reborn09 hat geschrieben:
Nach Film- und Musikgeschmack auszuwählen finde ich aber auch sehr komisch.
Na ja...soo wichtig ist es im Allgemeinen nicht, kann es aber im konkreten Einzelfall doch werden.
Meine erste Freundin z.B. LIEBTE Musicals und Schlager (Ja, sogar Roland Kaiser, was ihr selbst etwas peinlich war) und HASSTE Reggae,Rap,Jazz und Funk, also genau die Musik, die mein Schwerpunkt war und die ich auch mit meiner Band, bzw. den Bands mit denen wir zusammengearbeitet haben, produziert habe. Überraschenderweise wollte sie beim "Rummachen auf dem Sofa" meistens "Jeanny" von Falco hören, ja, das Lied über den Vergewaltiger und Mörder, der zu seinem toten Opfer Jeanny redet. Sie hatte noch nicht einmal gemerkt, dass man dieses Lied zumindest so auslegen kann, als ich ihr das erklärte, weil ich dazu nicht knutschen mochte.
Das war schon schwierig.
Ich habe mich geweigert mehr als 50 € für ein Musical-Ticket zu bezahlen (Sie: "Von den billigen Plätzen sieht man doch nichts!"), sie hat sich geweigert auf meine Konzerte zu kommen, obwohl sie da freien Eintritt und meist sogar freies Essen+Getränke bekommen hätte, so als meine Freundin.
Wenn ich ihr mal absagen musste, weil wir noch kein eigenes Studio hatten und kurzfristig ein Wochenende lang im Studio des damaligen Chefs des DJs meiner Band arbeiten konnten, gratis (von anderen Leuten nahm er dafür 50-100,-€ IN DER STUNDE!!!), dann war sie länger als eine Woche lang sauer, weil ich die Gelegenheit wahrnehmen MUSSTE, was für sie kein Argument war, weil unsere Mucke eben "Lärm" für sie war. Alle 8-12 Wochen bekamen wir damals so eine Möglichkeit, meist erfuhren wir das erst einen oder zwei Tage vorher, was sollte ich denn tun?
Eine andere Bekannte (kein OdB oder Freundin) konnte es nicht sein lassen, mich ab und an mal wegen meiner früheren Rap-Geschichte anzusaugen, bzw. ihre Verachtung für solche Musik auszudrücken. Auch sie hasste das Gesamtpaket "Black Music" und akzeptierte nur Metall- und andere Rockmusik.
Ich war als Musiker in meiner Zeit viel "weitergekommen", als sie in der Zeit unserer Bekanntschaft, aber sie nahm NICHTS ernst, was ich über Studios, Aufnahme-Technik, Auftritte, Musikanlagen, etc. erzählen konnte.
Das war mir schon SEHR unsympathisch.
Das gleiche gilt auch für Filme.
Wenn der abweichende Filmgeschmack einer hypothetischen Partnerin JEDEN gemeinsamen Film-Abend zur Qual machen würde, weil sie NUR sogenannte "Frauenfilme" mag und sehen will, ohne Ausnahme, ohne Experimente, dann KANN das auch zu einem Problem für die Beziehung werden.
Mit meiner ersten Ex (s.o.) konnte ich mir zwar keine Sci-Fi-Filme ansehen (sie machte dabei auch keinen Unterschied, ob es sich dabei um "gut produzierten Trash" wie Star Wars, "philosophische Thriller" wie Blade Runner oder "meditative Filmkunst" wie 2001 handelt, sie HASSTE Science Fiction, glaubte in allen Sci-Fi-Filmen ginge es um Raumschlachten, Roboter aus der Zukunft, Menschen in Gummimasken, die als Ausserirdische durchgehen sollen, etc.), aber immerhin mochten wir beide Psychothriller, so fand man dann doch schnell einen Film, den man gemeinsam sehen wollte.
Die Freundin eines Kumpels ist da schon schwieriger.
Mit ihr kann man sich fast nur Animationsfilme ansehen, aber auch nur lustige.
Wenn ich bei meinem Kumpel bin und will mit ihm einen Film gucken, während sie auch da ist, wird die Auswahl ebenfalls knifflig, weil wir nicht immer Bock auf einen Animationsfilm haben, sie aber NIE Bock auf was gruseliges, sehr spannendes, intellektuell forderndes oder actionreiches hat. Am Ende sehen wir dann meistens einen Film auf den sie richtig Bock hat und den wir als "Kompromiss" gucken, den wir aber schon kennen, oder "zu kindlich" finden. Selbst wenn sie nur zufällig dazukommt, wenn ihr Freund und ich zu einem Filmabend verabredet haben, führt das dazu. Tatsächlich schaut sie bei Horrorfilmen weg, sobald auch nur die Musik gruselig wird, schläft bei Actionfilmen ein, versteht bei Thrillern oft die Handlung nicht (obwohl sie nicht dumm ist), weil sie auch bei Thrillern andauernd wegguckt, etc.
Ich nehme ihr das nicht übel, ich muss ja nur ab und an mit ihr zusammen einen Film auswählen, aber ihren Freund nervt das öfters auch mal..
Ich kannte auch schon Frauen, für die war ein Film automatisch Schund, sobald Gewalt darin vorkam.
Der Mutter meines DJs konnte man nicht erklären, warum "Apocalypse Now" ein großes Filmkunstwerk ist, nicht nur "ein blutrünstiges Spektakel für Primitivlinge". Das wäre nicht so tragisch, würde sie nicht JEDESMAL einen Riesenterror machen, wenn sie ihren Sohn und ihren Mann "erwischt", wenn die sich sowas wie "Der Pate", "Taxi Driver", "Pulp Fiction" oder "Das Schweigen der Lämmer" ansehen, also HOCHWERTIGE Filme, mit herausragenden Darstellern, guter Story, tollen Bildern, oder pfiffigen Dialogen. Sobald Gewalt gezeigt wird, quatscht sie alle 30 Sekunden dazwischen, was für ein Schund das wieder sei, wie man sich so etwas ansehen könne, wie abartig die beiden wären, dass sie so etwas auch noch "Kunst" nennen würden.
Mit so einer Partnerin könnte ich nicht leben....
Viele Leute sind in ihrem Musik- oder Filmgeschmack sehr begrenzt und sehr stur, lehnen alles andere, oder vieles andere, stark ab und weigern sich auch nur mal zu VERSUCHEN, ob ihnen auch etwas anderes gefällt. In diesem Falle kann das dann eine Beziehung schon belasten.