OrwellsDaughter hat geschrieben: ↑08 Nov 2024 17:48
Es gibt ja nicht nur den "tiefenpsychologischen" Myers-Briggs Test, sondern auch das eher esoterische Enneagramm und dann gibt's bestimmt noch ganz viele, die ich noch garnicht kenne (lese ich auch gerne was dazu, falls ihr erzählen wollt).
Einer der Klassiker dürfte wohl der
Big Five sein. Allerdings ist hier auch bereits das Problem solcher Tests schnell ersichtlich. Die Entwicklung dieses Test begann in den 1930er und basiert somit auf Vorstellungen, welche bereits ein Jahrhundert als sind. Soweit so ein Test überhaupt auf tragfähigen wissenschaftlichen Theorien aufbaut, sind diese mindestens Jahrzehnte alt und entsprechen somit kaum dem Stand der wissenschaftlichen Forschung aus den Bereichen der Psychologie oder der Neurowissenschaft und berücksichtigen somit kaum, wie auf Konzepte wie Persönlichkeit heute geschaut wird.
Probleme entstehen letztlich, wenn Menschen mit Hilfe solcher Test in Schubladen gesteckt werden, aus welchen sie dann nicht mehr heraus kommen. Insbesondere im Personalwesen problematisch. Ich hatte mal einen Vortrag dazu gehört, wo darüber gesprochen wurde, mit welchen "Steinzeitmethoden" zum Teil Kandidaten bewertet wurden. Die Persönlichkeitstest liegen zum Teil auf einer Ebene mit Methoden wie der
Graphologie und sind entsprechend mit Vorsicht zu genießen.
Wenn ich einen solchen Test mache, dann vor alle um mein
Johari-Fenster zu vergrößern und mehr darüber zu erfahren, wie mich andere Menschen einschätzen. Am interessantesten ist es, wenn ich von jemandem ehrliches Feedback bekomme, welches konstruktiv und begründet gegeben wird, ohne dabei auf mich Einfluss nehmen zu wollen, um mich zu einem bestimmten Verhalten zu bewegen.
Wer möchte - mit etwas Aufwand zur Auswertung - findet
hier einen Big Five mit 100 Items in deutscher Sprache. Erfordert etwas Berechnung und es sollte das
SPSS-Skript entsprechend verstanden werden. Da juckt es mich fast in den Fingern direkt ein Excel zu basteln, um die Fragen direkt auszuwerten und die Werte für die 10 Aspekte zu ermitteln.
Mit
Enneagramm hatte ich mich auch mal beschäftigt, nachdem ich in einem Gespräch einmal danach eingeordnet wurde. Das Konzept von "Erlösung" macht diesen Test sicherlich attraktiv für Menschen mit spirituellen Bezügen.
Aus meiner Sicht ist die Frage, ob solche Persönlichkeitstests - gerade wenn man sich selbst bewertet - wirklich objektiv - wie auch immer Objektivität hier aussehen könnte - sein können oder wir uns bei der Beantwortung einzelner Punkte eher versuchen uns selbst zu täuschen und unsere höheres Selbst - also so wie wir gerne wären - in den Test projizieren. Wenn es uns bei der Vorstellung hilft zu klären, wer wir sind und wer wir sein können und wollen, mögen diese Test vielleicht sogar dabei helfen unserem Wunschselbst näher zu kommen.