Goldstück hat geschrieben:Die Revision des Motors brächte man aber zB bei einem Bugatti nicht, oder? Also einem, der serienmäßig 1200 PS hat. Von dem kann man doch ausgehen, dass er mehrere Vollgasfahrten übersteht? Irgendwie muss sich sein Preis ja rechtfertigen (ich hab noch nie bewusst einen echten Bugatti gesehen...).
Beim Bugatti nicht. Der hat 8 Liter Hubraum, 16 Zylinder, die auf vier Zylinderbänke verteilt sind, also schon einen ziemlich großen, stabilen und thermisch ausgeglichenen Block, und mehr Motoröl als ein kleinerer Schiffsdiesel. Das ganze Triebwerk ist von vornherein für vierstellige PS-Zahlen konzipiert.
Dem steht der Gallardo gegenüber mit seinem 5,2-Liter-V10, der werksseitig noch nicht einmal für Aufladung vorgesehen ist und nie auch nur 600 PS hatte. Wenn man die Radleistung von Leonids altem Gallardo überschlägig auf DIN-PS umrechnet, kommt man auf über 400 PS pro Liter Hubraum.
Einen Pkw-Motor mit über 1000 PS zu bauen, ist keine Kunst. Schon Ende der 90er, vor dem ersten Veyron, gab es getunte, straßenzugelassene Nissan Skyline R34 GT-R, die 1000 kW (also 1360 PS) und mehr aus einem 2,6-Liter-Reihensechszylindermotor geholt haben. VeilSide hat so einen gebaut und 1999 versucht, damit den Geschwindigkeitsweltrekord auf einer nicht abgesperrten öffentlichen Straße aufzustellen. Der Street Drag soll gut gewesen sein für 420 km/h, aber bei 346,2 km/h brannte die Zylinderkopfdichtung durch. Das war noch vor den großen Standing-Mile-Zeiten – im Grunde hat man versucht, einen Geschwindigkeitsrekord aufzustellen – also Dauervollgas über eine ziemliche Zeit – mit einem Motor, der nur für die Viertelmeile tauglich war.
Die eigentliche Kunst ist, einen 1000-PS-Motor zu bauen, der länger hält als ein paar Vollgasfahrten. Und das geht nicht mit blumigen Hubraumleistungen, und wenn man den Block aus Titan fräst. Weineck hätte seine Über-1000-PS-Cobra auch bauen können mit einem Chevrolet-LS7-Small-Block, einem Blower und zwei Turboladern. Statt dessen hat er auf einen eigens für ihn gegossenen riesigen Saugmotor gesetzt, der selbst mit Lachgas länger halten dürfte als so manch ein gleich starker Nissan-GT-R-Motor ohne Lachgas.
Auch der Volkswagen-Konzern hätte 1001 PS aus einem auf Turbo umgestrickten Murciélago-Zwölfzylinder holen können oder gar aus dem W12, dann wäre der Veyron auch schlanker ausgefallen. Aber die Bugatti-Kundschaft hätte sicherlich kein Auto zu einem siebenstelligen Preis gekauft, das ein- bis zweimal im Jahr einen neuen Motor braucht. Statt dessen überarbeitete man den riesigen Sechzehnzylinder des Bentley Hunaudières.
Goldstück hat geschrieben:Und als der Motor Feuer fing, tat mir das in der Seele weh ^^ das schöne Auto... haben die da echt Wodka reingekippt? Als Treibstoff oder als Gag?
Nicht, daß ich wüßte. Meines Wissens ist Leonid mit hochoktanigem Rennbenzin gefahren. Er hat den Motor an dem Tag nur überbeansprucht.
Goldstück hat geschrieben:Ich mag meine Sportwagen als Flundern und mutierte Raumschiffe.
Such mal nach dem Lamborghini Marzal. Magst du silbernes Knautschlack-Kunstleder?
Okay, für den Sommer ist der Wagen nichts mit den Kunstledersitzen, den riesigen Glasflächen und der wahrscheinlich nicht vorhandenen Klimaanlage...
