Tania hat geschrieben: ↑04 Nov 2019 14:37
Onkel ABobert hat geschrieben: ↑04 Nov 2019 12:35
Die Verantwortung liegt bei jedem selber. Facebook ist nur ein Werkzeug.
Sorry, aber das geht ein bisschen zu sehr in Richtung "victim blaming" (wobei es bei knopper natürlich keine strafrechtlich relevante Handlung gibt, also auch keine Opfer).
Wo willst Du die Grenze ziehen? Wäre es okay, vor der Arbeitsstelle der Dame zu warten und ihr bis zu ihrer Haustür zu folgen? Schließlich macht sie das ja durch ihr Bewegen im öffentlichen Straßenraum möglich. Ist es in Ordnung, per Facebook ihr Lieblingsschwimmbad herauszufinden und dann an jedem sonnigen Tag dort zu lauern und bei jedem ihrer Besuche das Handtuch dicht neben ihres zu legen und sie eingehend zu betrachten? Immerhin zwingt sie ja keiner, ihren Körper im Bikini zu präsentieren. Oder wäre es besser, sich ein gutes Fernglas zu kaufen und sich auf einem Baum vorm Schwimmbad niederzulassen? Oder doch lieber ihren Instagram-Account herausfinden und verfolgen? Okay, sie lädt die Fotos sicher nicht da hoch, damit fremde Männer sich dran aufgeilen ... aber, hey, so ein kleiner Cum Tribute schadet doch keinem, oder?
Klar, das Facebook-Profil von jemandem ansehen ist nicht soooo schlimm. Aber wo willst Du die Grenze zu "jetzt wird es unangenehm" ziehen?
Die Grenze ziehe ich exakt zwischen Informationsbeschaffung und damit möglich gewordenen Aktivitäten - bei den Aktivitäten geht es natürlich sehr schnell in Richtung Stalking, da stimme ich dir ja vollkommen zu. All deine genannten Beispiele sind Stalking und damit nicht in Ordnung.
Ich kann mir Informationen beschaffen soviel ich will, solange die Wege der Informationsbeschaffung legal sind (also kein Abhören, Verletzung Briefgeheimnis, Vorspiegelung falscher Tatsachen usw.) und meinetwegen auch nicht moralisch verwerflich sind, wobei es da natürlich schon schwierig wird. So lange die Informationen freiwillig über Facebook der Weltöffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden, kann ich daran auch moralisch absolut nichts verwerfliches finden.
Man erstellt doch auch kein Facebook-Profil, um mit einem kleinen Kreis von 5-10 Freunden zu kommunizieren, für so etwas gibt es WhatsApp-Gruppen. Ein Facebook-Profil dient doch eben gerade dazu, von anderen Menschen gefunden zu werden, zu denen man vielleicht seit 10 Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Und natürlich auch umgekehrt.
Ich habe auch erst vor kurzem die Büroangestellte meiner Kfz-Werkstatt in einer örtlichen Facebook-Gruppe meines Wohnortes entdeckt und dann eben auch eine Freundschaftsanfrage geschickt, obwohl wir uns nur vom Abkassieren der Rechnung kannten. Das empfinde ich (und auch sie) als völlig normal, was ist denn sonst überhaupt der Zweck von Facebook und anderen sozialen Medien?
Der Punkt ist eher der: Man sollte sich vor Anmeldung bei Facebook & Co überlegen, ob man das will. Bzw. wie weit man mit der Freigabe der Daten gehen will. Machen halt die wenigsten.
Aber mal ganz ehrlich: wenn zu analogen Zeiten jemand seinen kompletten Lebenslauf mitsamt Foto, Hochzeitsfotos und allen möglichen Daten in Papierform an eine öffentlich zugängliche Pinnwand gehängt hätte, würdest du es dann wirklich verwerflich finden, wenn irgendwelche Passanten stehenbleiben und das ganze durchlesen? Und wäre die betroffene Person dann wirklich ein "Opfer", oder würdest du einfach nur denken "Naja, hätte ich so nicht gemacht, selber schuld wenn jetzt jeder alles weiß" ?