Hoppala hat geschrieben:Und das willst du wann wissen? Doch wohl nicht vorher???
Doch, denn ich gehöre zu dem 1% an Männern, die Profiltexte lesen.
Und während ich früher in der Schule dachte, ich wäre der einzige, der nicht zwischen den Zeilen lesen kann, glaube ich inzwischen, ich bin der einzige, der es kann.
Aus dem, was Frauen schreiben, Interessen, Lebensstil etc., und der Art, wie sie es schreiben, kann man sehr viel lesen. Daraus wiederum läßt sich ableiten, ob eine Frau Interesse an länger währender Konversation mit mir hätte, indem ich ihre Persönlichkeit und ihre Interessen den meinen gegenüberstelle.
Hoppala hat geschrieben:Le Chiffre Zéro hat geschrieben:Andere Orte, an denen ich Frauen kennenlernen könnte, gibt es nicht.
Du meinst:
Kennst du nicht, und soweit du sie kennst, ziehst du sie nicht als praktische Möglichkeit in Erwägung.
Das ist ein gravierender Unterschied.
Falsch. Ich meinte es exakt so, wie ich schrieb: Solche Orte existieren nicht.
Bevor du nun anfängst mit konkreten Beispielen, an denen ich Frauen kennenlernen könnte, werde ich dir zuvorkommen und sie aufzählen als das, was sie in meinem konkreten Falle sind – nämlich Orte, an denen ich eben keine Frauen kennenlernen kann.
- Arbeit: Engineering. Männerdomäne. Ich habe nur 4 Kolleginnen. Alle verheiratet. Nur 1 ist jünger als ich. 1 ist Großmutter. Außerdem sehr geringe Fluktuation. Die Wahrscheinlichkeit, daß zu uns eine Frau stößt, die an mir Interesse haben könnte: 0. Und selbst wenn: Don't fuck the company.
- Bars, Clubs, Discos: Frequentiere ich nicht. Was soll ich da auch? Etwas trinken? Bitte, wer geht abends in eine Bar und trinkt Mineralwasser? (Nein, ich trinke keinen Alkohol. Nein, ich trinke auch absolut keine Cocktails. Nein, ich trinke nicht einmal Cola.) Tanzen? Ich tanze aus Prinzip nichts, was nicht der ADTV Anfang der 90er Jahre unterrichtet hat. Nicht einmal Salsa oder Tango Argentino – und ganz bestimmt kein Freestyle-Abzappeln. Musik hören? Das kann ich zu Hause wesentlich besser. Zu Hause habe ich die Musik, die mir gefällt. In Bars gibt es diese Musik nicht. In Clubs und Discos erst recht nicht. Dafür aber Unmengen an Musik, die bei mir Fluchtreflexe auslöst, weil sie mir so völlig gegen den Strich geht. Die Umstände in einer solchen Lokalität sind folglich nicht die richtigen, um mich a) in eine Stimmung zu versetzen, die mir einen Ausdruck verleiht, welcher mich wiederum für das andere Geschlecht interessant macht, und/oder b) in eine Stimmung zu versetzen, in der ich selbst aktiv werden würde, was ja bekanntlich ziemlich notwendig ist. Folglich sind Bars, Clubs und Discos keine Orte, an denen ich Frauen kennenlernen kann.
- Sportvereine: Jemand, der so absolut unsportlich ist wie ich, hat in einem Sportverein genau gar nichts verloren. Folglich werde ich nie Sportvereine frequentieren. Folglich sind sie keine Orte, an denen ich Frauen kennenlernen könnte.
- Sonstige Vereine: Ich wüßte keinen Verein mit hinreichendem Anteil an Frauen im "richtigen" Alter, der mich interessieren würde. Und ich werde einen Deibel tun und einem Verein, der mich ansonsten nicht im geringsten interessiert, nur der Frauen halber beitreten. Folglich sind Vereine im allgemeinen keine Orte, an denen ich Frauen kennenlernen könnte, wenn ich mich gar nicht darin aufhalte.
