Hi I-tried-I-gave-up!
I-tried-I-gave-up hat geschrieben: ↑09 Aug 2023 12:43
Gibt es hier auch neurodiverse Menschen, die ebenfalls Schwierigkeiten haben soziale Codes zu verstehen und deshalb scheitern eine intime Beziehung einzugehen? Nehmt ihr diese sozialen Codes auch als kulturelle Ansprüche war? Wie geht ihr [...]
*Hand heb*
Vielleicht nicht ganz so extrem wie bei manchen anderen (Asperger-)Autisten, aber dank
dieser Doku hab ich gelernt, dass es da keinen "hard cap" gibt, sondern dass Autismus offenbar ein Kontinuum ist. Dass es einen sanften Übergang von "totaler krasser Autist, eventuell sogar behindert" über "kommt so halbwegs klar" zu "funktioniert in der Gesellschaft [und: ist vielleicht irgendwo leitender Ingenieur geworden weil er Objekte interessanter findet als Menschen und dank diverser Zufälle im Leben gute coping strategies für seine Probleme gefunden hat... - und ja: Das ist wohlgemerkt nur ein Beispiel, und ein 'leitender Ingenieur' ist auch nicht besser als ein 'nicht-leitender' ... letzteren kann man ja gut als Isolator verwenden
![Mr. Green :mrgreen:](./images/smilies/abtreff/icon_mrgreen.gif)
]".
(Sidenote: Bitte den fürchterlichen Clickbait-Titel der Doku ignorieren. Nein, ist es natürlich
nicht... also ich meine das mit... "the next stage of evolution".
Kein Mensch weiß, was "die nächste Stufe der Evolution ist", vielleicht sind wir auch ein toter, finaler Ast derselben. Derzeit tun wir ja alles nur menschenmögliche dafür, dass es uns bald nicht mehr gibt.)
I-tried-I-gave-up hat geschrieben: ↑09 Aug 2023 12:43
Das ganze wirkt sich sehr positiv auf mein Berufsleben aus.
![Sehr glücklich :D](./images/smilies/abtreff/icon_biggrin.gif)
Ich brauche als selbstständig Erwerbender mit einem Teilzeitjob nur bis zu 4 Stunden am Tag zu arbeiten um meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Ich werde für meine Arbeit recht gut bezahlt und ich kann die Arbeit zuhause am Computer schneller und präziser als andere erledigen.
Darf ich fragen:
Wie bist du dahingekommen bzw. was machst du beruflich?
Das wäre auch in etwa meine "Traum"vorstellung von "Leben, Unterpunkt Beruf" (vielleicht noch ein paar Stunden weniger, weil mein Gehirn langsam vor sich hinkorrodiert und ich 20 Stunden mittlerweile garantiert nicht mehr packen würde), aber ich faile so dermaßen dabei, es zu erreichen (ok, derzeit liegt es in erster Linie an der dauernden bleiernen Müdigkeit, die mich lähmt, aber auch vorher schon hab ich keinen Fuß auf den Boden bekommen), oder zumindest das, was einem
realistischen Ziel entspricht (da meine
wirkliche Traumvorstellung komplett illusorisch und unrealistisch ist).
I-tried-I-gave-up hat geschrieben: ↑09 Aug 2023 12:43
Die negative Seite meiner Fähigkeiten ist, dass ich Schwierigkeiten habe soziale Codes zu verstehen. Ich nehme sie als kulturelle Ansprüche war, welche ich nicht einhalten kann - wahrscheinlich weil ich darüber hinaus denke.
Ich habe eine uuuuungefähre Ahnung, was du meinen könntest, aber könntest du hier noch etwas elaborieren? Am besten anhand eines Beispiels. Was sind für dich "kulturelle Ansprüche"? Für mich wäre das sowas wie: Ich fahre nach Russland, und weiß: 1. "In Russia you don't ride horse, horse ride you."
![Mr. Green :mrgreen:](./images/smilies/abtreff/icon_mrgreen.gif)
Und 2. Ich sollte lieber einen größeren Stapel an Bribe money mitnehmen, wenn ich da lebend wieder rauskommen will. Oder: Angenommen ich wäre eine Frau und fahre ins von den Taliban beherrschte Afghanistan, dann weiß ich: Mein Menschenwert und meine Rechte als Frau droppen instantan auf Null bzw. auf "I am a reproduction machine". Und damit muss ich mich arrangieren. (Oder besser: Gar nicht erst hinfahren ^^.)
