangenheit wussten.
Sehr schwieriges Thema wie ich finde. Habe leider die Erfahrung gemacht, dass Lehrer mit Mobbing sehr überfordert sind und gar nicht die Kompetenz besitzen dagegen etwas zu tun. Als naiver 6. Klässler habe ich damals einer Lehrerin gesagt, dass mir ein Mitschüler immer die Federmappe wegnahm. Das einzige was sie tat ist den Mitschüler darauf anzusprechen und ihn darum zu bitten das zu unterlassen. Wie jeder mit ein wenig Mobbingerfahrung sich wohl vorstellen kann, machte das die Situation nur schlimmer.
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Re: Ehemaligen Mobbern begegnen

Beitrag von Nina85 »

Meine Schulzeit war nicht sehr schön und wenn man ehrlich ist, ist sie heute noch ein Teil meiner Angst vor Vertrauen und der Grundeinstellung dass alle Menschen es
grundsätzlich nicht gut mit mir meinen.
Ich arbeite als Erzieherin in einer Kita und bin nach rund 16 Jahren auf 3 meiner ehemaligen Mitschüler getroffen. Das war wirklich komisch und ich glaube für die 3 nicht besonders angenehm. Ich soll jetzt ihre Kinder betreuen. Für mich stand schnell eine professionelle Haltung im Vordergrund und ich hab alles zum Wohle der Kids gut gehändelt. Was ich aber abgelehnt habe waren die Aufgaben, wie Elterngespräche etc. So konnte ich das bisher ganz gut händeln. Mittlerweile hat sich 1der 3 aufrichtig bei mir entschuldigt und wir gehen sogar zusammen Kaffe trinken. So klappt es dass ich mich mit kleinen Schritten mit meiner Vergangenheit aussöhnen kann
Es ist wie es ist, aber es wird was du daraus machst!
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RomNey
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Re: Ehemaligen Mobbern begegnen

Beitrag von RomNey »

Eliza Jane hat geschrieben: 01 Sep 2021 19:39 In dem Altenheim, in dem meine Eltern untergebracht sind, wohnt auch die Mutter einer früheren Klassenkameradin. Meine Schulzeit war ein Albtraum. Ich wurde exzessiv gemobbt, wobei mir die einzelnen Namen nach den Jahrzehnten entfallen sind. Trotzdem ist es mir sehr unangenehm, jemandem aus meiner früheren Klasse zu begegnen. Ist Euch so etwas schon mal passiert? Wie verhaltet Ihr Euch dann?
Huhu Eliza,

ich bin mittlerweile und glücklicherweise an dem Punkt an dem mir diese Sorte Menschen einfach nur noch leid tun.
Es gibt sehr viele unterschiedliche Beweggründe für Kinder/Jugendliche/Menschen sowas zu tun.
Alle aufzuzählen, das würde nahezu unendlich gehen.

Mir ist sowas schon mal passiert. Das war zum Klassentreffen. Leider war ich zu dem Zeitpunkt nicht so ausgeglichen wie jetzt.
Mein größter Mobber saß mir direkt gegenüber. Ich glaube er war wenig empathisch, weil er viel über seine Mobbing Erlebnisse bei anderen Menschen zum besten gegeben hat. Ich habe innerlich nur geheult den Abend.

Heute würde ich ihn glaube ich fragen was ihn dazu bewegt hat so mit mir um zu gehen. Ich glaube schon das wir Freunde werden könnten. Aber leider war er den Abend einfach sehr unsympathisch, in meinen Augen und ich einfach nicht mit mir im reinen und habe mich selber belogen.
Ich würde nicht soweit gehen das ich ihm böses wünsche. Ich glaube er hat selber einfach sehr viele Ängste und Probleme die er zu bewältigen versucht.
Ich habe mit diesen Menschen eigentlich nur Mitleid.

