Depression nach erster Beziehung

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NeC
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Re: Depression nach erster Beziehung

Beitrag von NeC »

Mariquita hat geschrieben: 28 Mai 2022 20:03 Zu der Schwächenaufzählung deines Ex: Das hätte er sich zwar sparen können, aber vielleicht wollte er sich rechtfertigen, hat sich schuldig gefühlt für die Trennung und wollte sich auf diese, zugegebermaßen verquere Weise für die Trennung "entschuldigen".
Ja, ich glaube, das ist gar nicht mal so selten! Vielleicht nicht direkt entschuldigen, aber zumindest vor sich selbst rechtfertigen.

Das klingt zwar vielleicht im ersten Moment etwas verquer, aber vielleicht hat er auch gehofft, es damit für Kisuli sogar einfacher zu machen. Sich am Ende nochmal so richtig gemein verhalten, damit Kisuli die (aus ihrer Sicht ja erzwungene) Trennung leichter akzeptieren kann (Nach dem Motto: "Gut, dass ich DEN los bin!")
Vergl. ggf. auch Sunrise Avenue: "I Help You Hate Me".

Mir selber hätte es nach der Trennung glaube ich geholfen, auf meine Ex irgendwie sauer sein zu können. Das hat aber nicht funktioniert, sie hatte sich wirklich jederzeit fair und wertschätzend verhalten. Selbst meine Versuche, mich zur Trennungsbewältigung auf negative Dinge unseres Zusammenseins zu fokussieren hat erst etliche Zeit später dabei geholfen, den Kontakt zu ihr komplett abzubrechen.

@Kisuli: Schaffst Du es, sauer auf ihn zu sein?
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Daswirdwohlnix
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Re: Depression nach erster Beziehung

Beitrag von Daswirdwohlnix »

Bei mir war es keine Beziehung, sondern so etwas wie eine Affäre (drei Monate lang).

Ich war im siebten Himmel, als ich im Alter von 30 Jahren mit einer Frau zusammenkam. Ich war bis über beide Ohren verliebt und auch vom gemeinsamen Sex sehr begeistert.

Als sie dann Schluss machte (im Nachhinein muss ich zugeben, dass wir wirklich nicht sehr gut zusammenpassten), brach eine Welt für mich zusammen.

Das prägt mich bis heute. Ich hatte mit Depressionen und Angststörungen zu kämpfen und fühlte mich die ersten zwei Folgejahre wie eine lebende offene Wunde. Zur emotionalen Verwirrung kam noch hinzu, dass ich mich in der Zeit auch endlich mit meiner Bisexualität auseinandersetzte. Um endlich gleichgeschlechtliche Erfahrungen zu sammeln und um den Trennungsschmerz zu betäuben, hatte ich einige Sextreffen mit Männern. Zur emotionalen Stabilisierung trug das nicht gerade bei.

Insgesamt hat mich das Thema Liebe/Beziehung sehr enttäuscht: Je mehr ich über darüber erfuhr - durch viel Lektüre von Ratgebern und Fachliteratur sowie durch beziehungserfahrene Freunde, aber auch durch das Eingehen zweier kurzer Beziehungen -, desto ernüchterter wurde ich. Das, was realistisch und machbar erschien - so viel Kompromisse, so viel Verzicht, so wenig wirkliches Glück -, schien mir einfach lächerlich wenig gegenüber dem, was ich zumindest kurzzeitig erlebt und mir gewünscht hatte.

Heute habe ich mich (fast, noch nicht ganz) damit abgefunden, nie wirklich Erfüllung in der Liebe zu erleben - egal ob in einer Beziehung oder alleine lebend. Zwar suche ich noch auf Singlebörsen, aber derart halbherzig, dass dabei nicht wirklich etwas herauskommen kann. Das, was ich mir wünsche, und das, was realistisch erwartbar ist, klaffen zu weit auseinander.

