Depressionen

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TheRealDeal
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Re: Depressionen

Beitrag von TheRealDeal »

Ich glaube, es geht weniger um Diagnosen, als um den Umstand, dass Menschen sich eben auch viel einreden können. Und unser Gehirn ist nicht sehr gut darin, Realität und Einbildung zu trennen. Und das Leid, was wir spüren, fühlt sich gleich an. Ich schätze mal, dass ich maximal 3 Monate brauchen würde, bis ich mir eingeredet hätte, ich wäre in meinem Leben schon einmal in New York gewesen, sollte ich das wollen. Nur durch Kataloge, Reiseführer und ein wenig Fantasie. Das Ergebnis ist dann real für mein Gehirn, also wirklich passiert.
Und deswegen gibt es auch keine Zweifel in mir geben.

Ich vermute mal, dass zu dem Thema viele Ex-AB's (für die ich mich übrigens ausnahmslos sehr freue), etwas sagen könnten. Wie das Gehirn uns "einen Streich" spielt, in dem es uns suggeriert gewisse Dinge wären unumstößlicher Fakt und andere Dinge undenkbar und daher absolut unmöglich.
Angst verhindert nicht den Tod, aber sie verhindert das Leben.
dfg82

Re: Depressionen

Beitrag von dfg82 »

Ich gehe im Januar für drei Monate in eine Klinik - wegen einer Angststörung und der daraus resultierenden Depression - und seit drei Wochen nehme ich Antidepressiva. Ich hoffe wirklich, dass mich das weiterbringen wird. Meine Skepsis gegenüber diesem Klinikaufenthalt besteht aber jetzt schon. Was soll mich nach den drei Monaten davon abhalten, mich einfach wieder depressiv ins Bett zu legen und nur nachts auf zu sein? Solche Gedankengänge sollte ich mir abgewöhnen. Diese feste Überzeugung davon, dass alles negativ verlaufen und sowieso scheitern wird. Andererseits bin ich es gewohnt, dass die Realität nun einmal so bei mir verläuft. Dann sind meine Gedankengänge doch eigentlich nachvollziehbar und bedürfen keiner Änderung? Obwohl ich darüber in hohem Maße Reflexion betreibe und weiß, dass es falsch ist, so zu denken, schaffe ich es trotzdem nicht, nicht so zu denken. Vielleicht bin ich auch einer von diesen hoffnungslosen Fällen, von denen ich gesprochen habe. Ich möchte aber keiner sein. Ich hasse es, dass mir banale Dinge, die jeder normale Mensch macht, so schwer fallen und dass ich mich davor verstecke. Warum ist das für mich so schwer und für andere nicht?
Rosi

Re: Depressionen

Beitrag von Rosi »

dfg82 hat geschrieben:Ich gehe im Januar für drei Monate in eine Klinik - wegen einer Angststörung und der daraus resultierenden Depression - und seit drei Wochen nehme ich Antidepressiva. Ich hoffe wirklich, dass mich das weiterbringen wird. Meine Skepsis gegenüber diesem Klinikaufenthalt besteht aber jetzt schon. Was soll mich nach den drei Monaten davon abhalten, mich einfach wieder depressiv ins Bett zu legen und nur nachts auf zu sein? Solche Gedankengänge sollte ich mir abgewöhnen. Diese feste Überzeugung davon, dass alles negativ verlaufen und sowieso scheitern wird. Andererseits bin ich es gewohnt, dass die Realität nun einmal so bei mir verläuft. Dann sind meine Gedankengänge doch eigentlich nachvollziehbar und bedürfen keiner Änderung? Obwohl ich darüber in hohem Maße Reflexion betreibe und weiß, dass es falsch ist, so zu denken, schaffe ich es trotzdem nicht, nicht so zu denken. Vielleicht bin ich auch einer von diesen hoffnungslosen Fällen, von denen ich gesprochen habe. Ich möchte aber keiner sein. Ich hasse es, dass mir banale Dinge, die jeder normale Mensch macht, so schwer fallen und dass ich mich davor verstecke. Warum ist das für mich so schwer und für andere nicht?
Diese negativen Gedanken und dass dir einfache Dinge sehr schwer fallen, sind nunmal alles Symptome der Depression. Darum. Dabei kommt im Gehirn einiges durcheinander. Helfen dir deine Medikamente etwas?
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TheRealDeal
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Re: Depressionen

Beitrag von TheRealDeal »

