Captain Unsichtbar hat geschrieben: ↑05 Dez 2017 21:13
Es läuft bei mir -- und bei ein paar anderen MABs offensichtlich auch -- halt immer noch auf die Frage hinaus, wie wir uns den nun zu verhalten sollen, was auch weniger als jammern zu verstehen ist sondern mehr als ernstgemeinte Frage. Aber dabei wird man halt nie ernstgenommen. Spiegeln kann man das Verhalten offenbar ja nicht, weder offensiv (also wie Sonnenklar) noch defensiv (wie die Frau selbst hinterher).
Mir ist schon klar, dass du dir das nicht vorstellen kannst und es offenbar nicht wirklich ernst nehmen kannst, aber es ist nun mal tatsächlich für einige Männer ein durchaus ernstes Thema.
Ich glaube dir gerne dass es Männer gibt, die nun verunsichert sind und für die das ein ernstes Thema ist. Aber waren diese jetzt verunsicherten Männer nicht auch schon
vor #meetoo verunsichert im Umgang mit Frauen?
Extrem-Fälle wie manch hier geschilderte, wo eine Frau schon nur beim Anlächeln total bescheuert reagiert mal außen vor: es geht im Endeffekt doch nur darum, dass Frauen auf Augenhöhe und respektvoll behandelt werden wollen. Mit #meetoo wird jetzt lediglich mal medial ausgebreitet, was auch schon vorher von betroffenen Frauen gedacht wurde: "warum macht der das mit mir? Ich will das nicht!".
Wirklich nachvollziehen kann ich die nun angeblich herrschende Verunsicherung der Männer aus meiner eigenen Lebenserfahrung heraus aber leider nicht. Ich habe zeitlebens immer darauf geachtet, dass entsprechende Signale vorhanden waren bevor ich etwas flirtiges unternommen habe und damit bin ich immer gut gefahren. Im Normalfall funktioniert übrigens gerade das "Spiegeln" des Verhaltens wunderbar, das ist sogar bestens erforscht (bitte Google bemühen, interessantes Thema!): sich zugetane Menschen fangen nämlich sowieso unterbewusst an, sich zu spiegeln und somit eine vertrauensvolle Atmosphäre aufzubauen.
Dazu gibt es sowohl sehr seriöse Studien als auch eher populärwissenschaftliche Experimente wie vor längerem mal im TV, wo ein Dating-Coach mit versteckter Kamera mehrere Speed-Datings heimlich beobachtet hat. Er konnte mit nahezu 100% Trefferquote anhand der Körpersprache vorhersagen, ob sich die beiden gut finden und wiedersehen wollen oder nicht - dabei hat er hauptsächlich nur darauf geachtet, ob sich beide Menschen "gespiegelt" haben.
Beim Spiegeln geht es übrigens um sehr kleine, harmlose "Spiegeleien" bei Mimik, Körperhaltung, Position der Arme und Hände, Bewegung des Oberkörpers. Dieses Beispiel hier aus dem Thread mit dem "an die Brust fassen" würde ich da gerne außen vor lassen, das ist wirklich ein Spezialfall der sicher nicht alltäglich auftritt, zumal zurecht bemerkt wurde dass die Brüste von Frauen im Gegensatz zur Brust des Mannes nicht umsonst als "sekundäres Geschlechtsmerkmal" bezeichnet werden und damit eine andere Brisanz vorhanden ist.
Um das nochmal alles irgendwie auf einen Nenner zu bringen: Der Umgang mit Frauen (bzw. mit MENSCHEN) sollte (schon immer, auch vor #meetoo) auf gleicher Augenhöhe im Rahmen unserer gesellschaftlichen Konventionen von Anstand und Respekt stattfinden.
Das ist die Basis.
Im Flirtkontext ist es dann absolut in Ordnung, wenn
beide im Wechselspiel jeweils die persönlichen Grenzen Stück für die Stück ausdehnen.
Das setzt voraus, dass Mann (der ja meistens die aktive Rolle übernimmt) ein Gespür dafür hat, ob es der Frau damit gerade gut geht oder nicht und ich behaupte, das dies kein Ding der Unmöglichkeit ist, sofern man nicht gerade Autist ist. Empathie ist hier das Stichwort. Wer keine hat, wird sich generell in allen sozialen Situationen schwer tun, das hat dann aber nichts allein mit dem anderen Geschlecht zu tun.
Von einem Mann der bereits seit 30 Jahren auf dieser Erde wandelt darf auch erwartet werden, dass ein Gespür dafür vorliegt
wann z.B. ein sexuelles (d.h. aufs andere Geschlecht bezogene) Kompliment wie z.B. "Du hast richtig schöne Beine" unpassend ist. Dies ist z.B. im beruflichen Kontext der Fall. Ich als Mann möchte auch nicht nach einer wichtigen Präsentation von meinem Chef oder meiner Chefin zu hören bekommen, dass ich heute ja einen richtig schönen Anzug trage. Oder dass ihm meine Frisur heute so gut gefällt. Oder sowas wie "Sie haben richtig schön definierte Oberarme". Ich würde mich total herabgesetzt fühlen, da es hier ganz klar in der Situation um meine berufliche Leistung gehen sollte.
Normal-sozialisierte Menschen wissen das und machen sowas deshalb nicht. Wer durch solche Fakten verunsichert ist sollte sich wirklich dringend Hilfe holen, denn da müssen unbedingt die empathischen Antennen neu justiert werden...
Und nochmal:
Frauen die einen beleidigen weil man sie anlächelt haben einen an der Klatsche.
Frauen die mies reagieren, weil man sie nett anspricht ebenfalls.
Das sind aber die totalen Ausnahmen und ist mir in meinem Leben noch nicht vorgekommen. Wer ständig nur solche Erlebnisse hat braucht dringend mal das Feedback eines Coaches, denn da läuft dann irgendwas anderes schief, das aber so gar nichts mit #meetoo zu tun hat.