Kommunikation, Wünsche äußern, …

[Knallgrau]

Ich muss mich mal ordnen.

Bezügl. Eifersucht: Nachdem mein Freund nur berufliche Kontakte zu Frauen pflegt und da regelmäßig erzählt und ich die Frauen teilweise "kenne" (und natürl. zu seiner Exfrau wegen des Kindes) gibt es für mich da extrem wenig Grund. Obwohl die Exfrau natürl. da und dort mal Thema ist (ich weiß nicht die haben halt 15 Jahre miteinander durch und so vieles erlebt und geteilt), ich weiß es ist doof, aber er hat es glücklicherweise drauf mich zu erinnern, dass sie eben die Mutter seines Kindes bleibt und er ist sehr überzeugend in Worten und Taten, dass er nur mich liebt, aber es ist seltsam zu wissen, dass sie trotzdem immer irgendwie da sein wird.

Bezügl. Nähe und Treffen: Ich hab die Erfahrung gemacht, man kann einfach nix erzwingen. Weder jemand von mir noch ich von jemand. Mein Freund und ich haben ein sehr gleiches Bedürfnis, was es sehr einfach macht. Obwohl es auch so ist, dass ich ihn anfangs extrem vermisse, wenn er fährt und es bei ihm stärker wird, umso länger er mich nicht sieht, wo ich mich dann schon wieder aufs "alleinsein" eingerichtet habe. Es bleibt aber, dass wir einander vermissen. Wir tel.und schreiben halt regelmäßig und ich denke auch da passt die Frequenz für beide. Aber er schreibt auch mal "Bin mit den Jungs unterwegs, melde mich morgen" und das akzeptiere ich und umgekehrt ist das genauso.

Bezügl. Kommunikation: Wir sind halt beide extrem ehrlich. Er hats in seiner Therapie nach der Scheidung gelernt und ich hab das vom Elternhaus mitbekommen denk ich. Wir sagen relativ beinhart, wenn uns was stört und das wird ausdiskutiert, bis ein Kompromiss da ist. Ich geb zu, es kam noch net allzu oft vor, aber bisher hats geklappt. Ich hab z.B. gemerkt, dass ich dazu neige, eine Diskussion "anzuzetteln", an dem Tag, an dem er fährt. Ich hab reflektiert und bin draufgekommen, dass ich einfach so traurig bin, dass er fährt und das ich mich wohl so besser von ihm lösen kann. Das haben wir besprochen und seitdem er das weiß, lässt er sich am Abreisetag auf sowas nicht ein, umarmt mich ganz fest und die Diskussion ist erledigt.

Es klingt so blöd, aber wir sagen uns wirklich alles und lassen uns gegenseitig Luft. Manchmal ist es auch ein "Heute liefs in der Arbeit beschissen, ich bin grantig, es hat nichts mit dir zu tun", wo ich dann weiß, ich muss net nachfragen, sondern ich mach nen Tee und er erzählt, so bald er kann.
Ich weiß halt net, ob sowas bei euch (schon) funktionieren würde. Da muss man sich drüber trauen und dazu braucht es Vertrauen, was uns ABs halt oft fehlt, weil wir do oft enttäuscht wurden, aber das kommt denke ich. Beim einen früher, beim anderen später, da muss man geduldig sein.

Das mit den Verlustängsten kenn ich auch, da hab ich aber den Vorteil, dass er sie ähnlich zu haben scheint, er hatte bereits Situationen, wo er dachte die Entfernung oder die Umstände wären mir zu anstrengend und ich würd hinwerfen, hab ich aber nicht und damals haben wir uns halt such beide gesagt, dass uns unsere Beziehung wichtig ist und wir nicht hinwerfen wollen...

Ich weiß nicht, ob das hilft, aber das ist meine bescheidene Erfahrung...

[Fango]

