Blau hat geschrieben:IHaveForgivenJesus hat geschrieben:
Wahrscheinlich kommt es auch darauf an, wie man "kämpfen" definiert. Für mich bedeutet es den Versuch, jemand anderem gegen dessen Widerstand gewaltsam (wenn auch nicht notwendigerweise mittels physischer Gewalt) meinen Willen aufzuzwingen. Das tue ich extrem ungern und bin überzeugt davon, dass sich nahezu alle Konflikte besser und dauerhafter ohne Gewalt lösen lassen - leider funktioniert das meistens nur, wenn beide Seiten sich vernünftig verhalten.
Wenn du kämpfen auf die von dir genannte Definition beziehst stimme ich vollkommen zu. Ich würde es allerdings weiter fassen. Man kämpft schließlich in gewisser Weise auch gegen sich selbst, also gegen den inneren Schweinehund oder gegen äußere Blockaden wie beispielsweise überflüssige Bürokratie. Kämpfen bedeutet für mich auch nicht jemandem etwas gegen seinen Willen aufzuzwingen. Wenn ich im Wahlkampf bin oder um meine Beziehung kämpfe dann versuche ich doch eher zu überzeugen. Letztendlich heisst kämpfen für mich für eine Sache Einsatz bringen und auch dann nicht gleich aufgeben, wenn es anstrengend wird.
Kampfsport kann einem, wie vielleicht auch andere Sportarten, dabei helfen Kampfgeist zu entwickeln. Du bist halt nicht Teil eines Teams und damit auch in Sieg und Niederlage an dein Team gebunden, sondern es kommt auf dich allein an. Von deinen Gegnern, oder besser: Kampfpartnern
kriegst du direkt Rückmeldung, wo du gerade stehst, was deine Stärken und was deine Schwächen sind. Du kannst so gezielt an dir selber arbeiten und dich verbessern.
Wie du schon sagst, ist das von der Definition abhängig. Kampfgeist, Wahlkampf und Kampfsport fallen alle trotz der Bezeichnung nicht in den Bereich, den ich meine, sondern sind auch meiner Ansicht nach völlig legitim, Kampfgeist sogar sehr erstrebenswert.
Was ich ablehne, ist das Kämpfen als gewaltsame Konfliktlösung, weil das dazu führt, dass sich nicht die beste Lösung, sondern die Lösung des Stärksten durchsetzt (das
kann natürlich gleichzeitig auch die beste Lösung sein, ist es aber eben oft nicht).
Deswegen finde ich es suboptimal, dass in unserer Gesellschaft rücksichtsloser Ellbogeneinsatz nicht nur akzeptiert, sondern (vor allem, wenn erfolgreich) in weiten Teilen geradezu als erstrebenswert angesehen wird. Und ich werde wohl nie verstehen, weshalb viele Menschen, die negative Gewalterfahrungen gemacht haben, diese bei Gelegenheit selbst ausüben, z.B. Menschen, die als Kinder geschlagen wurden und dann ihre eigenen Kinder prügeln, um sich durchzusetzen, oder Mobbingopfer, die bei passender Chance selbst zu Mobbern werden.
Das war im Prinzip der Grund meines ersten Postings in diesem Thread. _Markus hatte geschrieben: "Kämpfen ist aber ein immens wichtiger Bestandteil unseres Lebens." und ich hatte das (vielleicht fälschlicherweise) in dem m.E. viel zu oft propagierten Sinn verstanden, dass Erfolg im Leben bedeute, sich mit allen Mitteln möglichst oft gegen seine Mitmenschen durchzusetzen.