Im Nachhinein wäre es für mich besser gewesen, ich hätte alle meine Erfahrungen nie gemacht. Während meiner AB-Zeit ging es mir wie Frampl: Ich hatte eigentlich ein gutes und zufriedenes Leben. Klar fehlten mir Nähe und, seien wir ehrlich, vor allem Sex, aber ich litt keinesfalls dauerhaft am Dasein. Erst mit dem kurzen, wenn auch mehr imaginären Liebesglück und dem darauffolgenden Verlust desselben fing das wirklich tiefe Leiden an, das bis heute andauert. Ich habe gelernt, damit zu leben; aber lieber wäre es mir gewesen, ich wäre unberührt geblieben.
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Kisuli
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Re: Depression nach erster Beziehung

Beitrag von Kisuli »

NeC hat geschrieben: 29 Mai 2022 09:19
Das klingt zwar vielleicht im ersten Moment etwas verquer, aber vielleicht hat er auch gehofft, es damit für Kisuli sogar einfacher zu machen. Sich am Ende nochmal so richtig gemein verhalten, damit Kisuli die (aus ihrer Sicht ja erzwungene) Trennung leichter akzeptieren kann (Nach dem Motto: "Gut, dass ich DEN los bin!")
Vergl. ggf. auch Sunrise Avenue: "I Help You Hate Me".

@Kisuli: Schaffst Du es, sauer auf ihn zu sein?
Er war generell meist sehr geradeheraus und hat mich oft kritisiert, auch auf die Gefahr hin mich zu verletzen. Seiner Meinung nach ist schonungslose Ehrlichkeit essentiell in einer Beziehung, er sei aber dabei immer fair gewesen und habe versucht, unsere bzw. meine Probleme zu lösen. Als ich ihm gesagt habe, dass ich mir unter diesen Bedingungen keine weitere Freundschaft mit ihm vorstellen kann, meinte er, dass er nicht denke, das verdient zu haben, aber es wohl besser für mich sei, wenn ich das Schlechteste von ihm denke.

Ich fand sein Verhalten arrogant und teilweise rücksichtslos, aber andererseits kann ich nicht dafür hassen. Ich habe ihn schließlich geliebt und kann das nicht einfach so ändern. Immerhin wusste ich immer, was er denkt, auch wenn mich das oft niedergedrückt hat. Und wenn es nunmal so ist, dass er so eine geringe Meinung von mir hat, dann ist das zwar bitter für mich, aber es wird wohl einfach wahr sein und dann liegt die Schuld ja bei mir, und ich sollte eher auf mich sauer sein. Demnach richtet sich der Großteil meiner negativen Gefühle auf mich selbst und weniger auf ihn. Wahrscheinlich werde ich, so wie auch in früheren Fällen, irgendwann mit weniger Emotionen auf die Situation zurückschauen und akzeptieren, dass er einfach nicht für mich dasein wollte. Und was will ich letztlich mit einem Mann, auf den ich mich nicht verlassen kann? Aber an dem Punkt bin ich noch lange nicht.
Seren
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Re: Depression nach erster Beziehung

Beitrag von Seren »

Kisuli hat geschrieben: 31 Mai 2022 09:41meinte er, dass er nicht denke, das verdient zu haben, aber es wohl besser für mich sei, wenn ich das Schlechteste von ihm denke.
Da standen mir beim Lesen gerade die Haare zu Berge. Ich bin zwar auch geradeheraus und finde Ehrlichkeit wichtig, aber man kann ja auch auf sachliche/neutrale und dadurch durchaus respektvolle Art ehrlich sein. Bei einer Wortwahl von der Sorte "ich habe es nicht verdient" und "du denkst das Schlechteste von mir" sehe ich keine Sachlichkeit, sondern eher egozentrische Selbstverliebtheit und/oder überempfindliche Verletzlichkeit auf seiner Seite.
Und wenn es nunmal so ist, dass er so eine geringe Meinung von mir hat, dann ist das zwar bitter für mich, aber es wird wohl einfach wahr sein und dann liegt die Schuld ja bei mir, und ich sollte eher auf mich sauer sein.
Ganz klares: Nein! Von Schuldzuweisungen halte ich gar nichts (und dass er dir mit seiner Wortwahl die Schuld zuweisen wollte, finde ich völlig daneben von ihm), sondern ich würde es immer im Sinne von Passung betrachten. Also da bist du eindeutig an einen für dich unpassenden Mann geraten. Es wird sicherlich auch welche geben, die das, was du selbst an dir schätzt, auch zu schätzen wissen, und die das, was du noch an dir verbessern möchtest, neutral (oder zumindest nicht zu störend) finden können.
Mariquita