Goldstück hat geschrieben:Vorschlaghammer
geiler Name. Sehr schönes Auto, wenn man bedenkt, wie die meisten zu der Zeit aussahen. ^^
Die C4 war auch eine wirklich gutaussehende und schön unspektakuläre Corvette. Selbst die ZR1 hat optisch nicht den großen Zampano markiert.
Der Name "Sledgehammer" spielt übrigens auf die deutsche Motorpresse an. Die
sport auto hat damals Callaways normale Twin-Turbo-Corvette getestet. 1988 waren 390 PS in einer Corvette wahnwitzig viel. Titel des Berichts: "Das ist der Hammer!" Reeves Callaway hörte davon und sagte sich: Die kennen meine neueste Version noch nicht, dann wüßten sie, was der Hammer ist. Wörtlich titelte er also, als er die 880-PS-Rekordversion vorstellte: "Das is der Sledgehammer!"
Goldstück hat geschrieben:Wobei der Nissan Supra auch nett aussieht.
Toyota Supra. Gerade die Mk IV war ein nur zu offensichtlicher japanischer Angriff auf die amerikanische Sportwagenikone schlechthin, die Corvette. Deswegen wurde die Supra so gebaut, wie sie gebaut wurde: mit einem Targadach, das für Japaner ziemlich uninteressant ist, und mit einem 330-PS-V6-Biturbo. In Japan gab's nämlich damals noch das "Gentlemen's Agreement" unter den Autobauern, keine Fahrzeuge mit mehr als 276 PS zu bauen, die großzügig auf 280 PS aufgerundet wurden. Toyota hat die Supra Mk IV kurzerhand als für den Export deklariert und in Japan gar nicht angeboten.
Als die japanischen Autoenthusiasten protestierten, reichte Toyota eine Inlandsversion nach als Sauger mit 211 PS (man vertraute offenbar darauf, daß sich die Tuner um den Leistungsmangel kümmern werden – taten sie dann ja auch), auf 180 km/h abgeregelter Höchstgeschwindigkeit (wie jeder japanische Serien-Pkw auf dem Inlandsmarkt) und geschlossenem Dach.
Automobilist hat geschrieben:Exorbitante Preise erklären sich einfach durch Profitmaximierung des Herstellers - hat mit Qualität wenig zu tun.
Das, und so manches Mal zahlt man für den großen Namen mit.
Man sehe sich nur einmal an, was die deutsche Motorpresse für Fahrzeuge hat auffahren lassen, um gegen den Nissan GT-R anzutreten, was die kosteten, und was der als Vergleich (oder eher vermeintliches Opfer deutscher und/oder italienischer Edelsportler – "Hey, wir weiden uns daran, wie ein langweiliger Japaner von Porsche, Ferrari und Lamborghini in Grund und Boden gefahren wird") herangezogene GT-R kostete.
Verrückterweise erwies sich der GT-R derart erfolgreich – um ihn im Sprint zu schlagen, hätte man einen Veyron auffahren müssen, denn der Serien-GT-R geht schon seit Ewigkeiten in unter drei Sekunden auf 100 –, daß die europäische Automobilindustrie extra Fahrzeuge entwickeln mußte, mit denen die Motorpresse den Hauch einer Chance hat, den GT-R zu toppen. Ich sage nur Porsche 991 Turbo S. Für dessen Kaufpreis bekommt man auch einen wiederum schnelleren GT-R Nismo plus eine nette HiFi-Anlage für zu Hause.
Hätte Porsche einen 991 GT2 auf den Markt gebracht, der den Nismo hätte schlagen können, hätte man für das Geld einen GT-R kaufen
und mit einem kleinen Leistungskit von Alpha Performance (mit TÜV-Segen) ausrüsten können, mit dem der GT-R einen 918 Spyder schlagen würde.
Wollte Honda nicht einen neuen NSX bringen? Ich wette, der macht dem Ferrari 456 Italia die Hölle heiß und kostet weniger als ein BMW M4.
← Das da sind keine Klaviertasten. Es sind Synthesizertasten. Doch, da gibt es Unterschiede.
Ich kann es euch erklären. Ich kann es aber nicht für euch verstehen. Das müßt ihr schon selbst tun.
INTJ nach Myers-Briggs