Die Sache mit dem "Darüber-Reden"
ERSTER BEITRAG DES THEMAS
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Die Sache mit dem "Darüber-Reden"
Hallo zusammen,
vermutlich ist hierüber bereits das ein oder andere Mal ausführlich diskutiert worden. Weil es mir aber aktuell eines meiner brennendsten und gleichzeitig schwierigsten Bedürfnisse ist, eröffne ich einfach mal ein neues Thema. Es kann gern verschoben werden, falls es woanders besser aufgehoben ist. (Sorry, ich bin auch in Forendingen ein AB )
In meinem näheren Umfeld (Freunde, Familie, etc.) ist, so glaube ich, keinem annähernd bewusst, dass ich zur seltenen Gattung der Abinen gehöre. Trotz meines Dauersingledaseins geht einfach jeder davon aus, dass man irgendwann mal seine Erfahrungen gemacht hat. Denkste!
Bisher bin ich der Beziehungsthematik, wenn sie den Bereich des Allgemeinen in Gesprächen verließ, immer erfolgreich ausgewichen, hab unspezifisch geantwortet oder musste plötzlich aufs Klo. Ich bin darin sogar ziemlich gut geworden, bin für Freunde sogar ne tolle Beziehungsratgeberin...Theorie 1, Praxis 6
Es gab dieses Jahr ein, zwei Ereignisse, die mir mein Beziehungs-/Sexuallitätsdefizit unverdrängbar in mein Bewußtsein gerückt haben. Und ich möchte nicht mehr immer so tun als wäre ich eine 38jährige mit halbwegs "normalem" Erfahrungshorizont. Ich möchte zumindest bei mir nahe stehenden und vertrauten Personen auch diesen Teil von mir offen ansprechen können. Ich möchte das nicht mehr verleugnen, das hat mich ja auch nirgendwohin gebracht. Ich möchte es nicht laut von Hausdächern schreien, aber so zwei bis drei bestimmten Personen würde ich mich gern anvertrauen, wobei eine davon als fast langjährigste Freundin das tatsächlich weiß, mich aber nicht von sich aus darauf anspricht, aus Rücksicht vermutlich.
Akut gab es vor ein paar Wochen eine Situation, in der ich eine Arbeitskollegin, die mir innerhalb des letzten Jahres eine sehr lieb gewonnene Freundin geworden ist, angelogen habe aus Scham und mich soooo schlecht damit gefühlt habe. Einmal eben weil ich sie angelogen habe und zum anderen weil ich mich letztlich für jemand ausgegeben habe, der ich nicht bin. In dem Gespräch ging es um Beziehungen, eigene und die anderer Leute (Freundinnen halt unter sich^^), ich habe zumindest wenig Beziehungserfahrung eingestanden, auf die konkrete Frage nach sexueller Erfahrung dann allerdings konkret gelogen. Ich hab es einfach nicht über die Lippen gebracht, zuzugeben, noch nie mit einem Mann geschlafen zu haben.
Sie hat hat ganz schön sensible Antennen, in letzter Zeit öfter bemerkt, wenn es mir nicht gut ging, und ihr tröstendes Freundinnenohr angeboten. Mehrmals und nachhaltig. So dass ich sie jetzt auserkoren habe, die erste zu sein, die meine "Beichte" zu hören bekommt. Weil ich ihr vertraue. Keine Ahnung, warum das für mich so eine Riesenüberwindung ist, ich hoffe, ich bekomm es hin ohne in Tränen auszubrechen, bin so verdammt nah am Wasser gebaut zur Zeit.
Ich könnt ein wenig Ermutigung gebrauchen
Mich würde auch interessieren, wie offen ihr mit Eurem ABtum umgeht und welche Erfahrungen/Reaktionen ihr mit einem "AB-Outing" so gesammelt habt...gute, schlechte? (Zwar würd ich lieber gute hören, aber natürlich vor allem ehrliche.)
Und wie habt ihr es angestellt? Einfach raus damit und gut?
vermutlich ist hierüber bereits das ein oder andere Mal ausführlich diskutiert worden. Weil es mir aber aktuell eines meiner brennendsten und gleichzeitig schwierigsten Bedürfnisse ist, eröffne ich einfach mal ein neues Thema. Es kann gern verschoben werden, falls es woanders besser aufgehoben ist. (Sorry, ich bin auch in Forendingen ein AB )
In meinem näheren Umfeld (Freunde, Familie, etc.) ist, so glaube ich, keinem annähernd bewusst, dass ich zur seltenen Gattung der Abinen gehöre. Trotz meines Dauersingledaseins geht einfach jeder davon aus, dass man irgendwann mal seine Erfahrungen gemacht hat. Denkste!
Bisher bin ich der Beziehungsthematik, wenn sie den Bereich des Allgemeinen in Gesprächen verließ, immer erfolgreich ausgewichen, hab unspezifisch geantwortet oder musste plötzlich aufs Klo. Ich bin darin sogar ziemlich gut geworden, bin für Freunde sogar ne tolle Beziehungsratgeberin...Theorie 1, Praxis 6
Es gab dieses Jahr ein, zwei Ereignisse, die mir mein Beziehungs-/Sexuallitätsdefizit unverdrängbar in mein Bewußtsein gerückt haben. Und ich möchte nicht mehr immer so tun als wäre ich eine 38jährige mit halbwegs "normalem" Erfahrungshorizont. Ich möchte zumindest bei mir nahe stehenden und vertrauten Personen auch diesen Teil von mir offen ansprechen können. Ich möchte das nicht mehr verleugnen, das hat mich ja auch nirgendwohin gebracht. Ich möchte es nicht laut von Hausdächern schreien, aber so zwei bis drei bestimmten Personen würde ich mich gern anvertrauen, wobei eine davon als fast langjährigste Freundin das tatsächlich weiß, mich aber nicht von sich aus darauf anspricht, aus Rücksicht vermutlich.
