Giebenrath hat geschrieben:Was denken sich Frauen eigentlich, wenn unter durchsichtigen Kleidern auffallend schwarze Unterhöschen tragen.
Am besten einfach nicht weiter drüber nachdenken.

In "Betreten auf eigene Gefahr!" gibt es einen Thread namens "Modische Todsünden", in dem ich genau das schon einmal geschrieben habe.
Das fällt für mich in eine ähnliche Preisklasse wie "Es ist Frühling, es wird wieder warm, ich kann die kurzen, weitschwingenden Sommerröcke wieder ohne Strumpfhose tragen! Aber blöderweise habe ich wieder vergessen, wie man sich darin bewegen muß, damit niemand etwas sieht, was man eigentlich in der Öffentlichkeit nicht sehen sollte."
Versteht mich nicht falsch, ich mag es, wenn Frauen, die kurze, weitschwingende Sommerröcke oder -kleider tragen können, die auch tragen. Ganz besonders ohne Strumpfhose. Aber: Der Umgang damit will geübt sein und ist es häufig nicht. Bei Temperaturen über 20°C kann man(n) am unteren Ende von Freitreppen fast jeder Art in größeren Städten mit einem nennenswerten Anteil an jungen Frauen an der Gesamtbevölkerung nur mit Scheuklappen entlangspazieren. Will sagen: Warum blicken wir Männern den Frauen unter den Rock? Weil sie uns keine andere Wahl lassen!
Natürlich sehe ich das gern, was ich dann da sehe. Ich glaube aber nicht, daß ich das auch sehen
darf, geschweige denn
soll. Und von den hier anwesenden Damen kann mir keine weismachen, daß ich das tatsächlich sehen soll. Ich meine, Lambada ist vorbei.
(Wer sich noch erinnert und alt genug ist: Lambada war 1989 ein zu brasilianischer Musik gereichtes Mittel für Männer, schönen jungen Frauen unter den Rock gucken und ihre
Unterhosen Stringtangas sehen zu können. Also nicht nur Unterwäsche, sondern fast völlig nackte Hintern. Warum waren die Röcke wohl so kurz, warum war der Tanz so gestaltet, daß sie zusätzlich ständig hochflogen, und
warum wurden Lambada-Videos so häufig aus der Froschperspektive gedreht? Zufall? Mit Nichten und Tanten. Damit die Frauen sich nicht darüber aufregten, bekamen auch sie etwas zu gucken – die männlichen Tänzer waren immer oben ohne, braungebrannt und mit einem Sixpack gesegnet. In Deutschland wurde die Lambada dann absurd. Der Grund: Die Mädchen, die Lambada tanzen wollten, trugen "drunter" nicht die Unterteile heißer neuer brasilianischer Stringbikinis. Die meisten kamen generell nicht drauf, daß frau bei der Lambada Badekleidung drunter tragen sollte. Statt dessen trug frau einen Exzerpt ihrer Unterwäscheschublade, und wenn der Rock flog, enthüllte er etwas, das nicht für die Öffentlichkeit bestimmt ist, auch nicht am Strand oder im Freibad. Das geschah nicht nur in Provinztanzschulen, in denen keine Tanzlehrerin die Schülerinnen auf die Wahl der Unterbekleidung hinwies, sondern sogar auf einem BRAVO-Cover.)
Jedenfalls ist dieser "unanständige Blick" meines Erachtens der Grund, warum einige Jahre lang – und teilweise bis heute –
diese Art von Kleid ersetzt wird durch
diese Art von Overall: Es sieht auf den ersten Blick aus wie ein Kleid, und es ist fast so luftig wie ein Kleid. Aber auch wenn frau sich aus achtmonatiger Gewohnheit damit hinsetzt, als trüge sie eine Jeans, kann man(n) nicht drunterblicken und nichts sehen, was nicht für die Öffentlichkeit bestimmt ist.
Deaa hat geschrieben:Ich glaube, dass ist gerade modern, dass man was durchblitzen sieht.
Was du meinst, ist "durchschimmern".
"Blitzen" ist 2000er. Damals sah man sehr häufig Damenunterhosen in der Öffentlichkeit. Was man da sah, war aber nicht das ganze Wäschestück, das aufgrund zu großer farblicher Diskrepanz zur Haut der Trägerin durch leicht transparenten Stoff durchschimmerte. Auch nicht so sehr der Schritt, der unter einem unsachgemäß getragenen Rock hervorlugte, das ist zeitlos. Sondern das obere hintere Ende von Stringtangas, die unter Hosen mit zu tiefem Bund getragen wurden, das dann also zum Vorschein kam, wenn die Dame saß oder sich im Sitzen gar nach vorn beugte. Nicht selten sah man sogar, wie der String im Hintern verschwand. Maurerdekolleté in sexy trifft Ghetto-Style (tief sitzende Baggy Pants werden über bis zum Bauchnabel hochgezogenen Boxershorts getragen, damit auch alle den fett krassen Markennamen auf dem Gummizugbund der Boxershorts – Calvin Klein oder so – sehen können) in sexy.
Wißt ihr, woran mich das gerade wieder erinnert? Spaghetti-Tops. Besser gesagt, die Absurdität von Spaghetti-Tops.
