Bob Andrews hat geschrieben: ↑17 Jan 2018 17:05
Je nach Lebensstil geht das durchaus. Ich lebe mitten in Frankfurt in einer WG, habe kein Auto, rauche nicht, trinke keinen Kaffee - verdiene aktuell für nen 20-Stunden-Job als Student circa 1100 netto. Und habe am Monatsende meist noch was übrig, die letzten Jahre sogar immer sparen können. Ohne besonderen Verzicht üben zu müssen, ich bin einfach ein genügsamer Mensch.
Natürlich, für eine Familie ist das schon was anderes und auch bei ner eigenen Wohnung hier würde es eng. Zudem fahre ich eigentlich nie in den Urlaub. Aber es geht.
Jo glaube ich dir, dass man mit einem studentischen Lebensstil damit gut über die Runden kommt, ich habe es damals als Student auch irgendwie sogar fertig gebracht mit 700€ (+ regelmäßige Essens-Spenden u.ä. meiner Eltern) zu überleben.
Aber du schreibst ja selber: WG, kein Auto, keine Urlaube.
Der Punkt für mich ist - wenn es darum geht die Unzufriedenheit vieler Menschen wenigstens nachvollziehen zu können - dass es mittlerweile in vielen Städten für viele Menschen schwer geworden ist, trotz einer 40h-Arbeitswoche wenigstens ein paar Annehmlichkeiten zu erreichen, die man gemeinhin mit einem "Mittelschicht-Leben" assoziiert.
Wenn du deine Wohnung (inkl der Nebenkosten: Internet, GEZ etc. wird dann nicht mehr wie in der WG geteilt) alleine bezahlen müsstest und zudem ein Auto bräuchtest (wie ich: 25min komfortable Fahrtzeit ins Büro mit dem Auto versus 60min mit den miesen Öffentlichen plus Fußwegzeiten on top) bräuchtest du bereits erheblich mehr Geld.
Bob Andrews hat geschrieben: ↑17 Jan 2018 17:05
[...] hat also sicherlich etwas mit den Lebenshaltungskosten, aber auch etwas mit der Einstellung, den Ansprüchen an Luxus und dem Umgang mit Geld zu tun.
Jo ist halt die Frage was bereits unter "Luxus" fällt und da kann man sicher trefflich drüber streiten, es sollte aber schon erheblich mehr drin sein im weltweit wirtschaftlich stärkstem Land nach 13 Jahren Schule und 3-5 Jahren Ausbildung oder Studium als der aktuelle Mindestlohn (ca. 1040 netto pro Monat) plus ein bisschen was.
Ich bekomme momentan durch meinen jüngeren Cousin (23) mit, wie mies die Einstiegsgehälter mit einem Bachelor-Abschluss sind, wenn man nicht gerade im Dax-Konzern anfängt.
Wenn er sich vom Gehalt her nicht innerhalb der nächsten Jahre enorm steigert, wartet auf ihn mal eine Armutsrente* und bis dahin eine Zeit, wo er keine großen Sprünge machen wird, da ca. die Hälfte seine Nettolohns bereits von der Miete aufgefressen wird.
*Werte für 2017: Wer 36.000€ Brutto im Jahr verdient (Durchschnittsverdienst) erhält einen (1) Rentenpunkt, der aktuell 31€ wert ist. Wer mehr oder weniger verdient entsprechend anteilig mehr oder weniger Rentenpunkte (bis maximal 2,1 Punkte pro Jahr).
Platt gerechnet:Wer 40 Jahre lang 36.000€ verdient, erhält mal eine Rente von sagenhaften 1240€ im Monat (nach aktueller Kaufkraft, der spätere Wert wird dank Inflationsangleichung ja höher sein), von der aber dann noch Kranken- und Pflegeversicherung abgezogen werden.
Wer dann keine Immobilie besitzt wird nach Abzug von Miete und anderen Unkosten zur Tafel gehen müssen, sofern kein Partner oder eine Senioren-WG vorhanden ist, wo man alle Kosten teilen kann.
Aber ich bin abgewichen, sorry... das Thema ärgert mich nur gerade ganz besonders, weil ich bei so vielen Bekannten sehe, wie wenig sie sich überhaupt leisten können trotz guter Erwerbsbiografien. (Und sicherlich nicht wenige aus Frust dann die AFD wählen, weil sich seit 10 Jahren nix für sie verbessert - was mich noch mehr ärgert)
Da du ja aktuell Student bist wirst du dich ja mit Sicherheit später gut steigern, ich wünsche dir jedenfalls viel Erfolg dabei und dass du deine gesunde Einstellung zum Ausgabeverhalten beibehälst.