Ich fruste dann auch mal ein wenig rum
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Cornerback hat geschrieben: ↑03 Jul 2019 20:18
inVinoVeritas hat geschrieben: ↑03 Jul 2019 18:44
Ich finde die geballte Ansammlung an attraktivitäts- bzw. chancenvermindernden Faktoren bei manch einem einfach (geht nicht unbedingt an dich @CornerBack oder dich @NeC) nur schade und erschreckend, da kommt bei manchem teilweise so viel zusammen : wohnt Zuhause bzw. ist auf Eltern fixiert, kaum Interessen abseits totaler Nerd-Themen, kaum soziales Umfeld, keinen Zugang zur emotionalen Ebene und stattdessen nur auf der Sachebene unterwegs, dazu noch eine große Prise Schüchternheit und Selbstzweifel, fertig ist die traurige Suppe.
Da braucht man dann auch kein mieses Aussehen oder eine Kleinwüchsigkeit und erst recht keine fiesen Alphas "beschuldigen", die einem angeblich immer die Frauen wegschnappen (um mal gängige Frusti-Theorien zu bemühen)...
Auf mich trifft davon das meiste in gewissem Rahmen durchaus zu, teilweise mehr, teilweise weniger. Insofern ja scheinbar kein Wunder, dass ich HC-AB bin. Ich hab ja schon mal gesagt, dass ich mein ganzes Leben/Verhalten umkrämpeln müsste. Mir ist schon klar, dass da viel zusammen kommt. Dass es "an mir" liegt. Nur ändert man das halt alles nicht von heute auf morgen, vor allem auch, weil viele der Probleme die du genannt hast ineinandergreifen. Um aber beim Thema zu bleiben, ist "Ausziehen" da mMn vergleichsweise relativ einfach zu bewerkstelligen.
Ja, schade finde ich die geballte Ansammlung von Faktoren auch, beschuldige dafür aber nicht
nur andere. "Alphas" können da noch am wenigsten etwas für. Dennoch muss man wirklich beachten, welchen Einfluss Umfeld (Menschen), Erziehung, Eltern und Gesundheit haben können.
LonesomeCoder hat geschrieben: ↑04 Jul 2019 10:01
Die Leute mit vielen nachteiligen Faktoren haben sich diese aber nicht freiwillig so ausgesucht. Da steckt Veranlagung, Erziehung, Prägungen oder Teufelskreise dahinter (z.B. jemand kommt schlecht bei Menschen an -> sucht sich Einzelgänger-Hobbys, wo er die Probleme nicht hat -> kommt noch schlechter bei Menschen an, da er nur nerdige Einzelgänger-Hobbys hat -> zieht sich noch weiter zurück oder muss es sogar, weil keiner mit ihm was freiwillig zu tun haben will).
Ganz genau. Auch wenn LonesomeCoder sehr verbissen und negativ über sich selbst schreibt und engstirnig in Diskussionen daherkommt, finde ich einige seiner Beiträge sehr gehaltsvoll. Genauso wie die Beobachtungen von inVinoVeritas mir stark an der Realität kratzen und viel Richtigkeit und gute Ratschläge beinhalten. Am Ende des Beitrags folgt ein Beispiel, warum ich denke, dass sehr viel Pech im Leben mitspielen kann was die eigene Entwicklung angeht und letztendlich auch den Erfolg im Leben massiv beeinflusst (Beruf + Soziales).
Melli hat geschrieben: ↑03 Jul 2019 20:32
Nichts, um Himmels Willen! Andere wünschen sich einen "häuslichen" Mann. Das sind doch nur marginale lebensstilistische Fragen.