Die sollten wohl ein Begriff sein: Ärmellose Oberteile mit Trägern, die so schmal sind wie die von BHs oder Cocktailkleidern. Folge: Wie bei Cocktailkleidern kann man darunter keine BH-Träger verstecken. Bei Cocktailkleidern erübrigt sich das, weil die eine ausgeformte Büste haben. (Wenn eine tanzende Dame bei einer Drehfigur etwas abrupt ist und sich das Kleid verdreht, sieht es folglich aus, als wäre ihr unter einem Arm spontan eine zusätzliche Brust gewachsen.) Dasselbe trifft zu auf gewisse trägerlose Tops, wie sie besonders Madonna damals trug.
Ein Spaghetti-Top ist aber zunächst einmal ein Oberteil wie jedes andere auch. Normalerweise tragen die meisten Frauen unter normalen Oberteilen BHs. Die Idee hinter Spaghetti-Tops war, daß frau darunter eben keinen BH tragen konnte, weil man den Träger ja hätte sehen können. Also mußte frau, so war es jedenfalls vorgesehen, Spaghetti-Tops ohne BH tragen. Und jeder konnte sehen, daß sie keinen BH trug, weil da eben keine BH-Träger zu sehen waren und das Spaghetti-Top auch keine Möglichkeit bot, diese zu verstecken. Worunter auch? Unter Trägern, die womöglich noch schmaler sind als die eines BH?
So, und was passierte tatsächlich? Die Frauen trugen Spaghetti-Tops
mit BH. Das war natürlich ein bißchen verrucht. Auf einmal konnte man(n) in aller Öffentlichkeit Teile ihrer Unterwäsche sehen! Aber es stellte sich heraus, daß das Weglassen des BH gefühlt noch verruchter war, als dessen Träger zu zeigen. Das steigerte sich teilweise zu einem weiblichen Zwiebellook mit übereinandergetragenen Spaghettitops nach dem Motto: "Wieviele Träger kann ich gleichzeitig auf einer Schulter haben?" Nicht, daß nicht trotzdem klar wäre, welche zwei Träger jetzt zum BH gehören.
Vor ein paar Jahren führte die Unterwäscheindustrie das Spaghetti-Top – und übrigens auch trägerlose Oberteile und Kleider – endgültig ad absurdum mit der Einführung von BHs mit volltransparenten Kunststoffträgern, die man ab ein paar Metern Distanz nicht mehr sehen können sollte. Win-Win: Frau trägt einen BH, man sieht aber nichts davon (und was man sieht, ist so ausgeführt, daß es kaum sichtbar ist).
Die Oberbekleidungsindustrie konterte entsprechend und bringt nun laufend Oberteile und Kleider auf den Markt, die Teile des BH freilegen, die noch weniger für die Öffentlichkeit bestimmt sind als die Träger (eigentlich alles außer den Schalen) und sich auch nicht durch geschickte BH-Umkonstruktionen kaschieren lassen. Es gibt ja schon lange Neckholder-BHs für Neckholder-Tops, aber gegen Oberbekleidung mit strategisch angeordneten Rücken- und/oder großzügigen Armausschnitten ist noch kein Kraut gewachsen.
Und man kann sich immer wieder wunderbar darauf verlassen, daß bei vielen Frauen die modischen Vorlieben bezüglich Sommeroberteilen unsanft mit dem heimischen BH-Vorrat kollidieren, der den frisch erworbenen Oberteilen nicht angepaßt wird. Da werden Neckholder-Oberteile oder solche mit Ringerrücken gekauft. Aber an BHs, die darunter verschwinden würden, wird nicht gedacht. Also muß das konventionelle Modell darunter getragen werden, entsprechend sichtbar natürlich.
Andererseits kann die Unterwäscheindustrie jeden "Modeschock" der Oberbekleidungsdesigner kontern. Ende der 90er kamen Hüfthosen auf – und vor allem auch nur hüfthohe Röcke. Gleichzeitig feierte "bauchfrei" ein Comeback, so daß frau vom Hosen- bzw. Rockbund aufwärts Haut zeigen mußte. Was sollte sie jetzt drunter tragen? Es gab nichts, was nicht nach oben aus der Hose oder dem Rock herauslugte. Gar nichts also – womöglich unter einem Wickelrock?! Doch: Die Unterwäschebranche brachte umgehend Hüftslips.
Ich meine, die Modezaren können im Frühjahr verkünden, daß ab dem darauffolgenden Sommer sich abzeichnende Nippel à la 70er/80er Jahre wieder "in" sein werden (bin mir nicht sicher, aber ich glaube, etwas in der Art ist in den letzten Jahren mindestens einmal tatsächlich passiert). Also, nicht freiliegende Nippel, nicht durchschimmernde, sondern durchdrückende. Ich würde darauf wetten, daß die Unterwäscheindustrie kontern wird mit BHs mit integrierten Kunstnippeln, damit die Damen nicht ihre echten Nippel "zeigen" müssen. Als wenn es die Büstenhebe nicht gäbe.
← Das da sind keine Klaviertasten. Es sind Synthesizertasten. Doch, da gibt es Unterschiede.
Ich kann es euch erklären. Ich kann es aber nicht für euch verstehen. Das müßt ihr schon selbst tun.
INTJ nach Myers-Briggs