uhu72 hat geschrieben: ↑12 Apr 2020 06:53 Viren können sich ja nicht selbst reproduzieren (im Gegensatz zu Bakterien), sie brauchen einen Wirt. Einen Wirt mit den passenden Zellen.
Jeder einzelne Virus kann AFAIK nur eine Zelle kapern. Wenn es also sagen wir mal nur ein Virus schafft, dann ist eine Zelle befallen, die neue Viren reproduziert. Schaffen es auf Anhieb aber gleich zwei, haben wir logischer weise gleich doppelt so viele Zellen, die Viren reproduzieren.
Also man kann sich leicht vorstellen, je mehr Viren wir bei der Infektion ab bekommen, desto größer ist zum einen die Wahrscheinlichkeit, dass es überhaupt ein Virus schafft eine Zelle zu kapern und zum anderen dass es nicht nur einer schafft, sondern gleich mehrere. Das Immunsystem braucht auch eine gewisse Zeit und hat sicher erst mal nur begrenzte Kapazitäten. Ist die Angriffswelle der Viren entsprechend klein, kann unser Immunsystem die gleich erfolgreich abwehren. Das ist dann vermutlich ein asymptomatischer oder milder Verlauf. Ist die Angriffswelle entsprechend massiv oder zeitlich entsprechend ausgedehnt, bricht der Krieg aus. Deutlicher bzw. schwerer Verlauf.
Kann man von der Anfangszahl der Viren auf die wahrscheinliche Schwere des Verlaufs schließen. (Auf die Infektionswahrscheinlichkeit aber schon.) Die erste befallene Zelle produziert weitere Viren, wodurch dann weitere Zellen befallen werden, dadaurch wächst das dann auch exponentiell. Ich bin kein Virologe und weiß nicht, wie viele Viren eine Zelle noch produziert bevor sie abstirbt und wieviele davon weitere Zellen befallen können, aber wenn ich weiß, dass ein Infizierter nach wenigen Tagen schon wieder soviele Viren produziert hat, dass er auch die Person nebendran anstecken kann, dann kann die Verdopplungszeit der Virenzahl im Körper eher nur so im Bereich einige Stunden liegen. In der Erstdosis dreißig mal soviel Viren aufgenommen zu haben macht dann also nur einen Unterschied von 5 Verdopplungszeiten aus. Das ist dann nur ein halber Tag oder so, den das Immunsystem dadurch Vorsprung kriegt. (Hmm, ja, Exponentialfunktion mal wieder.) Andererseits ist das schon ein Vorsprung, der bei einem Gesamtverlauf, der im schwach-symptomatischen Verlauf weniger als drei Wochen dauert durchaus was ausmachen. Je früher Gegenmaßnahmen greifen, umso mehr bringen sie was.
Aber ich finde es trotzdem nicht sonderlich logisch, dass die volle Immunreaktion des Körpers mitsamt Ausbildung von Antikörpern schon entstehen soll bei kleiner Virenzahl. Die Antikörperproduktion wird ja erst im Verlauf hochgefahren und das ist vielleicht dann erst das, was dann nach einigen Tagen die Heilung bringt. Wenn die Antikörper schon in der Erstinfektionsphase voll zur Verfügung stehen, dann kriegt man die Krankheit gar nicht. Das ist ja gerade der Effekt der Immunität. Wenn das immer so schnell ginge, dass eine geringe Viruslast schon die volle Immunreaktion auslöst, dann würde man an keiner Virusinfektion erkranken. Also ... allgemein gesagt für alle Virenkrankheiten. Man wird ja meist erst einer kleinen Virenzahl ausgesetzt, denke ich mal, da wäre das Immunsystem auf die Viren im Umfeld ja dauernd vorbereitet, wenn es öfter mal kleine Virenmengen zum Trainieren kriegt und dann gleich die Antikörper vorhanden sind.
OK. Ich merke schon. Ich mache mir gerade zu viele laienhafte Gedanken, in einem Gebiet, in dem ich zuwenig weiß.
Und Impfungen laufen meines Wissens nicht mit wenigen aktiven Viren, sondern mit sehr vielen Viren (oder Bruchstücken davon oder was chemisch Ähnliches), denen aber die Vermehrungsfähigkeit abgenommen wurde. Dann kann das Immunsystem schon mal Antikörper dagegen bilden, aber es werden dann nicht mehr Viren, so dass die Krankheit ausbricht. Beziehungsweise, wenn doch ein paar der Viren vermehrungsfähig sind, dann treffen deren Nachfolgegeneration ja auch gleich auf die parallel entstanden Antikörper und die Krankheit wird verhindert.