Akut gab es vor ein paar Wochen eine Situation, in der ich eine Arbeitskollegin, die mir innerhalb des letzten Jahres eine sehr lieb gewonnene Freundin geworden ist, angelogen habe aus Scham und mich soooo schlecht damit gefühlt habe. Einmal eben weil ich sie angelogen habe und zum anderen weil ich mich letztlich für jemand ausgegeben habe, der ich nicht bin. In dem Gespräch ging es um Beziehungen, eigene und die anderer Leute (Freundinnen halt unter sich^^), ich habe zumindest wenig Beziehungserfahrung eingestanden, auf die konkrete Frage nach sexueller Erfahrung dann allerdings konkret gelogen. Ich hab es einfach nicht über die Lippen gebracht, zuzugeben, noch nie mit einem Mann geschlafen zu haben.
Sie hat hat ganz schön sensible Antennen, in letzter Zeit öfter bemerkt, wenn es mir nicht gut ging, und ihr tröstendes Freundinnenohr angeboten. Mehrmals und nachhaltig. So dass ich sie jetzt auserkoren habe, die erste zu sein, die meine "Beichte" zu hören bekommt. Weil ich ihr vertraue. Keine Ahnung, warum das für mich so eine Riesenüberwindung ist, ich hoffe, ich bekomm es hin ohne in Tränen auszubrechen, bin so verdammt nah am Wasser gebaut zur Zeit.
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Mich würde auch interessieren, wie offen ihr mit Eurem ABtum umgeht und welche Erfahrungen/Reaktionen ihr mit einem "AB-Outing" so gesammelt habt...gute, schlechte? (Zwar würd ich lieber gute hören, aber natürlich vor allem ehrliche.)
Und wie habt ihr es angestellt? Einfach raus damit und gut?
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Re: Die Sache mit dem "Darüber-Reden"
Ich habs mehreren Freundinnen erzählt. Allerdings immer nur, wenn es vom Gespräch her eh gepasst hat und wir quasi automatisch darauf gekommen sind. Das jetzt absichtlich anzusprechen fände ich irgendwie seltsam. Besser gesagt, ich kann mir nicht vorstellen, wie ich das machen würde, ohne dass es total dramatisch rüberkommen würde.HappyEnding hat geschrieben: ↑17 Okt 2017 19:14Und wie habt ihr es angestellt? Einfach raus damit und gut?
Nur gute (oder neutrale). Allerdings habe ich es nur Leuten erzählt, bei denen ich mir sicher war, dass sie einigermaßen verständnisvoll sind (andernfalls wären sie auch gar nicht meine Freunde...)HappyEnding hat geschrieben: ↑17 Okt 2017 19:14Mich würde auch interessieren, wie offen ihr mit Eurem ABtum umgeht und welche Erfahrungen/Reaktionen ihr mit einem "AB-Outing" so gesammelt habt...gute, schlechte?
Als ich Anfang 20 war, wurde ich zwei Mal von Urlaubsbekanntschaften gefragt, wie viele Ex-Freunde ich hätte. Beide Male antwortete ich ehrlicherweise mit "Null". Einmal gab es darauf keine Reaktion und das Gespräch wurde einfach fortgesetzt und einmal war die Reaktion ziemlich ungläubig-überrascht (was ich positiv interpretiere ).
Ein paar Jahre später habe ich es dann diversen Freundinnen und Bekannten gesteckt. Davon hat niemand blöd reagiert und die meisten konnten dann sogar mit anderen ABs in ihrem Bekanntenkreis oder einer eigenen AB-Vergangenheit aufwarten.
Re: Die Sache mit dem "Darüber-Reden"
Fühl dich mal ganz lieb gedrückt Ich wünsche Dir für das Gespräch alles Gute und dass Du dich danach hoffentlich besser fühlst Ich finde, es Deiner Freundin zu erzählen, klingt richtig. Es scheint Dich ja ziemlich zu belasten und das einmal alles rauszulassen sorgt bestimmt auch dafür, dass es Dir damit ein wenig besser geht. Und außerdem stärkt das ja auch eure Beziehung als Freundinnen, dass Du ihr etwas für Dich so Wichtiges anvertraust. Als ich vor etwa einem Jahr mit Mitte zwanzig zwei Freundinnen davon erzählt habe, dass ich (zu diesem Zeitpunkt) noch nie eine Beziehung hatte, waren beide total lieb und verständnisvoll. Und keine von beiden fand es irgendwie komisch oder mich deswegen seltsam oder so. Und so wie Du schreibst, klingt es, als würde es Dich von innen auffressen, wenn Du es weiterhin für Dich behältst. Deine Freundin kennt Dich vermutlich ja sehr gut und es hilft bestimmt, wenn Du dir das alles mal von der Seele redest und sie dir zuhört. Ich weiß, dass ich sehr viel jünger bin als Du, aber ich persönlich habe mit so einem "Geständnis" noch nie schlechte Erfahrungen gemacht. Und ich wünsche Dir, dass es Dir damit eben so geht! Ganz liebe Grüße
Re: Die Sache mit dem "Darüber-Reden"
Brax hat geschrieben: ↑17 Okt 2017 19:29Ich habs mehreren Freundinnen erzählt. Allerdings immer nur, wenn es vom Gespräch her eh gepasst hat und wir quasi automatisch darauf gekommen sind. Das jetzt absichtlich anzusprechen fände ich irgendwie seltsam. Besser gesagt, ich kann mir nicht vorstellen, wie ich das machen würde, ohne dass es total dramatisch rüberkommen würde.HappyEnding hat geschrieben: ↑17 Okt 2017 19:14Und wie habt ihr es angestellt? Einfach raus damit und gut?