Rosi hat geschrieben:
dfg82 hat geschrieben:Ich gehe im Januar für drei Monate in eine Klinik - wegen einer Angststörung und der daraus resultierenden Depression - und seit drei Wochen nehme ich Antidepressiva. Ich hoffe wirklich, dass mich das weiterbringen wird. Meine Skepsis gegenüber diesem Klinikaufenthalt besteht aber jetzt schon. Was soll mich nach den drei Monaten davon abhalten, mich einfach wieder depressiv ins Bett zu legen und nur nachts auf zu sein? Solche Gedankengänge sollte ich mir abgewöhnen. Diese feste Überzeugung davon, dass alles negativ verlaufen und sowieso scheitern wird. Andererseits bin ich es gewohnt, dass die Realität nun einmal so bei mir verläuft. Dann sind meine Gedankengänge doch eigentlich nachvollziehbar und bedürfen keiner Änderung? Obwohl ich darüber in hohem Maße Reflexion betreibe und weiß, dass es falsch ist, so zu denken, schaffe ich es trotzdem nicht, nicht so zu denken. Vielleicht bin ich auch einer von diesen hoffnungslosen Fällen, von denen ich gesprochen habe. Ich möchte aber keiner sein. Ich hasse es, dass mir banale Dinge, die jeder normale Mensch macht, so schwer fallen und dass ich mich davor verstecke. Warum ist das für mich so schwer und für andere nicht?
Diese negativen Gedanken und dass dir einfache Dinge sehr schwer fallen, sind nunmal alles Symptome der Depression. Darum. Dabei kommt im Gehirn einiges durcheinander. Helfen dir deine Medikamente etwas?
So ist es leider. Wirkungen bei Antidepressiva habe ich immer ziemlich genau nach 6 Wochen gemerkt. An hoffnungslose Fälle glaube ich nicht. Jedenfalls nicht im Bereich Depression/Ängste. Und ich habe im Laufe der Jahre bestimmt 50 Menschen kennen lernen dürfen und da war kein hoffnungsloser Fall dabei.

Die für dich passenden Medikamente werden dich daran hindern, depressiv im Bett zu liegen. Deine Stimmung wird besser werden und dein Horizont wird sich erweitern. Dann kannst du den Rest aktiv bearbeiten. :vielglueck:
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Hoppala
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Re: Depressionen

Beitrag von Hoppala »

Rosi hat geschrieben:Ich bin schon in Behandlung und gehe auch raus zum spazieren. Das war schon ein langer Weg bis dorthin. Mir geht es trotzdem nicht besser. Es wird oft so dargestellt, als müsse man sich nur Hilfe suchen. Dass die Versorgungslage aber sehr schlecht ist, wird dabei untern Tisch fallen gelassen.
Dargestellt wird, dass "Hilfe suchen" ein erster und manchmal zentrral notwendiger Schritt ist. Ich wüsste nciht, dass jemand behauptet, danach sei alles in Butter. Wie lang und kurvenreich der individuelle Weg ist, kann niemand vorhersagen. Man kann nur bei verschiedenen typischen Hindernissen die typischen Werkzeuge empfehlen, mit denen man die Hindernisse erfahrungsgemäß einfacher/schneller überwindet.

(Zügig) Spazierengehen ist super. Ich habe mir nach einer ziemlich nervigen Familienwoche 4 Stunden Bergwald-Wandern verordnet, obwohl mein Schreibtisch überläuft; und jeder Schritt hat eine Minute der vorherigen Tage von mir genommen.
Mein Schreibtisch ist dadurch nicht übersichtlicher geworden, Aber ich, bis auf Weiteres.
Nutzungsregeln: Mediale Äußerungen von Menschen ersetzen keine Begegungen. Was du hier schreibst, bist nicht du. Was ich hier schreibe, bezieht sich nicht auf dich. Nur auf deinen Beitrag. Ich schreibe meine Meinung, deren Bedeutung in deinem eigenen Ermessen liegt. Vergiss, was dir nichts nützt.
Endura

Re: Depressionen

Beitrag von Endura »