Re: Depression nach erster Beziehung

Beitrag von Mariquita »

@Kisuli
Dass du ihn nicht hassen musst ist sehr gesund und spricht sehr für dich. Hass bindet nur auf ungesunde Weise. Ich halte auch nichts davon frisch getrennt einen auf gute Freunde zu machen, es sei denn beide wollten die Trennung und die Beziehung lief ohnehin schon auf Freundschaftsniveau. Gut, dass du dich darauf nicht einlässt.

Zum Thema "schonungslose Ehrlichkeit": Ich kenne ja deinen Ex nicht, aber ich habe schon öfter erlebt, dass das was als "schonungslose Ehrlichkeit" verbraten wurde entweder schlechtes Benehmen oder einfach das Bedürfnis war jemanden abzukanzeln. Ich hatt in grauer Vorzeit auch mal einen "Partner", der wirklich an allem außer meinem Aussehen herumkritisierte. Ich habe ihn dann mal gefragt warum er denn eigentlich mit mir zusammen sein wolle, wenn ich doch so ein schrecklicher Mensch sei. Da fiel ihm dann nichts zu ein und die Geschichte war zum Glück bald zu Ende.

Der war auch ein Beispiel dafür, wie selbst positive Eigenschaften manchmal gegen einen verwendet werden. Beispielsweise war ich ihm zu "intellektuell" (anderen bin ich eher zu emotional), meine Brille, die ich damals noch brauchte sollte ich nicht mehr tragen, was weiß ich warum, verstand angeblich keinen Spaß, war nicht spontan genug...die Litanei habe ich es dann irgendwann nur noch genannt...

Aber um mich geht es hier nicht, ich wollte nur noch einmal verdeutlichen, warum man sich diese Geschichte mit den Fehlern und Schwächen nicht antun muss. Du hast sicher auch deine Schwächen, wie wir alle und wie er auch. Du arbeitest daran, das zählt!
Maverick

Re: Depression nach erster Beziehung

Beitrag von Maverick »

Kisuli hat geschrieben: 27 Mai 2022 06:29 Mein Partner hat mich vor 5 Monaten verlassen. Nach wie vor weine ich täglich, habe Schlafprobleme, kann mich schlecht konzentrieren, mein Selbstwertgefühl ist am Boden und ich fühle mich unglaublich einsam. Mein Partner hat mir zum Ende hin sehr schmerzhafte Vorwürfe gemacht, die mich jeden Tag verfolgen. Ich habe das Gefühl, keine Liebe und Unterstützung verdient zu haben, so problematisch zu sein, dass ich mich niemandem zumuten kann. Ich weiß aktuell nicht, wie ich jemandem nochmal vertrauen soll, mich öffnen und fallen lassen, nur um wieder gesagt zu bekommen: Sorry, ich kann dich einfach nicht lieben.
:umarmung2: Das ist ja noch schlimmer als Ghosting, wenn man gar nicht weiß, warum... Ehrliches Feedback ist ja hilfreich, aber einen so fertig zu machen geht ja gar nicht... :umarmung2:
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Kisuli
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Re: Depression nach erster Beziehung

Beitrag von Kisuli »

Danke euch :umarmung2:
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Re: Depression nach erster Beziehung

Beitrag von Galip »

Kisuli hat geschrieben: 31 Mai 2022 09:41 Er war generell meist sehr geradeheraus und hat mich oft kritisiert, auch auf die Gefahr hin mich zu verletzen. Seiner Meinung nach ist schonungslose Ehrlichkeit essentiell in einer Beziehung, er sei aber dabei immer fair gewesen und habe versucht, unsere bzw. meine Probleme zu lösen. Als ich ihm gesagt habe, dass ich mir unter diesen Bedingungen keine weitere Freundschaft mit ihm vorstellen kann, meinte er, dass er nicht denke, das verdient zu haben, aber es wohl besser für mich sei, wenn ich das Schlechteste von ihm denke.

