BartS hat geschrieben: ↑02 Sep 2018 14:50Bist Du da sicher, dass tatsächlich so viele Erwartungen und Wünsche in Deine Richtung bestehen? Und wenn ja, welche wären das dann?
Ich kann mir ja sowieso nie sicher sein, was in jemandes Kopf vorgeht - aber so hat es sich für mich angefühlt, wenn es denn überhaupt mal der Fall war. Und welche Wünsche das dann gewesen wären: Bestätigung, wilder Sex, jeden Tag telefonieren, mehr emotionale Nähe, als ich zu geben gehabt hätte, was weiß ich ... Oder vergiss das wieder, es war mehr so ein diffuses Gefühl von: Da möchte jemand etwas, das bedroht mich, vielleicht lasse ich mich in etwas hineinmanipulieren, was mir dann schnell zu krass werden könnte. Das waren nur so Vorstellungen / Gefühle auf meiner Seite. Es ging dabei nicht so sehr darum, was derjenige konkret wirklich wollte.
BartS hat geschrieben: ↑02 Sep 2018 14:50Und mal wirklich angenommen, es ist so wie Du es Dir vorstellst, dann müsste doch der Mann genauso dasselbe fühlen, wenn Du Dein Interesse signalisierst? Dann müsste er genauso reißaus nehmen.
Nur, wenn er genauso verkorkst wäre wie ich in der Hinsicht. Ich habe da ja eher einen gewissen Defekt bei mir zu beschreiben versucht - ich glaube, dass die meisten Menschen das besser hinkriegen und dass sie eben genau wissen, auch wenn sie sich auf eine Annäherung einlassen, können sie das Tempo noch steuern, das Ganze mitgestalten etc. Bei den meisten kommt das Gefühl von Bedrängnis gar nicht so in dieser Weise auf. Oft wird ja eher die Angst vor Ablehnung als lähmend beschrieben. Die kenne ich zwar auch, aber die Angst vor Vereinnahmung (emotional und körperlich) hatte bei mir mehr Gewicht.
BartS hat geschrieben: ↑02 Sep 2018 14:50
Ich vermute mal fast, dass man Dir auch am Telefon einige Zeitschriftenabos aufschwatzen könnte, weil Du nicht gerne klar und deutlich nein sagst. Okay, ist jetzt ein gemeiner Scherz von mir, aber so ungefähr in die Richtung geht es doch, oder?
Ja, das stimmt. Du, Abos sind noch gar nichts, ich habe schon mal einer Frau ein komplettes Monatseinkommen geschenkt, weil die mich entsprechend belabert hatte - das war mit 20 oder so. Das meinte ich aber auch, dass man solche Sachen mit formalisierten Strategien bewältigen kann: Den Aufschwatzer am Telefon kann man gut mit ein paar Floskeln abwimmeln, das kriege auch ich inzwischen prima hin. Sich hingegen "erobern zu lassen" wäre eine ganz andere Kiste, die viel mehr Feinarbeit bei der Nähe-Distanz-Modulierung erfordern würde.
BartS hat geschrieben: ↑02 Sep 2018 14:50Dabei wäre ein Datingportal ein sehr guter Ort für Frauen, das freundliche aber klare
Abgrenzen zu üben. Ohne Scherz. Damit muss man sich zumindest als Frau bewusst machen. Man wird dort eine Menge an Anschriften bekommen, die auch nett und freundlich geschrieben sind. Und man muss eine Auswahl treffen, d.h. sehr viele werden von Dir keine Rose bekommen, um mal Bachelor-Sprech zu verwenden.

Da haben zum einen viele Portale automatische Textbausteine bereitgestellt, mit knappen Begründungen, die Du verwenden kannst. Du kannst aber auch gerne jeden einzelnen 1-2 Sätze schreiben, dass Du kein Interesse hast.
Kurzum, in einem Datingportal kann man sich wunderbar abgrenzen, man muss es auch wirklich wollen. Finde ich zumindest.
Da haste schon auch recht, aber so weit kam es dann bei mir nicht mehr - habe mich irgendwann panisch abgemeldet. Und jetzt hab ich halt auch Besseres zu tun, als in einem Datingportal Abgrenzung zu üben.
BartS hat geschrieben: ↑02 Sep 2018 14:50Aber mal angenommen, Du findest einen bestimmten Mann wirklich interessant und nun geht er auf Dich zu, und zeigt sein Interesse an Dir. Was passiert dann? Willst Du ihn abweisen, weil er zuerst auf Dich zugegangen ist und nicht Du zuerst auf ihn?
Ich kann es Dir gerade gar nicht eindeutig beantworten. Wollen ganz sicher nicht, ich könnte aber nicht ausschließen, dass es mir zu viel wäre und meine Gefühle kippen könnten. Naja, ich habe ja gerade erstmals eine Beziehung, und dadurch ändert sich ja das Empfinden auch, und man spürt sich weniger verkrampft und ängstlich werden, was eine gute Erfahrung ist. Vieles ist ja auch gar nicht so ein Problem, in der Praxis dann, sondern läuft besser und leichter als gedacht.
Es käme dann wohl auch auf die Art an, wie das Interesse gezeigt würde, sehr forsch/fordernd oder nicht, und allgemein halt auf die Umstände und auf meine Verfassung, und und.
Milkman hat geschrieben: ↑02 Sep 2018 14:51
Elli hat geschrieben: ↑02 Sep 2018 14:29
Klar, Milkman, genau so meinte ich das ja ... Ich ließ mich dann manchmal so mitziehen, fühlte mich verpflichtet, und sah keine Möglichkeit, es so zu steuern, wie es für mich gut war. Und auch für das Gegenüber - dass sowas im Miteinander funktioniert, also das Ja- und Nein-Sagen und Nähe/Distanz, ist ja in gegenseitigem Interesse.
Hm, meinst du? Klar sollte man respektvoll mit dem anderen umgehen, aber letzten Endes bist du allein dir selber Rechenschaft schuldig. Wenn einem ein Kontakt nicht gut tut, suspekt ist oder man einfach gar kein Interesse dran hat (und sich auch nicht vorstellen kann, dass welches erwächst), sollte man die Freiheit haben einen Schlusstrich zu ziehen.
Ich meinte, dass es auch für den anderen besser ist, wenn man in solchen Fällen einen Schlussstrich zieht. Weil auf Dauer niemand sich an Mitleidskontakten erfreuen wird und das eigentlich für den anderen auch scheiße ist. Ich würde ja auch nicht wollen, dass andere mich aus Mitleid bespaßen.
Finde aber davon ab schon, dass man versuchen sollte, Verletzungen der Gegenseite zu vermeiden, wenn möglich. Gerade bei dem genannten Beispiel Online-Dating ist das schwierig, obwohl das nicht so persönlich ist, aber eine Ablehnung schmerzt ja auch dort, und gerade wenn man selbst Ablehnungen erlebt hat, tut einem das für den anderen leid. Generell ist klassisches Online-Dating wohl auch nicht das Richtige für mich.