Ich habe mit einer Bekannten darüber gesprochen, die auch gemobbt wurde. Und sie hat rausgefunden das ihre "Obermobberin" das gar nicht so auf dem Schirm hatte. Es war mehr oder weniger ein blöder Zufall.
Jemand hat einen doofen Witz gemacht oder so ähnlich dabei hat die Obermobberin das Gesicht verzogen und Sie angeguckt. Alle anderen haben nur die Grimasse und Sie gesehen. Also haben auch alle anderen Grimassen geschnitten. Und wenn es dann alle machen und du noch ein Opfertyp bist. Kinder können auch sehr grausam sein.
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Re: Ehemaligen Mobbern begegnen

Beitrag von Finnlandfreundin »

RomantischerNerd hat geschrieben: 03 Sep 2021 20:50 Mir ist sowas schon mal passiert. Das war zum Klassentreffen. Leider war ich zu dem Zeitpunkt nicht so ausgeglichen wie jetzt.
Mein größter Mobber saß mir direkt gegenüber. Ich glaube er war wenig empathisch, weil er viel über seine Mobbing Erlebnisse bei anderen Menschen zum besten gegeben hat. Ich habe innerlich nur geheult den Abend.

Heute würde ich ihn glaube ich fragen was ihn dazu bewegt hat so mit mir um zu gehen. Ich glaube schon das wir Freunde werden könnten. Aber leider war er den Abend einfach sehr unsympathisch, in meinen Augen und ich einfach nicht mit mir im reinen und habe mich selber belogen.
Ich würde nicht soweit gehen das ich ihm böses wünsche. Ich glaube er hat selber einfach sehr viele Ängste und Probleme die er zu bewältigen versucht.
Ich habe mit diesen Menschen eigentlich nur Mitleid.
Ich hätte ihn in dem Moment gefragt, ob er denn nichts Anderes vorweisen könnte als das, dass er in der Schulzeit Andere fertig gemacht hat, denn das ist erbärmlich.
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Re: Ehemaligen Mobbern begegnen

Beitrag von RomNey »

Finnlandfreundin hat geschrieben: 05 Sep 2021 16:37
RomantischerNerd hat geschrieben: 03 Sep 2021 20:50 Mir ist sowas schon mal passiert. Das war zum Klassentreffen. Leider war ich zu dem Zeitpunkt nicht so ausgeglichen wie jetzt.
Mein größter Mobber saß mir direkt gegenüber. Ich glaube er war wenig empathisch, weil er viel über seine Mobbing Erlebnisse bei anderen Menschen zum besten gegeben hat. Ich habe innerlich nur geheult den Abend.

Heute würde ich ihn glaube ich fragen was ihn dazu bewegt hat so mit mir um zu gehen. Ich glaube schon das wir Freunde werden könnten. Aber leider war er den Abend einfach sehr unsympathisch, in meinen Augen und ich einfach nicht mit mir im reinen und habe mich selber belogen.
Ich würde nicht soweit gehen das ich ihm böses wünsche. Ich glaube er hat selber einfach sehr viele Ängste und Probleme die er zu bewältigen versucht.
Ich habe mit diesen Menschen eigentlich nur Mitleid.
Ich hätte ihn in dem Moment gefragt, ob er denn nichts Anderes vorweisen könnte als das, dass er in der Schulzeit Andere fertig gemacht hat, denn das ist erbärmlich.
Ja das stimmt wohl. Aber ich glaube das solche Menschen so konditioniert wurden. Ich vermute das hat er dann schon im Kindergarten getan, oder zuhause bei seinen Geschwistern. Vielleicht hat er es auch nur bei den Eltern oder anderen Verwandten gesehen. Vielleicht ist in seinen Kopf eingehämmert :" Mobbe die anderen oder du wirst selbst gemobbt".