Hoppala hat geschrieben:(Zügig) Spazierengehen ist super. Ich habe mir nach einer ziemlich nervigen Familienwoche 4 Stunden Bergwald-Wandern verordnet, obwohl mein Schreibtisch überläuft; und jeder Schritt hat eine Minute der vorherigen Tage von mir genommen.
Mein Schreibtisch ist dadurch nicht übersichtlicher geworden, Aber ich, bis auf Weiteres.
Kann ich nur bestätigen. Ich habe mir gestern einen Neujahrsspaziergang (trotz Party, um 8 Uhr morgens!) bei frostigen -6°C gegönnt. Alles nur eine Frage der richtigen Kleidung. Gerade im Winter ist es sehr wichtig mal für längere Zeit raus zu gehen.
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Lazarus Long
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Re: Depressionen

Beitrag von Lazarus Long »

Rosi hat geschrieben:Ich bin schon in Behandlung und gehe auch raus zum spazieren. Das war schon ein langer Weg bis dorthin. Mir geht es trotzdem nicht besser.
Auch ein Marathonlauf beginnt mit dem ersten Schritt. ;)
Rosi hat geschrieben:Es wird oft so dargestellt, als müsse man sich nur Hilfe suchen. Dass die Versorgungslage aber sehr schlecht ist, wird dabei untern Tisch fallen gelassen.
Kann man besonders viele Menschen motivieren, indem man ihnen sagt, daß es ein schwerer Weg ist? Der auch gelegentlich nicht zum gewünschten Ziel führt.

Ich wünsche dir, daß es dir bald besser geht.
Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben.

Wilhelm von Humboldt
Deutscher Staatsmann und Mitbegründer der Humboldt-Universität zu Berlin
1767 - 1835
Sommersprosse

Re: Depressionen

Beitrag von Sommersprosse »

dfg82 hat geschrieben:Ich gehe im Januar für drei Monate in eine Klinik - wegen einer Angststörung und der daraus resultierenden Depression - und seit drei Wochen nehme ich Antidepressiva. Ich hoffe wirklich, dass mich das weiterbringen wird. Meine Skepsis gegenüber diesem Klinikaufenthalt besteht aber jetzt schon. Was soll mich nach den drei Monaten davon abhalten, mich einfach wieder depressiv ins Bett zu legen und nur nachts auf zu sein? Solche Gedankengänge sollte ich mir abgewöhnen. Diese feste Überzeugung davon, dass alles negativ verlaufen und sowieso scheitern wird.
Ich hoffe und wünsche dir, dass deine Skepsis sich schnell legt. Versuche zumindest offen zu sein.
Ich sage das nicht nur so dahin - ich war vor 1,5 Jahren auch 3 Monate in einer Klinik. Mir hat es geholfen. Allein unter "Leidensgenossen" zu sein, sich mal nicht erklären und rechtfertigen zu müssen, wenn man traurig, mies gelaunt oder depressiv ist. Die meisten haben es einfach verstanden, weil sie selbst ähnliches durchgemacht haben.
Ich hatte anfangs Angst, dass es mich vielleicht runterzieht nur unter "Kranken" zu sein aber das Gegenteil war der Fall. Natürlich war nicht alles hilfreich und toll - Gruppentherapie z.B. fand ich immer eher nervig. Aber auch da habe ich viel über mich gelernt (konnte ich aber auch erst im Nachhinein sehen).
Mir wurden außerdem "Werkzeuge" in die Hand gegeben, die ich nutzen kann, wenn ich merke, es geht mir nicht gut. Diese Werkzeuge gebrauche ich heute leider viel zu selten aber es ist gut sie zu haben, denn das macht es auch außerhalb der Klinik, im "normalen" Leben, etwas leichter.

Ich wünsche dir gute Therapeuten, viele neue Erfahrungen und dass du an der Angststörung arbeiten kannst und dir geholfen wird. :vielglueck:
Ninja Turtle

Re: Depressionen

Beitrag von Ninja Turtle »

Sommersprosse hat geschrieben:
dfg82 hat geschrieben:Ich gehe im Januar für drei Monate in eine Klinik - wegen einer Angststörung und der daraus resultierenden Depression - und seit drei Wochen nehme ich Antidepressiva. Ich hoffe wirklich, dass mich das weiterbringen wird. Meine Skepsis gegenüber diesem Klinikaufenthalt besteht aber jetzt schon.
Mir wurden außerdem "Werkzeuge" in die Hand gegeben, die ich nutzen kann, wenn ich merke, es geht mir nicht gut. Diese Werkzeuge gebrauche ich heute leider viel zu selten aber es ist gut sie zu haben, denn das macht es auch außerhalb der Klinik, im "normalen" Leben, etwas leichter.
Was sind denn das für "Werkzuge"? Was kann man sich darunter vorstellen?
Rosi

