3Dog hat geschrieben:Geht das nur mir so, oder sind einige Geek/Nerd-Hobbies aus den 90ern und 2000ern jetzt Mainstream und die Kids von heute haben garkeine Probleme damit eben jene Hobbies zu zelebrieren und können sich vor Sex in ihren Teenagerjahren kaum retten?
Also ich habe Zeiten mitgemacht in denen Zocker bei Frauen extrem unbeliebt waren. Heute zocken Frauen selber.
Ich habe Zeiten mitgemacht da waren Comics und Animationsfilme aus Japan belächelt und wenig akzeptiert, aber heute kennt jedes Kind die Ghibli-Filme und andere beliebte Serien aus Kino und Fernsehen...
Mit Nichten und Tanten.
Wer an seinem vom Hersteller vorinstallierten Windows-Rechner sitzt und
WoW oder
Skyrim oder sonst ein kommerzielles Mainstream-Blockbuster-Spiel zockt, ist kein Geek. Geek ist, wenn einer an einem (womöglich zumindest teilweise selbst- oder umgebauten) Linux-Rechner sitzt und tüftelt oder codet oder hackt etwas mit der alleinigen Begründung, "weil es geht". Oder um zu beweisen, daß es geht. Stundenlanges
MW2-Zocken ist nicht ansatzweise auf demselben Geek-Level, wie auf einem Smartphone Debian zu installieren (ist nicht benutzbar, aber läuft, somit ist bewiesen, daß es geht, und nur darum ging es). Geeks kaufen keine vorkonfigurierten Zockercomputer, Geeks kaufen Raspberry Pi.
Außerdem waren die Zocker schon immer die Coolen. Zu meiner Gymnasiumszeit hatten zwei der drei coolsten Jungs der Klasse C64 und der dritte eine Amiga 500. Ein Nerd hätte eher einen programmierbaren Taschenrechner gehabt. Und als Taschenrechner erlaubt und sogar erwünscht waren, haben sich einige der Coolen absichtlich einen größeren als notwendig zugelegt (das war, bevor Casio-Schulrechner Grafikdisplays hatten).
Wer die 90er-Ghibli-Sachen oder die anderen (Zitat) "beliebte[n] Serien aus Kino und Fernsehen" (Zitat Ende) guckt, ist auch nicht mehr so geeky wie einer, der Anime, die nie in Deutschland zu sehen waren und nie zu sehen sein werden – geschweige denn im deutschen Free-TV –, grau importiert hat und sie im japanischen Originalton mit englischen Untertiteln (am besten Fan-Untertitel) guckt.
Ich will's mal so ausdrücken:
- One Piece läuft ständig im deutschen TV im Tagesprogramm. Das kennt so ziemlich jedes Kind.
- AKIRA läuft alle Jubeljahre mal im Spätprogramm, und auf DVD ist es ganz normal im Laden nur äußerst selten zu kriegen.
- Die Melancholie der Haruhi Suzumiya wurde auf deutsch synchronisiert, aber nie im deutschen Fernsehen ausgestrahlt, und die DVDs kriegt man nur, wenn man weiß, a) daß es die Serie überhaupt gibt und b) wer sie führt. Und das ist nicht der Blödmarkt um die Ecke.
- Panty & Stocking with Garterbelt ist überhaupt nicht in Deutschland zu haben und auch nie in irgendeiner anderen Sprache synchronisiert worden, sondern nur auf japanisch mit vielleicht noch englischen Untertiteln semi- oder illegal zu beschaffen. Die deutschen Mainstream-Free-TV-Sender werden einen Deibel tun und diese Serie ausstrahlen. Höchstens noch MTV, aber im Gegensatz zu South Park wird RTL nicht Panty & Stocking with Garterbelt als zweiter Sender bringen.
Das kann man nicht alles über einen Kamm scheren.
Manga ist nach wie vor Geekstuff, denn welcher Nichtgeek kann sich vorstellen, ein Buch umgekehrt zu blättern? (Manga werden nach
rechts umgeblättert, und die Panels werden von rechts nach links gelesen. Ja, auch auf deutsch übersetzte Manga. Und Geeks wissen, daß der Plural von Manga ebenfalls Manga und der Plural von Otaku ebenfalls Otaku ist. Außerdem unterscheiden Geeks ganz klar zwischen Comics, Manga und Graphic Novels und würden
nie Manga als Comics bezeichnen.)
Wenn es nicht aus Japan kommt, findet es hierzulande noch weniger positive Beachtung durch Nichtgeeks. Das muß noch nicht mal obskure südkoreanische Animation sein (und zwar
wirklich südkoreanische Werke, keine outgesourcete US-Animation), die kein Schwein kennt. Das kann durchaus westlicher Zeichentrick sein. Ich meine, die
Simpsons sind allgemein bekannt,
The Clone Wars sind ja genügend beworben worden, und um
South Park gab es zum einen einen immensen Hype, als es neu war, und inzwischen ist die Serie sozialkritisch und nicht mehr einfach nur schmutzig und gezielt verdorben und tabubrechend. Aber wie will man sich den gewaltigen, ungeplanten und unerwarteten Erfolg von
My Little Pony: Friendship is Magic erklären? Es sind nämlich wieder in erster Linie die Geeks, die die Serie, als sie neu (und offiziell nur in Nordamerika zu sehen) war,
GESEHEN haben, um darüber zu urteilen. Praktisch alle anderen Menschen verurteilen sie, ohne sie gesehen zu haben, weil man sich weigert, sie zu sehen, weil sie so ein Kleinmädchenkram ist, was man aber weder verifizieren kann noch will, weil man sie nicht sehen will, weil sie ja so ein Kleinmädchenkram ist... Bloß nicht gucken. Verursacht bestimmt solche Hirnstaupe wie
Dora oder
Ni hao, Kai-Lan.
Dieser Thread in diesem unserem Forum ist ein hervorragender Beweis.
Ich wage mal zu behaupten, es gibt in diesem Forum keine ABine, die sich vorstellen kann, um einen Brony
keinen großen Bogen zu machen. Und auch so ziemlich keinen mAB.
← Das da sind keine Klaviertasten. Es sind Synthesizertasten. Doch, da gibt es Unterschiede.
Ich kann es euch erklären. Ich kann es aber nicht für euch verstehen. Das müßt ihr schon selbst tun.
INTJ nach Myers-Briggs