In meinem Kopf war ganz stark verankert: "Du darfst nicht fühlen, am besten nichts!" und "Alle Menschen sind perfekt, so wie auf Facebook und im Fernsehen! Ich bin richtig schlecht und scheiße"

Ich bin froh das mein Vater früh ausgewandert ist, mein Bruder tut mir da leid der ist mit gegangen.
Mein Vater der Obernarzisst (gelernt von seinem Stiefvater, sehr Konditioniert), ich habe das ein oder andere Verhalten auch von ihm angenommen. Mein Bruder erzählte mir, und so krass hatte ich das nicht mehr im Kopf ich dachte ich hab ihn mehr oder weniger gesagt "hier bitte", das wir am See waren und uns ein Ball zuflog, ich habe ihm den Ball gegeben und gesagt:"Wenn der hier nochmal rüber fliegt dann mache ich den Kaputt". Also richtig fies und brutal verbal das Kind verprügelt. So wie ich es gelernt und erfahren habe bei meinem Vater. Über viele, viele Jahre immer verbal auf die Fresse bekommen!

Ich wiederhole mich da vielleicht aber diese Menschen tun mir einfach nur leid. Mein Vater, dessen Stiefvater, mein Bruder, meine Schwester, meine Mutter und ich tun mir alle leid. Ich vermute das des noch einige Generation nach oben geht.
Aber es ist ein riesen Problem das viele Eltern in dieser Schleife der Konditionierung gefangen sind, nicht wirklich Gefühle zulassen weil man weint nicht in der Öffentlichkeit, das ist nicht normal usw.
[/quote]

Ich hätte ihn in dem Moment gefragt, ob er denn nichts Anderes vorweisen könnte als das, dass er in der Schulzeit Andere fertig gemacht hat, denn das ist erbärmlich.
Keine Ahnung wie reflektiert er ist aber je nachdem, würde er vielleicht sogar sagen das er Konditioniert ist und Abwehrmechanismen entwickelt hat die er heute nur schwer ablegen kann.
Wäre vielleicht mal eine Idee ihn kontaktieren, aber ich habe viel wichtigere Dinge gerade aufm Zettel.
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Re: Ehemaligen Mobbern begegnen

Beitrag von Solstice »

Mein größter Mobber war der allseits beliebte, hübsche, sportliche Kerl aus gutem Hause, der jetzt irgendwas in Richtung Consulting macht und dabei wohl gut verdient. Den zu bemitleiden fällt mir als Opfer schwer...

Ich glaube nicht, dass wir uns heute auf Anhieb erkennen würden. Und wenn, dann würde es maximal einen kurzen Smalltalk geben. Ich würde mich jedenfalls nicht trauen, wegen der Vergangenheit eine Szene zu machen.
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Re: Ehemaligen Mobbern begegnen

Beitrag von Egil »

Finnlandfreundin hat geschrieben: 02 Sep 2021 21:32
Einsamer Igel hat geschrieben: 02 Sep 2021 16:40 Ich habe viel häufiger über die Lehrer nachgedacht. Was die sich dabei gedacht haben. Ich würde denen gerne meine Sichtweise mitteilen. Aber das ist zu lange her, die sind wohl fast alle schon unter der Erde. Und sie wären vermutlich der Ansicht, nix falsch gemacht zu haben. Na danke, das brauche ich nicht.
Ich würde sagen, sie haben es nicht wahrgenommen, wenn nichts dagegen unternommen wurde.

Ich hatte mich bspw nicht den Lehrern anvertraut und meine Mobber hatten mich immer beleidigt oder etwas weggenommen und / oder kaputt gemacht, wenn kein Lehrer dabei war. Und da ich sie nie verraten hatte, da ich Angst vor ihnen hatte, waren sie sich sicher, dass ich den Mund halte.

Ich kann mich nicht daran erinnern, ob wir Sensibilisierungskurse hatten, in denen bspw mit der Klasse besprochen wird, wie sich jemand fühlt, der ausgeschlossen wird, der beleidigt wird, der geschlagen wird. Wo aufgezeigt wird, was man tun kann, wenn man Mobbing mitbekommt. Dazu zählt auch, einem Lehrer, dem man vertraut, sich anzuvertrauen. Aber auch Mitschüler können sich an Lehrer wenden, wenn sie etwas bemerken. Einzelne Schüler der Klasse werden dabei nicht an den Pranger gestellt.