Genauso war es bei mir auch Es ging eh gerade um Beziehungen und ich wollte da nicht unehrlich sein, es hat sich halt einfach so ergeben. Aber ich fand es trotzdem schön, da mal mit jemanden drüber geredet zu haben und unser Gespräch hat mir auch sehr geholfen
Re: Die Sache mit dem "Darüber-Reden"
Oh tut mir Leid, irgendwie schaffe ich das mit dem Zitieren nicht. Jedenfalls stammt der letzte Absatz im vorherigen Kommentar von mir, ich weiß nicht, wie der mit ins Zitat gerutscht ist!
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Re: Die Sache mit dem "Darüber-Reden"
Ich finde, das kommt ganz auf das Alter an.HappyEnding hat geschrieben: ↑17 Okt 2017 19:14
Ich könnt ein wenig Ermutigung gebrauchen
Mich würde auch interessieren, wie offen ihr mit Eurem ABtum umgeht und welche Erfahrungen/Reaktionen ihr mit einem "AB-Outing" so gesammelt habt...gute, schlechte? (Zwar würd ich lieber gute hören, aber natürlich vor allem ehrliche.)
Und wie habt ihr es angestellt? Einfach raus damit und gut?
Bei Teenager bis Erwachsene mit ca. Mitte 20 sind die Reaktionen tw sehr erschrocken.
Als 17-Jähriger bin ich mal auf einem Tisch mit ein paar anderen Freunden gewesen
Alle erzählten deren Schmuse-usw. Geschichten mit Mädchen in der Schule, in der Disco...
Ich konnte keine einzige Geschichte erzählen, was mir damals echt peinlich war.
Seit dem Moment damals habe ich mich bei dem Thema immer irgendwie herausgeredet.
Gelogen habe ich nie aber halt immer geschickt abgelenkt.
Ab Mitte 20 wurde mir das Thema aber immer mehr egal und schön langsam fing ich offen darüber zu reden an.
Meistens haben gerade Frauen so begonnen: "Hey, jetzt muss ich dich mal fragen. Hast du eigentlich schon mal ne Freundin gehabt."
Ich: "Nö"
"Und wie oft hast du schon mit einer Frau <Was man halt alles so macht hier einfügen> ?"
Ich habe dann einfach ehrlich geantwortet.
Manche waren kurz erstaunt: "Was, verzähl keinen Blödsinn, gerade du, das kann ich mir gar nicht vorstellen" usw.
Aber grob gesagt war es allen, denen ich es erzählt habe, eigentlich (im positiven Sinne) egal.
Was mir aufgefallen ist, das einige gleich mit ihren Lebens-Problemen entgegen gekommen sind und verzählten mir allerlei Schwierigkeiten, so in dem Sinne: "Sei froh, dass das bei dir nur das ist."
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Re: Die Sache mit dem "Darüber-Reden"
Ich war (und bin) bei dem Thema eigentlich immer eher offen. Genau wie Du jetzt fand' ich es auch unangenehm, irgendwelche Ausflüchte und Halbwahrheiten suchen zu müssen. Ich hab' das Thema von mir aus zwar nicht angeschnitten, aber wenn das Gespräch in die Richtung ging, hab' ich auch ganz entspannt (und eher mit einem scheuem, leisen Lächeln - weil ich wusste, dass sowas für viele eher eine ungewöhnliche "Story" ist, und ich auf die Reaktion meines Gegenübers gespannt war) mit der Wahrheit rausgerückt.HappyEnding hat geschrieben: ↑17 Okt 2017 19:14 Mich würde auch interessieren, wie offen ihr mit Eurem ABtum umgeht und welche Erfahrungen/Reaktionen ihr mit einem "AB-Outing" so gesammelt habt...gute, schlechte? (Zwar würd ich lieber gute hören, aber natürlich vor allem ehrliche.)
Und wie habt ihr es angestellt? Einfach raus damit und gut?
Eigentlich wurde ich auch nie negativ überrascht. Viele Menschen reagieren verwundert/interessiert, und packen tatsächlich manchmal auch ihrerseits eine Geschichte aus, die wohl normalerweise auch nicht für Smaltalk herhalten muss.
Und bei guten Freunden hätte ich erst recht keine Hemmungen. Das ist es doch gerade, was eine Freundschaft ausmacht: man wird angenommen wie man ist, und muss nichts darstellen, was man nicht ist.
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Re: Die Sache mit dem "Darüber-Reden"
Oh mein Gott. Schon wieder Ich. Krass. Allerdings habe ich schon Erfahrung in Bezug auf Beziehung und Sex, aber eben sehr wenig für 38 Jahre. Als Ratgeberin in Beziehungsfragen fungiere ich auch oft. Lustigerweise gehen andere davon aus, dass ich da die totale Ahnung habe . Durch das mir so entgegengebrachte Vertrauen fällt es mir leicht, souverän darüber zu sprechen. Über meine persönliche reale Lage habe ich nur mit meinem einzigen Partner gesprochen. Der fand es nicht schlimm (allerdings war ich damals 24), aber er war sehr überrascht. Leider habe ich keine Freundin wie du, der ich das erzählen wollen würde. Gäb es so eine, ich würde es tun. Ich denke aber es gibt nur wenige Menschen, die wirklich komplett dich halten wenn es drauf ankommt, dafür gibt es einfach zu viele Tratschtanten (besonders unter den Frauen). Mir fehlt darum einfach das Vertrauen, um sowas mitteilen zu wollen. Wenn du aber eine entsprechend vertrauenswürdige Freundin hast, dann erzähl es ihr! Ich kann mir vorstellen, dass es dir gut tun wird!!HappyEnding hat geschrieben: ↑17 Okt 2017 19:14 Hallo zusammen,
vermutlich ist hierüber bereits das ein oder andere Mal ausführlich diskutiert worden. Weil es mir aber aktuell eines meiner brennendsten und gleichzeitig schwierigsten Bedürfnisse ist, eröffne ich einfach mal ein neues Thema. Es kann gern verschoben werden, falls es woanders besser aufgehoben ist. (Sorry, ich bin auch in Forendingen ein AB )
In meinem näheren Umfeld (Freunde, Familie, etc.) ist, so glaube ich, keinem annähernd bewusst, dass ich zur seltenen Gattung der Abinen gehöre. Trotz meines Dauersingledaseins geht einfach jeder davon aus, dass man irgendwann mal seine Erfahrungen gemacht hat. Denkste!
