Automobilist hat geschrieben: ↑04 Jan 2019 09:39Das ist durchaus möglich und obendrein recht wahrscheinlich. Mache doch einfach die Probe auf's Exempel und frage ; ich werde, wie üblich, ehrlich antworten.
Ich glaube, so direkt möchte ich diese ehrliche Antwort gar nicht wissen... Dazu habe ich durch deine Beiträge schon eine zu gefestigte Erwartung dazu.
Es fängt ja schon damit an, das ich deutlich jünger bin als du und sehr froh darüber, gegen Ende des 20. Jahrhunderts geboren worden zu sein und nicht in der Kaiserzeit. Mir sind die Werte dieser Zeit zu hart und unnachgiebig und ich habe heutzutage weit mehr Freiheit, mein Leben so zu gestalten, wie ich das möchte.
Und - nicht ganz ernstgemeint, aber manchmal habe ich den Eindruck, dass das schon reicht - ich bin kein Auto
Le Chiffre Zéro hat geschrieben: ↑06 Jan 2019 14:25Daß ich mich
was trauen muß? Meine Mitmenschen mit voller Absicht zu stören?
Nein, dich ihnen im Sinne des Zitats zuzumuten. Du magst da für dich keinen Unterschied machen, aber das sind zwei verschiedene Dinge.
Es geht ja nicht darum, daß die mir unangenehm sind. Es geht darum, daß ich ihnen unangenehm bin.
Woher willst du wissen, dass das der Fall is?
"Ich bin nun mal ich, kann gar nicht anders sein." zählt nicht.
Le Chiffre Zéro hat geschrieben: ↑06 Jan 2019 17:40Aber es gab etwa in meiner Schulzeit den einen oder anderen Fall, wo mir direkt ins Gesicht gesagt wurde, daß ich störe. [...]
Warum das so war, war mir klar. Ich hielt mich nicht für den Tollsten. Im Gegenteil. Ich verglich mich mit meinen Mitschülern. Und ich kam auf immer mehr Eigenschaften an mir, die – objektiv und/oder gemessen an den Standards meiner Mitschüler – negativ, ja, unangenehm waren. So war mir sehr klar, auf welche Weise und warum ich meinen Mitschülern unangenehm wurde. Es hätte in meinen Augen überhaupt nicht anders sein können.
Die Folge war, daß ich von mir aus zu meinen Mitschülern auf Distanz ging – aus Rücksicht auf sie.
Das verstand allerdings nicht jeder. Vermutlich war nicht jedem sofort auf den ersten Blick ersichtlich, was an mir unangenehm war. Ich wurde also gefragt, warum ich mich verhielt, wie ich mich verhielt. Ich sagte, ich sei unangenehm. Man fragte mich, was denn an mir so unangenehm sein sollte. Ich fing an, es zu erklären.
[...] Also begann ich, meine negativen Eigenschaften in einer auf Papier gedruckten Liste niederzuschreiben und diese dann den Fragern vorzulegen, auf daß diese auf den ersten Blick den Umfang der Liste sahen. Bis zum Ende meiner Schulzeit näherte sich die Liste übrigens 200 Punkten. Zweihundert.
Ich habe die Liste sehr häufig benötigt – auch deshalb, weil ich inzwischen derart auf Distanz zu meinen Mitschülern gegangen war, daß sie mich anders als über diese Liste kaum mehr kennenlernen konnten. Deswegen fragten sie immer häufiger nach den Gründen meines Verhaltens, und deswegen fiel es ihnen auch schwer, die Liste schon inhaltlich als Wahrheit anzuerkennen.
[...] Und Menschen, mit denen ich häufiger zu tun habe, lasse ich nur wenig an Informationen über mich selbst zukommen.
Bei dieser Gründlichkeit fehlen mir ein wenig die Worte... Zweihundert Punkte, die du an dir selbst nicht magst...
Liest sich wie sehr konsequentes Vermeideverhalten.
Zuerst die undifferenzierte Ablehnung in der Jugend, die dazu geführt hat, dass du dich ausführlich mit dem Warum beschäftigt hast, dann die Liste, mit der du anderen abgenommen hast, dich abzulehnen. Die du selbst dann vorgeschoben hast, wenn anscheinend Interesse darin bestand, dich kennen zu lernen bzw. etwas über die zu erfahren, anstatt deinem Gegenüber die Chance zu geben, dich tatsächlich kennen zu lernen und ihre eigene Meinung zu dir zu formen. So verhindert du auch sehr effektiv, dass jemand dich gut genug kennenlernt, um tatsächlich dich zu mögen und nicht nur die angepasste Version deiner Selbst zu akzeptieren, die du öffentlich zeigst.
Kein Wunder, dass du lieber Kopfmensch bist, als deine Gefühle noch an dich heranzulassen
So wie ich das sehe, ist kein Mensch an sich eine Zumutung, sondern Umstände, die man einem anderen aufzwingt, oder Verhaltensweisen, die man jemand anderem aufdrängt, ohne auf seine Bedürfnisse oder Wünsche zu achten oder sie ernst zu nehmen.
Leider scheint es genug Menschen zu geben, die sich selbst als Zumutung wahrnehmen und daher jedes individuelle Bedürfnis, alles was über die funktionale Fassade hinausgeht, für sich behalten, um bloß nicht anzuecken.
So kenne ich das
- auch wenn ich für mich nie das Wort Zumutung verwendet habe - und so lese ich das aus den Beiträgen in diesem Thema.
Vielleicht ist diese Bezeichnung auch einfach wenig hilfreich, sondern eher verwirrend.
Eigentlich geht es ja darum, sich anderen zuzuwenden und sich mit seinen Bedürfnissen, Wünschen und seiner Eigenartigkeit zu zeigen. Sich zu öffnen.
Es geht um Verletzlichkeit, Resonanz und echte Begegnung.
Um zur Verwirrung noch ein paar neue Schlagwörter einzubringen...