Erst, wenn man sich Hilfe holt oder jemand Anderes es tut, kann etwas dagegen getan werden.

So war es bei mir auch. Mit Lehrern wollte ich nicht reden, aber mit meinem Vater konnte ich über alles reden. Ich wollte aber auch nicht, dass er mit den Lehrern redet. Irgendwann hatte der eine Idee und schlug mir einen Deal vor - wenn ich mich irgendwann gegen das Mobbing wehren, bekomme ich 50 DM. Es dauerte eine Weile, aber irgendwann war es mir zu viel. Als einer der Hauptmobber wieder anfing mich zu beleidigen, schlug ich auf ihn ein. Ich konnte kaum gebändigt werden. Das blieb von den Lehrern natürlich nicht unentdeckt. Ich musste zur Schulleitung und meine Eltern wurden angerufen. Nach dem Elterngespräch wurde mit den Eltern von ihm gesprochen und meine Mitschüler sollten sich äußern. Meine Freunde und fast alle anderen Mitschüler bestätigten das Mobbing. Ich wurde danach größtenteils von den Anderen in Ruhe gelassen, aber mein Vertrauen in das Gute war weg. Ich war nicht in der Lage auf meine Mitschüler zuzugehen. Ich hatte paar Freunde, größtenteils aber aus anderen Klassen.
Auch wenn das Mobbing in der 11. Klasse vorbei war und ich durch das Kurssystem auch mit Anderen zusammen kam, fiel es mir auch weiterhin schwer, Kontakte zu knüpfen. Das änderte sich erst zum Studium. Vielleicht ging es mir da leichter von der Hand, da ich zum Einen mit Kampfsport begonnen hatte und zum Anderen durch den Verein Kontakt zu Anderen hatte, die nichts von meiner Mobbingvergangenheit wussten.
Die Reaktion der Lehrer ist nach meiner Erfahrung eher so etwas in der Richtung "lass mich bloß in Ruhe damit", auch wenn das so keiner gesagt hat. Und selbst wenn es ein "klärendes Gespräch" gibt, wirkt das ungefähr zwei Tage. Danach wird es nur schlimmer. Man muss sich da selbst durchboxen (im Zweifelsfall durchaus wörtlich zu nehmen) und sich Respekt erwerben. Habe ich leider ´viel zu spät begriffen.
Mannanna hat geschrieben: 02 Sep 2021 17:50 Ich habe die drei größten A-löcher mal gegoogelt. Einen habe ich gefunden. Wenig imposant, was er tut... :mrgreen:
Einer von den dreien, unter denen ich besonders gelitten habe, war vor zwei oder drei Jahren mal bei mir im Laden, weil er einem "alten Freund", für den er mich hielt, mal Hallo sagen wollte. Das kleine Mädchen, das er mit hatte, war auch nur seine Nichte, und auf die Frage, was er denn jetzt mache, erhielt ich die Auskunft, dass er denn nächsten Monat mal beginnen wolle zu arbeiten. Studium abgebrochen, Ausbildung glaube ich auch. Also mit über 30 noch nichts erreicht. Ich kann eine gewisse Schadenfreude nicht verhehlen. Mit einem anderen habe ich mich ausgesöhnt, noch bevor wir Abi gemacht haben, und sehr viel Zeit mit ihm verbracht, über viele Jahre fast jeden Samstag Abend. Der dritte ist ohne Schulabschluss abgegangen - kein Wunder, wenn man lieber besoffen an der Bushaltestelle vor der Schule liegt, als selbige zu besuchen, - also wohl eher auch keine große Karriere gemacht. Ihn habe ich nie wieder getroffen.
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Re: Ehemaligen Mobbern begegnen

Beitrag von River_Song »

Eliza Jane hat geschrieben: 02 Sep 2021 20:21 [

Die Mutter ist geistig voll fit. Sie war mit meiner Mutter ins Gespräch gekommen und erzählte begeistert von ihrer Tochter, die doch in meiner Klasse gewesen sei. Sie fragte erstaunt, warum ich denn mit 63 Jahren noch Vollzeit arbeiten würde, ob ich nicht verheiratet sei wie ihrer Tochter, die schon länger in Rente ist.
Weißt du denn was deine Mutter darauf geantwortet hat?