Bisher bin ich der Beziehungsthematik, wenn sie den Bereich des Allgemeinen in Gesprächen verließ, immer erfolgreich ausgewichen, hab unspezifisch geantwortet oder musste plötzlich aufs Klo. Ich bin darin sogar ziemlich gut geworden, bin für Freunde sogar ne tolle Beziehungsratgeberin...Theorie 1, Praxis 6
Es gab dieses Jahr ein, zwei Ereignisse, die mir mein Beziehungs-/Sexuallitätsdefizit unverdrängbar in mein Bewußtsein gerückt haben. Und ich möchte nicht mehr immer so tun als wäre ich eine 38jährige mit halbwegs "normalem" Erfahrungshorizont. Ich möchte zumindest bei mir nahe stehenden und vertrauten Personen auch diesen Teil von mir offen ansprechen können. Ich möchte das nicht mehr verleugnen, das hat mich ja auch nirgendwohin gebracht. Ich möchte es nicht laut von Hausdächern schreien, aber so zwei bis drei bestimmten Personen würde ich mich gern anvertrauen, wobei eine davon als fast langjährigste Freundin das tatsächlich weiß, mich aber nicht von sich aus darauf anspricht, aus Rücksicht vermutlich.
Akut gab es vor ein paar Wochen eine Situation, in der ich eine Arbeitskollegin, die mir innerhalb des letzten Jahres eine sehr lieb gewonnene Freundin geworden ist, angelogen habe aus Scham und mich soooo schlecht damit gefühlt habe. Einmal eben weil ich sie angelogen habe und zum anderen weil ich mich letztlich für jemand ausgegeben habe, der ich nicht bin. In dem Gespräch ging es um Beziehungen, eigene und die anderer Leute (Freundinnen halt unter sich^^), ich habe zumindest wenig Beziehungserfahrung eingestanden, auf die konkrete Frage nach sexueller Erfahrung dann allerdings konkret gelogen. Ich hab es einfach nicht über die Lippen gebracht, zuzugeben, noch nie mit einem Mann geschlafen zu haben.
Sie hat hat ganz schön sensible Antennen, in letzter Zeit öfter bemerkt, wenn es mir nicht gut ging, und ihr tröstendes Freundinnenohr angeboten. Mehrmals und nachhaltig. So dass ich sie jetzt auserkoren habe, die erste zu sein, die meine "Beichte" zu hören bekommt. Weil ich ihr vertraue. Keine Ahnung, warum das für mich so eine Riesenüberwindung ist, ich hoffe, ich bekomm es hin ohne in Tränen auszubrechen, bin so verdammt nah am Wasser gebaut zur Zeit.
Ich könnt ein wenig Ermutigung gebrauchen
Mich würde auch interessieren, wie offen ihr mit Eurem ABtum umgeht und welche Erfahrungen/Reaktionen ihr mit einem "AB-Outing" so gesammelt habt...gute, schlechte? (Zwar würd ich lieber gute hören, aber natürlich vor allem ehrliche.)
Und wie habt ihr es angestellt? Einfach raus damit und gut?
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Re: Die Sache mit dem "Darüber-Reden"
Auch wenn ich mich selbst noch nie geoutet habe und deshalb vermutlich keinen Plan:
Wenn du nicht mit ihr sprichst, trägst du den Gedanken an die Möglichkeit dazu in ihrer Gegenwart vielleicht ständig und ewig mit dir rum. Das stelle ich mir sehr anstrengend vor, vielleicht viel anstrengender als die kurze Zeitspanne, die es für die Überwindung zum Gespräch braucht.
Ich wünsche dir jedenfalls ganz viel Glück, dass es ein gutes Gespräch wird und dir danach vielleicht ein Stein vom Herzen fällt. Ich empfand und empfinde es manchmal immer noch als sehr belastend, dass es wirklich niemand im Umfeld gibt, dem man seine AB-Situation mitteilen kann. Ich weiß, wie sich das jetzt schon anfühlt, auch wenn ich jünger bin. Deine Freundin klingt auf jeden Fall wie eine sehr vertrauenswürdige und passende Person für ein Outing.
Wenn du nicht mit ihr sprichst, trägst du den Gedanken an die Möglichkeit dazu in ihrer Gegenwart vielleicht ständig und ewig mit dir rum. Das stelle ich mir sehr anstrengend vor, vielleicht viel anstrengender als die kurze Zeitspanne, die es für die Überwindung zum Gespräch braucht.
Ich wünsche dir jedenfalls ganz viel Glück, dass es ein gutes Gespräch wird und dir danach vielleicht ein Stein vom Herzen fällt. Ich empfand und empfinde es manchmal immer noch als sehr belastend, dass es wirklich niemand im Umfeld gibt, dem man seine AB-Situation mitteilen kann. Ich weiß, wie sich das jetzt schon anfühlt, auch wenn ich jünger bin. Deine Freundin klingt auf jeden Fall wie eine sehr vertrauenswürdige und passende Person für ein Outing.
