Immer nur fast

[Finnlandfreundin]

Nur du entscheidest, in wen du dich verguckst, das entscheidet doch kein Anderer für dich. Du legst die Kriterien fest, die dir wichtig sind, auch das macht kein Anderer für dich. Nur du kannst deine Kriterien hinterfragen. Wenn du merkst, die, für die du dich interessierst, interessieren sich nicht für dich, weil auch sie ihre Kriterien haben, musst du für dich entscheiden, ob du dein Interesse immernoch auf sie richtest oder ob du dich auch für Andere begeistern kannst.

Du pauschalierst hier denke ich zu stark nach Typen. Ein Beispiel:

Ich selbst bin sportlich und kleide mich auch locker-sportlich (aber gepflegt, also keinen Jogging-Look). Nehmen wir an, ich stünde auf etwas kurvigere Frauen.

Kurvige Frau A gefällt mein sportliches Auftreten nicht. Sie mag eher auch kurvigere Männer.

Kurvige Frau B steht zwar auf sportliche Männer, erwartet aber einen extra-vaganten Kleidungsstil.

Kurvige Frau C macht selbst gerne Sport und ihr gefällt mein sportlicher Kleidungsstil, obwohl sie sich selbst immer sehr stilistisch kleidet.

Hier haben wir drei Mal, auf den ersten Blick, den selben Typ Frau (kurvig). Viel mehr kann man auf den ersten Blick ja gar nicht erkennen. Genauso wie man bei mir auf den ersten Blick nur sieht: "Sieht sportlich aus uns kleidet sich auch so."

Wo soll man an diesem Punkt die Kriterien hinterfragen. Die tieferen Kriterien kommen doch erst viel später zum Tragen. Vielleicht auch erst beim zweiten oder dritten Date. Erst wenn ich die nicht vermag zu erkennen und zu deuten, ist es meine Verantwortung.

Oder konntest du damals bei Tinder erkennen: Das und das ist dieser Typ Mann und das und das will er? Doch frühestens nach einigen Nachrichten.

Wo pauschalisiere ich nach Typen?

Die erste mögliche Frage wäre "Muss es eine kurvige Frau sein?" Häufig nimmt man nur den Typ wahr, den man äußerlich anziehend findet. Aber sind Äußerlichkeiten das Wichtigste? Die dünne Frau, die du somit garnicht auf dem Schirm hast, findet dich so wie du bist, perfekt. Und vielleicht ist gerade sie asexuell. Aber da das Kriterium kurvig nicht gegeben ist, fällt sie schon vorher raus.
Für bessere Chancen sollte der erste Blick so wenig Kriterien wie möglich haben.
Dann hast du kurvige Frau A, schlanke Frau A, große Frau A usw. Für B und C gilt das gleiche.
Die Entscheidung kurvige Frau triffst du. Genauso wie sie ihre Entscheidung trifft. Desto mehr Kriterien man festlegt, desto mehr schränkt man sich ein.
Und das Problem bei den meisten AB's - es kommen noch weitere "Probleme" dazu wie: Wie zeige ich überhaupt mein Interesse? Wie komme ich in Kontakt? Wie komme ich aus einem losen Kontakt zu mehr? Wie überwinde ich meine Selbstzweifel? Wie zeige ich, dass ich küssen möchte? Wie zeige ich, dass ich mehr als Händchenhalten will? usw.

[Henrietta]

Ja, bei der Corona-Pandemie konnte ich ja selbst auch nichts aktiv daran ändern. Es wurde ja von der Politik vorgegeben, dass ich mich nicht mehr mit anderen treffen durfte und auch auf der Arbeit hat man mir einfach die Mehrarbeit aufgedrückt.

Da war ich also nicht zu hundert Prozent von mir abhängig, sondern auch von den äußeren Umständen.

