Aus: Vorläufiges Ergebnis und Schlussfolgerungen der COVID-19 Case-ClusterStudy (Gemeinde Gangelt)
Prof. Dr. Hendrik Streeck (Institut für Virologie);Prof. Dr. Gunther Hartmann (Institut für Klinische Chemie und Klinische
Pharmakologie; Prof. Dr. Martin Exner (Institut für Hygiene und öffentliche Gesundheit);Prof. Dr. Matthias Schmid (Institut für Medizinische Biometrie, Informatik und Epidemiologie)
Universitätsklinikum Bonn, vom 09.04.20
Dies bedeutet, dass sich 15 % der Bevölkerung in Gangelt nicht mehr mit SARS-CoV-2 infizieren können, und
der Prozess bis zum Erreichen einer Herdenimmunität bereits eingeleitet ist. Dieser
15-prozentige Anteil der Bevölkerung vermindert die Geschwindigkeit (NettoReproduktionszahl R in epidemiologischen Modellen) einer weiteren Ausbreitung von
SARS-CoV-2 entsprechend.
Durch Einhalten von stringenten Hygienemaßnahmen ist zu erwarten, dass die
Viruskonzentration bei einem Infektionsereignis einer Person so weit reduziert werden
kann, dass es zu einem geringeren Schweregrad der Erkrankung kommt, bei
gleichzeitiger Ausbildung einer Immunität. Diese günstigen Voraussetzungen sind bei
einem außergewöhnlichen Ausbruchsereignis (superspreading event, z.B. KarnevalsSitzung, Apres-Ski-Bar Ischgl) nicht gegeben. Mit Hygienemaßnahmen sind dadurch
auch günstige Effekte hinsichtlich der Gesamtmortalität zu erwarten.
Darin stecken zwei Thesen, die als IST SO dargestellt werden mit der Formulierung "dies bedeutet".
Da fände ich ein "das könnte bedeuten, wenn weitere Faktoren geprüft und beobachtet sind" deutlich
angebrachter.
Zu dem Thema 15 % sind immun, steht ja erstens in Frage, ob die Tests auch auf die richtigen Antikörper
reagiert haben. Ebenso scheinen die Tests auch nicht konstant zu sein, man liest dass sie einen Tag auch mal
positiv, am nächsten negativ ausschlagen und umgekehrt. (Das wäre bei einem Schwangerschaftstest
sehr beunruhigend).
Eine Testung von alleine nur 400 Leuten in einem Epizentrum mit freiwillig gemeldeten Haushalten
ist eine sehr geringe Zahl, und keine Schnittmenge einer Bevölkerung z B pro Quadratkilometer.
Dann würde es mich eher interessieren, wie in einem bestimmten Landstrich ALLE Menschen
stehen, es müssten darin alle getestet werden.
Außerdem weiß man noch gar nicht, ob eine dauerhafte Immunität vorhanden ist nach einer Infektion.
Reinfizierung und Neuinfizierung sind nicht ausgeschlossen.
Solange das nicht sicher ist, würde ich nicht "einfach so" mein Immunsystem mit dem Virus trainieren,
zumal die ganzen Folgewirkungen - was genau bewirkt das Virus z B noch am Neurologischen System, was
langfristig, holt es eben nicht doch noch zu weiteren Krankheitsschüben und Verschlimmerungen aus? unklar sind.
Auch die Idee, dass bei geringer Viruskonzentration ein weniger schwerer Verlauf zu erwarten ist,
ist zunächst nur eine Idee, die man aus wenigen Messungen in den Raum stellt.
Ich weiß nicht, wie man da die Daten erwirbt in Gangelt (Tierversuche hier wohl keine, um
z B bestimmte Mengen im Abstand auf Tiere zu geben und dann eine Ansteckung
zu testen). Man verlässt sich hier wohl eher auf Menschen. Ich hab mir am Abend in Karneval
nicht an den Mund gefasst, ich hab keine Aerosolwolke eingeatmet aber ich hab mit dem
dem und dem geknutscht der es bestimmt hatte?-oder wie kann man im Nachhinein feststellen,
wie der Mensch sich wohl angesteckt hat?) .