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Re: Die Sache mit dem "Darüber-Reden"
Ich habe mich vor 4 Jahren meinem damaligen OdB gegenüber geoutet.
Hätte ich eine Chance bei ihr gesehen, hätte ich das wohl nicht gemacht.
Aber ich wollte ihr eine Erklärung geben, warum ich mich manchmal so komisch verhalten habe.
Sie hat es nur etwas verwundert zur Kenntnis genommen, und immerhin sprang eine sehr schöne Umarmung für mich raus.
Insgeheim hatte ich allerdings gehofft, mich bei ihr mal aussprechen zu können. Das hätte mir wirklich gut getan.
Aber dazu ist es nie gekommen - einfach weil sie kein Interesse hatte, das Thema nochmal anzusprechen.
Dazu war ich ihr dann doch nicht wichtig genug.
Hätte ich eine Chance bei ihr gesehen, hätte ich das wohl nicht gemacht.
Aber ich wollte ihr eine Erklärung geben, warum ich mich manchmal so komisch verhalten habe.
Sie hat es nur etwas verwundert zur Kenntnis genommen, und immerhin sprang eine sehr schöne Umarmung für mich raus.
Insgeheim hatte ich allerdings gehofft, mich bei ihr mal aussprechen zu können. Das hätte mir wirklich gut getan.
Aber dazu ist es nie gekommen - einfach weil sie kein Interesse hatte, das Thema nochmal anzusprechen.
Dazu war ich ihr dann doch nicht wichtig genug.
"You can´t always get what you want. But if you try sometimes you just might find you get what you need." - The Rolling Stones
"You spend your life waiting for a moment that just don´t come. Well, don´t waste your time waiting!" - Bruce Springsteen
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Re: Die Sache mit dem "Darüber-Reden"
Ich hab zwar das Gefühl mich dauernd zu wiederholen, aber ich schreib es hier auch noch mal.
Ich bin absolut Pro Beichte und hab keinerlei schlechte Erfahrungen damit.
Meine engen Freundinnen erfahren es immer wenn ich für mein Gefühl den Zeitpunkt für richtig halte.
Also wenn ich Vertrauen habe.
Ich erzähle mein Leben so wie es war und wo ich den Anschluss verlor und warum.
Und ich bekam immer Zuspruch und Verständnis und wir lebten die Freundschaften normal weiter.
Im beruflichen Kontext und sonstwo kenne ich auch das Lügen und Verstecken spielen wobei ich jetzt endlich meine eigene Story einbauen könnte.
Müsste sie nur um 20 Jahre nach vorne verlegen.
Aber ich finde wirklich wichtig sind auch nahestehende Menschen.
Und man muss mit jemandem reden können.
Auch meinen AB Beichte gegenüber den 3 relevanten Männern war goldrichtig.
Jedes Mal war die Reaktion lieb und respektvoll und unterstützend. So gewann ich immer mehr Sicherheit mich nicht mehr selbst zu stigmatisieren und zu begreifen, dass ein möglicher Partner eine ganz andere Sicht darauf hat als ich sie damals hatte.
Positiv und sogar begehrlich versus diverse Horrorvorstellungen....
Ich bin absolut Pro Beichte und hab keinerlei schlechte Erfahrungen damit.
Meine engen Freundinnen erfahren es immer wenn ich für mein Gefühl den Zeitpunkt für richtig halte.
Also wenn ich Vertrauen habe.
Ich erzähle mein Leben so wie es war und wo ich den Anschluss verlor und warum.
Und ich bekam immer Zuspruch und Verständnis und wir lebten die Freundschaften normal weiter.
Im beruflichen Kontext und sonstwo kenne ich auch das Lügen und Verstecken spielen wobei ich jetzt endlich meine eigene Story einbauen könnte.
Müsste sie nur um 20 Jahre nach vorne verlegen.
Aber ich finde wirklich wichtig sind auch nahestehende Menschen.
Und man muss mit jemandem reden können.
Auch meinen AB Beichte gegenüber den 3 relevanten Männern war goldrichtig.
Jedes Mal war die Reaktion lieb und respektvoll und unterstützend. So gewann ich immer mehr Sicherheit mich nicht mehr selbst zu stigmatisieren und zu begreifen, dass ein möglicher Partner eine ganz andere Sicht darauf hat als ich sie damals hatte.
Positiv und sogar begehrlich versus diverse Horrorvorstellungen....
Re: Die Sache mit dem "Darüber-Reden"
Bei mir wissen es sämtliche Freunde (überschaubare Personenanzahl) und ein paar Arbeitskollegen. Die Reaktionen waren häufig ein Mix aus Ungläubigkeit und (geheucheltem ?) Mitgefühl. Trotz allem stand dieses Thema anschließend nie wieder zur Debatte. Ich habe mittlerweile absolut keine Scheu es Preis zugeben.
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Re: Die Sache mit dem "Darüber-Reden"
Erstmal Danke Euch allen für Eure aufmunternden und lieben Worte...tut wirklich gut, das zu lesen
Ich denke, ich werde es tun!!!
Und auch darum, vielleicht in späteren Gesprächen offener zu sein.
(Und dass mit dem Zitieren kostet mich ebenfalls ganz schöne Konzentration)
Recht hast Du... viel treffender kann man Freundschaft nicht beschreiben
Ich hab mich während meiner langjährigen Ratgebertätigkeit oft gefragt, wann flieg ich auf Ansonsten geht es mir da wie Dir. Vielleicht liegt ja ein "Vorteil" in der Unerfahrenheit darin, dass einem keine normalen Beziehungsdenkmuster zur Verfügung stehen und man frei von der Leber weg seine Meinung äußert.
Ich würde es nicht in Betracht ziehen, hätte ich nicht so ein Vertrauen. Ein Restrisiko wird immer bleiben. Aber manchmal nützt es wohl nix und man muss es in Kauf nehmen...