Ich finde es auf jeden Fall toll von dir, dass du dich trotz deines Vollzeitjobs so viel um deine (früher eher schwierigen) Eltern kümmerst.

(ein bisschen Schadenfreude hätte ich, falls die Rentnertochter es nicht schaffen sollte ihre Mutter zu besuchen)
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Re: Ehemaligen Mobbern begegnen

Beitrag von Leibesfrucht »

RomantischerNerd hat geschrieben: 03 Sep 2021 20:50 Es gibt sehr viele unterschiedliche Beweggründe für Kinder/Jugendliche/Menschen sowas zu tun.
Als Ursache sehe ich schlicht eine narzisstische Persönlichkeitsstörung bei den Tätern.
du noch ein Opfertyp bist.
Das ist davon unabhängig. Hast du das Video mit fishbone/Willi bei Leeroy gesehen? Er wurde nicht gemobbt und hatte seine Freunde.
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Re: Ehemaligen Mobbern begegnen

Beitrag von Eliza Jane »

River_Song hat geschrieben: 07 Sep 2021 18:53
Eliza Jane hat geschrieben: 02 Sep 2021 20:21 [

Die Mutter ist geistig voll fit. Sie war mit meiner Mutter ins Gespräch gekommen und erzählte begeistert von ihrer Tochter, die doch in meiner Klasse gewesen sei. Sie fragte erstaunt, warum ich denn mit 63 Jahren noch Vollzeit arbeiten würde, ob ich nicht verheiratet sei wie ihrer Tochter, die schon länger in Rente ist.
Weißt du denn was deine Mutter darauf geantwortet hat?

Ich finde es auf jeden Fall toll von dir, dass du dich trotz deines Vollzeitjobs so viel um deine (früher eher schwierigen) Eltern kümmerst.

(ein bisschen Schadenfreude hätte ich, falls die Rentnertochter es nicht schaffen sollte ihre Mutter zu besuchen)
Meine Mutter hat nie verstanden, wie sehr ich in der Schule gelitten habe. Sie geht davon aus, dass ich mich freue, die frühere Mitschülerin wiederzusehen.
Man sieht die Nacht kommen und erschreckt doch vor der Dunkelheit.
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Re: Ehemaligen Mobbern begegnen

Beitrag von Eliza Jane »

@Egil: Das ist toll, dass du etwas erreicht hast. Bei mir ist das anders. Ich hatte beruflich immer große Probleme. Aufgrund meiner extrem unselbständigen Erziehung scheiterte ich in meinem ersten Beruf als Krankenschwester. Heute arbeite ich in einem Behördencallcenter und habe einen Schwerbehindertenausweis aus psychischen Gründen. Das ist natürlich nichts, worauf ich stolz bin.
Man sieht die Nacht kommen und erschreckt doch vor der Dunkelheit.
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Re: Ehemaligen Mobbern begegnen

Beitrag von Leibesfrucht »

Eliza Jane hat geschrieben: 13 Sep 2021 19:36 scheiterte ich in meinem ersten Beruf als Krankenschwester.
Das ist keine Schande. Der Beruf hat extrem schlechte Arbeitsbedingungen bei extrem schlechter Bezahlung.
Eliza Jane
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Re: Ehemaligen Mobbern begegnen

Beitrag von Eliza Jane »