Es könnte sein und wäre schön für uns, wenn das so wäre, dass man sich mit einer geringen Konzentration
an Virus gezielt anstecken könnte ohne größere Folgen, und damit eine Eigen-impfung vornehmen könnte,
aber es ist vielleicht doch noch ein Glücksspiel.
Wenn man nicht weiß, ob das Virus noch weiter in einem arbeitet und Langzeitfolgen produziert
und eine Reinfizierung oder das Virus sich so verändert, dass ich paar Monate später doch wieder angesteckt werde.
Trainiert das den Körper und er führt jedes Mal einen Wettkampf aus "was mich nicht umbringt,
macht mich härter" oder schwächt es ihn und tötet auf Raten?
Man geht davon aus, dass das gesunde, jüngere Leute hinbekommen, aber man weiß es nicht
ganz sicher, z B auch langfristig. (Die Botschaft für die Kränkeren und Älteren bleibt da immer noch fatal).
Und was weiß man über die Ansteckbarkeit, welche Virenlast reicht aus zur Ansteckung?
Ist der Kontakt mit einem Virus schon eine Ansteckung, aber hier kommt das Immunsystem schon damit
klar? Bildet es da schon Antikörper, ab wievielen eingedrungenen Viren bildet es Antikörper?
Bei wievielen eingedrungenen Viren und Fläche der Schädigungen in welchen Bereichen bildet
es Symptome?
Bestehende Thesen zur Ansteckbarkeit sind ja folgende: wenn man sich weniger als 15 Minuten mit jemandem unterhält,
auch etwas näher also unter 1 m, kann eher nichts passieren.
Bei Abstand über 2 m kann eher nichts passieren (außer es hustet jemand dir gezielt in den Rachen).
Aber weiß man es soooo genau?
Vielleicht war bei den Bedingungen in Gangelt bei der eher kleinen Probe kein Hinweis darauf,
dass ganz geringe Mengen reichen zur Ansteckung, aber im breiteren Feld und anderen
Ländern weiß man irgendwann genaueres und erzielt andere Ergebnisse?
Aufgrund der Thesen zur Ansteckbarkeit (kein langer zeitlicher Kontakt, Abstand ist nötig) sind die derzeitigen Maßnahmen
hier in Deutschland nach Empfehlungen des RKI
1. Händewaschen, um nicht eine Ladung an Schmierinfektion sich selber in Mund / Atemwege zu transportieren;
und ggf. auch nichts weiter zu verteilen auf Oberflächen.
2. In Armbeuge husten, um die Viren nicht gegen jemand anderen zu schleudern und nicht
bei Husten in die Hand eine Schmierinfektion zu verbreiten (Fremdschutz)
3. Distanz und auch kein langes Beieinandersein mit einer Person, außer sie wohnt eh im selben
Haushalt, da man hier eh von einer Ansteckung ausgehen kann. In den Bundesländern wo der Kontakt
zu EINER fremden Person gestattet ist, wäre bei Ansteckung zumindest eine Verfolgbarkeit der Infektions-
kette möglich.
Mich wundert, dass die Studie von Gangelt noch das Thema Herdenimmunität recht optimistisch verfolgt
und Leute so in Sicherheit wiegt "wir sind auf dem besten Weg dahin und das ist eigentlich viel easier als
gedacht".
Ich dachte, von diesem Ansatz wäre man aufgrund der fehlenden sicheren Einschätzung und
der Risiken des Virus erstmal weg.
Aber wenn sich das im Nachhinein, nach ca. einem Jahr, alles so bestätigt, dass es nicht so wild
war und einfach durchzukommen ist, wäre ja gut, würde mich auch freuen.
Aber das jetzt schon als Tatsache zu verbreiten?
