Wenn das nicht zu sehr Off-Topic ist, kann ichs gerne erzählen. Erklärt vielleicht auch manches, was ich schreibe.
Ich habe mich früher
gehasst, anders kann ich das nicht ausdrücken. Ich fand mein Gesicht schlimm (Nase, Wangen, Kinn), hatte keine Oberweite und einen Modestil, den sonst eher männliche Skater bevorzugen. Dazu war ich klapperdürr, pflegte mich nicht besonders (sauber war ich schon, aber z.B. dunkle Haare an den Armen), komische (weil pflegeleichte) Haarschnitte und hing nur als eine Art Maskottchen mit älteren Jungs (u.a. meinen Brüdern) herum. Das Feedback von den Jungs war so, dass sie mich mochten, aber nur als geschlechtsneutralen Kumpel. Als Freundin wollte mich keiner, was mich damals sehr traurig gemacht hat. Das ging eigentlich so, bis ich mein Abi gemacht habe und durch diverse Jobs plus ein kleineres Erbe das erste Geld in die Hand bekam.
Dann startete ich meinen persönlichen Neuanfang, der so komplett wie möglich sein sollte. Erste eigene Wohnung im femininen Stil, weibliche, schicke Klamotten gekauft und nur noch diese angezogen, Frauenzeitschriften (so 8-10 im Monat) gekauft, um eine
richtige Frau (wie eine von denen, die ich bewunderte) zu werden. Als würde ich die eine Haut abwerfen und nach der Verpuppung neu ausschlüpfen. Als ich damit fertig war, besuchte ich Verwandte in Osteuropa, besorgte mir dort eine gute Adresse für kosmetische Chirurgie und sprach mit denen diverse Veränderungen im Bereich der Nase, Stirn, Wangen, des Kinns und der Brüste ab. Letztendlich ließ ich mir einen Kostenvoranschlag geben und fuhr danach wieder heim. Ein halbes Jahr sichtete ich Kredite, pumpte Verwandte an und fuhr dann Richtung Osten, um den letzten äußerlichen Schritt zu machen. Ich frage mich heute noch, ob das alles notwendig war und weshalb ich mich so wenig mochte, das sei noch angemerkt.
Als ich nach 6 Wochen wieder nach Dortmund kam, erkannte mich kaum jemand wieder, ich selbst mich auch nicht. Ich habe noch
gewisse Ähnlichkeit mit mir selbst früher, aber mehr so wie bei einer Halbschwester oder Cousine. Das war nicht ganz einfach für Freunde und Verwandte, mich so zu akzeptieren, aber nach 1,2 Monaten ging auch das vorbei. Ich beendete meine 2. Ausbildung (lernen konnte ich schon immer gut, wenn ich musste) und machte einen guten (aber nicht außergewöhnlichen) Weg in der Verwaltung. Dort werde ich zwar nicht Richtung "superschlaue Führungspersönlichkeit" geschätzt (das bin auch nicht, denke ich), aber ich bin tüchtig, nett, hartnäckig und vergesse praktisch nichts. Also ein typischer Indianer, das reichte mir aber schon immer, ich wollte nie mehr. Ich bin dann praktisch Huckepack mit meinen Chefs aufgestiegen, die mich bei Beförderungen unbedingt behalten wollten.
Was Männer anging, hatte ich da schon wesentlich mehr Probleme. Ich hatte (wohl auch durch Vater und Brüder) schon immer hohe Ansprüche, die steigerten sich aber plötzlich, wo ich auch mein Aussehen mochte, noch weiter. Das Feedback wurde um 1000 % Prozent besser, aber mir gefiel niemand so richtig. Da ich schnell merkte, wie sehr ich Männern wehtun kann (das war neu für mich), bekam ich immer mehr Angst, überhaupt mit Männern Dates zu haben. Aber wie konnte ich jemandem wirklich eine Chance geben, wenn ich es nicht versuchte? Ich versuchte es auch ernsthaft mit Männern, von denen ich nicht überzeugt war, weil ich dachte, dass deren Wesen alles überstrahlen könnte. Leider auch erfolglos. Das war wieder eine ziemlich traurige Zeit. Ich bin zwar eigentlich Frohnatur und Optimistin, zweifelte aber langsam dran, dass ich irgendwann mal den Richtigen kennen lernen würde, ob es ihn überhaupt gab, ob Flirten eine Grausamkeit gegenüber Männern ist (wenn ich ihn denn nicht will), ob ich so eine Psychoklatsche habe, dass ich unterbewusst keinen an mich ranlassen konnte, usw. Darüber habe ich auch mit vielen hier im Forum unterhalten, Frankie war mir da z.B. eine große Hilfe.
Glück hatte ich mit meinem Freund, den Rest hatte ich mir eigentlich *weitgehend* erarbeitet, auch die Schulden sind abbezahlt. Was Du im Erfolgs-Thread lesen kannst, hat sich, ob es sich auch schnulzig anhören mag, so zugetragen.
Seitdem lebe ich meinen Traum, anders kann ich es nicht ausdrücken. Heirate ich noch und bekomme Kinder, ist mein Lebensglück am Start.
Ich weiß nicht, ob ich alles so richtig gemacht habe, obwohl es für mich ein gutes Ende zu nehmen scheint. Ich hätte in Therapie gehen sollen, ich
muss Leichen im Keller haben. Mich schaut manchmal immer noch eine Fremde im Spiegel an. Im Gegenlicht sieht man feine Narben, auch wenn die OPs gut gelaufen sind. Ich habe fast bis zur Besessenheit Sport betrieben und gehungert, um Cellulite und Co den Kampf anzusagen. Ich gehe nie ungeschminkt aus dem Haus, Du wirst kein Härchen an Armen und Beinen finden, meine Frisur sitzt perfekt. Meine Wohnung sieht so stylisch aus, dass ich selbst die WC-Bürste aus Japan hab kommen lassen (Swarovski-linke Glitzer am Griff).
Ist das krank oder mein ganz eigener Weg, wie andere Leute Hippies werden und töpfern? Keine Ahnung, ehrlich. Bin ich glücklich heute? Jawoll.
Das ist nun fast eine Art Beichte oder Vorstellung geworden, was solls. Denkt darüber, wie ihr wollt.