Leibesfrucht hat geschrieben: 20 Sep 2021 11:16
Eliza Jane hat geschrieben: 13 Sep 2021 19:36 scheiterte ich in meinem ersten Beruf als Krankenschwester.
Das ist keine Schande. Der Beruf hat extrem schlechte Arbeitsbedingungen bei extrem schlechter Bezahlung.
Nein, das ist ein ganz wunderbarer Beruf. Und finanziell stehe ich jetzt keineswegs besser da als in der Pflege. Es ist ein sinnvoller Beruf, in dem ich gescheitert bin, weil ich damals aufgrund meiner unselbständigen Erziehung nicht ausbildungsfähig war. Es schmerzt sehr, nicht in der Pflege arbeiten zu können. Ich möchte gerne nach Renteneintriff wieder stundenweise in der Pflege arbeiten. Da ich sehr wenig Rente haben werde, müsste ich ansonsten Grundsicherung beantragen.
Man sieht die Nacht kommen und erschreckt doch vor der Dunkelheit.
Dominik

Re: Ehemaligen Mobbern begegnen

Beitrag von Dominik »

Also ich begegne ab und zu auch ehemaligen Mobbern
jedoch ignorieren diese mich, was mir ganz recht ist,
da habe ich wohl Glück gehabt.


Ich kann mir jedoch vorstellen, dass deine Peiniger heute ganz anders darüber nachdenken.
Allein dieser Gedanke hilft auch mir, in diesen Momenten einen kühlen Kopf zu bewahren.
Mittzwanziger sind von der geistigen Reife wohl weiter als 15-17 jährige.
Da du eine AB über 60 bis (gemäß deinem Profil), kann man davon ausgehen, dass das Mobbing 40-50 Jahre zurückliegt, das ist
soviel Zeit, dass ich bezweifle, dass die dich überhaupt wiedererkennen. Oder hat dich jemand darauf angesprochen?
Damit möchte ich deinen Schmerz nicht kleinreden!
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Re: Ehemaligen Mobbern begegnen

Beitrag von alex321 »

Ich bin mehrmals umgezogen, meine Mobber aus der Schulzeit sind jetzt alle mehrere Hundert Kilometer weit weg. Die Chance dass ich ihnen zufällig begegne ist sehr gering. Ich habe auch gar kein Interesse daran sie wiederzusehen, deshalb gehe ich auch nicht zu Klassentreffen. Diese Leute können mir echt gestohlen bleiben.
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Re: Ehemaligen Mobbern begegnen

Beitrag von TheAbyss »

Ich begegne fast keinen meiner Mobber mehr. Aber im Kopf laufen sie mir immer wieder über den Weg und versauen mir die Tage. Die reinste Hölle.
Ich habe mal gelesen, dass viele (junge) Menschen auch leider deswegen mobben, um sich selbst Ansehen und Respekt in einer Gruppe zu erspielen.
Bei mir in der Klasse herrschte die Meinung, egal ob mobben, oder einfach mal von sich aus "auszuteilen", in Ordnung ist. Nicht hinterfragen ob das gut oder böse ist, hauptsache man erkämpft sich irgendwie seinen Platz.
Ich wurde so halt nicht erzogen, und das ist mir dann zum Nachteil geworden.
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Re: Ehemaligen Mobbern begegnen

Beitrag von MFGMitleser »

Eliza Jane hat geschrieben: 01 Sep 2021 19:39 Trotzdem ist es mir sehr unangenehm, jemandem aus meiner früheren Klasse zu begegnen. Ist Euch so etwas schon mal passiert? Wie verhaltet Ihr Euch dann?
Ich kann mich an Mobbing zu fast allen Kindheits- und Jugendzeiten erinnern.
Im Kindergarten waren fatalerweise öfters die älteren Geschwister von meinen Mitkindergartenkindern anwesend (warum die nicht in ihren Schulen etc. sein mussten, weiß ich heute nicht mehr zu sagen). Diese älteren Kinder, manchmal nur ein oder zwei Jahre älter, nur eben nicht mehr im Kindergarten, haben dann andere Kinder gehänselt und geärgert. Ich wurde einmal von zwei deutlich älteren Kindern so sehr drangsaliert, dass ich in den Kindergarten nicht mehr gehen wollte. Ich habe dieses Ereignis nie ganz verarbeitet und stelle mir noch heute vor, was passieren würde, würde ich den beiden Jungen heute gegenüberstehen. Von einem weiß ich, dass er sehr früh verstorben ist und seine Schwester sich aus Gram wenig später das Leben genommen hat. Das hat meine Rachegelüste etwas relativiert, denn die Schwester kannte ich auch und mochte sie sehr.