Was ich mit diesem Beispiel sagen wollte ist folgendes:
wir haben immer die Wahl, wie wir mit Situationen umgehen. Du hast Dich bei der Coronakrise dafür entschieden, wütend oder verbittert zu reagieren (oder ein ähnliches destruktives Gefühl), das habe ich zumindest aus Deinem anderen Beitrag heraus gelesen.
Man kann aber auch noch auf viele andere Arten auf solche Umstände reagieren. Beispielsweise gibt es auch Menschen, die versuchen dann das beste aus der Situation zu machen, egal wie scheiße sie ist.
Auch wenn man an den Umständen nichts ändern kann, weil sie von außen vorgegeben sind, so liegt es an einem selbst, was man daraus macht und wie man darauf reagiert.

Wie will ich denn in der Pandemie Eigenverantwortung übernehmen, wenn mir wie einem unmündigen Kind von der Gesellschaft alles aufdiktiert wird. Ich hätte da ja gerne eigenverantwortlich versucht, neue Bekanntenkreise zu suchen. Das wurde mir ja gar nicht erst ermöglicht.

Ich will eigentich gar nicht dieses Pandemie -Thema wieder aufwärmen. Natürlich war es deutlich schwieriger als ohne, aber es war doch nicht unmöglich?
HIer in meinem Bundesland durfte man sich durchgehend mit mindestens einer Person treffen. Man hätte also zB an einem Tag hintereinander mehrere Personen treffen können, wenn man sich das so hin organisiert.
Gesuche dazu gab es hier auf dem schwarzen Brett ne ganze Menge. Menschen, die sich mit anderen Menschen zum spazieren gehen verabredet haben.
Und dann gab es jeweils die Sommermonate, in denen man eigentlich (fast) alles durfte.

Jetzt kenne ich natürlich nicht deine Situation. Aber was macht dich da so sicher? Wollten Männer schon häufiger mehr von dir, du konntest dich aber nicht überwinden?

Ja.

Ich glaube, dass das hier überwiegend der große Unterschied zwischen den mABs und den Abinen ist? Die mABs schaffen es nicht, Frauen von sich zu überzeugen, die Abinen lassen Interesse nicht zu?

Das weiß ich nicht. Ich kenne auch Männer, denen es so geht wie mir.
Und Du hast es ja offenbar auch schon mal geschafft, für jemand anderen interessant zu sein. Hast es aber nicht bemerkt. Vielleicht war das ja auch schon viel häufiger so? Dann ist das vielleicht eine Deiner Baustellen?
Und es ist im Grunde ja auch egal, was der Unterschied ist. Wenn Du als Mann es nicht schaffst, Frauen von Dir zu überzeugen, dann musst Du eben genau daran arbeiten. Zu 100%

[Finnlandfreundin]

Bei der Bezuehubgsfindung bin ich aber von anderen Personen abhängig. Es liegt da also nicht komplett an mir selbst, ob eine Frau mich interessant findet oder nicht. Es sind die Gefühle und Empfindungen meines Gegenübers, die ich einfach nicht beeinflussen kann.

Glaubst du, das ist dein einzigstes Problem weshalb du AB bist?

Das, was du beschreibst, ist bei allen Menschen so und dennoch haben sie Beziehungen.

Dass andere Menschen auch ihre Vorstellungen, Empfindungen und Gefühle haben, ist ganz normal.

[Finnlandfreundin]

Das mit dem Lachen oder weinen passt hier nicht ganz, finde ich. Sich in jemanden zu verlieben ist doch ein viel komplizierter Prozess, als jemanden mit einem Witz zum Lachen zu bringen. Verlieben passiert denke ich unterbewusst. Ich suche mir ja nicht aktiv aus, in wen ich mich verliebe. Es passiert einfach.

Es passiert aber nicht, weil jemand dir optisch zusagt, sondern weil jemand so ist wir er ist - weil du dich geborgen fühlst, weil du mit ihm Lachen und Weinen kannst, weil du dich sicher fühlst, weil du ihm vertraust... Das muss dein Gegenüber aber auch zeigen. Erst dann passiert es einfach.

