Fremde Menschen - und auch bekannte- erzählen mir einfach ungebeten was von ihren Sorgen, Nöten und Gedanken- egal ob es mich interessiert.
- Da wäre die ehemalige Kommilionnin, die mir von ihren Beziehungs- und Alltagssorgen erzählt. Als guter Freund versuche ich aktiv zuzuhören, versuche einfühlsam darauf einzugehen. Doch wenn ich was im Gegenzug zu dem Thema erzähle- dann wird das ignoriert- um sofort wieder auf das eigene Thema zurück zu kommen.
- Da wäre die andere Kommilitonnin, die auf der Suche nach bestimmten beruflichen Interviewpartnern ist- es wird mir breit und lang erzählt, warum man das macht, was das für einen Zweck hat. Ich bin nett, nenne ihr ein paar Menschen, frage was dazu -und werde ab da sofort ignoriert- Antwort bekomme ich keine mehr.
- Da wäre die weitere Kommilitonnin, deren Geschichten und Leistungen ich zum xten Mal höre.
- Da wäre die andere Kommilitonnin, deren aus gesundheitlichen Gründen unerfüllte Kinderwunsch ich mir lange anhören durfte. Als es dann doch noch klappte- erfuhr ich es nicht von ihr. Höflich nachgehakt, wurde ich kurz angebunden abgewiegelt und ignoriert, ich hatte meine Schuldigkeit getan.
- Beim Alumnitreffen hörte ich dann auch die Partner- und Kindergeschichten aller anderen- bei mir wollte man aber außer ob ich denn jetzt nach dem Studium arbeite (was für ne dämliche Frage!) , nicht viel mehr wissen.
- Da wären die Kolleginnen, mit denen man im gleichen engen Büro sitzt. Auch hier werde ich zugelabert, bekomme Sachen erzählt, die mich nicht interessieren weil sie mich nur von der Arbeit abhalten- trotz mehrfacher Hinweise und hartnäckigen Schweigen wird mein Wunsch nach Ruhe ignoriert. Eine von denen beiden wird sogar lauter, wenn man versucht sie zu unterbrechen.
- Ich erinnere mich an die ältere Dame, die von sich aus an der Bushaltestelle von ihrer Krebsgeschichte erzählte- ich hatte sie nicht mal angesprochen. Die Schulkameradinnen, die einem auf dem Nachhauseweg alles mögliche erzählten- und plötzlich nach der Schulzeit einen nicht mehr kannten.
- Das letzte Match im Frühjahr, das nur von sich erzählte- aber kein Gegeninteresse zeigte- das erste Mal das ich jemanden ghostete.
- Auch die Frau die ich vor zwei Jahren mal daten durfte, erzählte mir fast ununterbrochen 3h lang von ihren Cousinen, ihrer Familie, Ski fahren etc... - auf meine Sachen ging sie nicht ein. Sie wollte ein zweites Treffen- ich dann nicht mehr.
- Die eigene Mutter, die mir morgens am Frühstückstisch von ihren Sorgen erzählte- und meine eigenen nie ernst nahm. Warum vertraute sie sich nicht meinem Vater an?
- Etc, etc, etc......
Ich erlebe das ständig- und ich frage mich, woran das liegt? Warum erscheine ich anderen Menschen als nix anderes als ein Seelenmülleimer zu sein? Kennt das außer mir noch jemand, dass man ungefragt voll bzw. zugeredet wird?