So, und nun hoffe ich, dass ihr alle recht behaltet und alles halb so wild wird! Danke nochmal!!!
Ich denke, ich werde es tun!!!
Nun ja, in meinem Fall wird es dann wohl so halb geplant sein... meine Freundin bleibt echt dran am Herz-Ausschütt-Gespräch und deshalb sind wir morgen Abend zum telefonieren verabredet...ohoh....die Stunde der Wahrheit Und eigentlich möchte ich da auch kein Melodram draus machen. Vielleicht verliert es durch's Aussprechen etwas von seiner Dramatik...
Ich hoffe ja, nur die erste Beichte kostet mich derartige Überwindung. Also, nicht dass ich das jetzt aller Welt erzählen wollen würde, es geht mir tatsächlich "nur" um meine engeren Freunde und ja, sie sind es ja nicht ohne GrundBrax hat geschrieben: ↑17 Okt 2017 19:29Nur gute (oder neutrale). Allerdings habe ich es nur Leuten erzählt, bei denen ich mir sicher war, dass sie einigermaßen verständnisvoll sind (andernfalls wären sie auch gar nicht meine Freunde...)HappyEnding hat geschrieben: ↑17 Okt 2017 19:14Mich würde auch interessieren, wie offen ihr mit Eurem ABtum umgeht und welche Erfahrungen/Reaktionen ihr mit einem "AB-Outing" so gesammelt habt...gute, schlechte?
Und auch darum, vielleicht in späteren Gesprächen offener zu sein.
Das wäre schön. Eigentlich schon seltsam...wir sind noch nicht mal ein Jahr befreundet, aber irgendwie passt es
Ganz so furchtbar ist es noch nicht, aber es nagt schon...
(Und dass mit dem Zitieren kostet mich ebenfalls ganz schöne Konzentration)
Ich werde diese Art Lächeln mal ein bisschen trainieren, nur für alle Fälle...NeC hat geschrieben: ↑17 Okt 2017 22:05 Ich hab' das Thema von mir aus zwar nicht angeschnitten, aber wenn das Gespräch in die Richtung ging, hab' ich auch ganz entspannt (und eher mit einem scheuem, leisen Lächeln - weil ich wusste, dass sowas für viele eher eine ungewöhnliche "Story" ist, und ich auf die Reaktion meines Gegenübers gespannt war) mit der Wahrheit rausgerückt.
Eigentlich wurde ich auch nie negativ überrascht. Viele Menschen reagieren verwundert/interessiert, und packen tatsächlich manchmal auch ihrerseits eine Geschichte aus, die wohl normalerweise auch nicht für Smaltalk herhalten muss.
Und bei guten Freunden hätte ich erst recht keine Hemmungen. Das ist es doch gerade, was eine Freundschaft ausmacht: man wird angenommen wie man ist, und muss nichts darstellen, was man nicht ist.
Recht hast Du... viel treffender kann man Freundschaft nicht beschreiben
Aber doch schön krass irgendwieIsa_01 hat geschrieben: ↑17 Okt 2017 23:47 Oh mein Gott. Schon wieder Ich. Krass. Allerdings habe ich schon Erfahrung in Bezug auf Beziehung und Sex, aber eben sehr wenig für 38 Jahre. Als Ratgeberin in Beziehungsfragen fungiere ich auch oft. Lustigerweise gehen andere davon aus, dass ich da die totale Ahnung habe . Durch das mir so entgegengebrachte Vertrauen fällt es mir leicht, souverän darüber zu sprechen. Über meine persönliche reale Lage habe ich nur mit meinem einzigen Partner gesprochen. Der fand es nicht schlimm (allerdings war ich damals 24), aber er war sehr überrascht. Leider habe ich keine Freundin wie du, der ich das erzählen wollen würde. Gäb es so eine, ich würde es tun. Ich denke aber es gibt nur wenige Menschen, die wirklich komplett dich halten wenn es drauf ankommt, dafür gibt es einfach zu viele Tratschtanten (besonders unter den Frauen). Mir fehlt darum einfach das Vertrauen, um sowas mitteilen zu wollen. Wenn du aber eine entsprechend vertrauenswürdige Freundin hast, dann erzähl es ihr! Ich kann mir vorstellen, dass es dir gut tun wird!!
Ich hab mich während meiner langjährigen Ratgebertätigkeit oft gefragt, wann flieg ich auf Ansonsten geht es mir da wie Dir. Vielleicht liegt ja ein "Vorteil" in der Unerfahrenheit darin, dass einem keine normalen Beziehungsdenkmuster zur Verfügung stehen und man frei von der Leber weg seine Meinung äußert.
Ich würde es nicht in Betracht ziehen, hätte ich nicht so ein Vertrauen. Ein Restrisiko wird immer bleiben. Aber manchmal nützt es wohl nix und man muss es in Kauf nehmen...
Genau so geht es mir. Ich kann nicht mehr ewig darüber nachdenken..."was wäre, wenn...".Saraj hat geschrieben: ↑18 Okt 2017 09:14 Wenn du nicht mit ihr sprichst, trägst du den Gedanken an die Möglichkeit dazu in ihrer Gegenwart vielleicht ständig und ewig mit dir rum. Das stelle ich mir sehr anstrengend vor, vielleicht viel anstrengender als die kurze Zeitspanne, die es für die Überwindung zum Gespräch braucht.
Das finde ich echt mutig! Und offenbar hat ja inzwischen ein anderes OdB seine Chance ergriffen
Nur durch Wiederholung lernt man, also Danke, dass Du es noch einmal sagstBergkristall hat geschrieben: ↑18 Okt 2017 15:34 Ich hab zwar das Gefühl mich dauernd zu wiederholen, aber ich schreib es hier auch noch mal.
