Zuerst interessiert mich: hast Du welche dazu?
Nein, Fragen habe ich keine. Ich finde es müßig, darüber nachzudenken, was genau der Autor damit gemeint hat, da kann ich eh nur spekulieren. Ich habe das Zitat im Zusammenhang mit dem Thema Ausstrahlung und meiner Annahme interpretiert und so hat es einen Sinn ergeben.
Mußt Du das wirklich?
Ich fände es praktischer, wenn Du es nicht tätest.
[...]
Was sind die Alternativen: Du kannst A) die Sache auf sich beruhen lassen und nicht weiter interpretieren, oder B) gezielt fragen, oder C) etwas von Dir offenbaren. Im letzteren Fall bekäme ich die Möglichkeit, zu sehen wo Du stehst, sodass ich konkret auf Dich eingehen kann.
Nein, muss ich nicht. Hat sich aber so ergeben. Ich interpretiere mehr oder weniger automatisch, wenn so viel Interpretationsspielraum bleibt und keine aufklärenden Antworten zurückkommen.
Was deine Alternativen angeht;
Wenn ich konsequent A) anwenden würde, wäre das Gespräch zu Ende.
Mit B) komme ich kaum weiter.
C) widerstrebt mir, weil ich nicht gerne etwas über mich preis gebe, wenn von meinem Gegenüber so wenig zurückkommt.
Aber gut, ich versuche es mal.
Ich habe keine Schublade "bekloppt". Ich bin der Meinung, dass jeder seinen eigenen persönlichen Knall hat und ich finde das gut so.
Vor zwei Wochen war ich auf einem Geburtstag eingeladen und die Gastgeberin war nicht so sicher, ob ich mich wohlgefühlt habe. Ich habe dort übernachtet und wir haben uns noch etwas unterhalten, bevor wir schlafen gegangen sind. Sie hat dann irgendwann entschuldigend zu mir gesagt, dass die Leute, die da waren, eben alle ein wenig durchgeknallt seien.
Ich hab ihr geantwortet: "Du, ich mag durchgeknallt. Es war einfach ein anderes durchgeknallt, als ich es gewohnt bin."
Mein letztes Praktikum habe ich bei jemandem gemacht, der Tai Chi und NLP in seinen Therapien eingebunden hat, mit dem ich über die Akasha-Chronik, Sternzeichen, Heilsteine, die Elemente-Lehre in der TCM geredet habe, der die Augen geschlossen und sich in die Anspannung seiner Patienten eingefühlt hat. Der irgendwann, als wir zusammen auf dem Balkon saßen und ich mich unwillkürlich zum von dort aus nicht einsehbaren Wartebereich umgedreht habe, meinte; "Ja, die Patientin ist da."
Und ich hab das Praktikum bei ihm gegen den Widerstand der beiden Schulleiterinnen gemacht, die mir sehr entschieden davon abgeraten haben, weil er mir sympathisch war. Und ich finde diese Themen spannend, auch wenn ich mich als Skeptikerin bezeichnen würde.
Was ich grad versuche, ist genau das Gegenteil: Erwartungshaltungen (=Schubladen) dekonstruieren.
Zum einen dachte ich, der Zweck dieses Threads ist es, das Thema Ausstrahlung zu klären. Wegen meiner gedanklichen Schubladen bin ich nicht hier.
Zum anderen beinhaltet dieses Ziel ebenfalls eine Erwartungshaltung. Und zwar in Bezug darauf, welche Schubladen es bei mir zu dekonstruieren gilt.
Ja. Danke! Das ist es. Wäre das Leben nicht schrecklich langweilig, wenn unsere Erwartungshaltungen immer zuträfen?
Und: möchtest Du gesehen werden so wie Du wirklich bist? Dann gewöhne deinem Gegenüber ab, dich in Schubladen zu stecken.
Das ist überhaupt nichts schlimmes, sondern im Gegenteil eine Möglichkeit, um aus den Konventionen und Erwartungen und Schubladen herauszukommen, und neues zu erfahren. Und das schlimmste was dabei passieren kann ist dass man einander liebgewinnt.
Das ist mir zu anstrengend und ich sehe es auch nicht als meine Aufgabe.
Ich suche mir lieber die Leute, die nicht in Schubladen denken, die nicht die Frau, Deutsche, ABine
(Immer noch eine Bezeichnung, mit der ich mich nicht identifiziere), Schreibverrückte oder welchen Aspekt auch immer sehen und alles weitere gedanklich ergänzen, sondern mehr von mir sehen, ohne dass ich etwas dafür tun muss.
Und manchmal kommen die Leute von selbst drauf.
Ich habe eine Mitauszubildende, die ist vorlaut, nimmt kein Blatt vor den Mund, flucht gerne und ausgiebig, feiert exzessiv, lässt sich nichts gefallen, ist sexuell aufgeschlossen und gibt gerne den Ton an. Dabei ist sie noch kleiner als ich und sehr dünn.
Ich habe am Anfang gedacht, dass ich mit ihr wohl nie klarkommen werde, weil diese Eigenschaften für mich implizierten, dass sie unsensibel und rücksichtslos sein muss. Im Laufe der Ausbildung habe ich diese Meinung revidiert, als ich miterlebt habe, wie empathisch sie außerdem ist, wie sie sich um andere kümmert. Wie reflektiert sie ist. Dass sie Augenkontakt und Blicken genauso viel Bedeutung beimisst wie ich.
Ich bin eine Woche nach dem eigentlichen Beginn der Ausbildung noch eingestiegen und hatte es anfangs schwer, mich einzufinden und einzubringen und sie hat sich vor einer Weile für sich und die anderen entschuldigt, dass sie nicht mehr getan haben, um mich zu integrieren. Ich mag sie unter anderem deshalb, weil sie mir klar gemacht hat, dass ich ein Vorurteil darüber habe, welche Menschen empathisch sein können und welche nicht.
Anders herum war es ähnlich, zumindest hat sie erzählt, dass sie mich am Anfang anstrengend fand; "Wie kann man nur so sein." Insbesondere in Bezug auf meine sprachlichen Spitzfindigkeiten und Haarspalterei. Und das sie irgendwann eingesehen habe; "Tintenmalerin ist nun mal so. Sie meint das nicht böse, man muss es einfach akzeptieren."
Ich habe Vorurteile, aber ich versuche, möglichst das zu sehen, was da ist, und nicht, was ich erwarte. Offen zu bleiben. Und dadurch habe ich die Chance, meine Vorurteile widergespiegelt zu bekommen, damit konfrontiert zu werden.
Aber wo du es schon angesprochen hast... Wie gewöhne ich dir ab, mich in die Schublade "Normalsozialisierte, in ihren Schubladen gefangene, die mich nur deshalb nicht für bekloppt hält und ablehnt, weil ich ihr noch keine Gelegenheit dazu gegeben habe" zu stecken?