Wenn man erst später in eine Beziehung kommt, gilt man oft einfach als Spätzünder. Ein Problem besteht ja augenscheinlich nicht mehr. Ich war lange in einer toxischen Beziehung und hatte regelmäßig Sex. Dementsprechend habe ich mir da lange auch keine Gedanken gemacht, was an mir anders ist.
Die Schwierigkeiten traten erst später auf. Ich habe mich aus der toxischen Beziehung befreit, an der ich innerlich sehr gewachsen bin. Es war erst ein harter Kampf, aber ich konnte nun für mich einstehen, war auch nicht mehr schüchtern und hatte mehr Selbstbewusstsein. Geriet aber zunächst erneut an toxische Frauen, hatte mit einer auch mehrfach Sex und konnte mich aber recht schnell lösen, weil ich langsam die Muster erkannt habe.
Letztlich war ich bereit auf vernünftige Art und Weise auf Partnersuche zu gehen, mit Dates und allem drum und dran. Dabei fielen mir im Nachhinein so einige Dinge auf. Denn einfach war es nicht, ich wurde oft abgelehnt, Schließlich klappte es doch mit einer tollen Frau, mit der ich immer noch befreundet sind. Die Beziehung war sehr harmonisch, aber scheiterte schließlich aufgrund ihrer Probleme. Nach der Trennung wurde es erst richtig schwierig für mich, inzwischen habe ich noch mehr gelernt und bin sehr selbstbewusst. Ich treffe mich seit einer Weile mit einer Frau und wir haben viel Geduld miteinander. Es gibt Unsicherheiten auf beiden Seiten, die nach und nach überwunden werden.
So viel zum Hintergrund, nun zu den Einzelheiten und Erkenntnissen:
1) Bin ich Single und es fehlt ein Schwarm, habe ich keinen Bedarf an Sex. Bin ich dann in einer Beziehung, kann ich nicht genug davon bekommen. Wobei Beziehung bedeutet, dass ich verliebt bin, bzw diese Frau liebe.
2) Bestimmte Frauen haben eine Ausstrahlung und Optik, die sie für mich attraktiv wirken lassen. Nackte Haut und aufreizende Kleidung lösen aber erstmal keine Erregung aus.
3) Richtige Anziehung entsteht erst, wenn ich die Persönlichkeit und den Charakter der Frau kennenlerne, merke wie wir beim Gespräch harmonieren, etc.
4) Erst kommt das romantische Interesse, dann mit der Zeit das sexuelle Interesse (also komplett andersrum wie es oft gesagt wird). Da sich ersteres komplett im Kopf abspielen kann, also ohne physische Interaktion, muss ich auch den Kopf benutzen um Körperkontakt zu initiieren und zu erwidern. Das funktioniert nicht immer, da ich oft nicht dran denke. Wächst das Interesse, funktioniert es mit dem Körperkontakt immer automatischer.
5) Je verliebter ich bin und je mehr ich liebe, desto uninteressanter werden andere Frauen.Eine Beziehung ohne Sex würde auf Dauer nicht mehr funktionieren. Die Beziehung öffnen, um mit anderen Frauen schlafen zu können, würde nicht funktionieren. Ich würde mich immer nur danach sehnen, mit der Frau, die ich liebe, schlafen zu wollen. Habe aber Geduld und kann Phasen ohne/mit wenig Sex problemlos überstehen.
Es kann wie gesagt länger dauern, bis ich zu weiteren Schritten bereit bin. Aber auch schneller gehen, wenn die Frau schon sehr körperlich flirtet und sehr viel intensiver Körperkontakt geschieht, bei dem ich die Frau auch intensiv rieche. Solche Frauen gibt es immer mal wieder. Auch die Stimme spielt eine Rolle.
Diese Dinge spielen zwar immer eine gewisse Rolle, bei mir offensichtlich aber eine größere als die Optik.
Bemerkenswert ist wohl auch, dass es bisher am besten geklappt hat, wenn die Frau den ersten Schritt macht und Interesse offen zeigt. Das geschieht oft durch Neugier und zieht besonders extrovertierte Frauen an, was mir entgegen kommt, denn diese mag ich besonders.
Selbst habe ich einfach meist gar nicht den Drang eine Frau anzusprechen. Ich habe aber schon Frauen nach der Nummer gefragt, nachdem ich mich ein wenig mit ihnen unterhalten hatte. Das Interesse/Bedürfnis kommt also nicht durch das Sehen einer Frau.
Durch Freund*innen und Ex-Partnerinnen habe ich gelernt, was meine Vorzüge sind. Ruhige, selbstbewusste, mitunter beruhigende Ausstrahlung. Man sagt, ich bin empathisch, warmherzig und hilfsbereit. Ich strahle Sicherheit und Verlässlichkeit aus. Frauen vertrauen mir oft sehr früh. Auch wenn sie mich quasi noch gar nicht kennen, haben sie keine Angst davor, zu mir ins Auto zu steigen. Durch die Demisexualität strahle ich also offensichtlich keine sexuelle Bedürftigkeit aus. Dennoch kommt sexuelles Interesse bei den Frauen auf. Ich hatte im Rückblick so einige Chancen auf ONS und Abenteuer. Aber ich war es, der nicht wollte. Näheres Kennenlernen, ja. Schnelle Nummer nein. Einfach weil da kein Bedarf besteht.
Ansonsten bin ich introvertiert und zurückhaltend, gebe anfangs nicht viel von mir preis. Dennoch nicht schüchtern. Bin künstlerisch talentiert und stehe inzwischen auch auf Bühnen, was viele damit kommentieren, dass sie den Mut dazu nicht hätten. Mir ist der künstlerische Ausdruck aber enorm wichtig (passt tatsächlich perfekt zu INFP).
Was kann ich raten, wenn jemand herausfinden möchte, ob er/sie demisexuell ist? Genau beobachten und reflektieren, wie man sich in welcher Situation verhalten hat. Ängste und Unsicherheiten benennen und ergründen, woher diese stammen. Dinge ausprobieren, die zu Erkenntnisgewinn führen können. Auch beim Dating. Dazu ist es aber eben wichtig, dass man sich mit den Ängsten und Unsicherheiten auseinandersetzt.
Sich im Klaren werden, was für eine Art Partner man anziehend findet/finden würde. Dabei weg von Standardeigesnchaften wie "ehrlich", "treu", etc. Das ist jetzt nicht so selten. An spezifischere Eigenschaften denken, auch, ob man lieber einen extrovertierten oder introvertierten Partner hätte.
Und die Frage: Wie ticke ich? Bin ich nur introvertiert und zurückhaltend, oder wirklich schüchtern? Auch extrovertierte Menschen können schüchtern/unsicher/ängstlich sein.
So, das war es erstmal
![Sehr glücklich :D](./images/smilies/abtreff/icon_biggrin.gif)
Wenn ihr hier antwortet würde mich euer MBTI-Typ sehr interessieren. Auch rein aus persönlicher Neugier.