Die Maskenpflicht sollte hier wesentlich rigoroser durchgesetzt werden, denn zumindest in meiner Gegend scheinen sich viele Leute nur dann an Regeln zu halten, wenn ihnen bei Regelbruch unmittelbar hinreichend schwere Sanktionen drohen. 100 Fußstreifenbeamte in meinem und dem angrenzenden Viertel würden in acht Stunden derart viel Bußgeld einnehmen, daß man davon den Kulturbetrieb des ganzen Bezirks bis Ende des Jahres finanzieren könnte.
So tragen viele ihre Maske nur über dem Mund und lassen die Nase komplett frei; ob es jetzt aus Unwissenheit („Ich denk’, das ist ’n Mundschutz?!“) oder Bequemlichkeit („Ich krieg’ sonst voll keine Luft!“) ist, kann ich nicht sagen.
In der S-Bahn tragen nicht wenige auf dem Bahnsteig – wo tatsächlich schon absolute Pflicht zur Bedeckung von Mund und Nase gilt – überhaupt keine Maske und fahren mitunter sogar komplett ohne Maske mit dem Zug. Aber ich glaube auch, daß dieser Menschenschlag auch notorisch schwarz fährt, solange es keine Kontrollen gibt. (Deswegen wird ja auch nur an einzelnen Stationen und da beim Verlassen der Station kontrolliert – um die Schwarzfahrer vorm Einsteigen in Sicherheit zu wiegen.)
Es gibt wohl auch Leute, die beim Einkaufen die Maske nur tragen, wenn sie den Supermarkt betreten – sonst werden sie je nach Markt überhaupt nicht hineingelassen – und wenn sie an der Kasse stehen – könnte sonst Streß mit dem Kassenpersonal geben. Aber kaum daß sie im Markt sind, wird die Maske aufs Kinn heruntergezogen.
Und dann gibt es noch die, die sich zwar an die Maskenpflicht halten, deren Masken an den Seiten aber zentimeterweit abstehen, so daß sie daran vorbei atmen können. Theoretisch erfüllen sie zwar die Maskenpflicht, praktisch aber mit geringer bis gar keiner Wirkung. Ich weiß nicht, ob das am miserablen Schnitt einiger Selfmade-Masken liegt.
Zumindest bei den Masken hält sich da, wo sie auch wirklich getragen werden müssen, eine Mehrheit an die Pflicht. Bei den Abstandsregeln sieht es dagegen verheerend aus.
Ich schätze, 90% der Leute hier im größeren Umkreis halten sich an die Abstandsregeln nur da, wo ihnen immer und immer und immer wieder klargemacht wird, daß sie das müssen: in Kassenschlangen. Und auch da nur nach vorne – aber weder nach hinten noch nach links oder rechts oder in andere Richtungen. Und aus dem geforderten Mindestabstand werden dann „so ungefähr anderthalb Meter, aber kein bißchen mehr“ – wo dann auch noch das miserable Augenmaß vieler Zeitgenossen hineinspielt, was zu einer sehr liberalen Auffassung von 1,5 m führt. Wohlgemerkt auch dann, wenn das Schild an der Kasse einen Abstand von 2 m fordert.
Wenn so jemandem in der Kassenschlange einfällt, daß er oder sie noch etwas vergessen hat, dann hält diese Person ab dem Moment, in dem sie sich auch nur einen Zentimeter aus der Kassenschlange bewegt, überhaupt keine Abstandsregeln mehr ein. Sie steht ja nicht mehr in der Schlange.
Überall sonst in Supermarkt, Drogeriemarkt etc. hält man sich überhaupt nicht an irgendwelche Abstandsregeln, auch wenn alle zwei Meter auf dem Boden ein Aufkleber prangt, der das Einhalten des Abstandes gemahnt – aber es gibt da ja keine Abstandsmarkierungen.
Außerhalb von Geschäften wird sich erst recht nicht an Abstandsregeln gehalten – abgesehen von denen, die einem auch immer wieder eingetrichtert wurden. Und die betreffen nur Freunde oder Familienmitglieder, mit denen man nicht zusammenwohnt. Wildfremde Menschen, denen man auf dem Bürgersteig oder in der S-Bahn begegnet, betreffen diese Regeln anscheinend nicht.
