Da ein paar Forenmitglieder mich darum gebeten haben, bin ich so frei und schreibe hier mal den 2. Teil meines Erfahrungsberichts, welcher nun meinen Weg vom SC-AB zur ersten Beziehung aufzeigen soll.
Ich bin Theoretiker und analysiere gerne Zustände, auch Seelenzustände. Es war wohl der Morgen nach meinem 25. Geburtstag und ich dachte über mich nach. Seit meinem ONS waren ein paar Tage vergangen, ich hatte meine Emotionen halbwegs wieder einsortiert. Der erste Sex war eine wunderbare Erfahrung, aber was mir danach viel mehr einfuhr war eine für mich überraschende Offenbarung. Ich war mir zwar bewusst, dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit der richtigen Frau die wahrscheinlich grad ihren Eisprung hatte aufeinandertraf und es war wohl reiner Zufall. Aber es gab zumindest eine Frau unter (damals) 3 Milliarden, die mich zwangsläufig attraktiv finden musste. Und attraktiv zu sein ist ein sehr angenehmes Gefühl. Es erhöhte nämlich mein Selbstvertrauen.
Ich hatte ein Jahr seit meinem Entschluss zur EntABisierung also Theorie betrieben. Mit Feldforschung, ihr erinnert euch, und ich kannte daher das studentische Nachtleben in der Stadt wie meine Hosentasche. Kurz: Es reichte, ich fühlte mich nach meinem kleinen Abenteuer selbstsicher genug, ich wollte zur Praxis schreiten. Ich legte mir einen Flirtratgeber zu und begann, kleine Übungen abzuhalten. Was seltsam tönt, aber für mich ein logischer Schluss war: Ich bevorzugte die Kaltansprache. Bei einer Kaltansprache, dachte ich mir, kennt man sich nicht und wenn es schiefgeht kennt man sich danach immer noch nicht und wird sich auch kaum mehr begegnen. Daher verlor die Ansprechangst, zumindest bei den ersten einfachen und kleinen Schritten, bei mir ihren Schrecken. Ich lernte ein paar simple Opener und legte los. Ich ging z.B. in einen Supermarkt, sah eine attraktive junge Frau, stellte mich am Regal neben sie und bemerkte möglichst unaufgeregt: „Geht es dir auch so, der Duft aus der Brotecke ist wieder mal völlig verlockend, und ich kauf dann immer unnötig viel Lebensmittel ein“. Die Reaktionen reichten von Ignoranz, direkter Ablehnung bis zu einem sich über mehrere Minuten entwickelnden Gespräch. Aber kein einziges Mal wurde ich blossgestellt.
Zielführend war das natürlich nicht, ich gewann jedoch eine gewisse Lockerheit und mehr Erfahrung im Smalltalk, in der Unicafete dauerte meine längste Unterhaltung über eine halbe Stunde (die Chemie stimmte nicht, wär nix draus geworden…
Denn was ich bis dahin innerlich verdrängte: Ich musste daten. Und hier hatte ich eine tiefe Blockade, ein Jahr zuvor habe ich mir geschworen, nie wieder in der Friendzone eines möglichen OdB zu landen und genau das befürchtete ich wie der Teufel das Weihwasser. Ich grübelte und tat das, was ich immer in solchen Situationen tue: Ich beriet mich mit meiner Schwester. „Ich habe das OdB-Konzept nie begriffen. Du hängst blind vor Liebe an einer Frau, bei der du keine Chance hast. Monate- oder gar jahrelang. Ich habe dir meine Meinung dazu schon damals gesagt, aber du hast sie halt ignoriert.“, war ihr Eröffnungsstatement. Ich gab ihr recht. Aber was tun? „Dummerchen, was Normalos halt tun. Du lernst eine Frau kennen, mögen und mit der Zeit verliebst du dich vielleicht. Parallel dazu aber solltest du auf eine Beziehung hinarbeiten und gewisse Zeichen erkennen können. Gemeinsamkeiten, tolle Unternehmungen, Romantik, Zärtlichkeiten und gegenseitige Anziehung, was auch immer auf ein tieferes gegenseitiges Interesse hindeutet. Diese eindeutigen Zeichen (oder zumindest Teile davon) solltest du aber innerhalb eines Zeitlimits erwarten können, sagen wir drei Wochen. Wenn innerhalb dieser Zeit sich für dich – und hier kannst du durchaus egoistisch sein - keine befriedigenden Fortschritte in dieser Richtung abzeichnen, gibst du ihr den Laufpass und ja, du wirst ganz klar dein gebrochenes Herz und deinen Liebeskummer aushalten müssen. Ist aber immer noch besser als die Alternative OdB.“.
Also begann ich endlich zu daten. Flirten war inzwischen kein Problem mehr und ich lernte ziemlich schnell zwei Frauen mit der Zeit besser kennen. Beide Anläufe endeten aber in der drei-Wochen-Sperrfrist erfolglos und ich suchte um ein paar Erfahrungen reicher weiter.
Und nach etwas mehr als anderthalb Jahren begab es sich wieder, dass Göttin Fortuna oben in der Olymp-Kantine kurz vor Mittag ihr absolutes Lieblingsdessert – zwei Kugeln Zitronensorbet mit einem Schuss Vodka und einer Piemontkirsche obendrauf – zu ihrem Menu 3 gereicht bekam. Sie schlenderte nach dem Mahl hochzufrieden zu ihrem Arbeitsplatz zurück, nahm ihr Füllhorn und stopfte es bis oben hin mit den alleredelsten Geschenken voll um es am Nachmittag über mir auszuschütten.
Denn am Abend war ich in meiner Lieblingskneipe, als sie mit einer Freundin reinkam. Ich hatte sie hier noch nie gesehen. Was nun passierte kann ich heute noch nicht erklären. Es ist für mich kein Witz, ich empfand es wirklich so. Ich sah sie, und die Welt um mich und sie löste sich in Nichts auf, nur noch wir zwei standen da. Ich war augenblicklich in sie verliebt. Es war wie in einem billigen Chick Flick. Sie lächelte mich an und die beiden setzten sich. Ich ging augenblicklich rüber und begann, ihre Freundin völlig ignorierend, mit ihr zu flirten. Die Chemie zwischen uns war perfekt, wir begannen einen intensiven Smalltalk. Die Freundin roch den Braten und entfernte sich, um irgendeinen Typen an der Bar zu erfreuen. Wir begannen zu daten und passierten die drei-Wochen-Grenze mit Leichtigkeit. Wir blieben zwei Jahre zusammen, und ich bereute keine Sekunde davon.
So begann also meine erste Beziehung. Die damit verbundene Beziehungsanbahnung und -arbeit war neu für mich und ebenfalls erfahrungsreich. OK, ich sehe, Teil 3 muss auch noch her. Wen ihr noch mögt, stelle ich gelegentlich mal was dazu ein.