Fango hat geschrieben: ↑12 Okt 2022 15:20
Jep, ich trauere dem auch bisweilen nach, obwohl ich seit einem guten Jahr eine glückliche Beziehung führe und durchaus das Gefühl habe, gewisse Dinge "nachholen" oder jedenfalls in der Form erleben zu können, wie ich mir das in meiner AB-Zeit immer vorgestellt hatte. Andere Erfahrungen sind hingegen sehr konkret an bestimmte Lebensphasen gekoppelt – Schulzeit, Abi-Zeit, Musik-Festivals in junger Gruppe, erste Urlaube ohne Eltern etc. –, mit diesen Leerstellen muss ich mich mit mittlerweile 33 eben arrangieren.
Was ich am meisten bedauere:
1. Ich hätte gerne mehr Frauen, vor allem unterschiedliche Frauen, so intensiv und intim kennengelernt, wie ich es nun mit meiner Freundin darf.
2. Ich hätte gerne die melancholische Erfahrung einer zerbrochenen Beziehung, von Herzschmerz und Liebesdrama, wünsche mir aber nicht, dass es mit meiner jetzigen Freundin passiert (also theoretisch noch nachzuholen, aber nein Danke).
3. Ich hätte gerne, schlicht und ergreifend, mit mehr unterschiedlichen Frauen Sex gehabt als mit zweien – ich verfüge über ordentliche Erfahrungen, was das Knutschen betrifft, und schon hier gab es hochinteressante Unterschiede.
4. Ich würde gerne wichtige Momente, Songs, Filme, Abenteuer meiner Jugend und Vergangenheit mit bestimmten Frauen verknüpfen können – ein Stück weit geht das zwar, denn ich war natürlich dann und wann verknallt und hatte hier und da auch den einen oder anderen Herzklopf-Moment in Form von Knutscherei, aber mehr eben auch nicht.
5. Ich hätte gerne dieselben Spuren im Leben jener Frauen hinterlassen, die ich mir von ihnen in meinem Leben gewünscht hätte – ich wäre gerne ein Teil ihrer Geschichte, ein Foto in ihrem inneren Partner-Album, und mehr als dieser nette, lustige Typ, den man ganz gerne um sich hatte.
Vor allem nagt an mir, dass ich die Möglichkeit dazu gehabt hätte, mir aber aus unterschiedlichen Gründen immer selbst im Weg stand, Bindungsängste hatte, mich ein Stück weit über meine Bedürfnisse selbst getäuscht habe … und dennoch: Ich bin mittlerweile versöhnt, die Gegenwart mit meiner Freundin überwiegt jene Versäumnisse bei Weitem. Ich finde sie noch immer manchmal schade, aber sie fressen mich nicht mehr auf. Und letztlich hätte ich womöglich viele Dinge, die ich keinesfalls missen möchte, nicht getan, gelernt oder erlebt, wenn mein Leben aufgrund von Partnerschaft anders verlaufen wäre. Insofern ist bereuen vielleicht ein zu starker Begriff, aber ein wenig schwermütig macht es mich dann und wann schon.