Ok, Vorurteile und Spaß beiseite (auch wenn das letztere ja leider kein Spaß für die Betroffenen ist, seufz): Unterschiedliche kulturelle Gepflogenheiten wie "in Deutschland ist Fußball quasi Volkssport" und "in Kanada ist es Hockey" sollten ja eigentlich kein Problem sein. Ich kenn mich z.B. mit beidem nicht aus. Trotzdem kann ich mich mit einem Fußball-Fan unterhalten ... solange halt, wie wir noch andere,
gemeinsame Themen haben.
Also again: Am besten würde wahrscheinlich ein Beispiel helfen...
I-tried-I-gave-up hat geschrieben: ↑09 Aug 2023 12:43Diese negative Seite spiegelt sich darin wieder, dass ich noch nie in einer Liebesbeziehung war. Kein Sex, kein Kuss, kein intimes Berühren. Ich bin also unfähig über diese sozialen Codes intime Beziehungen aufzubauen. Das wirkt für mich wie eine Barriere, die ich nicht durchbrechen kann. Der Zugang zu Beziehungserfahrungen bleibt mir also verschlossen. Ich sehe mich somit gezwungen andere Wege zu finden um intime Beziehungen einzugehen. Diese beruhen auf gemeinsamen Interessen und Ergänzung der erlernten Fähigkeiten (Beruf, Hobbys). Leider entnehmen viele Frauen daraus nur ein Interesse an einer Freundschaft.
Korrekt, weil die meisten Frauen jeman(n)den wollen, der die berühmten "Eier in der Hose" hat. Wenn du wissen willst, was das heißt: Kann ich dir auch nicht sagen. Ich hab's nämlich auch bis heute nicht kapiert. Genauso wie das mit dem "Bad boy" sein...
I-tried-I-gave-up hat geschrieben: ↑09 Aug 2023 12:43Ich bin enorm selbstbewusst und habe kein Problem damit, irgendeine Frau anzusprechen. Während ich in meiner Jugend introvertiert war, bin ich heute extrovertiert. Damals war ich unsicher, da ich schon irgendwie bemerkt habe, dass ich anders bin. Der ganze Prozess, mich selbst so anzunehmen wie ich bin und damit meinen eigenen Weg zu finden, hat zwar viele Jahre gedauert, mich aber enorm selbstbewusst gemacht.
Ich lese in deinem ganzen Posting bzw. deinen Postings fast immer nur: Selbstbewusst, selbstbewusst, selbstbewusst. Man kann es mit allem übertreiben. Damit bestimmt auch. Wenn du als jemand, der sich selbst als "als alles im Griff habend eingeordnet" auf andere Leute zugehst, die jede Menge insecurities haben (ob versteckt oder offen) und dich inszenierst als den totalen Vollchecker, dann triggert das natürlich deren insecurities. Bei solchen Leuten hier...
I-tried-I-gave-up hat geschrieben: ↑09 Aug 2023 12:43
Dieses Selbstbewusstsein scheint auch vielen Frauen für eine Beziehung mit mir im Weg zu stehen. Ich habe gemerkt, dass ich mit hochsensiblen Personen, sowie auch Menschen mit psychologischen Unsicherheiten (Angststörungen, etc.) nicht besonders gut zurecht komme.
...wahrscheinlich erst recht (gerade bei den Hochsensiblen, die das viel stärker empfinden dürften als Normalsensible), aber bei den "normalen" vielleicht auch schon (?). Wäre eine Hypothese meinerseits. Wenn sie stimmt, würde ich weiter ausführen: Ich als Mensch möchte (in Sachen Liebesbeziehung) ja mit einem
Menschen zusammensein, nicht mit einer perfekten Hochleistungsmaschine - denn "Mensch sein" bedeutet mehr oder weniger automatisch auch "Fehler haben". Dann auf ein Gegenüber zu treffen, von dem ich ausgehe, dass es entweder keine Fehler hat, keine Fehler zuzugeben bereit ist, oder das auch nur eine scheinbar
Aura der Perfektion um sich herum hat, kann extremely intimidating sein - und obendrein (egal ob das ein logischer Fehlschluss ist oder nicht - die meisten Menschen denken nicht [rein] logisch) muss ich dann vielleicht
auch noch davon ausgehen, dass derjenige nicht in der Lage ist, sich in mich - der ich ja nun mal Fehler habe - hineinversetzen zu können, wenn es mir mal (aufgrund von einem meiner eigenen "Flaws") schlecht geht, weil er ja fehlerlos ist.
