GymT hat geschrieben: ↑11 Feb 2021 11:54 (...)
Ich kenne einige Frauen mit hunderten von Likes/Matches und täglich werden es mehr. Ich kenne hingegen keinen einzigen Mann mit dieser Anzahl an Interessentinnen - und schon gar nicht kommen in der gleichen Frequenz neue Likes/Matches hinzu.
Das Blatt würde sich schlagartig wenden, wenn Männer nicht mehr alles liken, was ihnen vor die Flinte kommt und die Frauen plötzlich nur noch so selten (bzw. in einem gesunden Maß) Matches hätten wie die meisten Männer - denn dann wird jedes Match umso wertvoller. Da bin ich mir ziemlich sicher. (...)
Äh, glaube nicht, nein. Das läuft dann doch so ab, Beispielrechnung:
Sagen wir, die Männer liken 20% der angebotenen Profile. Ich rechne mal in der Maßeinheit PdaP = Prozent der angezeigten Profile. So unterschiedlich sind die Geschmäcker jetzt auch nicht, selbst wenn für jeden die Rangliste der attraktivsten Profile ein bisschen anders ist, es wird doch viel Überlappung geben. Sagen wir ein Viertel der Gesamtlikes (=5 PdaP) gehen an die Profile, die praktisch jeder attraktiv findet, ich nehme da mal 80% der Männer an, ergibt 6,25% der Frauen (die dann bei 4 von 5 eigenen Likes ein Match haben, sich also praktisch gar nichts ändert). Das zweite Viertel der Gesamtlikes, also wieder 5PdaP gehen an Profile, die jeweils von 60% der Männer attraktiv gefunden werden, ergibt 8,33% der Frauen, das dritte Viertel geht an Profile, die von 40% gut gefunden werden, ergibt 12,5% der Frauen. Und bei den letzten 5 PdaP nehme ich mal an, dass die an Profile gehen, die von jedem Sechsten gemocht werden, ergibt 30% der Frauen. Bei denjenigen wird sich dann aber nicht viel ergeben, weil ja beide Seiten vermutlich noch Profile geliket haben, die auf ihrer persönlichen Liste bevorzugter wären. Die oberen 15 PdaP = (12,5+8,33+6,25)% ~27% der Frauen werden dann vermutlich auch was finden, irgendeiner von denen wird schon passen. Da das Ganze aber grob symmetrisch über die Geschlechter ist(*), nehmen die dann tendenziell auch ihre persönlichen-Top-Matches, was dann wegen Symmetrie so ungefähr die oberen 27% der Männer wegnimmt. Bei den anderen rechne ich noch mit einer Erfolgsquote von vielleicht 50% dass sich irgendwas unter denen ergibt, das sind dann 15% der Personen. Überhaupt können dann nur etwa 42% aller Teilnehmer überhaupt mit einem positiven Ergebnis rechnen, und 27% der Personen kriegen überhaupt so ungefähr das, was sie sich erhofft hatten.
(*) Symmetrie heißt ohne Männer- oder Frauenüberschuss und ähnliche Verteilung bei den Likes. Mit Männerüberschuss wird es eher noch krasser, denke ich.
Damit es funktioniert und auch der Mittelbau der Verteilung, also so ungefähr das dritte bis siebte Attraktivitätsdezil, eine Chance hat, müssten die Likes eher mehr werden anstatt weniger. Oder man müsste auf technische Weise verhindern, dass man Personen liket, bei denen man eh keine Chance hat, also weit außerhalb der eigenen Attraktivitätsliga (in einer technischen Definition davon).
Aber in dem Versprechen auf vage Chancen bei attraktiven Personen liegt doch das ganze Konzept der Datingplattformen, das wird also wohl nie passieren. Sie wollen ja auch Nutzer und keine Erfolgsmeldungen.