Zappelot hat geschrieben:ogor hat geschrieben:Wenn das Necken ursächlich für dein Verlieben wäre, dann müsstest du dich in jede Frau verlieben, die dich neckt. Ich nehme mal an, dass dies nicht der Fall ist. Es hängt eben schon auch davon ab, welche Frau dich neckt.
In dieser überspitzten Formulierung klingt es natürlich absurd. Ogor hat recht:
Natürlich verliebt man sich nicht in jede Frau, die einen neckt.
Aber so überspitzt sind die Thesen in "Spielprinzip" auch nicht. Ich habe das Buch gerade nicht zur Hand - darum kann ich jetzt nicht wörtlich zitieren. Aber sinngemäß würde ich (im Sinne des Buches bzw. des Autors) folgendermaßen argumentieren:
Erstens: Es geht nicht primär ums
Verlieben. Tatsächlich ist es nicht steuerbar,
wer sich in die eigene Person verliebt. Es geht aber ums Anziehung-Aufbauen. Und das heißt nichts weiter als: Attraktiv-Wirken. Es ist zwar schwierig - aber es ist durchaus erlernbar, attraktiv (oder zumindest
attraktiver) zu wirken.
Zweitens: Es gibt eine Fülle von (kleineren) Mechanismen und Handlungsmustern, die - wenn man sie richtig kombiniert - dazu führen, dass man
attraktiver wirkt. Ogors (überspitztes) Beispiel wirkt auch
darum so absurd, weil jedem klar ist, dass mit einfacher Neckerei kein Wunder vollbracht werden kann. Das Netz aus sinnvollen Grund-Annahmen und zielführenden Handlungsweisen ist ziemlich komplex (und füllt darum auch ein ganzes Buch).
Drittens: Eine grundlegende These in "Spielprinzip" (die mich sehr verblüfft und fasziniert hat) lautet: Männer müssen sich von dem Gedanken verabschieden, dass Handlungsweisen, die
sie bei einer
Frau attraktiv finden würden, auch andersrum (wenn der Mann sie an den Tag legte) von der
Frau attraktiv gefunden werden würden. Kurz gesagt: Wenn der Mann das tut, was auch
er (im Verhalten der Frau) attraktiv finden würde, ist er auf dem Holzweg. Es lässt sich zwar nur
tendenziell verallgemeinern. Aber: Männer achten (im Großen und Ganzen) vorrangig auf das Aussehen der Frau (und fühlen sich darum zu ihr hingezogen). Frauen achten (tendenziell) eher auf das Verhalten den Mannes (und fühlen sich darum zu ihm hingezogen).
Das erklärt auch, warum wir (als Männer) eher denken: Anziehung ist entweder vorhanden oder nicht. Wir haben uns schon längst entschieden, ob Anziehung vorhanden ist, wenn wir das Erscheinungsbild der Frau wahrgenommen haben. Die Frau entscheidet sich (ob Anziehung vorhanden ist), wenn sie das Betragen (die Selbstsicherheit, die Souveränität) des Mannes wahrgenommen hat.
Darum kann es - um bei Ogors Beispiel zu bleiben - durchaus sein, dass wir uns nicht in eine Frau verlieben, weil sie uns neckt (oder sonst irgendwie behandelt). Es kann aber sein, dass eine
Frau beginnt, sich für den Mann zu interessieren, weil er bestimmte Handlungen durchführt.
Es lässt sich natürlich darüber streiten, ob das wahr ist. Das ist jedenfalls das "Flirt-Weltbild", die in "Spielprinzip" ausgebreitet wird. Und der Autor dekliniert dieses Weltbild sehr schlüssig und logisch durch. Ich vermute, dass irgendwie etwas Wahres dran ist...!