(Wenn jemand "mit sich selbst im Reinen ist", sollte dieser ganzen Gedankenstrang bzw. diese ganze Tagcloud niemals aufblitzen ... aber es gibt ja genug Leute, die eben
nicht mit sich selbst im Reinen sind.
Und sorry, falls dieser ganze Absatz nach illogical gibberish klingt ... naja, so funktioniert halt ein "Normalo-Hirn", äh,
glaube ich.)
I-tried-I-gave-up hat geschrieben: ↑09 Aug 2023 12:43Könnt ihr mir hier einen guten Rat zu meiner Situation geben? Sollte ich meine geistige Überlegenheit verheimlichen oder herunterspielen?
Black-and-white-fallacy.
Es gibt nicht nur zwei Optionen.
Meine Antwort auf "Sollte ich meine geistige Überlegenheit verheimlichen oder herunterspielen?" wäre: Überwachse sie.
Finde einen Weg, deine geistige "Überlegenheit" so umzudeuten oder umzuwandeln, dass es keine "Über"legenheit mehr ist (v.a.: Vom anderen nicht so wahrgenommen wird, bzw. als Angriff wahrgenommen wird - Stichwort "arrogante Außenwirkung", worauf dich in diesem Thread ja glaub ich auch schon jemand gestoßen hat), sondern dass du sagen kannst: Ich begegne meinem Gegenüber auf
Augenhöhe. So wie ich deine Postings lese, ist deine Überlegenheit irgendwie die primäre Persönlichkeitseigenschaft, über die du dich
definierst... es trieft förmlich aus jeder Zeile deiner Buchstabensuppe.
Ich hab auch mal gedacht: Oh, alle erfolgreichen, bewunderten, leistungsfähigen Menschen der Gesellschaft machen dies, machen das, lesen jede Woche drei Bücher, arbeiten an sich, grinden, schuften, blaah-blaaah-blaaaaah.
In the end: Was hat das für eine Bedeutung? In 100 Jahren sind wir alle Kompost. Irgendwann werde ich, wirst du ein alter Mann sein, deine kognitiven Leistungen werden runtergehen (so wie bei uns allen ... bei manchen vielleicht schneller als bei anderen, aber unvermeidbar ist es), mein und dein Körper wird ebenso verfallen.
Spätestens dann musst du dich auch mit der Tatsache konfrontiert sehen, dass es jüngere Leute gibt, die
dir geistig überlegen sind.
Also warum definierst du dich "nur" (ich übertreibe bewusst) darüber?
Such dir doch was anderes, was
Connection mit anderen Menschen erlaubt. Nutze deine überragende Intelligenz z.B., um ein witziger, unterhaltsamer, charismatischer Mensch zu werden. Sowas mögen die Leute, die Frauen angeblich erst recht.
Aber ist auch nur ein Beispiel. Vielleicht findest du was für dich Passenderes.
Abschließend noch ein paar Stichpunkte, die mir einfallen:
I-tried-I-gave-up hat geschrieben: ↑09 Aug 2023 12:43Es macht für mich nur wenig Sinn eine Frau, die mir vom Aussehen her gefällt, auf der Straße anzusprechen [...]
Aber immerhin kannst du es. Damit hast du vielen Leuten (gerade hier aus dem Forum) was voraus - ich z.B. klappe meistens vorher vor Angst zusammen.
I-tried-I-gave-up hat geschrieben: ↑09 Aug 2023 12:43Es macht für mich nur wenig Sinn eine Frau, die mir vom Aussehen her gefällt, auf der Straße anzusprechen,
da ich ja sowieso weiß, dass ich aufgrund meiner Neurodiversität von dem Durchschnittsmenschen abgeschnitten bin und es deshalb sowieso nichts mit einer Beziehung wir
Das
weißt du nicht, das ist nur eine
Hypothese über künftige Ereignisse basierend auf vergangenen Beobachtungen und einem daraus abgeleiteten scheinbaren "Gesetz deiner subjektiven Realität". ("Gesetz" nicht wie in "Naturgesetz", sondern es muss natürlich eigentlich in
dreifachen und unterstrichenen Anführungszeichen stehen, idealerweise "
Dr. Evil"-Anführungszeichen
![Lachen :lol:](./images/smilies/abtreff/icon_lol.gif)
.)
Kann sein, dass deine Hypothese auch weiterhin korrekt ist, aber vielleicht ändert sich ja auch mal was "in dir" an Verhaltens-Automatismen oder du lernst/internalisierst irgendwas, was dir bisher niemand erzählt hat, dann wird sie potenziell künftig vielleicht auch nicht mehr korrekt sein.
