Gerade erst gelesen und für interessant befundenStrange Lady hat geschrieben: ↑12 Aug 2020 12:05
IVV hat das sehr gut zusammengefasst. Stimme zu.
Mein Senf dazu: Nicht wissen, worüber man reden soll - Sachebene - nicht wissen, was Flirten ist - fehlendes Interesse.
Das alles sind Probleme, die auftauchen, wenn man nicht "connecten" kann. Und das connecten ist eine Überlebenskompetenz: das ist uns im Grunde angeboren. Das erste, was Säuglinge machen, ist mit den Menschen um sich herum (allen voran Mutter, Vater etc.) connecten. Sonst würden wir gar nicht überleben.
Im Laufe des Lebens wird diese Fähigkeit dann verfeinert, vom Physiologischen ins Emotionale, Soziale, Sprachliche, Kognitive, Sexuelle etc. (freudianisch gesprochen: vom ursprünglich Oralen bis hin zum Genitalen) ausgeweitet. Und da scheint bei einigen etwas schiefgelaufen zu sein.
Und das connecten funktioniert eben auf vielen Ebenen gleichzeitig: körperliche Verbindung, Empathie, soziales Miteinander, sprachliche Kontaktaufnahme und Sichverständlichmachen, Ideenaustausch, Geschlechtsverkehrt ...
Und ich fokussiere so auf das Körperliche, weil ich denke, dass da bei ganz vielen der Hund begraben liegt: viele der Menschen, die ich hier kennengelernt habe, wirken sehr unkörperlich, absent. Das sieht man von außen, an der Physiognomie, als wäre der Körper nur ungeliebter Ballast ... wird nicht richtig ausgefüllt, weder charakterlich noch physisch. Und ich finde, dass genau das: im eigenen Körper präsent sein ... der Ursprung von aller Kommunikation ist. Wer sich selbst schon nicht spürt und in sich selbst verorten kann, eigene Bedürfnisse, Gefühle, Grenzen nicht spüren kann, der kann auch nicht wahrnehmen, was andere spüren und kommunizieren. Und ohne das kann kein connecten - keine Spiegelung, Mitschwingen, Mitfühlen mit dem Gegenüber - passieren.
Die Frage ist doch aber, warum manche nicht "connecten" können.
Mit deinem Säuglingsbeispiel hast du schon Recht. Wenn ich von mir ausgehe, dann hat das "connecten" nach Eltern und Großeltern bei mir aufgehört, also bereits im Vor-Kindergarten-Alter. Denn schon im Kindergarten und erst recht in der Schule hatte ich Probleme, war ein Einzelgänger und fand bis heute (!) nur drei Menschen, die ich als echte Freunde bezeichnen würde und von denen ist einer vor ein paar Jahren wieder weggebrochen.
Niemals war ich Teil von "Cliquen", niemals war ich mit der halben Schulklasse im Freibad, niemals war ich in einer Diskothek. Nicht, weil ich von den anderen abgelehnt wurde, sondern weil ich selber das nie wollte. Statt als 16-jähriger mit Kumpels irgendwo "abzuhängen", bin ich lieber mit meiner Mutter spazieren gegangen oder habe abends ferngesehen.
Ich wohne seit fast 30 Jahren in einem Mehrfamilienhaus und habe trotzdem noch niemals viel mehr als "Grüß Gott" im Treppenhaus zu anderen Nachbarn gesagt. Zwei Sätze über meinen Hund sind da mal das Maximum. Selbst die Nachbarn unmittelbar neben meiner Wohnung kenne ich nur vom sehen, und nein, wir sind kein extrem anonymes Haus. Ich habe durchaus schon gemeinsame Sylvesterparties oder Grillen im Garten mitbekommen, nur nehme ich da nicht teil.
Ich hatte kein schlimmes einschneidendes Erlebnis in meiner Kindheit, ich wurde weder geschlagen noch erfuhr ich sonst irgendeine Form von negativen Erlebnissen. Ich hatte eine glückliche Kindheit. Warum wird man dann so?