Ich bin absolut Pro Beichte und hab keinerlei schlechte Erfahrungen damit.
Hey, Du könntest jetzt sagen, die Erinnerung ist so lebendig, als wäre es gestern gewesen...oder vorgesternBergkristall hat geschrieben: ↑18 Okt 2017 15:34 Im beruflichen Kontext und sonstwo kenne ich auch das Lügen und Verstecken spielen wobei ich jetzt endlich meine eigene Story einbauen könnte.
Müsste sie nur um 20 Jahre nach vorne verlegen.
Das ist dann schon was für Fortgeschrittene... ich hoffe, sollte ich in absehbarer Zukunft in diese Situation geraten, dass irgendwo in meinem Hinterstübchen sich Deine Worte bemerkbar machen!Bergkristall hat geschrieben: ↑18 Okt 2017 15:34 Auch meinen AB Beichte gegenüber den 3 relevanten Männern war goldrichtig.
Jedes Mal war die Reaktion lieb und respektvoll und unterstützend. So gewann ich immer mehr Sicherheit mich nicht mehr selbst zu stigmatisieren und zu begreifen, dass ein möglicher Partner eine ganz andere Sicht darauf hat als ich sie damals hatte.
Positiv und sogar begehrlich versus diverse Horrorvorstellungen....
So, und nun hoffe ich, dass ihr alle recht behaltet und alles halb so wild wird! Danke nochmal!!!
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Re: Die Sache mit dem "Darüber-Reden"
Ich habe das mal in einer Selbsthilfegruppe zum Thema Depression erzählt (hatte da gerade einen Brief an eine Frau geschrieben, den ich vorgelesen habe). An Reaktionen war alles dabei, aber überwiegend positiv. Ich habe auch kein Problem damit. Und wenn andere Menschen damit ein Problem haben, ist das nicht mein Problem. Ich schäme mich auch nicht dafür, ich habe ja schließlich niemanden umgebracht, oder hilflose Menschen bestohlen...Brax hat geschrieben: ↑17 Okt 2017 19:29Ich habs mehreren Freundinnen erzählt. Allerdings immer nur, wenn es vom Gespräch her eh gepasst hat und wir quasi automatisch darauf gekommen sind. Das jetzt absichtlich anzusprechen fände ich irgendwie seltsam. Besser gesagt, ich kann mir nicht vorstellen, wie ich das machen würde, ohne dass es total dramatisch rüberkommen würde.HappyEnding hat geschrieben: ↑17 Okt 2017 19:14Und wie habt ihr es angestellt? Einfach raus damit und gut?
Nur gute (oder neutrale). Allerdings habe ich es nur Leuten erzählt, bei denen ich mir sicher war, dass sie einigermaßen verständnisvoll sind (andernfalls wären sie auch gar nicht meine Freunde...)HappyEnding hat geschrieben: ↑17 Okt 2017 19:14Mich würde auch interessieren, wie offen ihr mit Eurem ABtum umgeht und welche Erfahrungen/Reaktionen ihr mit einem "AB-Outing" so gesammelt habt...gute, schlechte?
Außerdem glaube ich nicht, dass ich andernfalls ein besserer Mensch wäre. Eher im Gegenteil...
Angst verhindert nicht den Tod, aber sie verhindert das Leben.
Re: Die Sache mit dem "Darüber-Reden"
Bei mir wussten es die engeren Freundinnen einfach deshalb, weil sie mich schon mindestens seit der Jugend, eher länger, kennen. Wir haben selten darüber gesprochen, aber wenn es gepasst hat, hab ich manchmal einen Kommentar dazu abgegeben.
Als Beraterin in Beziehungsdingen wurde ich zwar nicht soo oft gebraucht, es war aber auch nicht so, dass ich nichts dazu hätte beitragen können.
Ich hab es dann sehr spontan während meines Studiums mal 2 Kolleginnen erzählt. Warum genau kann ich im Nachhinein gar nicht sagen (sie hatten vorher aber auch sehr persönliches erzählt). Die Reaktion war zwar überrascht, aber nicht negativ.
Als Beraterin in Beziehungsdingen wurde ich zwar nicht soo oft gebraucht, es war aber auch nicht so, dass ich nichts dazu hätte beitragen können.
Ich hab es dann sehr spontan während meines Studiums mal 2 Kolleginnen erzählt. Warum genau kann ich im Nachhinein gar nicht sagen (sie hatten vorher aber auch sehr persönliches erzählt). Die Reaktion war zwar überrascht, aber nicht negativ.
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Nachtrag
Ich möchte kurz berichten! Ich habe mich tatsächlich überwunden und mich vorgestern meiner Freundin gegenüber das erste Mal als Abine geoutet. Vielleicht ist es mir etwas leichter gefallen, weil wir telefoniert haben. Weniger emotional war es deshalb nicht. Die Tränen ließen sich natürlich nicht verhindern, was ich aber nicht als schlimm empfinde. Bei dem Thema habe ich zur Zeit nun mal einen Dauercampingplatz am Tränenflussufer. Sie hat jedenfalls toll reagiert, tolle Sachen gesagt, die mir so gut taten und mich wirklich aufgebaut haben. Und sie hat der ganzen Sache die Dramatik genommen, die sie vermutlich bekommt, wenn man sich in den eigenen Grübelspiralen verheddert. Sie ahnte aufgrund unserer vorherigen Gespräche schon, dass es die Einsamkeit ist, die öfter mein Gemüt betrübt, jetzt ist die ganze Wahrheit raus und ich bin echt erleichtert. Natürlich lösen sich damit nicht all meine Abinen-Sorgen und Nöte in Luft auf, aber ich habe wieder ein bisschen Mut geschöpft, um mich um deren Behebung zu kümmern.
