Neveryoung hat geschrieben:Aber eine Beziehung in der tatsächlich Liebe (keine Abhängigkeit) vorhanden ist, dürfte sich wohl kaum in einer offenen Beziehung bewähren. Denn kein Mensch der Welt, der über einen gesunden Sexualtrieb verfügt und seinen Partner wahrhaftig liebt, würde es akzeptieren dass er mit anderen Menschen sexuel verkehrt.
Und noch was, damit meine ich natürlich nicht die gesamte Weltbevölkerung, aber der Großteil der westlichen Zivilisation wird wohl so denken. Klar es gibt Ausnahmen wie überall, bestimmte Neigungen wie z.B Swinger, Cuckold etc aber ich denke dass der Großteil der Menschen da eher traditionell denkt.
Sorry, aber ich muss da Kief mal zur Seite springen!
Auch wenn ich persönlich nicht in einer offenen Beziehung würde leben wollen, so kann ich dennoch Menschen verstehen, die dieses Beziehungsmodell befürworten und auch leben.
Was mir aber niemals in den Sinn kommen würde, ist diesen Menschen und deren Beziehung das Vorhandensein von Liebe abzusprechen.
Denn über was reden wir hier eigentlich?
Es geht doch um die freie und selbstbestimmte Ausgestaltung einer Partnerschaft zwischen zwei Menschen. Und auch wenn es für dich und viele andere nicht denkbar und vorstellbar ist, so gibt es tatsächlich Menschen, die Liebe und Sex trennen können. Deren Ideal einer Partnerschaft begründet sich nun mal nicht auf den Grundlagen einer romantischen Liebesbeziehung zwischen zwei Menschen in der Liebe und Sex exklusiv dem jeweiligen Partner vorbehalten ist, wie sie z.B. durch kitschige Hollywoodfilme vorgemacht werden. Sondern für sie gibt es eine Unterscheidung zwischen körperlicher/sexueller Treue und geistiger/emotionaler Treue. Diese Menschen legen einfach mehr Wert auf die geistige/emotionale Treue und benötigen deshalb in Ihrer Partnerschaft keine sexuelle Exklusivität.
Klar ist eine offene Beziehung/Ehe sowas wie das Rosinen picken der verschiedenen Beziehungsstatus. Man lebt in der Geborgenheit der Partnerschaft und gleichzeitig kann man das Sexleben eines Singles haben. Aber solange beide Beteiligten die Spielregeln ihrer Beziehung einvernehmlich festgelegt haben und solange beide es so wollen, ist doch nichts dagegen einzuwenden. Nur was eben ganz klar sein sollte, es muss für beide in Ordnung sein und es müssen für beide die gleichen Regeln gelten.
Deine Argumentation spiegelt jedoch nur deine persönlichen Vorstellungen dessen wider, wie du dein Ideal einer Partnerschaft siehst. Aufgrund deiner Erziehung und Sozialisation kommt für dich nur eine monogam geführte Zweierbeziehung in Betracht. Und ich gebe dir Recht, wenn du schreibst, dass der Großteil der westlichen Zivilisation –wenn nicht gar der Menschheit- dieses Beziehungsmodell bevorzugt und so lebt. Aber du schreibst auch selbst, dass es Ausnahmen gibt. Willst du nun allen Menschen, die nicht in dem von der Mehrheit bevorzugtem Beziehungsmodell leben, mangelnde Liebesfähigkeit und Liebe gegenüber ihrem Partner absprechen? Nur weil etwas über deinen Vorstellungshorizont hinausgeht und/oder deinen Vorstellungen von z.B. Moral und gesellschaftlicher Konvention widerspricht, bedeutet es doch nicht, dass dies nicht möglich ist oder dass es dies nicht gibt.
Dafür wie ein Mensch liebt und wie er Liebe empfindet gibt es nun mal keine einheitliche Mess- und Richtgröße. Liebe ist individuell!
Insofern würde ich mich an deiner Stelle hüten, Menschen die ihre Partnerschaft anders leben als du es bevorzugst, zu unterstellen, dass sie ihren Partner nicht wahrhaftig lieben.