Ich stelle mir manchmal vor, ich hätte einfach mal jemand verprügelt, wäre gewalttätig geworden, hätte mich erbittert gewehrt. Aber dann wiederum sage ich mir, ich bin nicht wie die anderen und bin darauf auch stolz, auf deren Niveau will ich mich nicht begeben.

Am Hänseln und Ärgern ist vor allem erschreckend, dass von anderer Seite nichts dagegen unternommen wurde. Wir waren alle nur Kinder - auch die etwas älteren Kinder waren natürlich noch Kinder. Warum wurden wir durch unsere Kindergartentanten nicht besser geschützt, warum war es überhaupt erlaubt, dass ältere Kinder sich unter die Gruppen gemischt hatten?

Vor den beiden Jungen aus dem Kindergartenalter hatte ich später immer Angst. Beide gingen zu allem Überfluss mit mir auf dasselbe Gymnasium, und zumindest mit einem der beiden bin ich noch einmal zusammengetroffen. Bei der Gelegenheit hat er mir die Lippe blutig geschnippst und ich war wie gelähmt und habe mich dagegen nicht gewehrt. Heute stelle ich mir manchmal vor, ich hätte ihn in dieser Situation krankenhausreif geschlagen und ihn mit dem Verhalten von damals im Kindergarten konfrontiert.

Diese ganze Wut und Ohnmacht steckt heute in mir drin. Wenn mir etwas erzählt wird, wie jemand schlecht behandelt wurde, oder wie etwas organisatorisch schiefgelaufen ist zu jemandes Ungunsten, kann ich fühlen, wie sehr mich das aufregt und ich am liebsten losziehen würde, um es mit Gewalt zu regeln.

Ich denke, viele Mobber von damals haben gar keine Ahnung, wie sehr sie jemanden verletzt haben. Das ist für mich die Erklärung, dass sie einem heutzutage, lange nach den Begebenheiten, neutral bis freundlich begegnen.

Der Hinweis darauf, dass Mobber sich vor allem über sich selbst ärgern, könnte sogar zutreffen: viele der Kinder, die mich damals gehänselt und geärgert haben, waren neidisch und mißgünstig, weil ich nämlich bereits lange vor der Grundschule lesen und schreiben konnte. Ich konnte mich besser ausdrücken und konnte mir selber Wissen aneignen. Ich drohte ständig zum Außenseiter zu werden, was am Ende nur dadurch verhindert wurde, dass ich einige wenige sehr gute Fürsprecher hatte und ich es auch nicht darauf anlegte, dieses Anderssein als Angeber und Besserwisser zu kultivieren.

Alle Kinder von damals hatten seither irgendwelche Schicksalsschläge zu verkraften, die über das weit hinausgingen, was das Mobbing ausgelöst hat und was die Verletztheit meinerseits bewirkt hat (siehe der Junge oben, dessen Schwester sich später nach seinem frühen Tod umgebracht hat). Auch ich selbst hatte Schicksalsschläge zu verkraften, die weit trauriger waren.

Da ich irgendwann weggezogen war und ein ganz anderes Leben geführt habe außerhalb meiner Heimat habe ich die Mobber von damals nicht wiedergesehen. Es wäre heute für mich interessant zu erfahren, warum sie damals so grausam waren und ob sie sich, konfrontiert damit, heute dafür schämen und um Entschuldigung bitten würden.

MFGMitleser.
Wenn man darüber nachdenkt, kommt man eigentlich schon in den Himmel, wenn man geboren wird - Jim Lovell, Apollo 13 Astronaut
Winterwolf

Re: Ehemaligen Mobbern begegnen

Beitrag von Winterwolf »

Tatsächlich hat mich das regelmäßig beschäftigt.