- Musikalische Gruppierungen: Wäre das nicht eine Idee, wenn ich ein Musikinstrument lernen und mit anderen Menschen musizieren würde – halt, stop, das tue ich ja schon! Ich bin schon in einer Band, und diese eine Band kostet mich schon genug Zeit. Noch dazu bin ich in der Band der einzige unter Mitte 40. Fluktuation findet nicht statt, und in der gut 35jährigen Existenz dieser Band ist nur ein einziges Mal ein weibliches Mitglied dazugekommen – unsere jetzige Sängerin, merklich älter als ich, verheiratet, Mutter, und wohnt zu weit weg. Die Wahrscheinlichkeit, ein weiteres neues weibliches Bandmitglied zu bekommen, ist wiederum null. Im Umfeld der Band gibt es auch keine Kandidatinnen. Auftritte bringen dahingehend auch nichts, denn erstens gibt es immer eine gewisse Distanz zwischen Band und Publikum, zweitens nimmt den Synthmann hinten in der Ecke (das bin ich) kaum jemand wahr, drittens ist Synthesizer eines der unattraktivsten Musikinstrumente überhaupt, und viertens haben wir praktisch nie Hamburger Singlefrauen in den 30ern im Publikum, schon deshalb nicht, weil wir fast nie in Hamburg auftreten.
- Musikveranstaltungen: Da wären wir wieder bei den frappierenden Unterschieden zwischen meinem Musikgeschmack und den typischen Musikgeschmäckern von Hamburger Singlefrauen in den 30ern. Die letzten drei Konzerte, bei denen ich war, hatten wohl einen hohen Frauenanteil, die waren aber fast alle über 50. Wenn ich sonst – sehr selten – zu einem Konzert gehe, dann ist das Musik, die an sich kaum Frauen anspricht, und wenn, dann sind die auch älter und/oder verpartnert. Große Mehrzweckhallen wie die O₂ World in Hamburg sind ohnehin nicht die richtigen Orte, um Kontakt mit dem anderen Geschlecht aufzunehmen. Da gehe ich hin, Taschenkontrolle, Ticketkontrolle, Sachen an der Garderobe abgeben, die ich nicht mitnehmen will, Sitzplatz einnehmen, Konzert, Sachen wieder von der Garderobe abholen, ab nach Hause. Außerdem bin ich nicht der Typ, der bei Konzerten "abgeht". Ich bin der Typ Musikerpolizei. Ich sitze (oder stehe, wenn es keine Sitzplätze gibt, etwa vor der Freilichtbühne im Hamburger Stadtpark) da, höre den Musikern zu, sehe den Musikern zu, mache mir manchmal Notizen für einen späteren Konzertbericht. Als Musiker höre ich Musik sowieso sehr analytisch. Sollte ich damit einer Frau auffallen, dann eher negativ. Von daher fallen auch Musikveranstaltungen aus der Gruppe der für Kontaktaufnahme geeigneten Umgebungen heraus.
- Andere Veranstaltungen, die mich interessieren: Da gibt es nicht viele. Meist sind das solche, die überhaupt nicht von Frauen frequentiert werden, weil es eine fast oder gänzlich reine Männerdomäne ist. Die einzige Ausnahme, die mir einfällt, die trotzdem einen immensen Männerüberschuß hat, bedient wie die Band ein ganz anderes Altersspektrum als meines, nur umgekehrt: Kaum jemand ist älter als Mitte 20, erst recht kaum bis keine Frauen, schon gar keine Singlefrauen, und ich bin fast 40. Und ich habe auf solchen Veranstaltungen schon tausende Menschen gesehen und kenne dieses Umfeld sehr gut.
- Andere Online-Communities: Auch das klappt nicht. Entweder die Regulars sind allesamt Männer, und Frauen tauchen nur extrem selten und dann nur kurz auf. Oder ich bin mehr als ein Jahrzehnt zu alt für die Community, wie es in einem gewissen Fandom der Fall ist. Oder ich hinterlasse von vornherein einen eher negativen, unsympathischen Eindruck, wie es in mindestens einem weiteren Fandom der Fall ist, in dem obendrein die meisten Frauen wiederum deutlich älter sein dürften als ich, oder wie es eben auch in der AB-Community der Fall ist. Online-Gemeinschaften haben obendrein den Nachteil, daß die Mitglieder über den ganzen deutschsprachigen Raum oder gar die ganze Welt verteilt sein können, also an Orten leben, die ich nicht erreichen kann, regelmäßig schon gar nicht. Was habe ich davon, wenn jemand Weibliches mich sympathisch findet, aber irgendwo im tiefsten Utah wohnt? Ich könnte mir nicht einmal eine Reise dahin leisten, geschweige denn regelmäßige. Wenn mich die amerikanischen Behörden überhaupt erst ins Land lassen, woran ich meine Zweifel habe.