Re: Depressionen

Beitrag von Rosi »

Das würde mich auch interessieren :) .
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kicky
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Re: Depressionen

Beitrag von kicky »

Ich befnde mich seit letzter Woche Mittwoch wieder in einem depressiven Sumpf. Ich bin jetzt seit einer Woche krank geschrieben, heute hat die Ärztin das Ganze nochmal um zwei Wochen verlängert.
Jetzt sich ich hier zu Hause und weiß nicht, wie ich das finden soll. Zum Einen entlastet es, dass man sich aktuell nicht der Arbeitswelt stellen muss, denn dafür habe ich aktuell keine Kraft (zumindest nicht ausreichend, um einen ganzen 10-stündigen Arbeitstag durchzustehen). Zum Anderen sitze ich hier auf dem Sofa und knabbere mir sinnbildlich die Fingernägel ab weil ich so angespannt bin. Angespannt, weil ich Angst habe, dass ich nur schwerlich aus diesem Sumpf wieder rauskommen und weil ich befürchte, dass ich gekündigt werden könnte. Ich befinde mich aktuell im letzten Monat meiner sechsmonatigen Probezeit und ich war auch schon zuvor einige Tage immer mal wieder krank (Migräne, Magen-Darm, dicke Erkältung). Keine Ahnung wie viele Tage das schon waren, vermutlich 15 oder so und jetzt nochmal 15 macht insgesamt 30 Tage in 6 Monaten. Das kann garnicht gut sein. Gut, die Probezeit geht nur noch bis Ende Januar und bis dahin kriegen sie niemend Neues um mich zu ersetzen, wahrscheinlich schmeißen sie mich nicht raus, aber die Angst fühlt sich real an.
Sorry, wahrscheinlich passt mein Post hier nicht so recht rein, aber ich musste das gerade einfach mal loswerden.
Rosi

Re: Depressionen

Beitrag von Rosi »

@ kicky
Schwierige Situation mit der Probezeit. Verständlich, dass du dir deswegen Gedanken machst. Trotzdem: krank ist krank. Das ist auch für dich selber wichtig zu akzeptieren. Ich glaube manchmal muss man den Dingen seinen Lauf lassen. Vielleicht ist das auch nicht der passende Job für dich?
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kicky
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Re: Depressionen

Beitrag von kicky »

Es ist definitiv mein Traumjob, aber nicht meine Traumstelle, auch die umgebenden Bedingungen sind nicht nach meinem Geschmack. Ich meine, das Gesundheitssystem als solches kann ich nich ändern, aber die zuätzliche Bürokratie (Urlaub beantragen, Freizeitausgleich...) sowie die Arbeitsumgebung mit Bürostühlen, die am Auseinanderfallen sind, ein Büro, das insgesamt 2,5 x 5 m groß ist und mit Schränken, einem langen Tisch mit 4! PCs (wobei ich manchmal garnicht rankomme, weil alle besetzt sind) und Stühlen ausgestattet ist und es den Oberen egal ist, in welcher Käfighaltung man rackert; das saugt richtig Lust und Energie, die man eigentlich für das Arbeiten haben wollte.
Ich hab mal geguckt, wenn sie mich noch loswerden wollen, müssten sie mich bis zum 17.01. schriftlich gekündigt haben. Bis einschließlich dann bin ich krank geschrieben. So sehr ich meine Vorgesetzten nicht mag, so gemein wären die glaube ich doch nicht - nicht mit mir reden, sondern nur ein Papier rausschicken. Außerdem würde denen meine Oberärztin ins Gesicht springen, weil sie dann alles alleine machen müsste. Also eine kleine Beruhigung, aber richtig entspannt werde ich erst am 18.01. sein.
roathus

Re: Depressionen

Beitrag von roathus »

Hallo zusammen,

ich erfülle zumindest die Kriterien für eine mittelschwere Depression. Diagnostisch läuft es bei mir aktuell auf Schizophrenie plus Borderline-Persönlichkeitsstörung plus Asperger-Autismus raus. Quasi das volle Programm. Passt alles irgendwie, aber auch nicht so richtig finde ich. Therapeutisch behandelt man mich derzeit wegen Depression & Angststörung (soz. Phobie), medikamentös ist man wg. o.g. noch in der "Experimentierphase".