Ich fand sein Verhalten arrogant und teilweise rücksichtslos, aber andererseits kann ich nicht dafür hassen. Ich habe ihn schließlich geliebt und kann das nicht einfach so ändern. Immerhin wusste ich immer, was er denkt, auch wenn mich das oft niedergedrückt hat. Und wenn es nunmal so ist, dass er so eine geringe Meinung von mir hat, dann ist das zwar bitter für mich, aber es wird wohl einfach wahr sein und dann liegt die Schuld ja bei mir, und ich sollte eher auf mich sauer sein. Demnach richtet sich der Großteil meiner negativen Gefühle auf mich selbst und weniger auf ihn. Wahrscheinlich werde ich, so wie auch in früheren Fällen, irgendwann mit weniger Emotionen auf die Situation zurückschauen und akzeptieren, dass er einfach nicht für mich dasein wollte. Und was will ich letztlich mit einem Mann, auf den ich mich nicht verlassen kann? Aber an dem Punkt bin ich noch lange nicht.
Das erinnert mich sehr an meine Ex - sie hat mir auch die größten Gemeinheiten und Beleidigungen an den Kopf geworfen mit dem Vorwand, das wäre halt nunmal einfach so und sie wäre halt ehrlich und es läge ja wohl an mir, mich in einen (aus ihrer Sicht) besseren Menschen zu verwandeln. Und es geht mir damit auch so ähnlich wie dir: Ich kann sie auch nicht hassen deswegen, glaube aber auch, dass es besser ist, keinen Kontakt mehr zu haben.

Nimm dir die Herabsetzungen durch ihn nicht so zu Herzen. Letztlich zeigt das nur, dass ihm v.a. wichtig war, wie es ihm selber geht. Man kann sich ja Veränderungen vom Partner wünschen und darf das auch sagen. Aber wer absolut nicht bereit ist, einen so zu akzeptieren, wie man nunmal ist und auch die eigenen Grenzen zu erkennen und zu respektieren, der ist kein angenehmer Partner. Der macht das Leben nicht schöner und bunter und reicher, sondern er macht es nur trist und grau - und paradoxer Weise auch auf eine gespenstische Art sehr sehr einsam.

Also Kopf hoch: Es wird schon wieder :vielglueck:
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silos
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Re: Depression nach erster Beziehung

Beitrag von silos »

Daswirdwohlnix hat geschrieben: 29 Mai 2022 15:02 Bei mir war es keine Beziehung, sondern so etwas wie eine Affäre (drei Monate lang).

Ich war im siebten Himmel, als ich im Alter von 30 Jahren mit einer Frau zusammenkam. Ich war bis über beide Ohren verliebt und auch vom gemeinsamen Sex sehr begeistert.

Als sie dann Schluss machte (im Nachhinein muss ich zugeben, dass wir wirklich nicht sehr gut zusammenpassten), brach eine Welt für mich zusammen.

Das prägt mich bis heute. Ich hatte mit Depressionen und Angststörungen zu kämpfen und fühlte mich die ersten zwei Folgejahre wie eine lebende offene Wunde. Zur emotionalen Verwirrung kam noch hinzu, dass ich mich in der Zeit auch endlich mit meiner Bisexualität auseinandersetzte. Um endlich gleichgeschlechtliche Erfahrungen zu sammeln und um den Trennungsschmerz zu betäuben, hatte ich einige Sextreffen mit Männern. Zur emotionalen Stabilisierung trug das nicht gerade bei.

