Abstimmung zum 27. Schreibwettbewerb "Schnecken...."

In diesem Bereich besteht die Möglichkeit an Schreibwettbewerben teilzunehmen. Probier es gerne einmal aus.

Welche 4 Beiträge zum Thema "Nacktschnecken-Schneckenhaus" gefallen dir am besten?

Umfrage endete am 13 Jun 2012 20:34

Beitrag 1: "Nackt und verletzlich, stets fürchtend vor mehr ..."
7
23%
Beitrag 2: "Kräuterbutterfreunde"
3
10%
Beitrag 3: "jahrelanges streunern, nirgends halbwegs ..."
5
16%
Beitrag 4: "Schnecken"
10
32%
Beitrag 5: "Ich werde diesen Tag niemals vergessen, diesen Tag, ..."
6
19%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 31

ERSTER BEITRAG DES THEMAS
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schwarzkaeppchen
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Abstimmung zum 27. Schreibwettbewerb "Schnecken...."

Beitrag von schwarzkaeppchen »

Vielen Dank für die rege Teilnahme. Jetzt gehts ans Abstimmen. Welche der folgenden Beiträge haben euch wohl am besten gefallen?

Gib deinen Lieblings-Beiträgen je 1 Stimme. 4 Stimmen kannst du maximal vergeben. Die Abstimmung läuft bis Mittwochabend.



Beitrag 1:

Nackt und verletzlich, stets fürchtend vor mehr,
hockst Du vergraben im Haus.
Schleimspuren ziehend und sich labend an den Spuren anderer,
hoffend, irgendwann mehr zu finden als bloße Überbleibsel.
Immer dasselbe, immer im Kreis und immer zu langsam.
Nichts geht voran. Nichts.
Die Einsamkeit brennt, wie Salz auf der Haut.
Raus. Raus auf die Straße. Raus in den Regen. Wo es lauert, das Leben,
das Dich zertrampeln will.
Raus ins Ungewisse. Raus in die Welt.
Sei nackt und verletzlich, sei dürstend nach mehr.
Und wirf ab, was Dich bremst.



Beitrag 2:

Kräuterbutterfreunde

Kennst du das?

Du sitzt da,
in deinem wie luftdicht abgeschlossenen
Schneckenhaus.
Du schreist und schreist.
Niemand kann dich hören.

Sie WOLLEN dich nicht hören,
wollen nicht WISSEN,
was du mit ihnen TEILEN willst.

Untergebuttert haben sie dich.
Mit feinster Kräuterbutter
die Tür zur Außenwelt verschlossen.
Eingesperrt bist du nun.

Kennst du das?

Du bist im Zweifel,
ob die Kräuterbutterzuweisung
gedankenlos geschah,
in bester Absicht gar.

Man wollte dir Gutes tun vielleicht.
Oder seid ihr da draußen
zu professionellen Delikatessenverteilern geworden?
Routiniert Portionen zuweisend,
nichts sehend um euch herum.

Immer schön gleichmäßig,
nicht aus dem Takt kommen.
Kräuterbutterhut um Kräuterbutterhut,
unterbindet ihr jegliche Kommunikation.
Sperrt ein, was nach außen will.
Begrabt lebendig,
was Leben
(mit)teilen
wollte.

Kennst du das?

Freiheit den Nacktschnecken!




Beitrag 3:

jahrelanges streunern, nirgends halbwegs angekommen
mit der zeit sind schlamm und pfützen kein furchtbarer ort mehr
was bringen dächer, unter denen man sich unfrei fühlt?
lieber nackt im regen
als beklemmenung, langeweile, fernweh
dreck und wahn und -
leere



lieber verloren, doch sinnlich und weichgespült?
ehrlich gefragt: ist das nun weniger leer?
zumal:
wird einem über kurz oder über lang
kalt, bitterkalt, so wird man nicht alt

wünscht man sich wieder unter dach und decke?
berieselt geist, vegetiert, lenkt sich ab

endlosschleife, unentschieden, ein remis
vorzüge entpuppen sich als illusionen
draußen und drinnen

ideal-
wärme, bei der nicht die temperatur zählt
freiheit, die einem nicht mehr fehlt



Beitrag 4:

Schnecken

Schnecken beißen nicht,
sie haben keine Krallen
führen keinen Krieg

Schnecken fliegen nicht
Niemals hoch hinaus

Schnecken lieben einfach
Zweifach

Schnecken planen nicht
Bauen kein Haus
Keine doppelten Sicherheiten

Schnecken weinen nicht
Nur Druck macht sie kaputt.



