orthonormal hat geschrieben:Ihre Nachrichten sind immer nach dem gleichen Muster, und sie sehen so aus, als hätte sie daran jeweils eine Stunde formuliert – ich kenne das ja selbst nur zu gut. Ich bemühe mich neuerdings extra, meine Nachrichten besonders frei zu formulieren und emotionalere Formulierungen zu verwenden, aber meine Hoffnung, dass sie das mal zumindest kopiert, hat sich bisher nicht erfüllt.
Ich sehe gerade so richtig schön vor mir, wie Du Text-Exegese betreibst, Formulierungen auf ihren Emotionalitätsgrad hin überprüfst und dann am Ende feststellst, dass noch mindestens fünf, besser zehn Emotionalitätspunkte... Entschuldige, ich will mich gar nicht über Dich lustig machen. Aber Du gehst schon auch sehr verkopft an die ganze Sache heran, oder? Das ist ja auch völlig okay und bei einer Frau, die da ähnlich tickt, ist das vielleicht auch genau richtig.
Mein Tipp wäre deshalb, sich ein bisschen von den Vorstellungen zu lösen, wie so eine Kommunikation/ so eine Beziehungsanbahnung allen Normen und Regeln gemäß zu sein und abzulaufen hat. Und auch davon, die Fehler zu suchen und zu analysieren. Ihr tickt beide ein bisschen anders, Ihr müsst da nicht rumkrampfen, um es regelgerecht hinzukriegen. Viel wichtiger wäre doch, es so hinzukriegen, dass ihr beide Euch damit wohl fühlt.
Ich lese da nämlich durchaus eine ganze Menge Bemühen auch von ihrer Seite aus heraus: Sie formuliert lange an ihren Mails, sie bemüht sich um Kommunikation, wie sie meint, dass sie sein soll... Das ist erstmal gut. Denn dass sie sich anstrengt, zeigt, dass es ihr was bedeuted. Nur wäre es allerdings wichtig, dass das Ganze etwas entspannter, etwas weniger angestrengt wird. Und das heißt: Du akzeptierst ihre Eigenarten. Und vermittelst ihr Deine Akzeptanz. Du hörst auf, von ihr zu erwarten, dass sie Deine Bemühungen im Briefschreibestil kopiert, und nimmst sie und ihren Schreibstil stattdessen an, so wie sie sind. Glaubst an ihren guten Willen, statt "Finde den Fehler!" zu spielen. Und wenn Du merkst, dass sie sich um regelgerechte Kommunikation bemüht, dann sag sowas wie "Du darfst jetzt aber gerne auch... (was auch immer sie *eigentlich* gemacht hätte: Zehn Minuten gar nichts sagen, nur auf ihren Teller gucken, über Mathematik reden etc.), wenn Du Dich damit wohler fühlst." So, dass sie merkt, dass sie nichts vergeigen kann und angenommen wird, auch wenn sie sich schräg aufführt.
Und ja: Das kann bedeuten, dass das Ganze elendslangsam vorangeht. Vielleicht auch, dass Ihr Euch den ganzen Abend bei Dir zu Hause über Deine Mathebücher austauscht und kein bisschen anfasst. Das ist okay. Solange sie sich dabei wohl fühlt und wiederkommen mag.
Natürlich ist mir auch klar, dass das von Deiner Seite viel Entgegenkommen und auf-sie-Eingehen erfordert. Musst Du natürlich selbst entscheiden, ob Du das willst und ob die Sache Dir das wert ist. Und ich meine keineswegs, dass Du eigene Bedürfnisse verleugnen, runterschlucken, bestrafen, Vorwürfe machen, erziehen sollst. In dem Fall mit den kurzfristig abgesagten Treffen kannst Du das durchaus so handhaben, wie der Peter das vorschlägt. Vielleicht noch garniert mit einem "Ich hab DIch ja durchaus gern, aber..."