Diese Punkte fassen die Lage schon recht gut zusammen. Das Problem sind nun aber die Hindernisse, die Du recht flapsig mit "geht nicht, will nicht, mag keine Gruppen, fremde Leute interessieren mich nicht" oder mit "der gesamte Interessens-Horizont passt auf einen Bierdeckel" umschrieben hast. Hier bringt jeder einzelne AB sein ganz persönliches Päckchen mit, das sich in der Regel auch durch die gesamte bisherige Biografie zieht. Aber selbst wenn die Wurzeln der Probleme sehr tief reichen, ist doch das wenigste davon in Stein gemeißelt.inVinoVeritas hat geschrieben: ↑07 Feb 2020 10:55 Also was ist nun der Ausweg, wenn folgende Gebiete wegfallen?
1.) Warmes Umfeld schaffen? Geht nicht, will nicht, mag keine Gruppen, fremde Leute interessieren mich nicht.
2.) Onlinedating? Klappt nur mit entsprechenden (optischen) Attributen, gehört viel Glück dazu (u.a. auch die Wohnsituation, aufm Dorf bringt das nix), hartes Pflaster, krasser Männerüberschuss.
3.) Kaltansprachen? Schwerstes Feld von allen mit größtem Anspruch an Optik, Außenwirkung, Charisma. Wer da hin und wieder erfolgreich sein könnte, wäre wohl definitiv nie AB geworden.
4.) Nachtleben? Alleine ausgehen ist blöd, für Begleitung bräuchte man wiederum ein Umfeld bzw. müsste dieses erstmal um entsprechende Bekannte erweitern (Zirkelschluss zu 1.), zudem muss man da ähnliche Attribute wie für Kaltansprachen innehaben, sonst lernt man da keine Frau kennen.
5.) Vereine? Voller fremder Menschen (Zirkelschluss zu 1.), muss man sich erstmal drauf einlassen. Interesse fürs Vereinsthema haben (problematisch wenn der gesamte Interessens-Horizont leider auf einen Bierdeckel passt, weil alles außer 2 oder 3 Sachthemen als uninteressant abgestempelt wird). Fluktuation an potentiellen Partnern ist dort meistens nicht gegeben, aber könnte immerhin zur Schaffung eines "warmen Umfeldes" beitragen.
Dann bleibt, wenn man sich dem status quo (isoliert leben) ergibt, wohl nur noch der große Glücksfaktor übrig, auf den man setzen muss?
Vieles, was unter Desinteresse oder Misstrauen gegenüber anderen Menschen, Schüchternheit oder gar sozialen Ängsten läuft, ist ein Ergebnis von schlechten Erfahrungen in der Jugendzeit. Diese lassen sich nur durch neue, positive Erfahrungen kompensieren. Aber um diese überhaupt machen zu können, ist wiederum eine gewisse Öffnung gegenüber anderen Menschen erforderlich. Klingt auch wieder nach einem Zirkelschluss, aber hier hat jeder die Wahl, ob er sich seinen bisherigen Denkmustern hingibt oder hin und wieder einen Versuch wagt, etwas Neues auszuprobieren. Was dabei auf jeden Fall hilft, ist, dass die Welt nicht nur aus unreifen pubertierenden Jugendlichen besteht, die einem seinerzeit das Leben zur Hölle gemacht haben, sondern dass Erwachsene in der Regel deutlich reifer und weniger vorurteilsbehaftet sind.
Auch ein Interessenshorizont, der sich auf Nerd-Themen und Einzelgänger-Hobbys beschränkt, ist ein Produkt einer längeren Entwicklung. Die Hoffnung, hier mit einer Hauruck-Aktion alles umkrempeln zu können, ist natürlich zum Scheitern verurteilt. Aber mit kleinen Schritten kann daraus durchaus etwas werden - sei es durch ein Ausleuchten von verwandten Nebenthemen zu den bisherigen Interessen, sei es über den Austausch über (Online-)Communities oder was auch immer. Auch hier ist die Grundvoraussetzung ein gewisses Mindestmaß an Offenheit. Wer mit einer pessimistischen Grundeinstellung anfängt, wird seinen Pessimismus bestätigt finden. Wer dem Neuen eine Chance gibt, eröffnet sich neue Möglichkeiten, auch mal positive Erfahrungen zu machen.
Je nach Ausgangslage ist das also ein ziemlich weiter Weg, bevor man "einfach unter Leute gehen und jemanden kennenlernen" kann. Und kaum einer wird dabei vom totalen Außenseiter zum absoluten Partylöwen mutieren. Das Ziel sollte eher sein, wenigstens den Anschluss an das "Hauptfeld" zu erreichen. Je länger dieser Weg ist, desto besser ist es, dabei begleitet zu werden, der zumindest ein gewisses Verständnis für die Situation hat. Sei es ein Leidensgenosse mit ähnlichen Problemen, oder ein Coach oder Therapeut. Aber auch hier: Ohne die Bereitschaft, sich gegenüber so jemandem zu öffnen, geht nicht viel.
Schon klar, dass ein existierendes soziales Umfeld es deutlich leichter macht, weitere Kontakte zu knüpfen. Aber andererseits fängt kaum einer bei absolut Null an. Schließlich gibt es Nachbarn und meist auch Arbeitskollegen, die man zumindest mal vom Sehen her kennt, und dann gibt es Kurzzeit-Begegnungen wie in der Warteschlange im Supermarkt oder auch im Zug oder Bus, in denen man sozialen Umgang üben kann. Natürlich nicht gleich auf der Partnerschafts- bzw. Sex-Schiene, sondern eher mal als Übungsfeld für eine Kontaktanbahnung im allgemeinen.LonesomeCoder hat geschrieben: ↑08 Feb 2020 00:03 An den Zirkelschlüssen ist leider was wahres dran, selbst für die Schaffung eines warmen Umfeldes müsste man schon eins haben. Um Freunde zu finden, braucht man Freunde. Sonst ist man alleine da und der Sonderling, mit dem keiner was zu tun haben will. Die Leute denken sich ja, der wird nicht grundlos niemanden haben und meiden ihn deswegen. Oder haben Angst, dass er ihnen die ganze Zeit an der Backe klebt, weil er sonst niemanden hat. Kommt mir jetzt nicht mit Leuten, die wo neu hingezogen sind. Umzüge passieren fast immer aus Gründen wie Beginn Studium oder Ausbildung oder ein neuer Job. Und diese Gründe bieten Startkontakte. Kann aber nicht jeder nutzen.
"Wenig" ist immer noch mehr als null. Es liegt an Dir, ob Du mit der wenigen Energie, die Du hast, etwas probierst oder nicht.LonesomeCoder hat geschrieben: ↑08 Feb 2020 00:03 Auch Intro sein und nur wenig Bedarf und Kraft für Kontakte haben hat sich niemand ausgesucht. Disclaimer: ich weiß, dass Intro sein keine binäre Eigenschaft ist und das verschieden stark ausgeprägt sein kann.