Dem Partnermarkt habe ich mich bis heute mehr oder minder aktiv entzogen, hauptsächlich wegen tiefsitzenden Minderwertigkeitskomplexen und Ängsten. Partnerschaft halte ich mittlerweile für absurd, Intimität für utopisch, selbst einen Flirt für illusorisch. Allgemein dauert es auch nicht lange bis anderen meine substanzlose und dusselige Persönlichkeit, meine Isoliertheit und mein sozialer Wert deutlich wird. In Folge werde ich "aussortiert" und gemieden. Ich kann es nachvollziehen.

Aktuell bin ich ohne Arbeit und lebe seit einigen Monaten vom Arbeitslosengeld. Wöchentlich gehe ich meinen Terminen bei meinen Ärzten nach, treffe mich zur Selbsthilfegruppe und nehme Instrumentalunterricht. Hin und wieder gehe ich zu Veranstaltungen oder einen Trinken. Überwiegend verschlafe ich den Großteil des Tages.

Meiner Zukunft sehe ich pessimistisch entgegen:
Beruflich sieht's dünn aus. Das, was ich die letzten Jahre gemacht habe, möchte ich so eigentlich nicht fortsetzen. Es mangelt an Interesse und Motivation. Für etwas anderes fehlt es an Fertigkeiten. Für Fort- oder Weiterbildung fehlt es mir an Antrieb bzw. Energie. Auch mangelt es generell an Intellekt & Handlungskompetenz. Räumlich möchte ich mich unbedingt verändern. Allgemein läuft mir für größere Veränderungen aber auch die Zeit davon (Stichwort: BAföG). Zwangsläufig muss ich über die nächsten Monate eine Entscheidung treffen. Keine Ahnung. :sadman:

Da Schwierigkeiten schon seit der Jugend bestehen und bis heute anhalten habe ich eigentlich auch keine wirkliche Hoffnung auf Besserung. Vieles fällt schwer. Denken, lesen, schreiben, lernen - alles beansprucht übermässig viel Zeit und Energie. Selbst an diesem kurzen (und hölzern-formulierten) Text sitze ich jetzt fast schon einen Tag! Schnell fühle ich mich überfordert, schnell bin ich frustriert. Einzig im Nichtstun fühle ich mich "ausgeglichen", insgeheim schäme ich mich. Naja, soviel dazu..
Reinhard
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Re: Depressionen

Beitrag von Reinhard »

roathus hat geschrieben:Hallo zusammen,
:umarmung2:
roathus hat geschrieben: Auch mangelt es generell an Intellekt & Handlungskompetenz.
Ich glaube nicht, dass es dir an Intellekt fehlt.
roathus hat geschrieben: Vieles fällt schwer. Denken, lesen, schreiben, lernen - alles beansprucht übermässig viel Zeit und Energie. Selbst an diesem kurzen (und hölzern-formulierten) Text sitze ich jetzt fast schon einen Tag!
Der Text ist nicht hözern formuliert. Du legst vielleicht nur zu hohe Maßstäbe an.
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Hoppala
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Re: Depressionen

Beitrag von Hoppala »

kicky hat geschrieben:...
So blöd es klingt (und ist): Manchmal muss man zwischen zwei Übeln Prioritäten setzen. Zeit haben, um mit dem Kranksein umzugehen; oder Job. Eins von beidem muss jetzt deine Priorität sein. Wenn du dir fortlaufend um den Job Sorgen machst, hast du von der Krankschreibung nix.
Du kannst halt jetzt nicht zum Job, und das wird Konsequenzen haben oder auch nicht. Das liegt nicht in deiner Hand, so wie es morgen halt regnet oder auch nicht.

Falls die Sorgen darüber nicht abreißen, solltest du die Kraft ud den Mut finden, deinen Chef jetzt direkt darauf anzusprechen, und ihn bitten, seine Entscheidung schon frher zu fällen, damit du Klarheit hast.
Denn das auch deinem Chef der 17.1. als Stichtag bewusst ist, ist sicher. Und da du bis dahin nicht arbeitest, kannst sich auch nichts mehr positiv oder negativ verändern.
Deine Initiative könnte eventuell sogar positiv sein (du zeigst, dass dir die Firma auch jetzt nicht egal ist).

