HenryLee hat geschrieben:Die Erinnerung verklärt aber auch Einiges.
Ich kann mich noch an Katastrophen erinnern weil jemand gegen den Plattenspieler gestossen ist und dann mal wieder die Nadel für 50DM oder gar das ganze Tonabnehmerystem (250DM) ruiniert war,
Das gab's bei uns nie. Besoffen ja. Aber den Plattenspieler ruinieren? Nö. Allerdings haben meine Plattenspieler auch insgesamt nie mehr als 250 Mark gekostet.
HenryLee hat geschrieben:von der schönen Platte ganz zu schweigen. Man musste LP ganz vorsichtig behandeln, jeder Fingerabdruck war sofort zu sehen und angeblich auch zu hören.
Aber CDs sind da besser, ja? Sind sie nicht, im Gegenteil. Und obwohl die eigentlich viel empfindlicher als Vinyl sind, gehen die Leute damit um, als wären es Backsteine.
HenryLee hat geschrieben:Musikkassetten hatten "Übersprecher" wenn sie zu lange gelagert wurden, d.h. man konnte schon die nächsten "Takte" erahnen weil die einzelnen Lagen des Bandes sich gegenseitig kopiert haben usw. Pflegeleicht war das alles nicht.
Die Musikkassette war immer eine Notlösung. Nie ein ausgereiftes System. Und soundmäßig mit Schallplatte ja nun gar nicht zu vergleichen.
HenryLee hat geschrieben:Und wenn man zu faul war die LP/CD zu suchen die man eigentlich hören wollte hat man halt doch wieder nur das gehört was oben auf dem Stapel neben dem Player gelegen hat.
Nö. Nie. Meine LPs standen und stehen (wie meine CDs) in Reih und Glied, da find ich alles, wenn ich einmal mit dem Finger die Reihe lang fahre.
HenryLee hat geschrieben:Heute ist das alles mit Werkzeugen wie iTunes etc. einfach geworden seine Musiksammlung neu zu entdecken "Spiele alle Stücke von den Stones die zwischen 1968 und 1972 aufgenommen worden sind und die ich seit 15 Monaten nicht mehr gehört habe aber nur die die ich noch nicht mehr als 10mal hörte"
Ja, kann man machen, wenn man aus akademischem Interesse Musik hört. Oder sich einfach nur an den technischen Spelereien erfreut. ("Toll, das geht jetzt auch! Ich weiß zwar nicht, wozu es gut ist, und habe es auch nie vermisst, aber: es geht!")
Du zählst eine Menge praktische Gründen auf, die ja auch (fast) alle richtig sind.
Nur: Ist das ein Argument, sang-und klanglos (sic) Qualität abzuschreiben?
Was ist denn der Sinn von Musik? Praktisch zu sein? Oder Emotionen, Atmosphäre zu wecken, eventuell gar Kunst zu sein? Das der Musik viel näher liegende Wesen ist ein qualitatives. Veränderungen aus praktikablen Gründen müssen sich daher immer vor der Qualität rechtfertigen.
Und keiner sagt, dass MP3 unhörbar wären (naja, außer ein paar Freaks). Ich finde es auch immer wieder faszinierend, meine ganze Musiksammlung auf einem USB-Stick von ein paar Gramm Gewicht durch die Lande tragen zu können. Aber es bleibt nun mal: Was für Vinyl aufgenommen wurde, klingt von Vinyl besser.
Ansnsten kannst du auch argumenteiren, dass man der hausgemachte Gänsebraten zum Fest keinenn relvenaten Vorzug hat, weil im Vergleich zur vorgegarten Keule mit Rotkohl, fertig portioniert, aus der Aldi-Tiefkhltruhe zum mikrowellen VIEL zu unpraktisch.
Überhaupt: Selbst gekochtes Essen. Völlig überschätzt. Total unpraktisch. Oder?