Maverick hat geschrieben: ↑29 Mai 2022 07:08
Xiangni hat geschrieben: ↑29 Mai 2022 07:03
Äusserst schade, dass du dies so siehst und empfindest. Jeder von uns hat andere AB-Probleme.
Ich bin zwar mit Sicherheit nicht die Abine, die du gemeint hast, aber ich hatte dieselben Probleme: Sobald ich auch nur den kleinsten Eindruck hatte, dass ein Typ, der mir gefiel, evtl auch ein Mü Interesse an mir hatte, wollte ich fliehen. Ich konnte damit nicht umgehen, denn ich hatte riesige Panik vor dem, was danach kommen würde (Sex).
Mit 25 schaffte ich es einmal in den Ferien mich zu zwingen und liess mich von einem Typen küssen. Für mich war einerseits ein riesiger Meilenstein erreicht, auch wenn ich danach nur am heulen war (nicht aus Freude), andererseits sagte er mir, dass ich scheisse küssen würde. Meine Panik intensivierte sich dadurch noch mehr.
Ich wusste jedoch, dass mir nichts anderes übrig bleiben würde, als mich selbst zu zwingen, um darüber hinwegzukommen.
Von daher ja: auch meine Lösung war "Gefühle zulassen" (im Sinne von: glauben, dass es stimmt, dass mich jemand toll findet & zeigen, dass ich die Person auch mag) und "die Beine breit machen" (im Sinne von: Sex haben, obwohl ich riesige Panik davor hatte). Glaube aber nicht, dass das so einfach war. Ich habe wochenlang mit mir selbst gekämpft, mit meinen Gedanken. Und auch selbst als ich den Schritt endlich gemacht hatte mit 34 Jahren letztes Jahr, war die Panik noch nicht weg. Neue Ängste (genüge ich ihm, was mache ich wenn er X, Y oder Z will etc) sind entstanden. Es ist für mich teilweise immer noch ein Kampf, aber einer, den nur ich selbst bestreiten kann.
Was ich dir sagen will: jeder hat andere Probleme. Wenn einige hier schreiben, sie hätten Mühe mit Smalltalk, dann ist das für mich auch ein wenig unverständlich, da dies für mich absolut kein Problem darstellt. Ein bisschen mehr Verständnis für die jeweils andere Seite würde uns allen guttun.
Dann soll sie aber nicht so tun, als hätte sie die Weisheit mit Löffeln zu sich genommen und ihre Sichtweise als Universallösung verkaufen. Ich fand ihre Beiträge sehr überheblich a la "Schau mal was ich alles an mir gearbeitet habe. Wenn du es nicht schaffst, liegt es alles an dir. Du musst nur Gefühle zulassen" Mit vollen Windeln stinkt es sich halt gut.
Wenn Gefühle aber nicht erwidert werden und niemand Interesse an einem zeigt, kann man halt nichts machen. Da kann ich noch so sehr die Beine breit machen.
Ich habe ja durchaus Verständnis für die anderen Sichtweisen. Es ist halt so dieses Arrogante von manchen Ex-ABs und Ex-Abinen, das mich stört.
EDIT: Deinen Beitrag fand ich erhellend, danke für die offenen Worte. Bei dir klingt es aber nicht so überheblich/herablassend wie von der anderen Userin.
Wie Henrietta geschrieben hatte, wird mein Patentrezept für dich nicht passen, da ich andere Probleme hatte als du. Dass es mehr darum geht "über seinen eigenen Schatten zu springen". Du kannst dir gar nicht vorstellen bei wie vielen Männern ich auf Tinder schlichtweg Nein geklickt habe, weil ich Angst vor den Konsequenzen hatte. Es kostete mich sehr viel Überwindung mich überhaupt da anzumelden. Dann nochmal viel mehr Überwindung, um überhaupt bei jemandem Ja zu klicken und dann auch mit der Person zu schreiben.
Der erste Typ, mit dem ich ein Match hatte und der mich innert Kürze nach einem Date fragte, ghostete ich sogar (bin überhaupt nicht stolz darauf) als ich wegen schlimmem Husten (und Angst) das Date verschieben wollte und er mir nicht mal Gute Besserung wünschte. Ich hatte so dermassen Schiss davor, weil ich wusste, dass wenn ich den Typen treffe, es irgendwann weitergehen wird.
In meiner gesamten Tinderkarriere habe ich vielleicht 20 Typen geliket. Bei vielen wollte ich Ja sagen, konnte aber nicht. Ich war wie blockiert. Bei denjenigen, die mir ein Superlike gegeben hatten, hatte ich ein schlechteres Gewissen und die likte ich häufiger zurück. Dann entdeckte ich das Profil von einem Typen, der mir äusserlich und von den Interessen her gut gefiel (= Glück) und zwang mich regelrecht dazu ein Ja zu geben, weil er so perfekt klang. Ich schrieb sogar mit ihm, es klang alles super und als er nach einem Treffen fragte, zwang ich mich einzuwilligen. Ich wusste, dass ich mich überwinden muss, sonst würde nie was passieren. Ich traf ihn tatsächlich 3x und wir erkannten beide, dass in Echt doch kein Interesse besteht.
Monate später sprang ich erneut über meinen Schatten und gab meinem jetzigen Freund ein Ja auf sein Superlike. Aucher fragte nach einem Date. Und es lief gut, also wir gefielen uns beide sehr. Panik setzte wieder bei mir ein. Die Hürden in meinem Kopf, die ich zu überwinden hatten, waren enorm und sie hätten auch beinahe dazu geführt, dass er aufgegeben hätte, weil ich mich so überhaupt nicht wie jede andere Frau verhielt und er dies nicht verstand.
Somit ja: Du bist der einzige, der etwas ausrichten kann. Du musst deine Hindernisse überwinden, über deinen Schatten springen. Gefühle lässt du ja irgendwann zu, das ist ja nicht dein Problem. Dein Problem ist, dass dies bei dir länger dauert als bei allen anderen und dass du aufgrund früherer Erfahrungen Angst hast, das deinem Gegenüber zu erklären. Dein Schatten/Hinderniss könnte also sein, das Thema viel früher anzusprechen, auch wenn du eigentlich nicht willst. Dass das schwierig ist, verstehe ich, siehe oben. Aber vielleicht realisierst du, dass die Reaktionen heututage vielleicht überrascht neutral ausfallen, aber nicht negativ wie früher.
So wie ich feststellte, dass es doch nicht so schlimm ist jemanden auf Tinder zu liken. Bei jedem weiteren Typen fiel es mir nämlich auch ein Quäntchen einfacher. Vielleicht wäre das bei deinen Dates auch so: bevor du es der ersten sagst Nervosität etc, bei der zweiten schon ein Mü weniger etc etc
Von daher ja, ich musste an mir arbeiten. Ich musste gegen meine Dämonen im Kopf arbeiten und es war hart. Echt hart. Darum hat es mich so enttäuscht, dass du das als einfach abgetan hattest. Für mich fühlte sich das wie der Mount Everest an.