I-tried-I-gave-up hat geschrieben: ↑10 Aug 2023 07:23
Ich bin generell immer nett und freundlich zu Leuten und komme ihnen gerne entgegen.
Sprich zu wenig "Bad boy".
Also was das primäre Forenthema ... die Sache mit dem anderen Geschlecht angeht ^^. Ein guter Mix aus Nice guy- und Bad boy-Eigenschaften (plus: Flirten können) soll ja angeblich bei den Ladies genau den richtigen Nerv treffen.
I-tried-I-gave-up hat geschrieben: ↑10 Aug 2023 07:23
El_Muratore hat geschrieben: ↑09 Aug 2023 18:13
Levyn hat geschrieben: ↑09 Aug 2023 15:13
Und mal so eine Frage nebenbei: Woher weißt du denn, dass du mental hochbegabt bist?
Selbstdiagnose
Ich hätte mich wohl unwohl damit gefühlt, zu einem Psychater oder einem Therapeuten zu gehen um herauszufinden warum ich anders bin. Schließlich kann ich ja nur wissen, was in mir vorgeht. Also habe ich mich selbst über Bücher und das Internet informiert. Insofern war das auch ein Schritt in Richtung persönliche Entwicklung. Jetzt, wo ich weiß was mit mir los ist, könnte ich zu einem Psychator oder einen Therapeuten gehen. Aber was würde mir das bringen? Würden beide Seiten nicht Zeit damit verlieren? Was bringt es mir, mir das schriftlich zu geben, dass ich da oben "anders verkabelt" bin als andere?*
Zudem habe ich überhaupt keine psychischen Probleme.
I-tried-I-gave-up hat geschrieben: ↑10 Aug 2023 07:23
Ich bin nur unfähig über das, was ich als "soziale Codes" verstehe intime Beziehungen aufzubauen. Das empfinde ich als sehr schade, aber traurig und depressiv macht mich das jetzt nicht.
Hä?
![Grübel :gruebel:](./images/smilies/abtreff/gruebel.gif)
Ist das nicht ein Widerspruch? Würdest du "du kannst soziale Codes nicht verstehen, und kannst deswegen nicht am Dating-Leben teilnehmen" nicht als ein Problem der Psyche ansehen? Es ist ja definitiv kein physikalisches Problem, kein chemisches, kein gesellschaftliches, kein ... usf.. Sondern eines, was
in deiner Psyche seinen Ursprung hat, bzw. in der Wechselwirkung "deine Psyche ↔ die anderen Menschen".
Ist ja egal, ob dich das nicht traurig oder depressiv macht. Du bist hier im Forum aufgeschlagen, wahrscheinlich weil du dir hier Hilfe, Anregungen und Tips versprichst, wie du dein Problem löst. Und das kann ja auch jemand aus der Psychologen-Bubble sein, der dir bei deinem Problem "hilft".
I-tried-I-gave-up hat geschrieben: ↑10 Aug 2023 07:23
Ich bin nur unfähig über das, was ich als "soziale Codes" verstehe intime Beziehungen aufzubauen. Das empfinde ich als sehr schade, aber traurig und depressiv macht mich das jetzt nicht.
Ich habe diesen Beitrag eigentlich erstellt um herauszufinden ob es hier auch andere Menschen gibt, die ebenfalls "anders verkabelt" sind und die gleichen Probleme haben. Aber bisher haben mir alle Kommentare hier sehr geholfen - also nochmals Danke dafür!
I-tried-I-gave-up hat geschrieben: ↑09 Aug 2023 12:43
[...] Gibt es Datingportale für neurodiverse Menschen, oder bei denen das beim Match besonders berücksichtigt wird? Könnt ihr mir irgendwelche Artikel oder Bücher empfehlen?
Hast du mal vom HealthyGamerGG gehört - aka: Dr. Alok Kanojia? Vielleicht ist da was interessantes für dich dabei. Hat einen youtube-Kanal. Bei ihm schlagen glaub ich auch ziemlich viele aus dem neurodiversen Spektrum auf, weil sie eben alle das gleiche Problem eint. (Ok: Ein
ähnliches Problem.)
Wenn du ihn schon kennst, dann nevermind.
(Falls (!) ich die Zeit finde, kann ich dir nochmal ein gutes Video raussuchen, das vielleicht zu deiner Situation passt.)