Insgesamt hat mich das Thema Liebe/Beziehung sehr enttäuscht: Je mehr ich über darüber erfuhr - durch viel Lektüre von Ratgebern und Fachliteratur sowie durch beziehungserfahrene Freunde, aber auch durch das Eingehen zweier kurzer Beziehungen -, desto ernüchterter wurde ich. Das, was realistisch und machbar erschien - so viel Kompromisse, so viel Verzicht, so wenig wirkliches Glück -, schien mir einfach lächerlich wenig gegenüber dem, was ich zumindest kurzzeitig erlebt und mir gewünscht hatte.

Heute habe ich mich (fast, noch nicht ganz) damit abgefunden, nie wirklich Erfüllung in der Liebe zu erleben - egal ob in einer Beziehung oder alleine lebend. Zwar suche ich noch auf Singlebörsen, aber derart halbherzig, dass dabei nicht wirklich etwas herauskommen kann. Das, was ich mir wünsche, und das, was realistisch erwartbar ist, klaffen zu weit auseinander.

Im Nachhinein wäre es für mich besser gewesen, ich hätte alle meine Erfahrungen nie gemacht. Während meiner AB-Zeit ging es mir wie Frampl: Ich hatte eigentlich ein gutes und zufriedenes Leben. Klar fehlten mir Nähe und, seien wir ehrlich, vor allem Sex, aber ich litt keinesfalls dauerhaft am Dasein. Erst mit dem kurzen, wenn auch mehr imaginären Liebesglück und dem darauffolgenden Verlust desselben fing das wirklich tiefe Leiden an, das bis heute andauert. Ich habe gelernt, damit zu leben; aber lieber wäre es mir gewesen, ich wäre unberührt geblieben.
das liest sich echt teilweise so, als hätt ich es geschrieben.

Bis auf die bisexualität und das halbherzige daten danach könnte das 1:1 von mir sein.

Ich kann nur von mir sprechen aber ich hab mich nach den ersten Wochen (da ging es mir so schlecht, dass ich oft in der Klinik war) soooooo sehr in die Dating-Welt geworfen. Hatte unzählige Dates, zig ONS, paar kurze Affären. War irgendwann zwar angepisst, dass nichts "passendes" dabei raus kam aber ich hab mir sozusagen die Hörner ordentlich abgestoßen. Und nach der 1245198 Frau hab ich jetzt eine gefunden, die ich nicht mehr hergeben mag :D .

Kann dein Gefühl, dass man damit ein Tor aufgemacht hat wirklich gut nachvollziehen. Den Gedanken hatte ich auch soooo oft und viel. Hätte ich einfach auf immer mein jungfräuliches Single-Dasein weitergelebt etc.... Aber ab dem Tag, an dem man wieder eine Liebe findet, ist wirklich alles alles alles es wert gewesen!!!! Auch wenn es noch so lang dauert und noch so viel Kraft kostet!
Da bin ich mir auch bei dir ganz sicher!
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Re: Depression nach erster Beziehung

Beitrag von Daswirdwohlnix »

silos hat geschrieben: 05 Jun 2022 08:55
Daswirdwohlnix hat geschrieben: 29 Mai 2022 15:02 Bei mir war es keine Beziehung, sondern so etwas wie eine Affäre (drei Monate lang).

Ich war im siebten Himmel, als ich im Alter von 30 Jahren mit einer Frau zusammenkam. Ich war bis über beide Ohren verliebt und auch vom gemeinsamen Sex sehr begeistert.

Als sie dann Schluss machte (im Nachhinein muss ich zugeben, dass wir wirklich nicht sehr gut zusammenpassten), brach eine Welt für mich zusammen.

Das prägt mich bis heute. Ich hatte mit Depressionen und Angststörungen zu kämpfen und fühlte mich die ersten zwei Folgejahre wie eine lebende offene Wunde. Zur emotionalen Verwirrung kam noch hinzu, dass ich mich in der Zeit auch endlich mit meiner Bisexualität auseinandersetzte. Um endlich gleichgeschlechtliche Erfahrungen zu sammeln und um den Trennungsschmerz zu betäuben, hatte ich einige Sextreffen mit Männern. Zur emotionalen Stabilisierung trug das nicht gerade bei.

