Vogel hat geschrieben: ↑18 Okt 2021 17:41
Nur wünschen wir uns Männer, dass ihr versteht, dass solche Männer in der Regel nicht die schüchternen, verzagten Männer sind, die sich selbst MABs bezeichnen. Denen bewusst ist, welche Ängste Frauen haben und auch nachvollziehen können, warum. Die sich deshalb nicht wirklich trauen, auf die Frauen so zuzugehen, dass ihre Bedürfnisse erhört werden. Und auch nicht als Bedrohung angesehehn werden möchten, wenn sie nachts auf dem Gehweg einer Frau begegnen. Es passiert sicherlich selten, aber es passiert, dass wir aufgrund unseren unsicheren Verhaltens als creepy, unheimlich und potentiell gefährlich angesehen und ausgeschlossen werden. Die Folgen sind auch für denjenigen gravierend.
Kennst Du das Phänomen, dass bei Elternabenden, bei denen es um lernschwache oder aggressive Schüler geht, immer die Eltern nicht da sind, deren Kinder lernschwach und/oder aggressiv sind? Ähnlich ist es mit Gewalt von Männern gegen Frauen - am aufmerksamsten sind ausgerechnet die Männer, die die geringste Gefahr darstellen.
Nur brauchen wir ausgerechnet diese Männer, um die Gefahr zu minimieren. Die Gewalttäter werden sich nicht sensibler verhalten, wenn wir diese Diskussion führen. Wahrscheinlich bemerken sie diese Diskussion nicht einmal. Ja, es ist unfair, dass wir ausgerechnet euch um Hilfe bitten - denn ihr habt nie einer Frau etwas getan, noch werdet ihr das wohl je tun. Aber die Gewalttäter zu bitten, doch nicht mehr gewalttätig zu sein, hilft nun mal nichts. Ihr seid nicht schuldig - ihr seid nur leider die Einzigen, die einen Unterschied machen können.
Wenn ihr nachts in einer dunklen Straße hinter uns her geht, wissen wir nicht, ob ihr einfach harmlos spazieren geht oder ob ihr uns überfallen wollt. Also sind wir wachsam. Und je näher ihr uns kommt, desto mehr Angst haben wir. Wir wissen erst, dass ihr zu den Guten gehört, wenn ihr an uns vorbei gegangen seid, und wir immer noch leben. Die Straßenseite zu wechseln, würde denselben Effekt haben - nur ohne diese Angst. Klar, ihr habt nichts davon, das zu tun. Ihr erspart uns nur ein paar sehr unangenehme Augenblicke.
Aber diesee Art Rücksichtnahme zahlt sich direkt aus, wenn es darum geht, eine unbekannte Frau kennenzulernen. Denn wenn ihr sensibel für Situationen werdet, in denen sich eine Frau bedroht fühlt, fangt ihr automatisch an, Frauen nur in Situationen anzusprechen, in denen sie sich sicher fühlt. In der sie nicht instinktiv auf Abwehr schaltet. Ihr kommt nicht auf die Idee, als erstes Date einen Waldspaziergang vorzuschlagen, sondern wählt ein gut besuchtes Restaurant. Ihr fragt nicht, ob ihr sie mit eurem Auto abholen sollt, sondern trefft euch mit ihr in einer belebten Gegend. Es geht nicht darum, Frauen generell aus dem Weg zu gehen. Nur darum, angsteinflößende Situationen zu erkennen und zu vermeiden. Und zwar immer dann, wenn da eine Frau ist, die euch nicht gut genug kennt um erkennen zu können, dass ihr keine bösen Absichten habt.
"Kein Mann ist unbeteiligt" ist natürlich eine harte Schlagzeile. Wenn die guten Männer nicht die Straßenseite wechseln oder sich in der leeren U-Bahn nicht auf einen etwas weiter entfernten Platz setzen, macht sie das selbstverständlich nicht zu Tätern. Sie gehören dann lediglich zu denen, die nichts dagegen tun, dass die Frau den Weg in Angst verbringt.