Um mal noch eine Perspektive einzubringen: Meine Freundin und ich rasseln ebenfalls immer wieder aneinander, weil wir beständig am Ausloten sind, was und wie viel man vom Gegenüber erwarten, fordern und sich wünschen darf. Meine Freundin ist viel direkter als ich, wenn es darum geht, das zu formulieren und insbesondere auch zu kritisieren. Ich selbst neige als sehr harmoniebedürftiger Mensch dazu, nur Dinge anzusprechen, die mir massiv gegen den Strich gehen. Wir ringen hier immer noch um eine gemeinsame Ebene, denn aktuell ist es so, dass ich mich von ihren vielen kleinen "Meckereien" und Forderungen immer etwas gegängelt fühle, während ich andererseits kleine Ärgernisse nicht anspreche, um Streit zu vermeiden, dafür aber komplett an die Decke gehe, wenn dieser einmal nicht mehr vermeidbar ist. Mir ist klar, dass ich da Verbessungspotential habe und es auch mir selbst guttun würde, Ärgernisse direkt anzusprechen – insofern sehe ich meine erste Beziehung da auch ein Stück weit als "Trainingsfeld", auf dem ich in dieser Hinsicht wachsen kann. Andererseits empfinde ich manches auch als unnötig, etwa wenn es einfach nur darum geht, jemanden auf einen Fehler hinzuweisen, der offenkundig aus Versehen passiert ist und insofern keinen Lerneffekt bietet, zum Beispiel: "Du hast die Herdplatte angelassen" – meine Freundin weiß natürlich, dass man die Herdplatte nach dem Kochen ausmacht, wieso soll ich sie dann nochmal auf den Lapsus hinweisen? Ich mach die Platte dann einfach aus und fertig, meine Freundin handhabt das aber anders In dieser Hinsicht werde ich mich wahrscheinlich nicht ändern, insofern wird die Frage sein, ob wir das abweichende Eichmaß des Gegenübers zu diesem Thema aushalten können oder nicht – Antwort steht noch aus, aktuell streiten wir

[Zwerg]

...

Das kommt mir bekannt vor ... und es wird sich nicht ändern wenn Du länger zusammen bist.

[Fango]

Na vielen Dank fürs Mutmachen
Ich denke schon, dass ich gewisse Fortschritte im Ansprechen von Themen, die mich nerven, machen kann – mag aber natürlich sein, dass das Konfliktpotenzial dennoch dasselbe bleibt.

[desigual]

Danke für eure ganzen Rückmeldungen! Zuletzt läuft es meistens ganz gut.

Auch wenn meine Unsicherheiten und Ängste bleiben, habe ich das Gefühl, in kleinen Schritten voran zu kommen. Sowohl ich allein als auch wir als Paar. Ich denke, ich befinde mich gerade im letzten großen Schritt meiner nun schon über 10 Jahre dauernden Entabisierung. Aber ich bin oft eher trödelig…

[Knallgrau]

Ohhh schön zu lesen desigual, ich freu mich sehr für dich!

[Wildcard]

@desigual

Fernbeziehungen sind für einen eifersüchtigen Menschen vielleicht generell das falsche Modell?

Die Eifersucht ... ist das Verlustangst oder Kontrollzwang?

Und ist das aktuell denn objektiv Begründet, im Sinne eines reellen Risikos?

Hast du privat Kontakte zu einem oder mehreren Single-Männern? Wie empfindet er das?

Wie gefestigt ist Eure Beziehung?

Also wenn man Vertrauen hat, weil man sich auf sein Gegenüber verlassen kann, dann besteht doch gar kein objektiver Grund zur Eifersucht. Oder reicht es schon, das er mit einer anderen Frau Telefoniert bzw. sich trifft?

Bist Du Beziehungs -tauglich / -fähig?

Hat Eifersucht nicht viel mit Besitzanspruch zu tun? Ist der Partner dein Eigentum?

Bist du selber dir sicher, für immer monogam mit diesem einen Partner zu bleiben?

Monogamie ist zwar möglich und aus unterschiedlichen Gründen gewollt, doch entspricht es generell nicht der Natur (des Menschen), was Männern etwas mehr in den Genen liegen mag als Frauen. Aber auch Frauen haben den biologischen Drang zur Vielfalt. Wer etwas anderes Behauptet lügt sich selber was vor oder kennt die Fakten nicht.

Objektiv Sinn macht Monogamie in der Hinsicht, das Übertragungsrisiko von Krankheiten zu vermeiden. Das schreckt nur eben viele nicht ab, zumal es inzw. alle möglichen Impfungen und Medikamente (Preps ...) gibt. Jedenfalls für gesetzlich Versicherte nahezu kostenfrei zugänglich.

Es macht gewiss Sinn mit dem Partner/in mal intensiv über Ängste zu sprechen. Egal ob Verlustangst oder die Angst vor einer Ansteckung. Alles weitere ist dann eine Frage wie groß das Vertrauen zwischen Euch ist, wie stabil diese Beziehung ist. Wenn er Deinen Standpunkt kennt und glaubhaft versichert nicht gegen diese Ängste zu handeln, dann kannst du nichts weiter tun als darauf zu vertrauen oder eben nicht, was eine Trennung nahe legen würde. Logisch durchdacht sind solche Probleme leicht zu lösen, wenn da nur die Emotionale Seite nicht wäre ... Herz gegen Hirn - diesen Widerstreit in dir musst du lösen, sonst löst sich die Beziehung unter dem Einfluss der Eifersucht irgendwann auf. Um so ärgerlicher, wenn überhaupt kein Grund dazu besteht ...