Weitere ungefähr 8% halten sich überhaupt nicht an Abstandsregeln – auch in Kassenschlangen nicht. Das sind nicht nur Mitbürger mit Mihigru, denen man versäumt hat, ihnen in ihrer Muttersprache die Regeln zu erklären, die aber weder Deutsch noch Englisch verstehen. Das sind vor allem auch Leute aus allen Altersklassen vom Jungspund („Ich bin jung, ich krieg’ kein Corona“) bis hin zu älteren Mitbürgern, die eigentlich eine Risikogruppe sind („So’n Blödsinn wieder, ich muß auch nicht jeden neumodischen Quatsch mitmachen, zu meiner Zeit™ gab’s das nicht“).
2% halten die Abstandsregeln an sich vorbildlich ein. Aber wie auch die übrigen 98% achten sie nicht darauf, dafür zu sorgen, daß auch andere die Abstandsregeln problemlos einhalten können, ja, sie hindern sie unbewußt daran oder erschweren es ihnen zumindest. Beispiele:
- Sie stehen ewig vor demselben Supermarktregal und machen es so unmöglich, den Gang, in dem sie stehen, zu passieren. Allein deshalb bin ich dafür, in Supermärkte, Drogeriemärkte etc. je nach Ladenfläche nur noch vier bis zehn Personen gleichzeitig zu lassen – damit die Märkte weiterhin unter konsequenter Einhaltung der Abstandsregeln nutzbar bleiben.
- Wenn sie alleine auf einem Bürgersteig unterwegs sind, weichen sie zwar entgegenkommenden Personen aus. Ansonsten aber gehen sie in der Mitte – oder bleiben sogar mitten auf dem Bürgersteig stehen. Wenn der Bürgersteig nun nicht deutlich mehr als drei Meter breit ist, blockieren sie ihn komplett, denn es ist nicht möglich, in mindestens 1,5 m Abstand an ihnen vorbeizugehen.
- Wenn sie zu zweit unterwegs sind mit jemandem, mit dem sie nicht zusammenleben, gehen sie im vorschriftsmäßigen Abstand von 1,5 m – nebeneinander. Und zwar knallhart immer (sofern die Bürgersteigbreite es zuläßt). Nicht nur von hinten kommt man an ihnen nicht vorbei. Auch wenn jemand von vorne kommt, kommen sie nicht auf die Idee, vielleicht kurz hintereinander zu gehen. So bilden sie eine unpassierbare Phalanx aus zwei Personen, die alle Bürgersteige unter fünf Meter Breite komplett unpassierbar macht. Man hat dann nur die Möglichkeit, auf die andere Straßenseite oder eine Parallelstraße auszuweichen.
Diejenigen, die auch das alles berücksichtigen, bewegen sich in einem Bereich unter 1‰.
Es sind diese Leute, die das Einkaufen nur noch nervig machen (für die, die es nicht wissen: Ich gehe zu Fuß einkaufen). Es ist nicht die Maskenpflicht im Supermarkt – es ist die Notwendigkeit, ständig für dutzendweise ignorante Mitmenschen mitdenken zu müssen. Es ist der Zeitverlust, wenn man alle Naselang vom Bürgersteig auf einen Grünstreifen, einen Parkstreifen oder gar ein Privatgrundstück ausweichen muß, weil einem jemand entgegenkommt, von dem man sich absolut sicher sein kann, daß derjenige garantiert
nicht ausweichen wird. Wir sind ja hier nicht in der Supermarktschlange. Aus einer Viertelstunde Fußmarsch pro Richtung werden nicht selten 20 Minuten und mehr, auch weil ich mitunter Umwege gehe, auf denen weniger Fußgänger unterwegs sind. Und auch wenn da die Bürgersteige zum Ausweichen eigentlich zu schmal sind, sind diese Straßen so wenig befahren, daß ein Wechsel der Straßenseite problemlos möglich ist.
Also noch einmal für alle: Die Abstandspflicht gilt außerhalb des eigenen Zuhauses
- immer
- überall
- für jeden (außer wenn das Ausüben der eigenen Arbeitstätigkeit eine stärkere Annäherung zwingend notwendig macht, z. B. für Friseure)
- gegenüber jedem (außer man wohnt mit diesen Personen zusammen)
- unabhängig davon, wer eine Maske trägt oder nicht
← Das da sind keine Klaviertasten. Es sind Synthesizertasten. Doch, da gibt es Unterschiede.
Ich kann es euch erklären. Ich kann es aber nicht für euch verstehen. Das müßt ihr schon selbst tun.
INTJ nach Myers-Briggs