Arikari hat geschrieben: ↑06 Jan 2020 20:11
Einfach nur ich hat geschrieben: ↑06 Jan 2020 19:53
Die Wahrscheinlichkeit, dass du in hohem Alter noch in einer Gesellschaft leben wirst, die der heutigen annähernd vergleichbar ist, ist sehr gering. Die letzten technologischen Revolutionen gingen mit totalen Verwerfungen, extremen Veränderungen der Gesellschaften einher.
Ich bin nicht ganz so fatalistisch wie du und hätte schon ganz gerne was auf der hohen Kante. Nur so für's Gefühl, falls Kapital in den nächsten Jahrzehnten doch nicht völlig aus der Mode kommt. Ich weiß nur nicht wie. Eine totale Verwerfung der Gesellschaft sollte meine Anlage optimalerweise auch überstehen. Da schwebt mir sowas wie ein normannischer Wohnturm vor. Praktisch unzerstörbar, auch bei über 40 Grad noch schön kühl und selbst dann von Nutzen, wenn das Erdgeschoss vom ansteigenden Meeresspiegel geflutet worden ist.
Lustige Idee mit dem Turm
, aber wenn er dann nur übers Wasser erreichbar ist und recht einsam steht, dann ist das ja auch nichts.
Ja, es stehen wohl einige Verwerfungen ins Haus, insbesondere als Auswirkungen von Digitalisierung und (hoffentlich) der Umstellung auf Umweltschutz durch nachhaltigere Kreisläufe (wovon der prominenteste Teil nicht-fossile Energien sind).
Das Finanzsystem ist auch nicht sonderlich nachhaltig, in dem Sinn, ob es einfach immer so weitermachen kann. Was der Kapitalismus halt gut kann ist, Kapital zu vermehren. Jetzt haben wir eigentlich so viel davon, dass jeder Bedarf danach gedeckt werden könnte, und wie alles, das in ausreichenden Mengen vorhanden ist, ist es nicht mehr so viel wert, was in dem Fall heißt, es bringt dann kaum noch Rendite. Das ist ein prinzipielles Problem, auch wenn es einem als Folge der Zentralbankpolitik verkauft wird (persönlich halte ich solche Behauptungen als Offenbarung, dass jemand Ökonomie nicht verstanden hat, und bin regelmäßig baff, wieviele das sind). Eigentlich wäre das das stabilste Umfeld, in dem es am einfachsten wäre, was zu sparen, aber es gibt halt ein paar Seiteneffekte, die dieses theoretische Optimum wieder zunichte machen.
In einem Umfeld mit 5% Rendite hat eine Firma mit 10Mio Gewinn pro Jahr einen Wert von 200 Mio, weil wenn ich die 200 Mio mit 5% anlege, kriege ich genauso 10 Mio raus. Dieselbe Firma mit 10Mio Gewinn pro Jahr hat bei Nullzins einen Wert, der über alle Grenzen geht. Lustige Dinger, diese Singularitäten ... (es hilft auch nicht viel, wenn mal ein Jahrzehnt mit Etwas-über-Null-Rendite dabei ist, 90% von "über alle Grenzen" == ?)
Was ist so eine Firma, von der man das vermuten kann? Nun ... Online-Shopping wird wohl über kurz oder lang einen Großteil des Einzelhandels plattmachen. Es werden ein paar Onlinehändler übrigbleiben, aber einer von denen man annehmen kann, dass sie dabei sein werden ist Amazon. Wenn man annimmt, dass Amazon seine Marktposition dazu nutzen kann, um günstigere Preise von seinen Lieferanten zu bekommen, und mit den günstigen Einkaufspreisen sowohl die Kundenpreise niedrig halten kann, was die Marktposition verteidigt, als auch noch einen stetigen Gewinn erzeugt, dann ist das so ein Beispiel.
Aus der Sichtweise gibt es für den Kurs erstmal keine obere Schranke.
Was jetzt nicht konkret heißt, dass ich Amazon-Aktien empfehle. Aber selbst wenn sie schon um den Faktor zwei überbewertet sein sollten, kann man sie ja als Versicherung kaufen. Insbesondere gerade wenn man aus der Angst vor den möglichen Verwerfungen auf Sicherheit setzt, einfach weil man davon ausgeht, dass es die in Zukunft noch geben wird. Aber wenn man dann noch davon ausgeht, dass sie auch in Zukunft um den Faktor zwei überbewertet sein werden, dann ist eigentlich auch ein Faktor vier gerechtfertigt. Und so weiter, ad infinitum (oder auch nicht?)
Man kann denselben Gedanken aus reinem Spekulationsmotiv natürlich genauso führen. Aber ich glaube, da zweifeln die Leute schnell daran, dass man da dauernd noch jemand findet, der das einem immer teurer abkauft.
Und das Finanzsystem bastelt um diese Geschäfte mit der eigentlichen Aktie dann noch Derivate drum herum; oder diejenigen, die in sowas investiert sind, die gelten dann auch noch als kreditwürdig, so dass man ihnen noch mehr Spielgeld gibt; und die ganzen Bankberater und Investmentbanker wollen ja selbst auch noch was verdienen. Dabei sind sie vermutlich größtenteils überflüssig. David Graeber hat
in seinem 36C3-Vortag jemand zitiert, dass 80% der Leute einer Bank eigentlich nicht nötig sind.
Und das war jetzt nur am Beispiel des Online-shoppings und Amazon, es gibt ja aktuell noch viel mehr Baustellen (siehe Einleitung), und für Boden in Innenstädten gilt das mit der Rent-extraction und Wertsteigerung genauso ...
Mal ganz abgesehen, dass solche Sachen wie Hochfrequenzhandel erstens eh schon vollautomatisiert sind, und zweitens GAR KEIN reales menschliches Bedürfnis erfüllen. Oder Bitcoin ist höchstens für eine Mikro-nische als Währung geeignet und praktisch alles daran ist nur Luft.
Also langer Rede kurzer Sinn: da hat man also ein System, das auf manche Aktien ein
beliebig großes Preisschild pappen kann; und zum einen Preis zu handeln ist genauso gut oder schlecht wie zu jedem anderen Preis, und dabei noch Einkommmen abzweigen muss für alle die dort arbeiten und für die Investoren soll Rendite rauskommen.
Das Spice muss fließen!
Es ist ziemlich irrational, aber ein anderes Finanzsystem haben wir nicht, also ist es trotzdem vernünftig, dort zu investieren (Anführungsstriche?) und machen notgedrungen alle mit und so läuft das Spiel mit gegebenen Regeln weiter. Irrational ist das neue vernünftig.
Tja, Investmenttipps?
Betrachte den Finanzmarkt wie einen überkandidelten (das habe ich gesuchmaschint) Motor für Dragster-Rennen.
Meistens kommt man gut vorwärts, manchmal machts *PUFF*.
Aktueller Betriebszustand ist "notdürftig geflickt" nach dem letzten PUFF 2007ff.
Qualität der Flickarbeit? Weiß aktuell keiner.
Es ist wohl immer gut, wenn man seine Abhängigkeiten reduziert. Eigentumswohnung, statt auf Mietpreise schauen zu müssen. Wärmepumpe statt vom Gaspreis abhängig zu sein. Tania beispielsweise macht das richtig.
Hat natürlich andere Nachteile, muss man sich auch leisten können und Immobilien sind immobil, deswegen heißen sie so ...