Insgesamt hat mich das Thema Liebe/Beziehung sehr enttäuscht: Je mehr ich über darüber erfuhr - durch viel Lektüre von Ratgebern und Fachliteratur sowie durch beziehungserfahrene Freunde, aber auch durch das Eingehen zweier kurzer Beziehungen -, desto ernüchterter wurde ich. Das, was realistisch und machbar erschien - so viel Kompromisse, so viel Verzicht, so wenig wirkliches Glück -, schien mir einfach lächerlich wenig gegenüber dem, was ich zumindest kurzzeitig erlebt und mir gewünscht hatte.

Heute habe ich mich (fast, noch nicht ganz) damit abgefunden, nie wirklich Erfüllung in der Liebe zu erleben - egal ob in einer Beziehung oder alleine lebend. Zwar suche ich noch auf Singlebörsen, aber derart halbherzig, dass dabei nicht wirklich etwas herauskommen kann. Das, was ich mir wünsche, und das, was realistisch erwartbar ist, klaffen zu weit auseinander.

Im Nachhinein wäre es für mich besser gewesen, ich hätte alle meine Erfahrungen nie gemacht. Während meiner AB-Zeit ging es mir wie Frampl: Ich hatte eigentlich ein gutes und zufriedenes Leben. Klar fehlten mir Nähe und, seien wir ehrlich, vor allem Sex, aber ich litt keinesfalls dauerhaft am Dasein. Erst mit dem kurzen, wenn auch mehr imaginären Liebesglück und dem darauffolgenden Verlust desselben fing das wirklich tiefe Leiden an, das bis heute andauert. Ich habe gelernt, damit zu leben; aber lieber wäre es mir gewesen, ich wäre unberührt geblieben.
das liest sich echt teilweise so, als hätt ich es geschrieben.

Bis auf die bisexualität und das halbherzige daten danach könnte das 1:1 von mir sein.

Ich kann nur von mir sprechen aber ich hab mich nach den ersten Wochen (da ging es mir so schlecht, dass ich oft in der Klinik war) soooooo sehr in die Dating-Welt geworfen. Hatte unzählige Dates, zig ONS, paar kurze Affären. War irgendwann zwar angepisst, dass nichts "passendes" dabei raus kam aber ich hab mir sozusagen die Hörner ordentlich abgestoßen. Und nach der 1245198 Frau hab ich jetzt eine gefunden, die ich nicht mehr hergeben mag :D .

Kann dein Gefühl, dass man damit ein Tor aufgemacht hat wirklich gut nachvollziehen. Den Gedanken hatte ich auch soooo oft und viel. Hätte ich einfach auf immer mein jungfräuliches Single-Dasein weitergelebt etc.... Aber ab dem Tag, an dem man wieder eine Liebe findet, ist wirklich alles alles alles es wert gewesen!!!! Auch wenn es noch so lang dauert und noch so viel Kraft kostet!
Da bin ich mir auch bei dir ganz sicher!
Danke für die aufmunternden Worte. Ich werde einfach mal abwarten, was mein Leben noch so zu bieten hat. Vielleicht habe ich ja Glück. Andererseits habe ich meinen Profilnamen nicht umsonst. Es hat schon seinen Grund, dass ich kein Motivationstrainer geworden bin ... ;-)
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Re: Depression nach erster Beziehung

Beitrag von Dr. House »

Frampl hat geschrieben: 26 Mai 2022 11:24 Hey liebes Forum,

Viele in diesem Forum fühlen sich ja sehr einsam und teilweise auch hoffnungslos, da sie so lange keine Beziehung hatten. Der ein oder andere entwickelt sogar eine Depression, weil er auf die 30 zugeht und keine Erfahrung sammelt.

