BartS hat geschrieben: ↑06 Apr 2019 12:08
Mal angenommen, ihr lernt jemanden vom anderen Geschlecht kennen. Ihr findet die Person nicht hässlich oder abstoßend. Ihr könnt euch wunderbar mit der Person unterhalten, und ihr fühlt auch verstanden. Ihr haltet die Nähe der Person aus. Ihr freut euch, wenn ihr die Person seht. Ihr unternehmt gerne gemeinsam etwas. Du magst den Humor der Person. Ihr habt ähnliche Lebensziele. Ihr habt eine Reihe von gemeinsamen Interessen. Ihr seid auch nicht so weit vom Alter und Wohnort voneinander entfernt. Aber ihr seid nicht in dem Moment in diese Person verliebt. Oder zumindest nicht so, wie ihr es von früher kennt. Würdet ihr trotzdem weitere Schritte mit der Person unternehmen oder gar eine Beziehung mit ihr eingehen?
Ist schon sehr hypothetisch die Annahme. Ich lernte A über Finya kennen. Zu der Zeit hab ich gezielt Frauen angeschrieben, die mich interessierten, also als Gesamtpaket (Profil, Bilder, etc.). Sie war eine der wenigen, die überhaupt geantwortet hatten und es nicht nur einfach auslief... selbst als wir über WhatsApp geschrieben haben, war es mehr ein "Da interessiert sich jemand für einen und antwortet." als ein "Ich will Sie unbedingt kennenlernen". Erst als wir uns trafen war da etwas da was ich nicht beschreiben kann. Es war auch kein Hals-über-den-Kopf-verliebt-sein, mehr so ein Was-für-eine-unheimlich-interessante-Person.
Richtig verliebt war ich mit 15 in meine damalige Freundin. Da war dieser berühmte Moment vorhanden (tief in die Augen schauen, Küssen etc.) Seitdem habe ich einen solchen Moment nie wieder erlebt und war fest der Meinung, dies müsse immer so sein.
Weit gefehlt, bei A war es ganz anders, das Interesse hat sich nach und nach aufgebaut. Selbst nach dem ersten Date war es von mir aus ein Ich-will-jetzt-eine-Beziehung-Gefühl als Liebe auf den ersten Blick. Erst in den nächsten Wochen wurde die Anziehung immer stärker und als der Punkt kam, ging alles sehr schnell. Heute weiß ich, ich liebe Sie und möchte Sie keinen Tag mehr vermissen. Nur für Sie krempele ich mein Leben auf links, ziehe nach Berlin, verlasse Freunde und Familie, suche eine neue Arbeit und fange neu an, mit Ihr.
Dies wäre allerdings nicht ohne das warme Gefühl gegangen, als ich Sie das erste Mal sah, an der Ampel auf der Warschauer, vor der Sparkasse.
A ist kein Model (eher rundlich, klein), Sie kleckerte beim ersten Date (das zieht sich so durch), lässt gern mal was fallen (was mich regelmäßig erschrecken lässt), hat kleine Leberflecken im Gesicht, Sommersprossen auf ihren runden Wangen, dunkle große Augen, lange dunkle Haare mit grauen Ansätzen, etwas zerzaust, ist ruhig und gleichzeitig ungeduldig, etwas verträumt und verplant, unordentlich, unsportlich, vehement auch wenn sie im Unrecht ist, weiß wie man mit nur einem Satz die komplette Romantik zerstören kann aber sie ist unheimlich liebenswert dabei. Ein rein auf Vernunft oder auf einer Checkliste basierender Beziehungsversuch käme mir wohl nicht in den Sinn. Da war einfach vom ersten Moment an etwas da, was diese Dinge egal gemacht hat. Viele Gemeinsamkeiten haben wir auch nicht, allerdings ist unser Lebensplan ein ähnlicher. Auch sind wir beide eher von der ruhigeren Sorte und irgendwie sehr haptisch veranlagt (Streicheln, Nase aneinander reiben, ständig die Nähe suchend, durchs Haar fahren, Hände halten, umarmen, etc.) Wenn wir zusammen sind, hängen wir aufeinander auch wenn es beispielsweise nur bei den Kochvorbereitungen ist und der andere von hinten über die Schulter schaut...
Also, hmmm, nein, allein auf Fakten würde ich es nicht beziehen, würde dem allerdings nicht sofort überhaupt keine Chance geben. Etwas dazwischen halte ich für angebracht, damit man sieht, ob sich etwas Spezielles entwickelt, aus dem mehr entstehen kann.