Im Prinzip suche ich eine Partnerin, die eher einen bequemeren Lebensstil akzeptiert. Verreisen würde ich schon gerne zu zweit (mache ich alleine nicht). Sportlich und daran interessiert bin ich auch, aber nicht krankhaft ehrgeizig, nach dem höchsten strebend und möchte auch nicht jedes Land einmal bereist haben. Den Eindruck, den ich aus den Rückmeldungen von wenigen Freunden, Bekannten, "Studien" und Usern aus diesem Forum bisher erhielt, schreckten mich stets ab eine Anmeldung bei Parterbörsen, -Vermittlungen und Dating-Apps vorzunehmen. Meine Altersgruppe hat andere Erwartungen, die für mich kaum zu erfüllen sind. Der negativen Konnotation entgegentretend, müsste es Portale geben, die sich insbesondere solchen Menschen widmen oder im Profil die Möglichkeit geben, eine Akzeptanz dafür zu äußern. Gibt es solche? Gleichklang vielleicht? Wahrscheinlich betrifft das einfach zu wenige Leute bzw. finden sie auch ohne genug passende Partner.
Reinhard hat geschrieben: ↑04 Jul 2019 07:26
Polarfuchs hat geschrieben: ↑04 Jul 2019 07:10
Das würde dir bestimmt mal gut tun auch mal alleine zu wohnen. Durch die Einsamkeit würdest du viel eher unter Druck geraten, diese verändern zu wollen.
Ich bezweifle, dass das für jeden so gilt.
Ein Freund ist kürzlich in seine erste, eigene Wohnung gezogen, mit Mitte 20. Er hatte bisher 3 Beziehungen, die nicht super lange hielten. Er wohnt also alleine, ohne Partnerin. Er wird durch ein funktionierendes soziales Umfeld sicherlich irgendwann eine passende Partnerin finden. Für mich wäre seine aktuelle Situation eher pures Gift. Nach der Arbeit nach Hause zu kommen, ansonsten niemand da. Ne, das würde mich nicht dazu verleiten etwas zu ändern. Ich wüsste gar nicht, wo ich anfangen sollte. Fehlende kommunikative und soziale Skills in Situationen des Kennenlernens (wird später aber besser). So schwierig in bestehende soziale Kreise reinzukommen. Da würde ich total vereinsamen und irgenwann wohl Selbsttötung begehen
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LonesomeCoder hat geschrieben: ↑04 Jul 2019 10:01
inVinoVeritas hat geschrieben: ↑04 Jul 2019 08:58
Ich weiß ja nicht wie die Eltern derjenigen ticken, die noch Zuhause im Kinderzimmer wohnen (bei eigener Wohnung im Elternhaus mag das anders sein), aber vielleicht wollen die Eltern auch mal Zuhause nackt rumlaufen können, ohne auf Sohnemann (inkl. eventuellem Besuch den er mitbringt) Rücksicht nehmen zu müssen? Es auf dem Wohnzimmerteppich treiben (Unglaublich aber wahr: in funktionierenden Ehen hört das Sexleben nicht mit 50 oder 60 auf) oder auch einfach nur im eigenen Schlafzimmer, ohne dass Sohnemann davon was mitbekommt? Einkaufen/Kochen/Putzen ohne Mehrarbeit verursacht durch Sohnemann? Ein romantisches Abendessen haben, ohne dass Sohnemann fragt "und was gibts für mich zum Essen?"? Einfach nach der langen Zeit auch mal wieder alle Freiheiten zu haben, die man als Paar gerne hat?
Ein Unterschied wird hier die Wohnsituation sein, z.B. großes Haus mit mehreren Etagen auf dem Land (wie bei mir) oder kleine Mietwohnung in der Stadt. Meine Eltern sind froh, dass ich immer heimkomme. Sie haben kaum Freunde und Bekannte und würden sich komplett alleine langweilen. Die Etage mit mir vermieten würde aufgrund der geringen Preise in meiner Region und Mieten als unüblich dort nicht wirklich klappen und außerdem sind meine Eltern recht menschenscheu und misstraurisch, fremde Personen im Haus würden sie nicht dulden. Meine Mutter sieht Sex als notwendiges Übel zum Kinderkriegen an, da geht nichts mehr.
In meiner Region ist es auch üblich, ans Elternhaus dranzubauen oder ein Stockwerk draufzusetzen, wenn ein Kind mit dem Partner zusammenziehen will und der Platz nicht reicht.
inVinoVeritas hat geschrieben: ↑04 Jul 2019 10:17
LonesomeCoder hat geschrieben: ↑04 Jul 2019 10:01
Meine Eltern sind froh, dass ich immer heimkomme. Sie haben kaum Freunde und Bekannte und würden sich komplett alleine langweilen.
