http://www.welt.de/kultur/literarischew ... -Aids.html
fand ich mal interessant
kurzer ausschnitt:
"Die mediale Omnipräsenz von Aids ab Mitte der Achtzigerjahre verband körperliche Liebe in der Wahrnehmung damaliger Teenager mit qualvollem Sterben – eine fatale Entwicklung, die dem von der Natur wohl intendierten Effekt von Sex, dem vorübergehenden Vergessen der eigenen Sterblichkeit, diametral zuwiderlief. Viele Mitglieder dieser Generation plagt die irrationale Angst vor dem Virus bis heute.
In ihrer Eigenschaft, unzählige Seitensprünge zu verhindern, wirkt diese Angst auf Ehen so stabilisierend wie einst die ökonomische Familieneinheit der Vorkriegszeit. Irrational ist sie deshalb, da eine Infektion mit HIV für einen in Deutschland lebenden Menschen, der weder Sexarbeiter noch Sextourist noch intravenöser Drogenkonsument noch unbelehrbarer Darkroom-Barebacker ist, auch bei nachlässiger Haltung zu Safer Sex kaum wahrscheinlicher ist als ein Sechser im Lotto.Von den 3263 gesicherten HIV-Neudiagnosen, die das Robert Koch-Institut 2013 in Deutschland verzeichnete, dürfte der Großteil auf die genannten Risikogruppen entfallen. In Karlsruhe, Wiesbaden, Gelsenkirchen und sogar im gesamten Bundesland Thüringen gab es 2013 zum Beispiel keine einzige Neudiagnose, die auf heterosexuellen Verkehr zurückzuführen war.
Hinzu kommt, dass keineswegs jeder Sexualkontakt mit einer infizierten Person eine Infektion zur Folge hat und dass die sogenannte antiretrovirale Kombinationstherapie – die nach riskantem Verhalten sogar eine Art Pille-danach-Behandlung erlaubt – die ehemalige Todesseuche Aids zu einer zwar immer noch schweren, aber in den meisten Fällen langfristig beherrschbaren Krankheit gemacht hat."