[Finnlandfreundin]

Nein, auf mich trifft das nicht zu. Ich hatte es mehfach zu 100% selbst in der Hand und habe es vermasselt.
Ich bin mir zu 100% sicher, dass, wenn ich einen bestimmten Punkt an mir verändere (meine Angst überwinde) dann habe ich eine Beziehung.

Jetzt kenne ich natürlich nicht deine Situation. Aber was macht dich da so sicher? Wollten Männer schon häufiger mehr von dir, du konntest dich aber nicht überwinden?

Ich glaube, dass das hier überwiegend der große Unterschied zwischen den mABs und den Abinen ist? Die mABs schaffen es nicht, Frauen von sich zu überzeugen, die Abinen lassen Interesse nicht zu?

So scheint es mir zumindest nach vielen Beiträgen hier, ohne das wertend zu meinen.

Kann man nicht so verallgemeinern. Ich konnte bspw Interesse überhaupt nicht wahrnehmen. Ich weiß nicht, ob schlicht keins da war oder ich es nicht gesehen habe. Ich konnte aber auch kein Interesse zeigen. Und nicht nur, weil ich mich nicht liebenswert fand. In Singlebörsen kamen ein paar Matches, Interessenbekundungen - häufig Männer, die ich null anziehend fand. Häufig waren sie 30 Jahre älter, wirkten ungepflegt. Es waren aber auch Männer dabei, mit denen ich gerne schrieb und auch irgendwann traf. Manche Treffen sagte ich vorher ab, da ich zu blockiert war und einfach nicht konnte, teilweise hatte ich Panikattacken bekommen. Die Treffen, die zustande kamen, blieben in der Regel bei einem Treffen. Wenn das öfters vorkommt (wie bei mir), muss der Grund bei mir liegen. Kommt es nur hin und wieder vor, ist es normal. Aber wenn jeder Versuch scheitert, ist das nicht normal. Mit zunehmendem Alter belastete mich zudem meine Jungfräulichkeit, auch weil die Reaktionen, wenn ich mich doch mal "geoutet" hatte, nicht so schön wären. Desto älter ich wurde, hatte ich zunehmends Angst, der Mann bemerkt das, obwohl Sex noch meilenweit entfernt war. Aber ich schämte mich dennoch total dafür.
Bei Männern ist vielleicht nicht die Jungfräulichkeit das Problem, sondern Versagensängste. Aber die können genauso hemmend wirken.
Ich glaube, die Interessenwahrnehmung bzw -bekundung ist bei den meisten AB's (männlich und weiblich) nicht das einzigste Problem.

[Finnlandfreundin]

Wenn ich es richtig verstanden habe, suchst Du eine Freundschaft zu einer Frau, aus der sich nach längerer Zeit eine Beziehung weitestgehend ohne Sex entwickeln soll.

Nun, dann bleibt wohl nichts anderes übrig als nach einer Frau zu suchen, die das gleiche will wie Du und dies mit Dir auch probieren möchte. Ziemlich schwierig, aber dank Internet doch zumindest leichter zu finden als es noch vor 20 Jahren der Fall gewesen wäre.
Der logische Schritt wäre doch, über geeignete Internetplattformen gezielt nach so einer Frau zu suchen, in dem Du in Deiner Kontaktanzeige genau beschreibst, was Du suchst und erwartest/erhoffst.
Es wird nicht viele geben, aber die es gibt, haben das gleiche Problem mit dem Finden. Müssten sich dann also auch von Deiner Anzeige angesprochen fühlen. Vieles wäre bereits geklärt und falls sich jemand auf Deine Anzeige meldet, gilt es herauszufinden, ob es über diese Gemeinsamkeiten hinaus genug Sympathie und Verbindendes gibt.

Wenn ich richtig informiert bin, ist das bei Gleichklang möglich.