Ich würde ihn telefonisch um ein persönliches Gespräch zur Lageklärung bitten. Sofern ich mir das zutraue bzw. mir das einfacher erscheint, als bis zum 17. zu warten.
Deine Entscheiduing. Triff sie schnell, und dann denk nicht mehr darüber nach. Es ist nicht deine aktuelle Haupt-Baustelle.
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Re: Depressionen

Beitrag von TheRealDeal »

Das sehe ich so, wie Hoppala. Für mich ist nichts schlimmer, als die Unklarheit. Weil sie mich blockiert. Und würde ich noch Grübelphasen haben, würden diese mir zusätzlich noch die Kräfte rauben.
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Re: Depressionen

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Ebenfalls ein Hallo von mir.

Ich hoffe dieser längere Text ist nicht all zu störend. Ich bin neu hier und kenne die Gepflogenheiten noch nicht so.

Ich schätze, seit meiner Schulzeit war ich immer depressiv, seit man mir vor der Einschulung sagte "Jetzt ist es vorbei mit Spielen und es beginnt der Ernst des Lebens." Meine Schulzeit war der Horror. Ich wurde drangsaliert von Lehrern und Mitschülern, aber ich hatte damals noch einige Freunde. Bei meiner Ausbildung war ich dann schon ein ziemliches ver- und eingeschüchtertes Wrack, was sich aber mehr und mehr besserte. Bis ich dann ein einjähriges Praktikum machte in meinem Ausbildungsberuf bzw. diese Ausbildung erweiterte um einen weiteren Abschluss (Programmierer): Wie sinnlos alles war! Ich wollte die ersten Monate auf dem Weg zur Arbeit jeden Tag vor den Zug und den Bus springen, hatte brennende Schmerzen in der Brust... Hab mich dann entschieden mein Abitur nachzuholen um irgendwann mal zu studieren (ein Lichtblick in der Sinnlosigkeit) und das tat mir auch tatsächlich sehr gut. Ich hab das Abitur am Ende als Klassenbester bestanden und das als ehemaliger (zeitweiser) Hauptschüler.
Bis ich mich beim Abitur in eine Mitschülerin verliebte... Sie war für mich damals unerreichbar (und zeitweise auch vergeben), aber wir verstanden uns ganz gut. Ich wollte damals einen auf Goethe's Werther machen...

Es folgte die erste Therapie wo es dann offiziell wurde: leichte bis mittelgradige Depression. Die Therapie hatte ich dann irgendwann abgebrochen, weil mein Therapeut mir irgendwann mehr schadete als half. Ich hab dort aber die Werke von Victor Frankl kennengelernt, die mir sehr geholfen haben mit der Sinnlosigkeit und Leere zurecht zu kommen!
Ich fand zur Musik (Violine), was bis heute einen Teil meines Lebenssinns ausmacht. Es folgte irgendwann noch eine Therapie gegen Depressionen, die ich diesmal bis zum Ende durchgezogen hatte. Aber die Depressionen blieben.

Ich verliebte mich in eine Online-Bekanntschaft, die ich nie offline getroffen hatte (die zunächst aber ebenfalls in mich verliebt war). Es ging abrupt zuende und wieder - diesmal noch stärker - wollte ich den Werther machen... Dieses Loch in der Brust ist einfach unerträglich... Ich verliebte mich einige Monate später oder vielleicht auch gleichzeitig (letztes Jahr) in eine Freundin von mir, die es auch weiß, woraus ebenfalls nichts wurde. Wieder einzige Zeit später und mit ihrer Beteiligung ging es mir dann so schlecht wie noch nie. Ich hatte innerhalb weniger Monate mehrmals "Lebensüberdrussgedanken," wie es so schön heißt. Ich wusste nicht mehr weiter, der Schmerz war zu unerträglich, das Leben nur dunkles Grau, der Tod verlockender als das Leben und ich ging zur Notaufnahme der örtlichen Psychiatrie, musste aber nicht eingewiesen werden, setzte mich aber auf die Warteliste einer Tagesklinik und gab mir einen Ausblick, der mich weiter machen ließ.