[...]
außerdem sind meine Eltern recht menschenscheu und misstraurisch, fremde Personen im Haus würden sie nicht dulden.
Meine Mutter sieht Sex als notwendiges Übel zum Kinderkriegen an, da geht nichts mehr.
Ich kann mir gut vorstellen, dass derartige Elterncharaktere leider sehr prägend für die spätere Persönlichkeitsentwicklung des Kindes sein können und das hört sich für mich einfach nicht gesund an.
Mit dieser Schilderung bekommt dein Fall ja tatsächlich nochmal eine weitere Dimension oben drauf, echt heftig was bei manch einem alles im Leben so zusammenkommt...
Da muss ich mich leider anschließen. An dieser Stelle zitiere ich mich gerne selbst:
Lonely_Boy18 hat geschrieben: ↑28 Feb 2019 20:15
Eine Mutter hatte ich 2/3 meines Lebens nicht. Als sie da war, hatte sie genug eigene Probleme. Es kam nie wirkliche Zuneigung zu Stande. Häusliche Gewalt, Scheidung der Eltern, häufige Krankenhausaufenthalte des Vaters (chronisch krank und erwerbsunfähig, zeitweise musste ich zur "Pflege" wohnen) und eigene Hautkrankheiten (ebenfalls chronisch und weitere, die wahrscheinlich vererbungsbedingt folgen werden) bestimmten meine Jugend. Zu Hause wohne ich gerne, auch mit über 25. Das wird sich auf absehbarer Zeit nicht ändern. Es ist leider gar nicht so unwahrscheinlich, dass mein Vater innerhalb der nächsten ca. 10 Jahren? sterben wird (Alter und Gesundheitszustand). Er selbst wäre wohl ziemlich einsam ohne mich und umgekehrt sieht es nicht viel besser aus. Abgesehen von zwei Freunden, die aber ihre eigenen Leben und Familien haben/werden. Ansonsten habe ich keine weiteren, engeren Familienmitglieder mehr - von den Tanten, Onkeln und Cousinen mal abgesehen, die man höchstens 1x im Jahr sieht, aber die zählen nicht dazu. Die Verhältnisse, in denen ich hinein geboren wurde, konnte ich mir nicht aussuchen. Aber für die verbliebende Familie da sein, das finde ich schon wichtig. Das erfolgt dann aber aus Liebe und nicht Bequemlichkeit!
Mein Vater hat keine engeren Freunde, nur Bekannte über (halb-)ehrenamtliche Tätigkeiten. Mir waren auch nie welche bekannt bzw. kamen die von mütterlicher Seite oder gemeinsamen Hobbys, die mit der Scheidung wegfielen. Im Prinzip sind die Freundschaften über meine Mutter auch entstanden, weil sie gelinde gesagt, nicht nur kommunikativer, sondern fast schon krankhaft aufdringling war, Grenzen zum Stalking überschritten. Sie hat bei Ärzten, Polizeiwachen und Co. einfach so angerufen. Ich habe zum Glück nicht viel Erinnerung an meine frühe Kindheit und viele Details aus dieser Zeit vergessen, aber es reicht wohl das Stichwort "Depression" (gepaart mit typischen Folgeproblemen) um zu verstehen, warum sich mein Vater von ihr getrennt hat. Schon peinlich, wenn Ärzte nachfragen, ob sich die Mutter mal wieder gemeldet hatte über die Jahre und wann das dort das letzte Mal der Fall war.
Ich denke, dass hier schon klar wird, wer eine Mitschuld an meiner Entwicklung trägt, ohne dabei wertend zu urteilen, was am Status Quo positiv und negativ ist.
Nun zu meinem Beispiel:
Ich werde auf der einen Seite mich in kürze beschreiben, auf der anderen Seite eine Freundin, die ich in der Uni kennengelernt habe.
