Menelaos hat geschrieben: ↑09 Jan 2020 11:51
Es gibt auch dieses Phänomen dass wissenschaftlich geschulte Menschen religiös sind, obwohl sich die religiöse und die wissenschaftliche Denkweise gegenseitig ausschließen.
Dieses Argument geht nach hinten los. Religion (ich nehme an, du meinst "Glauben an irgendeine höhere Macht", nicht speziell organisierte Relegionsorganisationen; wobei sich das natürlich nicht ausschließt) und Wissenschaft stehen eben gerad nicht in Widerspruch. Sobald sich Wissenschaftler mit den Grenzen ihrer Erkenntnisfähigkeit beschäftigen - und jede Wissenschaft hat solche Grenzen notwendigerweise -, erleben sie das Phänmen, dass es mehr gibt, als sich jemals erfassen lässt - und die Erfahrung sagt, dass alles, was entdeckt wird, sich irgendwie in Strukturen organisiert. Und wenn's das Chaos ist, welches ja auch schon kein blinder Fleck mehr ist. Wieso weshalb warum sich das alles so fügt - da versagt die Wissenschaft, und zwar an ihren Erkenntnisgrenzen notwendigerweise. Diese wissenschaftsphilosophische Notwendigkeit und Wahrheit kann man ignorieren ("das finden wir auch noch raus!") oder als gegeben und der wissenschaftlichen Erkenntnis entzogen. Dann ist ein religiöser Ansatz für diesen Bereich nicht mehr weit.
In der Praxis tut es sich nix, ob man sagt: "es gibt immer was, was wir nie wissen werden" oder "das jenseits meiner Erkenntnis macht irgendeine höhere Macht, deren Wirken ich nie durchschauen kann; nicht mal nachweisen, ob sie existiert oder nicht" (da sind wir dann auch wieder bei der Katze in der Kiste ..). Es schließt sich also wissenschaftlich nicht aus.
Das heißt ja noch nicht, dass man an die Erschaffung der Welt in 7 Tagen wortwörtlich glauben muss.
Man kann aber die Gabe der Menschheit, Wissenschaft zu betreiben, als Gabe Gottes verstehen
Im übrigen geht es bei Wissenschaft ja im Grunde nur um ein Set methodischer Verfahren, dass sich auf jeden noch so großen Blödsnn anwenden lässt. Wissenschaft muss nicht mal zwingend nur rational sein (auch insofern ist das Thema "Wissenschaft" hier fehl am Platz). Gefühle und Intuition werden nicht nur erforscht, sondern sind oft genug bei der zielgebenden Hypothesenbildung ausschlaggebend und erforderlich: "Testen wir mit den beschränkten Mitteln dies oder jenes?"
Ich habe schon von einigen Wissenschaftlern gelesen, wie sehr ihre Intuition, oder auch "Eingebung", ihnen erst die folgende wissenschaftlich-methodische Arbeit ermöglicht hat.
Dass Wissenschaft, Logik und Rationalität hier von einigen so gern quasi als Sammelpaket und fast synonym in Anspruch genommen werden (gern auch als "Fakt" und "objektiv" ...), als Gegenpol zu Gefühl, Emotion, Gespür oder gar, bäh, Psycho (="Esoterik!"), macht immer nur deutlich, wie wenig sie von den Sachen verstanden haben ... Kopf gegen Bauch ausspielen disqualifiiert sich eigentlich sowieso sofort selbst ...
Ich sag das aus meiner Erfahrung heraus, den Zugang zu Gefühlen als Kommunikationsmedium mir auch erst etwas arg spät erarbeitet zu haben. Jahrzehnte war ich überrzeugt: Gefühle hat man, und manche davon drückt man gezielt aus - weshalb man sie auch in Kategorien zerlegt benennen kann, denkt man nur gründlich genug nach -, und den Rest behält man für sich und es geht keinen was an. Ungefähr so, wie man einen Gedanken in Sprache formuliert und dann aufschreibt: "hier bitte, mein Gefühl, das ich gerad fühle uind für dich wohl interessant sein könnte" ...
Und dabei hatte ich immer den Verdacht (Intuition!), dass mir irgendwas entgeht, was zwischen anderen Menschen so abgeht ...
Die ganze Online-Welt mit ihrer flächendekcenden Pseudo-"Kommunikation" macht es natürlich noch leichter, sich in solchen irrealen Ideen zu zementieren.
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