- Beiläufig in der Öffentlichkeit (öffentliche Verkehrsmittel, Einkaufen, Park, auf der Straße...): Das mag anderswo funktionieren. Düsseldorf. München. Stuttgart. Aber nicht hier. Hamburg ist dafür zu unterkühlt, zu kalt, zu hart, zu wenig "herzlich". Der Norddeutsche an sich ist ein sehr unterkühlter Mensch. Der Hamburger noch viel mehr, der Hamburger legt immer noch eine Extradosis Coolness auf. Er spricht keine wildfremden Menschen an, nur um freundlich zu sein, und/oder weil er sie auf den ersten Blick sympathisch findet. Noch viel weniger tun Frauen das. Nochmals viel weniger würden sie mich ansprechen – als gäbe es keine attraktiveren Männer im näheren Umfeld (Hinweis: Doch, die gibt es.) Aus demselben Grunde senden sie mir auch keine Signale in der Hoffnung, ich möge sie ansprechen. Das passiert ganz einfach nicht. Und mir noch viel weniger.
Du kannst gern weitere Beispiele bringen, von denen du glaubst, ich könnte da Frauen kennenlernen, damit ich sie als Beispiele widerlegen kann.
Hoppala hat geschrieben:Bei allem was ich von dir lese - insbesondere deine Schilöerungen, wie du praktisch mit den Tücken des Alltags und der Mitwelt umgehst - frage ich mich immer wieder:
Wovor hast du so unfassbar viel Angst? Dass du jegliche Unberechenbarkeit, jedes Risiko, alles Unbekannte aus deinem beobachtbaren Verhalten ausschließen willst? Was, mienst du, passiert dir Schreckliches, wenn du "patzt"?
Ich habe gern alles unter Kontrolle. Ich bin gern Herr der Lage, was auch immer die Lage ist. Das ist meine Art. Daraus ziehe ich das bißchen positive Ausstrahlung, das ich habe, das bißchen guten Eindruck, das ich mache. Ich will nicht der "sympathische Trottel" sein, und wenn ich das nicht nötig habe – und das habe ich nie –, dann bin ich das auch nicht. Entweder falle ich positiv auf oder gar nicht.
Trottel war ich oft und lange genug, habe mich oft und lange genug lächerlich gemacht. Das ist jetzt vorbei. Ich möchte elegant und geschickt wirken und nicht unbeholfen. Ich halte mich somit an Tätigkeiten, die mir Respekt einbringen, vielleicht sogar Bewunderung. An elektronischen Musikinstrumenten beispielsweise glaube ich, das erreichen zu können.
Andere Menschen haben kein Problem damit, sich zum Affen zu machen. Andere Menschen haben Spaß daran, sich zum Affen zu machen. Ich habe ein Problem damit. Und ich habe es nicht nötig.
Beim Bowling
werde ich mich zum Affen machen. Das habe ich auch nicht nötig.
Letzten Endes war der Grund, warum ich am Rand saß, der, daß es zum Bowling keine nichtsportliche Alternative gab, die mir zugesagt hätte.
Hoppala hat geschrieben:Denn ohne das kann es mit neuen Kontakten oder gar Beziehungen nicht klappen. Jeder neue Kontakt ist eben: neu, letztlich unberechenbar und ein Risiko.
Und genau da haben Singlebörsen einen Vorteil: Alles geschieht unter vier Augen und unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Es gibt keine Zeugen.
Hoppala hat geschrieben:Abgesehen davon, dass du dir das Leben auf diese Weise recht kompliziert gestaltest.
Mein Leben
ist kompliziert. Und
mein Problem ist das nicht.
Hoppala hat geschrieben:Und möglicherweise auch recht freudlos.
Dasselbe Argument kann man versuchen zu bringen zu dem Thema, warum ich keinen Alkohol trinke. Da zieht es auch nicht.
Freude kann ich aus ganz anderen Dingen ziehen.
← Das da sind keine Klaviertasten. Es sind Synthesizertasten. Doch, da gibt es Unterschiede.
Ich kann es euch erklären. Ich kann es aber nicht für euch verstehen. Das müßt ihr schon selbst tun.
INTJ nach Myers-Briggs