Beitrag 5:

Ich werde diesen Tag niemals vergessen, diesen Tag, der begann, wie Tausende zuvor. Es war noch früh am Morgen. Menschen und Träume schliefen noch. Selbst die Stadt war noch nicht erwacht und hatte mit den Nachwehen der zurückliegenden Nacht zu kämpfen. Sie vermittelte den Eindruck eines weißen Blattes Papier, auf dem eine Kaffeetasse einen Rand hinterlassen hatte. Ich folge dem Pfeil, der mich zu den Taxiständen führen soll. Warum beachte ich ihn überhaupt noch? Ich weiß doch längst, wo es langgeht. Soviel Routine. So wenig Abwechslung. Träge öffne ich die Tür, zwänge mich in den engen Raum zwischen Rückbank und Beifahrersitz. Ich ächze leicht, es nieselt leicht. „Zur Schneckenallee, bitte“ höre ich mich schon beinahe nicht mehr sagen. So viel Gewohnheit. Dem Fahrer schenke ich keine Beachtung, die Menschen auf den Straßen interessieren mich mehr. Langsam, sehr langsam und gedankenverloren schreiten sie ihrer Wege.
An einer Ampel müssen wir anhalten. Mit halbem Ohr nehme ich die Informationen aus dem Radio wahr. Ich habe keine Ahnung, was Absolute Beginner sind, von denen der Bericht zu handeln scheint. Im selben Maße wie mich die Reportage kalt lässt, scheint sie den Taxifahrer zu beängstigen. Er gibt einen lauten Schrei von sich, der das Taxi beinahe ins Wanken bringt. Erst jetzt nehme ich ihn wirklich wahr. Er trägt ein Clownskostüm, was die gesamte Situation noch skurriler auf mich wirken lässt. Er reißt die Fahrertür auf, knallt sie von außen zu und rennt in seinen übergroßen Schuhe, immer noch laut schreiend auf die Straße, während er mich ratlos im Wagen zurücklässt. Er blickt sich nicht um, richtet stattdessen seinen Autoschlüssel auf das Taxi. Es macht klick, und ich sitze zentralverriegelt in einem Taxi vor einer roten Ampel im langsam aufkommenden Berufsverkehr. Den Taxiclown kann ich mittlerweile nicht mehr sehen. Ich höre nur noch die Hupen aufgebrachter Autofahrer. Nach und nach umlagern fremde, bedrohlich wirkende Menschen das Taxi, starren hinein, starren mich an, rütteln an dem Wagen, klopfen mit ihren Fäusten dagegen. Ich schenke ihnen keinen Blick. Ich erröte, mir wird warm, ich fühle mich glitschig, ich fühle mich nackt. Nackt, ohnmächtig, hilflos. Ich kann die Blicke nicht mehr ertragen, hauche meinen Atem an die Fensterscheibe und beginne mit dem Finger zu zeichnen, so wie ich es früher im Wagen meiner Eltern getan habe, als meine Welt noch in Ordnung war. Nur eine Dimension. Ich bemerke die Aufmerksamkeit, die mir von draußen entgegengebracht wird: „Das ist ein Hund“. „Ein Maulwurf.“ „Nein, das ist eine Ratte.“ „Quatsch – eine Ratte hat doch keinen Rüssel“. Auf der Flanke des Elefanten bringe ich ein Schneckenhaus unter. Die Menschen verstehen. Sie lassen von mir und dem Taxi ab, machen sich langsam wieder auf den Weg zu ihren Fahrzeugen, während das Taxi, in dem ich sitze, an den Haken des AB-Schleppdienstes gehängt wird.



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schwarzkaeppchen
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Re: Abstimmung zum 27. Schreibwettbewerb "Schnecken...."

Beitrag von schwarzkaeppchen »

Nur 30 Stimmen? Ein paar mehr dürften es schon noch werden, meint ihr nicht?
"Bewahre deine Illusionen. Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber nicht weiter leben." - Mark Twain

vs

"Leben ist nicht genug, sagte der Schmetterling. Sonnenschein, Freiheit und eine kleine Blume gehören auch dazu." - Hans Christian Andersen
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schwarzkaeppchen
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Re: Abstimmung zum 27. Schreibwettbewerb "Schnecken...."

Beitrag von schwarzkaeppchen »

And the winner issssssssssssssssssssssssssssssssssssssssss :brille1: . Das kann ich euch leider nicht verraten, wer die 10 Stimmen eingesackt hat. "Schnecken" wurde anonym eingereicht und solls wohl auch bleiben. Schade. Gefiel vielen, das Gedicht. Herzlichen Glückwunsch zum Sieg!

Ebenfalls vielen (ganzen 7 Menschen) gefiel der Beitrag von Reyn, nämlich Beitrag 1. Dann darfst du den nächsten Wettbewerb organisieren. Herzlichen Glückwunsch. :good:

Der Beitrag von Valentin, die Nr. 5 wurde mit 6 Stimmen Dritter. Auch dir vielen Dank für die absurd :kopfstand: gute Geschichte.

Nr. 3 wurde anonym eingesendet und erhielt 5 Stimmen. Dir reiche ich einen :regen: , damit du nicht weiter "lieber nackt im regen" sein musst. Wer nimmt dir das schon ab?

Immerhin 3 Lesern gefielen die Kräuterbutterfreunde, die mir, wie sich in den letzten Tagen herausstellte, durchaus wohlgesonnen sind. Dann stelle ich die kräuterbutterverschmierten Teller besser hier hinein :geschirr: . So kann man wenigstens meine Schreie wieder lauter hören :zugabe: .
"Bewahre deine Illusionen. Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber nicht weiter leben." - Mark Twain

vs

"Leben ist nicht genug, sagte der Schmetterling. Sonnenschein, Freiheit und eine kleine Blume gehören auch dazu." - Hans Christian Andersen

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