Ich fühle mich gerade verloren.
Manchmal brauche ich ziemlich lange...
Es hat mich Jahre gekostet, einzusehen, dass ich Hilfe brauche, noch mal Jahre, mir tatsächlich einen Therapeuten zu suchen und mich auf die Therapie einzulassen und noch mal einige Monate, um auf den Gedanken zu kommen, dass eine ambulante Therapie nicht ausreicht.
Ich bin im Sommer direkt nach meinem Urlaub stationär in einer Klinik aufgenommen worden und habe nach dem Aufenthalt dort mehr oder weniger direkt weitergearbeitet, mit ein paar wenigen Anpassungen.
Und im Grunde begreife ich erst jetzt, wie verdammt schlecht es mir geht und dass es so nicht weitergehen kann.
Ich hab da dieses destruktiven Gedankenkonstrukt; Ich bin einfach zu schwach, zu sensibel, zu klein
und damit meine ich nicht meine Körpergröße... Ich habe zu viel vermieden, die falschen Strategien, bin einfach nicht dafür geschaffen, auf dieser Welt und mit meinem Leben zurecht zu kommen. Konstruktionsfehler, meine eigene Schuld, dass ich eine Depression habe. Da muss ich auch alleine wieder rauskommen.
Wenn ich Hilfe brauche, bin ich verloren - wer wird mir schon helfen? -, alleine bin ich auch verloren.
Langsam bin ich nachsichtiger mir selbst gegenüber, aber insbesondere letzteres sitzt immer noch sehr tief.
Der Aufenthalt in der Klinik hat mich ein Stück weitergebracht... Ich hatte eine Pause davon, funktionieren zu müssen, eine Pause von den körperlichen Symptomen. Ich konnte Dinge ansprechen, die mir schwer auf der Seele lasteten und einen Teil der Gefühle zulassen, die ich so lange in mir verschlossen habe... Ich habe ein besseres Gespür für meine eigenen Bedürfnisse bekommen.
Ich habe zugestimmt, ein Medikament zu nehmen - eins, dass den Schlafrhythmus wieder ins Gleichgewicht bringen soll -, obwohl ich anfangs strikt dagegen war. Zumindest in der Klinik hat es auch geholfen...
Aber am allermeisten hat es mir gut getan, unter Menschen zu sein.
In den Gruppen. Als Konfrontation verschiedener sozialer Ängste (die als Soziale Phobien diagnostiziert wurden). Als Gemeinschaft, in der ich mich akzeptiert und sicher fühlte.
Freunde.
Die es trotz ihrer eigenen Themen interessiert hat, wie es mir geht. Wie ich zurecht komme. Die mir Mut gemacht haben und mich darin bestärkt haben, eine schwierige Situation anzugehen und zu meistern. Die für mich wütend waren, mich in Schutz genommen haben, mir Sicherheit gegeben haben, mich und meine Unsicherheit angenommen haben... Mit denen zusammen ich gerne meine Zeit verbracht habe.
Es war schon spannend, die Abfolge an Ängsten zu beobachten;
Anfangs die Angst vor Ablehnung.
Dann die Angst vor Ausgrenzung.
Und am Ende die Verlustangst.
Die Angst vor Nähe und die Berührungsängste nicht zu vergessen...
Und trotzdem; Die "richtigen" Menschen um mich zu haben ist das wirkungsvollste Heilmittel... Und mit der Erkenntnis musste ich dann - früher als ich wollte - wieder zurück in mein furchtbar einsames Leben. Ich komme gerade nicht damit klar, wie sehr ich sie vermisse.
Jetzt geht es mir mies genug, dass ich langsam den Mut finde, einen Neuanfang zu wagen. Die Ungewissheit, wo ich landen werde, wie ich herausfinde, wer ich eigentlich bin und was ich überhaupt will.... Das macht mir Angst, aber da wo ich bin, kann ich nicht bleiben. Wenn ich nichts ändere, werde ich eingehen.