Ich möchte mal einen anderen Blick auf das Thema Beziehung eröffnen. Ich hatte meine erste Beziehung erst kurz vor meinem 27. Geburtstag. Habe dazu auch schon einen Thread in diesem Forum erfasst. Vor meiner Beziehung habe ich mich natürlich auch irgendwie öfters mal einsam gefühlt oder war einfach traurig, dass ich noch nie eine Freundin hatte. Natürlich ist es irgendwo ein Mangel, aber ich muss ehrlich sagen, dass ich auch als AB mein Leben überwiegend erfolgreich und glücklich gestalten konnte. Ich hatte ja einige gute Freunde und ich wusste nicht wirklich wie so eine Beziehung aussieht.

Ich dachte aber immer, dass wenn ich dann mal eine Freundin bekomme ich überglücklich sein werde und dies mein Leben komplett verändern wird. Ich habe natürlich sehr sehr hohe Erwartungen an eine Beziehung gestellt. Nunja, natürlich musste ich feststellen, dass eine Beziehung auch Arbeit ist und es Höhen und Tiefen gibt. In meinen persönlichen Fall gab es sehr viele Höhen und Tiefen und viele toxische Verhaltensweisen von beiden Beteiligten.

Ich machte Schluss und bin in eine sehr schwere Depression gefallen und weiß nicht mehr wie ich darauskommen kann.

Wie ging es euch nach der Trennung eurer ersten Beziehung, wenn ihr vorher AB wart? Würdet ihr sagen, dass sowas schwieriger ist als eien Trennung im Alter von <21? Hat eure erste Beziehung euch wirklich so erfüllt wie ihr es erwartet habt?

Dies ist vielleicht auch mal ein Hinweis an todunglücklichen ABs, dass eine Beziehung nicht das einzige im Leben ist und man nur selber für sein Glück zuständig ist. Ich weiß, dass einige ABs auch gar nicht unglücklich darüber sind.

Wie steht ihr zu dem Thema? Ich bin mittlerweile einfach nur noch komplett am Ende, weil ich dachte, dass ich nach so langer Zeit meine Traumpartnerin gefunden hätte und jetzt habe ich unfassbar Angst, dass meine Erwartungen zu hoch waren.
Geht mir sehr sehr ähnlich. Bei uns gab es ebenfalls sehr toxische Elemente, die aber eher von ihr ausgingen : Stark cholerische, "tempramentvolle" Züge, die mit einem Stellenwechsel (Stress, lange Arbeitszeiten) massivst verstärkt wurden. (intimst) Erfahrung auf meiner Seite aufgrund AB nicht vorhanden... (auch Probleme, die eher bei mir liegen).

Mit jedem Wutanfall ihrerseits emotionale und körperliche Distanzierung durch mich, bis irgendwann nichts mehr ging (v.a. auch körperlich) -> Mehr Frust auf ihrer Seite ---> mehr Wutanfälle ---> Kreislauf incoming.
Ihres Problems ist sie sich bewusst, hat aber erst jetzt, kurz nach der Trennung ne Therapie angefangen - ich bereits vor Monaten aufgrund meiner sozialen Ängste und Problematiken (immerhin).
Eigentlich wären wir in wenigen Wochen verheiratet - und jetzt sitze ich in einer neuen Wohnung und weiss nicht, wie es weitergehen soll. Ich bin mittlerweile fast 30 und glaube, dass ich wohl das Thema Familie und Partner nach dem einen Mal abhaken kann. Wenn ich bedenke, wie lange ich dafür seit der Jugend (für die erste Beziehung) schon gebraucht habe..., diese Zeit habe ich nicht nochmals zur Verfügung.
kiji
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Ich bin ...: offen für alles.

Re: Depression nach erster Beziehung

Beitrag von kiji »

Was soll denn ich denken, ich bin vierzig plus? Ich glaube bzw. hoffe aber nicht, dass es genau gleich wie vor meiner ersten Beziehung weiter gehen wird. Irgendetwas habe ich bestimmt aus der Beziehungserfahrung mitgenommen. Habe grad gelesen, dass der Liebeskummer nach einer Trennung etwa nach einem halben Jahr nachlässt. Bei mir sinds fast 5 monate und langsam merke ich es weniger. Fühle mich zurzeit einfach sehr alleine, aber ich vermisse ihn praktisch nicht mehr.

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