BartS hat geschrieben: ↑13 Sep 2017 10:46
Tania hat geschrieben: ↑13 Sep 2017 05:31
Daraus könnte man schließen: Menschen, die sich selbst toll finden, neigen dazu, sich einen Partner zu suchen, der ihnen ähnlich ist. Schließlich muss der dann ja auch toll sein. Und Menschen, die sich selbst kritisch sehen, nehmen eher einen Partner, der anders ist als sie.
Ob an dieser Theorie was dran ist?
Ja das denke ich wirklich. Menschen mit einem gesunden Selbstwertgefühl finden Menschen mit ähnlichen Eigenschaften nicht langweilig sondern angenehm bis anziehend. Das sind auch die Menschen, die eher eine lange Beziehung führen als andere. Während häufig Menschen mit einem niedrigen Selbstwertgefühl zu jemanden raufschauen wollen (möchte in keinem Klub Mitglied sein, der mich akzeptieren würde) und ähnliche Charaktere nicht anziehend finden. Sie suchen sich ihre Selbstbestätigung, indem sie bei Unerreichbaren landen wollen.
Hm, die These könnte auch gegenteilig lauten. Das gerade Menschen mit geringen Selbstwertgefühl sich jemanden ähnlichen suchen, weil sie dort , wie Tania schon anführt, einen Egoboost bekommen - viel eher als von jemanden, der ihnen nicht so ähnlich wäre. Eine gewisse Konfliktscheuheit könnte man da auch reininterpretieren.
Ich glaube allerdings, das beide Thesen schlicht der Komplexität realen Bindungsverhaltens nicht so wirklich gerecht werden. Das Erkennen von eigene Defiziten und Selbstwertgefühl sind für mich zumindest zwei Paar Schuhe. Unklar sind auch die jeweiligen Motive für eine Beziehung.
Um mal von mir auszugehen: In Bezug auf Langeweile spielt bei mir ein wenig die Neugierde auf Unbekanntes rein. Im eigenen Kopf spaziere ich schon eh schon herum und abgesehen von der Phantasie, welche sich allerdings auch aus Fremdquellen speist, wirds mir zumindest langweilig. Mein Selbstwert ist davon unberührt.
So wie etliche hier komme ich auch alleine klar und bräuchte auch in der Hinsicht keine Selbstbestätigung. Und doch sind ein paar Eigenschaften zumindest bei mir problematisch, wenn es in eine Beziehung gehen würde. Eine Eigenschaft wäre mein Hang zum ausgeprägten Schweigen und wirklich eine gewisse Konfliktscheuheit, eine andere wäre der zeitweilige Hang zum Wegdriften von der realen Umgebung.
Alleine spielt das keine Rolle, aber mit einer Frau, die solche Qualitäten mitbringt, könnte sich eine Beziehung schwierig gestalten. In jeder Beziehung kommen früher oder später mal Konflikte auf, nun bekommen aber beide vielleicht nicht ihren Mund auf. So gährt der Konflikt unterschwellig weiter vor sich hin, bis plötzlich die Beziehung einfach ein Ende findet, weil man das, was man die ganze Zeit in sich hineingefressen hat, einfach nicht mehr aushält. Oder beide neigen zum Abdriften, aber keinem fällt das wirklich auf. Vermutlich kommen aber beide auch gar nicht erst zusammen.
Im Kern will ich darauf hinaus, dass ich ein paar Qualitäten auch lieber aus dem Weg gehe, weil sie allein zwar teils wunderbar sein können, aber im Doppelpack für eine Intimbeziehung unsichtbaren "Sprengstoff" mitbringen. Ergänzend würde ich aber noch die Metapher vom Stachelschwein reinbringen. Beide können ja trotzdem eine angenehme Zeit verbringen, solange sie sich nicht zu nahe kommen.
Und um die (Un)zufriedenheit aufzugreifen, ein wenig davon sehe ich auch eine Quelle für Wachstum. So als Kontinuum betrachtet wäre das längere Verweilen an den Polen wohl ungünstig. Grosse Unzufriedenheit zieht einen nicht enden wollenden Strom an negativen, lähmenden Gefühlen nach sich, während auf der anderen Seite eine lange Phase in Zufriedenheit eine gewisse Trägheit bis Faulheit nach sich ziehen könnte.