Es ist viel passiert seitdem bzw. es ist gerade dabei etwas zu passieren, habe noch jemanden kennengelernt, eine weitere Freundin, die mir sehr lieb ist, ihre Kinder, die ich sehr lieb habe, ihr Haus mit der dortigen WG in die ich bald einziehe, mein zukünftiges Zuhause in Sachsen, wo ich vieles ändern werde. Aber vorher habe ich noch einen Termin bei einem Psychiater. Ich leide unter einer Antriebsschwäche (Das was man unter "Hat Schwierigkeiten überhaupt aus dem Bett zu kommen/was zu unternehmen" versteht), unter einem verringerten Empfinden von Lust und Freude und gelegentlicher Niedergeschlagenheit, meistens weil mir die Energie fehlt das zu machen was ich mir vornehme. Ich will es nun mit Antidepressiva versuchen und gleichzeitig mein Leben umkrempeln, meine Probleme und Ängste aktiv angehen, meinen Horizont erweitern, in der Hoffnung, endlich mein Leben zu leben und die Depression/Dysthymie endgültig loszuwerden.

Man merkt jedenfalls schon was: Meine Cousine sagte mir vor kurzem, wenn sie mich so erzählen hört, denkt sie ich sei ein anderer Mensch. Und die Episoden, in denen ich sagen kann, dass ich glücklich bin (und vor Freude heulen könnte), werden immer häufiger! :)

Um diesen Beitrag abzuschließen ein Zitat von Victor E. Frankl, welcher mir mit seinen Werken sehr geholfen hatte in schweren Zeiten: "Es [kommt] eigentlich nie und nimmer darauf [an], was wir vom Leben noch zu erwarten haben, vielmehr lediglich darauf: was das Leben von uns erwartet!" (Viktor E. Frankl, aus "...trotzdem Ja zum Leben sagen").
Morningstar

Re: Depressionen

Beitrag von Morningstar »

Empty hat geschrieben:Ebenfalls ein Hallo von mir.

Ich hoffe dieser längere Text ist nicht all zu störend. Ich bin neu hier und kenne die Gepflogenheiten noch nicht so.
Ich lese lieber ausführliche Beiträge :)

Das mit der Antriebsschwäche kenne ich ganz gut, üble Sache wenn man so quasi gelähmt ist und es so kaum schafft wirklich etwas aus seinem Leben zu machen. Dennoch, es kann besser werden wenn man an sich arbeitet und bereit ist seine Einstellung zu vielen Dingen zu ändern.
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Re: Depressionen

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Morningstar hat geschrieben:Dennoch, es kann besser werden wenn man an sich arbeitet und bereit ist seine Einstellung zu vielen Dingen zu ändern.
Wobei es bei mir meist nichts mit der Einstellung zu tun hat. Manchmal schon! Aber eben meistens eher nicht. Meistens will ich ja etwas tun, erkenne die Vorteile es zu tun, die Nachteile es nicht zu tun, aber ich fange nicht an es zu tun oder halte es nicht lange durch. Manchmal halten mich Ängste ab. Aber oft ist da gar kein Hindernis und keine Hürde, außer dass ich es einfach nicht schaffe es zu machen.

Besonders trifft es mich dann, wenn mir andere sagen, ich sei faul und ähnliches. Ich kann diese Eigenschaft an mir selbst nicht ausstehen (kann damit auch mich selbst nicht ausstehen), aber solche Kommentare finde ich echt unsensibel und verletzend. Viele verstehen es nicht, dass zu sagen "Ach hey, es liegt bei dir es zu tun, also leg los!" maximal kurzfristig einen kleinen Antrieb geben kann und sind dann mit einem frustriert, wenn man einige Tage später wieder ohne Energie ist und zu nichts kommt. Sie verstehen nicht, warum ich manchmal Minuten und Stunden einfach nur dastehe und Löcher in die Luft starre oder warum es mich manchmal eine halbe Stunde braucht um mich endlich in Bewegung zu setzen.

Ich hoffe wirklich, dass mir Medikamente da Starthilfe geben werden (Antidepressiva haben eine antriebssteigernde Wirkung, die sogar recht schnell eintreten soll: Das ist auch der Grund warum man suizidalen Menschen gleichzeitig noch Beruhigungsmittel gibt: Weil die Stimmungsaufhellung erst Wochen später einsetzt und sie in der Zwischenzeit den Antrieb gewinnen könnten sich umzubringen). Und das mir der Tapetenwechsel da auch hilft (Die Kinder in der WG, in die ich demnächst ziehe, sind sehr Energiegeladen, das färbt ab ;), es gibt dort auch viel zu tun und ich bin eingebunden in die Aufgaben, die zu erledigen sind im Haus). Meine letzte Therapeutin stand jedenfalls vor einem Rätsel: "Eigentlich weiß er alles was zu tun ist, er ist soweit gesund und will es auch tun. Aber warum macht er nichts?"