Meine Wenigkeit:
Mitte-Ende 20, Einzelkind, geschiedene Eltern, Gewalt miterlebt, Mord indirekt miterlebt, Depressionen passiv miterlebt, in einem Bezirk aufgewachsen, der von Außen häufig als sozial-schwach kategorisiert wird, in einer Wohnung aufgewachsen, wenig Geld zur Verfügung (Gründe siehe oben), Gesamtschule, über 10 Jahre aktiv im Sportverein und außerhalb Sport betrieben (zeitweise Leistungsniveau), teilweise 5-6 Tage die Woche Sport, "normale" Anzahl von Freunden (ca. 5), mit der Pubertät entstellende, chronische Hautkrankheiten gefolgt von Mobbing, körperlicher Gewalt und Ausgrenzung --> Verlust von einigen Freunden, sozialer Rückzug (auf Minimum beschränkt), Zunahme an Nerd-Hobbys, Abitur 2,0, Uni häufig 1,X ab und zu 2,X, ungewisse berufliche und soziale Zukunft (Stichwort: Geisteswissenschaftler).
Freundin:
Ende 20, Einzelkind, geschiedene Eltern, nach eigener Aussage liebevoll von der eigenen Mutter großgezogen, erst in einer Wohnung, später in einem Haus mit neuem Mann aufgewachsen, Bezirk eher Richtung wohlhabend, Gymnasium, sehr, sehr, sehr sportlich aktiv auf Leistungsebene eine Sportart ausgeübt, noch heute sehr sportlich, keine Hautkrankheiten oder Sonstiges, das irgendwie auf dem ersten Blick entstellend wäre, fast nur einzelne Männerfreundschaften ("Friendzone"), häufiger Angebote erhalten, die abgelehnt werden mussten (Abbruch von Kontakt), Abitur 2,3, Uni alles 1,0-1,3, Haus übernommen, nun Lehrerin, 1-2 pro Jahr Urlaub mit dem Freund (Beziehung besteht seit der Abi-Zeit).
Durch die Schulzeit habe ich mich trotzallem durchgebissen. Mich anderen Menschen gegenüber fast immer höflich und zuvorkommend verhalten, sofern sie dies auch taten. Dabei habe ich Mut und Ehrgeiz bewiesen. Die Uni-Zeit hat mir gezeigt, was im Leben wirklich wichtig ist und wieso mein aktueller Entwicklungsstand nicht ausreicht, um den Erfolg im Leben zu haben, den ich gerne hätte. Was ist daran Glück? Was hart erarbeitet? Wer ist an der Entwicklung schuld? Für mich alles rhetorische Fragen.
inVinoVeritas hat geschrieben: ↑04 Jul 2019 10:17
Ich kann mir gut vorstellen, dass derartige Elterncharaktere leider sehr prägend für die spätere Persönlichkeitsentwicklung des Kindes sein können und das hört sich für mich einfach nicht gesund an.
Mit dieser Schilderung bekommt dein Fall ja tatsächlich nochmal eine weitere Dimension oben drauf, echt heftig was bei manch einem alles im Leben so zusammenkommt...
Ich habe in den letzten 9 Jahren Erfahrungen mit Kindern im Alter zwischen ca. 4 und 13 Jahren sammeln dürfen (Betreuung im Sport, u.a. auch an Sonderschulen). Ich finde es erschreckend, wie miteinander umgegangen wird, wie überfordert manche Eltern und Lehrer sind, wie die Kinder sich bereits in der Grundschule gegenüber den Lehrern verhalten (u.a. in den Arm beißen) und allgemein die Entwicklung an einigen Schulen als Solches. Ich würde mir aus leidiger, eigener Erfahrung wünschen, dass hier massiv mehr Unterstützung erfolgt in Form von geschultem Personal, das sich ausschließlich um das soziale Miteinander kümmert. Umfragen (Studien) belegen immer wieder Selbiges, getan wird aus Bequemlichkeit und Kostengründen aber zu wenig bis gar nichts. Ohnehin ist in vielen Fällen sicherlich eine rechtzeitige und unterstützend-helfende psychische Betreuung nicht schlecht. Leider ist das so negativ behaftet und kann letztendlich doch einen enormen Impact im Leben haben.