Schön fand ich auch, dass und wie sie mir gesagt hat, wie ich auf sie und aus ihrer Sicht generell wirke, was ich ihrer Meinung nach ausstrahle und so... und es war ehrlich gemeint, nicht nur ein Mittel zum Zwecke des Trostes. Wenn es anatomisch nicht so unmöglich wäre, sollte man sich vermutlich hin und wieder einmal mit den Augen anderer Menschen betrachten.
Was lerne ich daraus: dass ich durchaus in der Lage bin, es auszusprechen, dass die Angst vor negativer Reaktion auf ein Geständnis zumindest bei engen Vertrauten vor allem ein Kopf-Ding ist und unnötig und dass ich zukünftig in Gesprächen, sollte das Thema in diese Richtung gehen, nicht mehr auf Notlügen ausweichen möchte/werde (einen persönlichen/vertrauten Rahmen vorausgesetzt, denn hausieren werde ich mit diesem intimen Thema sicher nicht gehen).
Hausaufgabe: Offener und weniger verkrampft mit der Thematik umgehen und am Selbstbild/Selbstvertrauen arbeiten!
Schön fand ich auch, dass und wie sie mir gesagt hat, wie ich auf sie und aus ihrer Sicht generell wirke, was ich ihrer Meinung nach ausstrahle und so... und es war ehrlich gemeint, nicht nur ein Mittel zum Zwecke des Trostes. Wenn es anatomisch nicht so unmöglich wäre, sollte man sich vermutlich hin und wieder einmal mit den Augen anderer Menschen betrachten.
Was lerne ich daraus: dass ich durchaus in der Lage bin, es auszusprechen, dass die Angst vor negativer Reaktion auf ein Geständnis zumindest bei engen Vertrauten vor allem ein Kopf-Ding ist und unnötig und dass ich zukünftig in Gesprächen, sollte das Thema in diese Richtung gehen, nicht mehr auf Notlügen ausweichen möchte/werde (einen persönlichen/vertrauten Rahmen vorausgesetzt, denn hausieren werde ich mit diesem intimen Thema sicher nicht gehen).
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"Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht." Chinesische Weisheit
Re: Die Sache mit dem "Darüber-Reden"
Ich hab gespannt deinen Thread gelesen und freu mich für dich, dass du so ne positive Rückmeldung erhalten hast!
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Re: Die Sache mit dem "Darüber-Reden"
Das stimmt natürlich und trifft ja nicht ausschließlich auf das AB-tum zu. Das ist aber eine der Wahrheiten, die so einfach wie bestechend und trotzdem nicht leicht zu verinnerlichen sind. Da bist Du vermutlich schon ein bis zehn Schritte weiter als ichTheRealDeal hat geschrieben: ↑20 Okt 2017 15:01 Ich habe auch kein Problem damit. Und wenn andere Menschen damit ein Problem haben, ist das nicht mein Problem.
Ebenfalls wahr. Vor allem gut relativiertTheRealDeal hat geschrieben: ↑20 Okt 2017 15:01 Ich schäme mich auch nicht dafür, ich habe ja schließlich niemanden umgebracht, oder hilflose Menschen bestohlen...
Außerdem glaube ich nicht, dass ich andernfalls ein besserer Mensch wäre. Eher im Gegenteil...
Ich weiß natürlich, dass das absolut nichts ist, wofür sich irgendjemand schämen muss/sollte. Und trotzdem tut man es...ich. Wieso eigentlich? Ich denke, dass hat damit zu tun, dass einem von allerlei Seiten her mitgeteilt wird, was "normal" ist und was nicht. Und das ja nicht ein Mal und gut, sondern irgendwie mehr oder weniger unterschwellig permanent und von klein auf. Sich dessen bewusst zu werden und dem zu widersetzen, sich davon zu befreien, ist nicht die leichteste Übung. Aber wohl eine notwendige und mich hat das Gespräch mit meiner Freundin, glaube ich, ein gutes Stück von dieser Scham weggebracht. Und irgendwann bin ich sie hoffentlich ganz los und geh damit so entspannt um wie Du
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Re: Die Sache mit dem "Darüber-Reden"
Danke Ich bin immer noch total gerührt, wenn ich an das Gespräch denke.
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Re: Die Sache mit dem "Darüber-Reden"
Ich habe mich zu Studienzeiten zwei Freunden anvertraut, von denen ich geahnt habe, dass sie auch AB sein könnten. Damals kannte ich das AB-Forum noch nicht. Der eine war so stocksteif, dass ich null mit ihm über solche Themen reden konnte. Er verdrängte lieber, spielte am PC irgendwelche Kriegsspiele und hatte eine überfürsorgliche Mutter als Freundinnenersatz. Der andere war viel Kommunikativer und hinterfragte viel. Mit ihm führte ich einige interessante Männergespräche was mir sehr gut getan hat. Leider hat er ADHS und fand meine Art sehr anstrengend. Das sorgte immer für eine gewisse Spannung. Immerhin habe ich ihm damals Brühwarm von meiner Entdeckung, dem AB-Forum erzählt, worauf er sich hier anmeldete, ein nettes Mädel kennenlernte und erste Erfahrungen machte auch wenn es nicht lange gehalten hat.
Es gibt Leute, die reagieren halt super auf Themen die einem wichtig sind und andere überhaupt nicht. Man kann es nur herausfinden, indem man es ausprobiert. Nur wer etwas wagt hat die Chance zu gewinnen. Außer Dortmund heute... *grummel*.
Es gibt Leute, die reagieren halt super auf Themen die einem wichtig sind und andere überhaupt nicht. Man kann es nur herausfinden, indem man es ausprobiert. Nur wer etwas wagt hat die Chance zu gewinnen. Außer Dortmund heute... *grummel*.