Ich wurde meine ganze Schulzeit lang gemobbt, aber in der Grundschule war es am heftigsten. Dort wurde ich auch oft verprügelt, so das ich jeden Tag versuchte, verrückte Heimwege zu finden bis sie mich doch immer wieder entdeckten. Es war ihnen ein Sport. Ich "Schwuchtel" wurde auch mehr als einmal in den Hoden getreten - ob das gesund war? Es kam der Tag an dem ich erfolgreich zurücktrat, wurde dafür von der Lehrerin aber schwer bestraft.

Das ging soweit, das sie Jahre später meine Großmutter, die dort noch wohnt, mehrmals nach mir fragten. Als meine Oma sagte, warum denn, ihr habt ihm immer nur geärgert! gestand einer ein, dass sie mich "mal wieder verprügeln wollten", nach 6 Jahren.

Wann immer wir zu Besuch waren, habe ich das Haus nie allein verlassen und nie einen Fuß in den Ort gesetzt. Immer nur ins Auto und dann woanders hin. Die letzen 10 Jahre war ich aber aus anderen Gründen nicht mehr dort.

Ich kann mir durchaus vorstellen, das sie noch heute versuchen würden mir eine reinzuhauen wenn wir uns über den Weg laufen. Eins ist aber klar, falls das passiert wird das höchste Maß Gewalt angewendet, einfach aus Prinzip.

Ich würde ihnen wenn es sich als machbar erweist dann einfach die Fresse zerlegen, selbsttherapeutisch... Ich betrachte diese Menschen als Totfeinde weil ich sie fürchte und ich weiß das sie mich hassen und verachten.

Gelegentlich suchen mich Gewaltfantasien heim. Ihre Namen habe ich auch nicht vergessen.

Leute die mich (oder andere Männer) als "nicht Manns genug" geringschätzen, sind bei mir direkt als Minusmensch untendurch - das sind für mich genau die gleichen Menschen, die bei Gelegenheit auch vor Mobbing & Gewalt nicht haltmachen, und das auch wieder nur ihren Kindern weitervermitteln, das "andere" Menschen wertloser wären.

An sich fürchte ich die Begegnung aber aus der Sache heraus, und würde sie daher vermeiden wollen. Falls ich einen/alle aber treffen würde und einer fasst mich an, dann habe ich hoffentlich was brauchbares zur Hand.

Immerhin besteht die Möglichkeit, das sie einen Großteil meiner psychischen Schäden (mit-)verursacht haben.
Ich lasse mich nie wieder ungestraft anfassen von denen.

Nur eins daran mag positiv wirken: Meine Intoleranz für Ungerechtigkeit und Ungleichbehandlung ist 110%ig.
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Leibesfrucht
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Re: Ehemaligen Mobbern begegnen

Beitrag von Leibesfrucht »

Winterwolf hat geschrieben: 20 Dez 2021 06:29 Es kam der Tag an dem ich erfolgreich zurücktrat, wurde dafür von der Lehrerin aber schwer bestraft.
Ich verstehe nicht, dass Lehrkräfte sowas bestrafen, wenn sie das Verhalten der Mobber doch OK finden.
Oder umgekehrt, wenn sie sich schon bestrafen, dann bitteschön auch das Verhalten der Mobber.
Ich würde ihnen wenn es sich als machbar erweist dann einfach die Fresse zerlegen, selbsttherapeutisch... Ich betrachte diese Menschen als Totfeinde weil ich sie fürchte und ich weiß das sie mich hassen und verachten.

Gelegentlich suchen mich Gewaltfantasien heim.
Das verstehe ich total.
Nur eins daran mag positiv wirken: Meine Intoleranz für Ungerechtigkeit und Ungleichbehandlung ist 110%ig.
Ich weiß, politische Diskussionen sind hier unerwünscht, aber ich denke, im Links-Grünen-Spektrum könntest du Leute finden, mit denen du dich gut verstehen würdest, weil sie Diskriminierung wegen (auch vermeintlichem) LGBTQ+ oder vermeintlicher mangelnder Männlichkeit ablehnen.