Früher im Kindergarten hatten mein Bruder und ich beide nur einander. In der Grundschule hatte ich dann eigentlich immer ne beste Freundin und er hatte eher schlecht Anschluss gefunden.
Also eigentlich war es in der Kindheit immer so, dass ich die stärkere und integriertere war. Wir hingen aber beide auch sehr aneinander.
Mit 14 drehte sich dann alles rum, da zog ich mich komplett zurück. Wohingegen mein Bruder dann ein paar Jahre später in eine Clique kam, als er ebenfalls so 14 oder 15 war (er ist 1.5 Jahre jünger wie ich).
Zu diesem Zeitpunkt dachte ich auch, mit ihm wär alles normal und nur ich spinne.
Er verstand sich neutral gesehen auch mit meiner Mutter, mit meinem Vater oberflächlich auch, nur ich war das schwarze Schaf und geriet in diesem Zeitraum zwischen 15 bis 16 immer in Streit mit meiner Mutter wegen zicktausend Ungerechtigkeiten.
Mit 17 schaltete ich auf Durchzug, was die Situation zwischen mir und meiner Mutter entspannte, aber sogesehen schiss ich da auf meinen Bruder und ignorierte nicht nur meine Mutter, sondern auch ihn. Ich hockte da nur in meinem Zimmer und machte wirklich nichts, aber schlecht gings mir nicht dabei. War so ne Extrem-Video-Games-Phase irgendwie.
Doch als wir von daheim auszogen, drehte es sich erneut um: Ich fand kurz nach meinem Auszug mit 21 Anschluss und er verlor ihn eher zur selben Zeit, machte ganz wenig mit anderen.
Er ist jetzt kein AB, aber dadurch, dass ich ebenfalls von 22 an Kennenlernphasen hatte und Kontakte zu Männern oder Dates, war das jetzt nicht das Maß der Dinge - tiefe, lange Beziehungen mit Zusammenziehen hat er ebenfalls nicht. Ebenfalls viele Wohnort-Wechsel. Beruflich Schwierigkeiten gehabt durch langes Studium und Kurswechsel, ähnlich wie ich.
Also wir haben einen recht ähnlichen Weg hingelegt.
Er ist aber irgendwie sehr ruhig geworden über die Jahre und unemotional bzw emotional zurückhaltend.
Dafür gelassener wie ich und nicht so ungeduldig und unruhig.
Aber das, was ich früher dachte, dass er mich überholt hat und völlig normal ist und ich die einzige Aussetzige bin (ja, war ne Depri-Zeit mit 16^^) hat sich nicht bewahrheitet.
Es kam hinterher sogar ans Licht, dass mein Vater hinterher, auch als er von Zu Hause schon ausgezogen war, noch sehr stark angegriffen hat und blöd runtergeputzt hat. Das hab ich aber nicht selbst miterlebt, bei mir hat mein Vater sowas eher nicht gemacht. Da ich ein ähnliches Temperament hab wie er und zurück schreien würde oder mich auf jede Diskussion immer einlasse. Das tut mein Bruder nicht, der ist eben ruhiger, auf dem kann man sogesehen wohl auch ganz gut rumhacken. Mich kann man dafür leichter vertreiben, leichter in die Flucht schlagen - dann bin ich zwar 'sicher' vor Angriffen, aber irgendwie dafür halt allein.
Wir haben beide Probleme und ich denke, die kommen schon auch aus der Kindheit und durch den ganzen Umgang unserer Eltern, dass mein Vater mich bevorzugt hat und meine Mutter meinen Bruder und es dann immer so ne unterschwellige Hetze gab oder jeder immer so starke Partei-Ergreifung erwartet hat, mein Vater und meine Mutter hätten uns Kinder aus ihren Streitereien einfach raushalten sollen, statt uns da auf ihre jeweiligen Seiten ziehen zu wollen oder das Kind auf der anderen Seite so dumm anzugreifen. Naja
Vielleicht schaffen mein Bruder und ich es beide noch, uns in dieser Welt zurecht zu finden und Vertrauen zu lernen.