Mich interessiert mal eure Meinung zu dem Thema:
Rolle im Büro: Karrierecoach Rät, sein wahres Ich nicht zu zeigen
In dem Interview spricht ein Karrierecoach darüber, wie man in höheren Hierarchieebenen seine Rolle spielen muss, um auf seiner Position zu bestehen. Authentizität ist demnach abzulegen, stattdessen muss man Distanz wahren und Kompetent wirken. Durch gewisse Spielarten kann man Kompetenz sehr gut vorgaukeln.
Jetzt kann man von Karrierecoaches halten was man möchte, leider hat der gute Mann aber Recht, wie ich fürchte. Statt wirklich etwas zu erreichen, ist es wichtiger, sich selbst präsentieren und verkaufen zu können. Ob dahinter nur heiße Luft steht, ist vollkommen egal. Die Leute müssen es einem nur abkaufen. Wer sich als kompetent verkauft, der ist es auch. Wer das nicht kann, ist eben inkompetent.
Wie geht ihr damit um? Könnt ihr euch gut verkaufen? Habt ihr Probleme damit? Habt ihr auf der Arbeit ein dickes Fell, oder seid ihr zu authentisch?
SPON Interview über das Thema Autentizität
ERSTER BEITRAG DES THEMAS
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Re: SPON Interview über das Thema Autentizität
Ich freue mich, dass in hiesigen Breiten zumindest normativ die Sklaverei überwunden ist und weigere mich daher, mich kaufen oder verkaufen zu lassen, oder es gar selbst zu tun.Genosse Premier hat geschrieben:Wie geht ihr damit um? Könnt ihr euch gut verkaufen?
Insofern interessieren mich Ratschläge, wie man das besser hinbekommt, nicht.
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Re: SPON Interview über das Thema Autentizität
Ich denke, im großen und ganzen hat er zwar Recht, aber man muss auf die Feinheiten achten:
Außerdem finde ich, Niermeyer erweitert den Begriff Authentizität etwas zu sehr in Richtung: keine Veränderung zulassen und privates mit beruflichem vermischen. Ich kann authentisch sein, und trotzdem eine neue Herausforderung annehmen und private Themen nicht mit auf die Arbeit bringen.
Für mich lautet die Frage: will ich ganz nach oben, oder will ich den Job, der mir Spaß macht, einfach gut machen? Ich habe mich für letzteres entschieden, was für mich bedeutet: weniger Stress, weniger Geld, mehr Zufriedenheit.Karrierecoach Rainer Niermeyer hat geschrieben:Wer im landläufigen Sinne ganz oben mitspielen will, sollte zumindest die Kompetenz haben, Kompetenzvermutungen beim Gegenüber herzustellen.
Außerdem finde ich, Niermeyer erweitert den Begriff Authentizität etwas zu sehr in Richtung: keine Veränderung zulassen und privates mit beruflichem vermischen. Ich kann authentisch sein, und trotzdem eine neue Herausforderung annehmen und private Themen nicht mit auf die Arbeit bringen.
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Re: SPON Interview über das Thema Autentizität
Ich finde die Ansicht dieses Coaches ziemlich komisch oder er hat einfach eine andere Auffassung von "Autentizität" als ich. Authentisch ist für mich nicht gleichzusetzen mit ungefiltert. Ungefiltert und impulsiv Emotionen rauslassen, wie sie mir grade kommen, weil ich halt einen schlechten Tag habe - das sollte ich als Führungskraft nicht tun. Andere merken lassen, wie es mir mit bestimmten Dingen geht - wieso nicht? Ständig eine Rolle spielen und "Kompetenzvermutungen" wecken... da sind vertuschte Fehler doch vorprogrammiert. Und der Burnout lässt wahrscheinlich auch nicht lange auf sich warten.Genosse Premier hat geschrieben:(...) Authentizität ist demnach abzulegen, stattdessen muss man Distanz wahren und Kompetent wirken. Durch gewisse Spielarten kann man Kompetenz sehr gut vorgaukeln.
Jetzt kann man von Karrierecoaches halten was man möchte, leider hat der gute Mann aber Recht, wie ich fürchte. Statt wirklich etwas zu erreichen, ist es wichtiger, sich selbst präsentieren und verkaufen zu können. Ob dahinter nur heiße Luft steht, ist vollkommen egal. Die Leute müssen es einem nur abkaufen. Wer sich als kompetent verkauft, der ist es auch. Wer das nicht kann, ist eben inkompetent.
Wie geht ihr damit um? Könnt ihr euch gut verkaufen? Habt ihr Probleme damit? Habt ihr auf der Arbeit ein dickes Fell, oder seid ihr zu authentisch?
Was ich wiederum schon glaube ist, dass es vorteilhaft ist, sich erstmal etwas mehr zuzutrauen. Einfach mal selbstbewusst "JA" sagen zu einem neuen Projekt/neuer Verantwortung, auch wenn man noch nicht im Einzelnen weiß, wie jeder Schritt geht. Da sind Männer übrigens oft besser drin als Frauen und das wirkt sich auch auf die Karriere aus. Einerseits, weil man sichtbarer ist (z.B. für den Chef), wenn man sich mehr zutraut, was übernimmt, auch mal was sagt. Andererseits, weil man sich so tatsächlich Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten schafft.
Es gibt übrigens super Forschung dazu, inwiefern man als Führungskraft Wärme und Kompetenz ausstrahlen sollte. Und die Quintessenz ist: Beides ist wichtig. Als erstes achten die Menschen aber auf die Wärme-Komponente. Wen's näher interessiert:
https://hbr.org/2013/07/connect-then-lead
In a world where you can be anything, be kind.
Re: SPON Interview über das Thema Autentizität
Nein, überhaupt nicht. Dafür bin ich wohl zu "authentisch" ...Genosse Premier hat geschrieben:Könnt ihr euch gut verkaufen?
Hm. Mir ist die Ansicht des Coaches auch zutiefst unsympathisch, aber ehrlich gesagt beobachte ich das im Berufsleben sehr oft so - ich hab da schon viele äußerst erfolgreiche Schaumschläger (viel heiße Luft und nix dahinter) erlebt. Hauptsache, sie treten extrem selbstsicher auf und können gut Leute bequatschen, ob sie anschließend auch etwas leisten, ist relativ egal. Aber das hat sicher auch mit der Branche zu tun - in manchen Branchen fallen schlechte oder mittelmäßige Leistungen halt weniger auf als in anderen.Ringelnatz hat geschrieben:Ich finde die Ansicht dieses Coaches ziemlich komisch
Re: SPON Interview über das Thema Autentizität
Der Typ hat Recht. Er zieht das scheinbar auch selbst durch, wenn er im Interview von der
schwadroniert und damit die Unfähigkeit meint, den Rollenzwang nach Feierabend nicht ablegen zu können. Ich habe mal einen Aufsatz geschrieben über Entfremdung und Autentizität bei Camus, vielleicht sollte ich das mal entstauben und in einen aktuellen Kontext setzen?sogenannten professionellen Deformation