schmog hat geschrieben: ↑02 Mai 2019 12:46
Mit dem Zug nach Deutschland? Lieber nicht
Mit dem Zug nach Deutschland zu reisen, ist ein Abenteuer: Es warten Zugausfälle, kaputte Toiletten und Verspätungen. Das soll sich nun ändern.
Ein Anfang könnte sein, daß die DB sich bei Fahrzeugneubeschaffungen nicht mehr blindlings auf Bombtranz verläßt.
Twindexx-Vario-Triebwagen? Mit massiver Verspätung geliefert. Zumindest funktionieren sie. Talent 2? Jahrelang nicht zulassungsfähig, und die Nacharbeiten für die EBO-Zulassung dauerten so lange, daß mehrere Einheiten wegen schwerer Standschäden verschrottet werden mußten, ohne je gefahren zu sein. ICE 4 (Siemens-Konstruktion, aber teilweise von Bombardier gebaut)? Müssen nachgeschweißt werden. IC2-Dostos? Neigen aus unerklärlichen Gründen zum Schaukeln. TRAXX DE 160 MS? Die Viermotorer sind erheblich mitschuldig an der Misere auf der Marschbahn. TRAXX 3? DB Cargo will die gesamte Baureihe 187 (60 Loks bestellt, die ältesten sind erst drei Jahre alt) verkaufen und statt dessen weitere Siemens Vectrons beschaffen. In der Schweiz kann man derweil ein Liedchen vom FV-Dosto singen.
Es ist lange her, daß die DB mit Bombardier-Material nicht auf die Schnauze gefallen ist. Trotzdem hat man weiterhin bei Bombardier gekauft – denn ansonsten hätte der kanadische Konzern seine gesamte Europasparte schließen können, und unter anderem hunderte TRAXXe und tausende Doppelstockwagen hätten keine Ersatzteile mehr bekommen, von den Arbeitsplätzen ganz zu schweigen.
Aber inzwischen scheint der Bogen überspannt zu sein. Die neuen lokbespannten Doppelstockzüge für zwischen München und Nürnberg werden komplett von Škoda gebaut – mit Loks, die mit der dreisystemigen „Emil Zatopek“ fast baugleich sind, die in ihrer tschechischen Ausführung keine Deutschlandzulassung bekommen hat; auf einmal geht’s also. Nach dem Twindexx-Debakel werden die nächsten Doppelstock-Triebwagenzüge fürs schleswig-holsteinische Netz Ost Stadler KISS werden. Der Nachfolger für die lokbespannten ICs wird komplett von Patentes Talgo gebaut – hier bietet Bombardier nicht einmal etwas annähernd Passendes an, außerdem sind Talgos einfach Talgos. (Im Bereich der Dieseltriebwagen ändert sich nichts – auf dem Itino ist Bombardier praktisch sitzengeblieben, den Markt dominiert seit fast 20 Jahren der Alstom Coradia LINT.)
Auch die nichtbundeseigenen Bahnen haben verstanden: Statt dem Talent 2 wird vermehrt der Siemens Desiro HC geordert, obwohl es mit dem RRX noch kaum Erfahrungen gibt – und das ist wirklich ein materialmordendes Einsatzgebiet –, und der Stadler FLIRT läuft sowieso von selbst.
A propos Stadler: Die hvle hat als erster die Euro Dual geordert, die Zweisystem-Zweikraftversion der von Vossloh übernommenen Euro 4000. Zugegeben, Bombardier hätte nie etwas in dieser Größenordnung bauen können (das ist ein Sechsachser), aber obwohl es inzwischen auch den Vectron als vollwertige Zweikraftlok gibt, glaube ich weniger, daß Bombardier mit der TRAXX entsprechend nachzieht – sind sie uns doch meines Wissens immer noch den Beweis schuldig, daß sie die TRAXX 3 überhaupt nur als Diesellok bauen können.
Wenn Bombardier in Europa ein ähnliches Schicksal ereilen sollte wie AnsaldoBreda, die den niederländisch-belgischen Fyra V250 und die dänischen IC4 und IC2 verpfuscht haben, dann wird das eher ein schleichender Prozeß im Gegensatz zu AnsaldoBredas relativ schnellem Abgang (der Todesstoß war im Prinzip, als sie die Fyras wieder zurücknehmen mußten – damit Hitachi keinen Scherbenhaufen übernahm und der Laden nicht komplett liquidiert werden mußte, wurden die Einheiten letztlich an FS Italia verkauft, die dafür erstmal ein Einsatzgebiet finden mußten und eigentlich eher ein Stammkunde von Fiat Ferroviaria sind).
← Das da sind keine Klaviertasten. Es sind Synthesizertasten. Doch, da gibt es Unterschiede.
Ich kann es euch erklären. Ich kann es aber nicht für euch verstehen. Das müßt ihr schon selbst tun.
INTJ nach Myers-Briggs